Die Glastüren zum Garten vor Robs Büro waren weit geöffnet, aber die Wände schienen Katharine dennoch zu erdrücken. Schon den ganzen Tag - seit sie am Morgen durch das Tor des Anwesens gefahren war - hatte sie das Gefühl nicht abschütteln können, dass sie beobachtet wurde. Mit jeder Stunde bildete sie sich heftiger ein, dass unsichtbare Augen sie überwachten, bis sie schließlich sogar den Gärtner verdächtigte, der nachmittags mit Rechen und Besen jedes einzelne Blatt entfernte, das auf den Rasen gefallen war. Sicherlich handelte es sich um einen Spion, der auf sie angesetzt worden war. Dass sie ihn nicht ein einziges Mal ertappte, wie er sie auch nur ansah, geschweige denn mit einer Minikamera Fotos machte oder ein Richtmikrofon - sie hatte davon gehört - in ihre Richtung hielt, konnte sie nicht vom Gegenteil überzeugen. Dabei hätte sie ein Richtmikrofon nicht einmal erkannt, wenn sie darüber gestolpert wäre. Aus Angst vor Wanzen brachte sie es nicht über sich zu telefonieren, und irgendwann hatte sie sogar ihr Telefongerät aufgeschraubt und dessen Innenleben nach einem winzigen Mikrofon durchsucht, das nicht hineingehörte. Schließlich hatte sie es aufgegeben.
Der Tag hatte sich endlos lange hingezogen, und wenn sie sich nicht gesagt hätte, dass es verdächtig wirken würde, wenn sie vorzeitig ginge, wäre sie unmittelbar nach ihren Gesprächen mit Elaine Reynolds und Keith Shelby geflohen.
Statt dessen war sie in Rob Silvers Büro geblieben, mit einer ausgewachsenen Paranoia. Sie hatte versucht, den Eindruck zu erwecken, als sei sie ganz in ihre Arbeit vertieft, die darin bestand, das Skelett von dem Fundort an der Fumarole zu identifizieren. Doch in den vergangenen drei Stunden hatte sie nur daran denken können, was sie im Labor des Serinus-Projekts gesehen hatte.
Und daran, was Rob gestern über die Kanarienvögel gesagt hatte, die man in die Minenschächte herunterließ. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass die Tiere in den Plexiglaszellen genau diesem Zweck dienten. An ihnen wurde getestet, wieviel Gift in der Atmosphäre Sauerstoff atmende Wesen ertragen konnten.
Aber es gab noch eine andere Frage, die sie ängstigte.
Wenn man bedachte, was die Tiere einatmeten und in welchen Mengen, wieso konnten einige von ihnen überleben?
Am Nachmittag suchte sie im Internet Informationen darüber, wie sich die verschiedenen chemischen Substanzen, die in die Plexiglaszellen geleitet wurden, auf Tiere auswirkten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Bei den Konzentrationen giftiger Gase, die sie auf den Monitoren abgelesen hatte, hätten alle diese Tiere tot sein müssen.
Aber sie waren nicht tot.
Die einzige Schlußfolgerung lautete, dass es bei dem Serinus-Projekt um weitaus mehr ging als um eine Studie zur Auswirkung von Luftverschmutzung auf verschiedene Lebensformen.
Offensichtlich wurden Experimente durchgeführt, um die Tiere gegen Gifte in der Atmosphäre resistent zu machen.
Sie dachte an das seltsame Objekt, das sie im letzten Raum gesehen hatte, und daran, was der Techniker gesagt hatte. »Ich dachte, ein neues Gesicht hat vielleicht eine neue Idee.«
Sie hatte nicht lange gebraucht, um dahinterzukommen, dass Takeo Yoshihara mit ihr das gleiche gemacht hatte wie mit den Mitarbeitern des Serinus-Projekts. Die Techniker in den Labors wussten nur so viel wie unbedingt nötig, um ihre Arbeit erledigen zu können, und offenbar hatte Takeo Yoshihara entschieden, dass sie über das Kugelobjekt oder seinen Inhalt nichts wissen sollten. Dennoch machte er keinerlei Anstalten, es zu verbergen.
