Kapitel 8

Freitag, tagsüber

»Wie hat Bellman dich überredet?« Gunnar Hagen stand am Fenster und drehte Harry den Rücken zu.

»Nun«, tönte es unverkennbar hinter ihm. »Er hat mir ein ­Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte.« Die Stimme war noch rauher als beim letzten Mal, als er sie gehört hatte, sie hatte aber denselben ruhigen Basston. Hagen wusste, dass ­einige seiner Kolleginnen meinten, das Schönste an Hole sei seine Stimme.

»Und was war das für ein Angebot?«

»Fünfzig Prozent höherer Überstundentarif und doppelte Pensionspunkte.«

Der Dezernatsleiter lachte kurz. »Und du stellst keine Bedingungen?«

»Nur dass ich mir noch einmal selbst meine Gruppe zusammenstellen darf. Ich will nur drei Leute.«

Gunnar Hagen drehte sich um. Harry saß in bequemer Haltung, die langen Beine ausgestreckt, vor Hagens Schreibtisch. Das schmale Gesicht hatte noch mehr Falten bekommen, und die dichten, kurzen Haare waren an den Schläfen grau geworden. Aber er war nicht mehr so mager wie bei ihrer letzten Begegnung. Das Weiß seiner Augen rund um die blaue Iris war vielleicht nicht ganz klar, aber auch nicht mehr komplett von roten Äderchen überzogen wie in Holes schlechtesten Zeiten.

»Bist du noch immer trocken, Harry?«

»Wie eine norwegische Ölquelle, Chef.«

»Hm. Du weißt aber schon, dass die norwegischen Ölquellen nicht trocken sind, sondern bloß geschlossen, bis die Ölpreise wieder steigen?«

»Genau das wollte ich damit sagen.«

Hagen schüttelte den Kopf. »Und ich dachte, du würdest mit den Jahren erwachsener werden.«

»Enttäuschend, nicht wahr? Wir werden nicht klüger, nur älter. Noch immer nichts von Katrine?«

Hagen warf einen Blick auf das Telefon. »Nein.«

»Sollten wir sie vielleicht anrufen?«

»Hallstein!« Der Ruf kam aus dem Wohnzimmer. »Die Kinder wollen, dass du noch mal den Habicht machst.«

Hallstein Smith seufzte resigniert, aber zufrieden, und legte das Buch Miscellany of Sex von Francesca Twinn auf den Küchentisch. Es war zwar interessant zu lesen, dass es auf den Trobriand-Inseln vor Papua-Neuguinea als Akt der Leidenschaft galt, die Augenwimpern der Frauen mit den Zähnen auszureißen, für seine Doktorarbeit war das aber nicht relevant. Da machte es schon deutlich mehr Freude, mit den eigenen Kindern zu spielen. Er war zwar noch müde von der letzten Runde, aber was sollte er machen? Geburtstag war Geburtstag. Und das viermal im Jahr bei vier Kindern. Oder sechsmal, die kleinen Geburtstage mitgerechnet mit eigenen Gästen, wenn die Eltern Geburtstag feierten. Oder zwölfmal, wenn auch der Halbjahrestag gefeiert wurde.

Er war auf dem Weg ins Wohnzimmer, wo die Kinder schon erwartungsvoll kreischten, als es klingelte.

Hallstein Smith öffnete, und die Frau, die vor der Tür stand, starrte ihm überrascht auf den Kopf.

»Ich muss vorgestern was mit Nüssen gegessen haben«, sagte er und kratzte die feuerroten Quaddeln auf seiner Stirn. »Die ­verschwinden in ein paar Tagen wieder.«

Erst jetzt registrierte er, dass sie sich nicht für seinen Ausschlag interessierte.

»Ach das«, sagte er und nahm den Kopfschmuck ab. »Das soll ein Habichtkopf sein.«

»Sieht eher aus wie ein Huhn«, sagte die Frau.