Die Aufgabe der Techniker bestand wahrscheinlich darin, sich um die Tiere zu kümmern und zu überwachen, welche Mengen der Substanz aus der Kugel ihnen verabreicht wurden.
Ein Gas? Möglicherweise. Sowohl die runde Form des Objekts als auch seine schwer wirkende metallische Zusammensetzung schienen geeignet, hohen Druck auszuhalten. Druck, wie er von einem flüssigen Gas ausgehen würde.
Es schien unmöglich, aber die logische Schlußfolgerung konnte nur lauten: Die Substanz aus der Kugel, die den Tieren verabreicht wurde, diente als Gegenmittel gegen die giftigen Gase, die sie einatmeten. Und da die meisten von ihnen noch lebten, musste es sogar in gewisser Weise funktionieren.
Aber wenn die gashaltige Substanz der Kugel den Stoffwechsel der Tiere veränderte und ihnen ermöglichte, in einer vergifteten Atmosphäre zu überleben, welche Nebenwirkungen traten dann auf?
Sie starrte auf das seltsame Skelett, das sie ausgegraben hatte. Handelte es sich vielleicht doch um eine Art Anthropoiden, der hier in Takeo Yoshiharas Forschungslabor verändert und nach seinem Tod einfach begraben worden war?
Aber dann machte sie sich bewusst, dass dieses Skelett weitaus eher humanoid als anthropoid war, und sie dachte an die Leiche von Mark Reynolds, die unten in einer Schublade lag, und an die geschützten Dateien im Computer. Ihr kam ein erschreckender Gedanke:
War es möglich, dass es in den geschützten Dateien des Serinus-Projekts nicht nur um Tierversuche ging?
Was, wenn die Forschungen auch auf Menschen ausgedehnt worden waren?
Was, wenn sie Mark Reynolds' Leiche nicht deshalb nach Maui gebracht hatten, weil er an den Folgen einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben war?
Die Gedanken rasten durch ihren Kopf. Immer mehr Teile des Puzzles fügten sich zusammen.
Wenn man jemandem Gas zuführte, wie würde man das machen?
Mit Gasflaschen natürlich.
Und Sauerstoffflaschen konnten leicht mit etwas anderem als Sauerstoff gefüllt werden. Mark Reynolds und Shane Shelby waren getaucht, als sie auf Maui waren.
Was, wenn Mark Reynolds und Shane Shelby nicht die einzigen waren?
Die Dateien! Die verdammten geschützten Dateien, an die sie nicht herankam. Aber sie kannte jemanden, der es konnte.
Phil Howell.
Er saß doch die ganze Zeit vor seinem Computer.
Sie griff nach dem Telefonhörer, aber dann dachte sie wieder an die Kameras und die versteckten Mikrofone und legte auf. Paranoia? Wenn auch nur ein Körnchen Wahrheit in der schrecklichen Theorie steckte, die sie sich ausgedacht hatte, dann war an ihren Ängsten überhaupt nichts Paranoides.
Sie sah zur Uhr - fast vier.
Wenn sie jetzt ging, würde es niemanden auffallen, und ihr bliebe noch genug Zeit, zu Phil Howells Büro in Kihei zu fahren. Wenn er nicht dort war, würde sie ihn wahrscheinlich im Computercenter auf der anderen Straßenseite finden. Sie räumte Robs Büro noch etwas auf und benahm sich so unauffällig wie möglich.
Ihr erschien jede Bewegung viel zu bewusst, und sie hatte das Gefühl, sich schon längst verraten zu haben.
Auf einen Zettel schrieb sie eine wohlüberlegte Nachricht für Rob: »Wir treffen uns in Phils Büro - ich habe eine Idee.« Während sie schrieb, spürte sie förmlich, wie ihr eine Kamera über die Schulter spähte, die nicht nur die Worte las, sondern auch ihre Bedeutung verstand. Aber als sie kurz darauf durch die Lobby ging, schaute der Wachmann kaum von seinem Magazin auf und nickte ihr lediglich kurz zu.
Als sie nach Kahului fuhr, überschritt sie die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit nicht um einen Stundenkilometer. Kurz vor der Abkürzung nach Makawao dachte sie an Michael.
Schon seit einer Stunde entwickelte sie die Theorie, dass Mark Reynolds und Shane Shelby etwas anderes als Sauerstoff aus ihren Flaschen eingeatmet hatten. Und seither versuchte sie den Gedanken zu verdrängen, dass auch Michael so etwas widerfahren war.
Einer der Jungen, mit denen er getaucht hatte, war bereits gestorben!
Sie redete sich ein, dass sie ihre Paranoia nicht mehr unter Kontrolle hatte, dass Kioki Santoyas Tod nur ein tragischer, aber bedeutungsloser Zufall war. Doch als sie die Abzweigung nach Makawao erreichte, wusste sie, dass sie keine andere Wahl hatte. Michael hatte gerade Lauftraining. Er musste noch immer draußen auf der Bahn sein. Wenn er dort war und es ihm gut ging, würde sie weiter nach Kihei fahren. Wenn nicht...
Bei dem Gedanken, dass Michael das gleiche Schicksal erleiden könnte wie Mark Reynolds und Shane Shelby, spürte Katharine einen Kloß im Hals, und ihr Herz schlug schneller.
An der Schule angekommen, parkte sie den Explorer so nahe wie möglich an der Laufbahn. Ein Dutzend Jungen standen am anderen Ende des Rasens. Zunächst konnte Katharine Michael nicht erkennen. Dann sah sie ihn. Er kauerte in einem Startblock. Ein Mann, wahrscheinlich der Trainer, hob die rechte Hand, und als er sie herabfallen ließ, stieß sich Michael aus dem Block ab und lief die Bahn entlang. Die anderen Jungen feuerten ihn an.
Als Katharine sah, wie er die Sprintstrecke lief, verflog zumindest ein Teil ihrer Angst.
Egal, was geschehen war, egal, was man Mark Reynolds, Shane Shelby und Kioki Santoya angetan hatte, Michael ging es gut.
Er schien sogar besser denn je in Form zu sein.
Als sie den Motor wieder anließ, bemerkte sie kaum, dass vor ihr ein staubiger Sedan parkte.
Auf jeden Fall bemerkte sie nicht, dass der Mann hinter dem Steuer des Sedans Michael ebenfalls beobachtete.
Genauso aufmerksam wie sie.
Michael atmete erleichtert auf, als er sah, wie seine Mutter davonfuhr und in Richtung Haleakala Highway abbog. Zumindest war sie nicht ausgestiegen - das hätte ihm noch gefehlt! Es war ihm peinlich genug gewesen, dass seine Teamkollegen ihre Übungen unterbrochen und ihm zugesehen hatten, als er zu laufen begann. Wenn seine Mutter auch noch hinzugekommen wäre ...
Schon bei dieser Vorstellung errötete er.
Andererseits, wenn sie ausgestiegen wäre, hätte er ihr zumindest beweisen können, dass er in Bestform war. Schließlich hatte er sämtliche Rekorde gebrochen.
Er hatte Bestleistungen aufgestellt, auch wenn sie nicht offiziell waren, und zwar über fünfzig, hundert und zweihundert Meter, und er fühlte sich immer noch richtig gut. Allerdings hatte er kurz in den Umkleideräumen verschwinden müssen, um noch etwas Ammoniak einzuatmen. Als seine Mutter um die Ecke gebogen war, konzentrierte er sich wieder voll auf die Strecke.
Er hatte sämtliche Schulrekorde gebrochen, aber er hatte immer noch Lust zu laufen. Vielleicht sollte er sich noch an einer längeren Strecke versuchen.