»Es ist eigentlich ein Osterküken, wir spielen aber, dass es ein Hühnerhabicht ist.«

»Mein Name ist Katrine Bratt. Ich bin vom Morddezernat der Osloer Polizei.«

Smith legte den Kopfschmuck zur Seite. »Stimmt, ich habe Sie gestern im Fernsehen gesehen. Geht es um meine Twitter-Nachricht? Das Telefon steht seither nicht mehr still. Es war nicht meine Absicht, einen solchen Wirbel zu verursachen.«

»Darf ich reinkommen?«

»Natürlich, aber … Ich hoffe nur, Sie haben nichts gegen etwas … Kinderlärm?«

Smith erklärte den Kindern, dass sie für eine Weile selber Habicht spielen müssten, und ging mit der Polizistin in die Küche.

»Sie sehen so aus, als könnten Sie einen Kaffee brauchen«, sagte Smith und goss ihr eine Tasse ein, ohne die Antwort abzuwarten.

»Es ist gestern Abend überraschend spät geworden«, sagte Katrine Bratt. »Ich habe verschlafen, ich bin gerade erst aufgestanden. Und dann habe ich auch noch mein Handy zu Hause ver­gessen. Dürfte ich von Ihrem Telefon kurz auf der Dienststelle anrufen?«

Smith reichte ihr sein Telefon und sah die Frau hilflos auf das beinahe antiquarische Ericsson-Gerät starren. »Meine Kinder nennen das Dumm-Phone. Soll ich Ihnen zeigen, wie es geht?«

»Ich glaube, das kriege ich noch hin«, sagte Katrine. »Sagen Sie mir, was Sie diesem Bild entnehmen können?«

Während sie die Nummer eintippte, sah sich Smith das Foto, das sie ihm gegeben hatte, aufmerksam an.

»Ein Eisengebiss«, sagte er. »Aus der Türkei?«

»Nein, Caracas.«

»Ah. Ich weiß, dass es ein ganz ähnliches Gebiss im Archäologischen Museum in Istanbul gibt. Das soll von Soldaten aus der Armee von Alexander dem Großen benutzt worden sein, aber die Historiker bezweifeln das. Sie gehen eher davon aus, dass die Oberschicht es für irgendwelche sadomasochistischen Spielchen verwendet hat.« Smith kratzte sich an der Stirn. »Hat der Täter ein solches Gebiss benutzt?«

»Das wissen wir noch nicht sicher. Wir haben nur die Bisswunden des Opfers, Rost und Reste von schwarzer Farbe.«

»Ah!«, sagte Smith. »Dann müssen wir nach Japan.«

»Müssen wir?« Bratt hielt sich das Telefon ans Ohr.

»Sie haben vielleicht schon mal Fotos von japanischen Frauen gesehen, die sich die Zähne schwarz färben? Man nennt diese Tradition Ohaguro. Das bedeutet so viel wie ›Dunkelheit, nachdem die Sonne untergegangen ist‹. Die Anfänge dafür liegen in der Heian-Periode etwa achthundert Jahre nach Christi Geburt. Und … äh, soll ich weitermachen?«

Katrine hob bestätigend die Hand.

»Im Mittelalter soll ein Mogul im Norden Japans seine Soldaten aufgefordert haben, schwarz bemalte Eisengebisse zu tragen. Die Zähne dienten in erster Linie der Abschreckung, konnten im Nahkampf aber auch als Waffe eingesetzt werden. Kamen einem die Feinde so nah, dass die Handwaffen keine Hilfe mehr waren, konnte man ihnen mit den Zähnen die Kehle aufreißen.«

Die Polizistin signalisierte ihm, dass sie eine Verbindung hatte. »Hallo, Gunnar, hier ist Katrine. Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich von zu Hause aus direkt zu Professor Smith gefahren bin … Ja, das ist der mit der Twitter-Nachricht. Und ich habe mein Handy zu Hause vergessen, sollte also jemand versucht haben, mich zu erreichen …« Sie hörte zu. »Du machst Witze.« Wieder war sie ein paar Sekunden still. »Harry Hole ist einfach zur Tür hereinspaziert und hat gesagt, dass er diesen Fall will? Lass uns später darüber reden.«

Sie gab Smith das Telefon zurück. »Also, erklären Sie mir, was Vampirismus ist.«

»Dann«, sagte Smith, »sollten wir vielleicht einen kleinen Spaziergang machen.«

Katrine ging neben Hallstein Smith über den geschotterten Weg, der vom Haus zu den alten Stallungen führte. Er erzählte ihr, dass seine Frau den Hof und neunzig Ar Land geerbt hatte und dass hier in Grini, nur wenige Kilometer vom Zentrum von Oslo entfernt, noch vor zwei Generationen Kühe und Pferde auf der Weide gestanden hätten. Trotzdem seien die knapp zehn Ar mit dem Bootshaus auf Nesøya, die Teil des Erbes waren, mehr wert. Das hätten sie aus den Angeboten schließen können, die ihnen ihre steinreichen Nachbarn dafür inzwischen gemacht hätten.

»Nesøya liegt nicht direkt vor der Tür, aber wir wollen trotzdem nicht verkaufen, bevor wir nicht wirklich müssen. Wir haben nur ein billiges Aluminiumboot mit einem 25-PS-Motor, aber ich liebe es. Sagen Sie das nicht meiner Frau, aber mir ist das Meer lieber als dieses Bauernland hier.«

»Ich bin auch an der Küste aufgewachsen«, sagte Katrine.

»Bergen, nicht wahr? Ich liebe den Bergener Dialekt. Ich habe ein paar Jahre in der Psychiatrie in Sandviken gearbeitet. Schön, aber viel Regen.«

Katrine nickte langsam. »Ja, in Sandviken regnet es ziemlich viel.«

Sie hatten die Stallungen erreicht. Smith nahm einen Schlüssel heraus und öffnete das Vorhängeschloss.

»Ein dickes Schloss für einen Stall«, sagte Katrine.

»Das vorige war zu klein«, sagte Smith. Er klang verbittert. Katrine trat über die Schwelle und stieß einen leisen Schrei aus, als der Boden unter ihren Füßen nachgab. Sie stand auf einer einen Meter breiten und anderthalb Meter langen, in den Betonboden eingelassenen Metallplatte, die von Druckfedern gehalten wurde. Langsam, nachdem die instabile Platte mehrmals mit ­einem Knirschen an den Rahmen gestoßen war, kam sie zum Stillstand. »Achtundfünfzig Kilo«, sagte Smith.

»Was?«

Er nickte nach links in Richtung eines Pfeils, der auf einer halbmondförmigen Skala zwischen fünfzig und sechzig anzeigte, und sie verstand, dass sie auf einer alten Großviehwaage stand. Sie kniff die Augen zusammen.

»Siebenundfünfzig Komma achtundsechzig.«

Smith lachte. »Auf jeden Fall weit unterhalb des Schlacht­gewichts. Ich muss zugeben, dass ich in der Regel von der Türschwelle über die Waage springe, ich mag den Gedanken nicht, dass jeder Tag mein letzter sein könnte.«

Sie gingen an einer Reihe von Boxen vorbei, bis sie vor einer richtigen Tür stehen blieben. Smith schloss auf. Sie befanden sich in einem Büro mit Schreibtisch und PC. Durch das Fenster sah man die Felder, und an der Wand hing die Zeichnung eines menschlichen Vampirs mit großen, dünnen Fledermausflügeln, langem Hals und viereckigem Gesicht. Das Regal hinter dem Schreibtisch war nur zur Hälfte mit Ordnern und Büchern gefüllt.

»Das ist alles, was jemals über Vampirismus publiziert wurde«, sagte Smith und strich mit der Hand über die Bücher. »Ziemlich übersichtlich. Aber um Ihre Frage, was Vampirismus ist, beantworten zu können, müssen wir zurück zu Vanden Bergh und Kelly ins Jahr 1964.« Smith zog eines der Bücher aus dem Regal, schlug es auf und begann zu lesen: »Vampirismus beschreibt die Handlung, Blut aus einem Objekt – in der Regel einem Objekt der Begierde – zu saugen und dadurch sexuelle Erregung und Befriedigung zu ­erlangen. So die offizielle Definition. Aber Sie wollen noch mehr wissen, nicht wahr?«

»Ich glaube schon«, sagte Katrine und betrachtete die Zeichnung des Menschenvampirs. Ein schönes Werk. Schlicht. Aber es strahlte eine Einsamkeit und Kälte aus, die sie unwillkürlich veranlasste, die Jacke enger um sich zu ziehen.