Er machte sich für die Viertelmeile bereit. Nach dem Start suchte er sich ein angenehmes Tempo, und als er die erste Kurve erreichte, atmete er nicht einmal schwer. Er hielt das Tempo, bis er auf die Gerade gegenüber den Tribünen kam, dann beschleunigte er.
Vor einem Monat - ja, noch vor einer Woche - hätte er schon jetzt die Anstrengung gespürt. Sein Atem wäre kürzer, seine Beine wären bereits schwerer geworden. Am Ende der Geraden hätte er nur noch gehen können, und wenn er nicht völlig zusammengebrochen wäre, hätte er japsend und nach Luft schnappend dagestanden und die Arme in die Hüften gestemmt, bis er wieder einigermaßen normal hätte atmen können. Aber heute spürte er keine Schmerzen in den Beinen, und sein Atem ging regelmäßig, auch wenn er jetzt doch merkte, dass er seinem Körper sehr viel abverlangte.
Langsam spürte er wieder dieses beklemmende Gefühl in der Brust. Es tat nicht richtig weh, aber irgend etwas stimmte nicht.
Er bog in die Kurve ein und beschleunigte noch etwas. Wo immer der Schmerz herkam, er würde vergehen, wenn er ihn ignorierte. Locker lief er an den leeren Tribünen vorbei. Dabei stellte er sich vor, wie die Leute ihm zujubelten. Noch einmal erhöhte er das Tempo, wobei seine Lunge mehr Arbeit leisten musste als seine Beine.
Er beendete die zweite Runde. Jetzt spürte er die Hitze in seinen Beinen. Seine Brust schmerzte, aber es war anders als der asthmatische Schmerz, mit dem er aufgewachsen war.
Dieses Gefühl stammte daher, dass er sich anstrengte, und er glaubte nur weiterlaufen zu müssen, um den Schmerz zu überwinden. Er durfte ihm nicht nachgeben, musste seine Geschwindigkeit nur beibehalten oder sogar noch etwas steigern, dann würde er sicher dieses Hochgefühl des Läufers erleben, von dem er immer gehört, das er aber selbst noch nie erlebt hatte. Als er die dritte Runde beendete, lief sein Trainer auf die Bahn und schloß sich ihm an.
»Was ist los, Sundquist? Du hast doch gesagt, du könntest keine Langstrecke laufen.«
Grinsend schaute Michael kurz zur Seite. »Mir war einfach nach Laufen.«
Peters sah ihn fragend an. »Hast du etwa was eingenommen?«
Michael fühlte sich ertappt. Was sollte er sagen? Sollte er lügen? Aber Ammoniak war doch keine Droge. Es war doch nur ein Reinigungsmittel.
Die Warnungen, die er auf dem Etikett gelesen hatte, schossen ihm durch den Kopf. Aber wenn das Zeug wirklich so giftig war, wieso fühlte er sich dann so gut?
Doch dann fühlte er sich mit einemmal gar nicht mehr so gut.
Der Durchbruch, auf den er gewartet hatte - der Phe-romonschub, der den Schmerz aus seiner Brust spülen und ihm den zweiten Atem für die letzten vierhundert Meter geben sollte -, blieb aus.
Statt dessen wurde der Schmerz in seiner Brust schlimmer, und seine Beine brannten wie Feuer.
Das Ammoniak, das musste es sein.
Bestimmt.
Die Schmerzen wurden mit jeder Sekunde ärger, und er spürte, wie seine Beine nachgaben.
Mach weiter. Wenn du weitermachst, kannst du es schaffen.
Der Trainer, der immer noch neben ihm lief, fragte: »Was ist, Sundquist? Du siehst gar nicht gut aus.«
Offenbar sah man ihm an, welche Schmerzen er hatte. Wenn er erwischt wurde - wenn der Trainer herausfand, was er mit dem Ammoniak gemacht hatte -, warf er ihn bestimmt aus dem Laufteam.