»Gehen wir ein bisschen mehr in die Tiefe«, sagte Smith. »Um es gleich zu sagen, Vampirismus ist keine wirklich neue Erfindung. Der Name kommt natürlich von den blutrünstigen, menschenähnlichen Wesen, deren Mythen seit vielen Jahrhunderten, besonders in Osteuropa und Griechenland, existieren. Die moderne Vorstellung von Vampiren entwickelte sich erst mit Bram Stokers Dracula 1897 und den ersten Vampirfilmen aus den dreißiger Jahren. Manche Forscher hängen dem Irrglauben an, dass Vampiristen, also ganz normale, aber kranke Menschen, von Letzteren inspiriert sind. Sie vergessen aber, dass Vampirismus bereits in diesem Buch erwähnt wurde.« Smith zog ein uraltes Buch mit einem brüchigen braunen Einband aus dem Regal. »Richard von Krafft-Ebings Psychopathia sexualis aus dem Jahr 1886, also bevor die Vampire richtig bekannt wurden.« Smith stellte das Buch vorsichtig wieder zurück und zog ein anderes Buch heraus.

»Meine eigene Forschung stützt sich darauf, dass Vampirismus verwandt ist mit zum Beispiel Nekrophagie, Nekrophilie und Sadismus, wie es auch der Autor dieses Artikels, Bourgui­gnon, meint.« Smith schlug das Buch auf. »Der Text stammt aus dem Jahr 1983, und Bourguignon schreibt darin: Vampirismus ist eine seltene zwanghafte Persönlichkeitsstörung, die gekennzeichnet ist von einem unbändigen Drang, Blut zu trinken. Der Vampirist folgt einem Ritual, das für ihn entscheidend ist, um mentale Linderung zu erfahren, wie bei anderen zwanghaften Leiden versteht der Vampirist selbst die Bedeutung dieses Rituals aber nicht.«

»Dann tut ein Vampirist einfach das, was Vampiristen tun? Sie können nicht anders?«

»Das ist stark vereinfacht, aber ja.«

»Kann uns einer dieser Ansätze helfen, das Profil eines Mörders zu erstellen, der seinen Opfern das Blut aussaugt?«

»Nein«, sagte Smith und stellte das Buch zurück. »Ein entsprechendes Werk wurde zwar geschrieben, steht aber nicht hier im Regal.«

»Warum nicht?«

»Weil es nie veröffentlicht wurde.«

Katrine musterte Smith. »Ihr eigenes?«

»Mein eigenes«, sagte Smith traurig lächelnd.

»Was ist passiert?«

Smith zuckte mit den Schultern. »Das Umfeld war noch nicht bereit für diese radikale Psychologie. Weil ich dem hier die Stirn geboten habe.« Er zeigte auf einen Buchrücken. »Herschel Prins und seinem 1985 im British Journal of Psychiatry veröffentlichten Artikel. So etwas tut man nicht ungestraft. Ich wurde mit dem Argument niedergemacht, dass meine Resultate auf Fallstudien beruhten und nicht empirisch seien. Aber Empirie ist bei so wenigen Fällen von echtem Vampirismus per se gar nicht möglich, noch dazu lauten die meisten Diagnosen aus Mangel an Wissen Schizophrenie. Es ist mir leider auch nicht gelungen, die Öffentlichkeit für die Vampirismusforschung zu gewinnen. Ich habe es versucht, aber selbst Zeitschriften, die sich liebend gerne über ­irgendwelche amerikanischen B-Promis auslassen, hielten das Thema Vampirismus für unseriös und sensationslüstern. Und als ich endlich genug Forschungsergebnisse zusammenhatte, um mich gegen all diese Widerstände zur Wehr zu setzen, kam der Einbruch. Sie haben mir nicht nur den PC geklaut, sondern auch alles andere.« Smith breitete die Arme aus und zeigte auf die leeren Regalbretter. »All meine Patientenberichte sind weg, das komplette Archiv, bis auf die letzte Seite. Einige böswillige Kollegen behaupten, dass das ein Warnschuss gewesen sei, der mich davor bewahrt hätte, mich mit einer Veröffentlichung meines Materials zum Vampirismus noch mehr der Lächerlichkeit preiszugeben.«

Katrine fuhr mit dem Finger über den Rahmen des Vampirbildes. »Wer bricht irgendwo ein, um Patientenberichte zu stehlen?«

»Das wissen die Götter. Ein Kollege, denke ich. Ich habe damit gerechnet, dass irgendjemand mit meinen Theorien rauskommt, das ist aber nie geschehen.«

»Vielleicht wollten die Ihnen Ihre Patienten abjagen?«

Smith lachte. »Na, herzlichen Glückwunsch! Die sind so verrückt, die will niemand haben, glauben Sie mir. Die sind nur für die Forschung wichtig, nicht für das tägliche Einkommen. Würde meine Frau mit ihren Yogaschulen nicht so gut verdienen, könnten wir Hof und Bootshaus sicher nicht halten. Apropos, da drinnen gibt’s einen Kindergeburtstag, der auf einen Habicht wartet.«

Sie verließen das Büro, und als Smith die Tür abschloss, bemerkte Katrine die kleine Überwachungskamera, die an der Wand über den Boxen montiert war.

»Sie wissen, dass die Polizei bei kleineren Einbrüchen gar keine Ermittlungen mehr aufnimmt?«, fragte sie. »Auch wenn Sie Überwachungsfotos haben.«

»Ja, weiß ich«, sagte Smith seufzend. »Die ist für mich. Falls sie zurückkommen, will ich wissen, mit welchen Kollegen ich es zu tun habe. Ich habe auch draußen und am Tor Kameras installiert.«

Katrine musste lächeln. »Ich dachte, Akademiker wären superintelligente, grundehrliche Menschen, die ihre Nasen nur in Bücher stecken, und keine schnöden Diebe.«

»Oh, ich fürchte, wir sind auch nicht besser als die weniger Intelligenten«, sagte Smith und schüttelte traurig den Kopf. »Mich selbst eingeschlossen, nur damit das gesagt ist.«

»Ach ja?«

»Nichts Aufregendes. Nur ein Fehler, für den ein Kollege mich mit einem Spitznamen belohnt hat. Aber das ist lange her.« Wie lange es auch her sein mochte, Katrine bemerkte trotzdem, wie er kurz das Gesicht verzog.

Auf der Treppe vor dem Wohnhaus reichte Katrine ihm ihre ­Visitenkarte. »Falls die Medien Sie anrufen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie nichts von unserem Gespräch erwähnen. Es könnte einen beunruhigenden Effekt haben, wenn es heißt, dass die Polizei der Vampirtheorie folgt.«

»Ach, die Medien rufen schon nicht an«, sagte Smith und warf einen Blick auf ihre Karte.

»Nicht? Die VG hat Ihre Twitter-Nachricht doch abgedruckt.«

»Aber interviewt haben sie mich nicht. Vielleicht hatten sie Bedenken, weil ich schon einmal die Pferde scheu gemacht habe.«

»Haben Sie?«

»Ja, bei einem Mordfall in den Neunzigern. Ich war mir ziemlich sicher, dass es das Werk eines Vampiristen war. Und dann noch bei einem Fall vor drei Jahren, ich weiß nicht, ob Sie sich daran erinnern.«

»Nein.«

»Es hat damals auch keine großen Schlagzeilen gegeben. Zum Glück, kann man wohl sagen.«

»Das ist jetzt also das dritte Mal, dass Sie Alarm schlagen?«

Smith nickte langsam und sah sie an. »Ja, das dritte Mal. Wie Sie sehen, ist mein Sündenregister ziemlich lang.«

»Hallstein?«, rief eine Frauenstimme von drinnen. »Kommst du?«

»Sofort, Liebes! Gib schon mal Habichtalarm! Kra, kra, kra!«

Als Katrine zum Tor des Grundstücks ging, hörte sie ein Gekreische hinter sich im Haus. Die Hysterie vor dem Hühnermassaker.

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