Lauf weiter, sagte er sich. Lauf weiter, es wird schon werden.
Aber als er in die letzte Kurve einbog, spürte er, wie seine Beine nachgaben und er immer langsamer wurde.
Sein Atem ging stoßweise, und jedesmal, wenn er einatmete, war es, als bohrten sich Messer in seine Brust.
Er stolperte und kam völlig aus dem Rhythmus. Kaum hatte er ihn wiedergefunden, da stolperte er erneut. Um nicht auf die Bahn zu stürzen, lief er auf den Rasen des Footballfeldes, wo er schließlich zusammenbrach.
»Sundquist? Sundquist!« Jack Peters kniete neben ihm. Michael lag auf dem Rücken und starrte in den Himmel. Alles wurde dunkler, Blitze zuckten vor seinen Augen. Gleich würde er ohnmächtig werden.
Oder sterben.
Nein, er wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Er hatte sich doch so gut gefühlt und war so gut gelaufen wie noch nie in seinem Leben.
Er musste wieder auf die Beine kommen. Er musste da durch, musste einfach weiterlaufen. Doch als er sich aufzurappeln versuchte, verlor er das Gleichgewicht und stürzte wieder zu Boden. Dann spürte er auf den Schultern die Hände seines Trainers, der ihn umdrehte.
»Bleib einfach liegen«, hörte er ihn sagen. »Was ist denn, Sundquist? Sag mir, was mit dir ist!«
Die Dunkelheit umhüllte ihn, und wie er auch um Luft rang, er konnte nicht mehr atmen.
Dann spürte er, wie andere Hände ihn berührten, und hörte eine andere Stimme.
Rick Pieper.
»Michael! Michael, was hast du?«
Michael spürte, wie jegliche Kraft aus seinem Körper wich. Er versuchte etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton hervor.
Entsetzt und hilflos sah Rick Pieper seinen Trainer an. Kioki Santoya war tot, Jeff Kina und Josh Malani waren verschwunden. Und jetzt schien auch Michael vor seinen Augen zu sterben.
»Machen Sie doch etwas!« flehte er. »Um Gottes willen, können Sie denn nichts tun?«
Der Trainer beugte sich herab. »Was ist?« Er sprach in Michaels Ohr. »Was willst du uns sagen?«
Michaels Zunge schien anzuschwellen, aber er kämpfte und brachte schließlich kaum hörbar das eine Wort heraus.
»A...Ammoniak ...«
Völlig erschöpft fiel er nach hinten auf den Rasen. Seine Arme und Beine zuckten.
Takeo Yoshihara und Stephen Jameson saßen in dem Hubschrauber, als die Nachricht sie erreichte, dass Michael Sundquist auf dem Sportgelände der Bailey High School zusammengebrochen war.
»Wie weit sind wir entfernt?« fragte Yoshihara in das Mikrofon, durch das er trotz der dröhnenden Rotoren mit dem Piloten kommunizieren konnte.
»Wir können in fünf Minuten dort sein«, antwortete der Pilot.
»Dann los«, befahl Yoshihara. Er wandte sich an Stephen Jameson. »Wird er es schaffen?«
»Wenn wir vor dem Krankenwagen eintreffen, ja«, sagte Jameson. »Aber wenn sie ihn so versorgen wie den Jungen in Los Angeles, töten sie ihn.«
»Dann sprechen Sie mit den Sanitätern«, sagte Yoshihara. »Erklären Sie ihnen, dass Sie der behandelnde Arzt des Jungen sind und sie nichts unternehmen sollen, bevor Sie eintreffen.«
Der Pilot meldete sich über Funk. »Das geht leider nicht. Wir senden nicht auf derselben Frequenz wie die Ambulanz. Wenn man vom Teufel spricht - sehen Sie!« Er zeigte nach unten. Rechterhand sahen sie den Krankenwagen, der mit hoher Geschwindigkeit und Blaulicht auf der Straße fuhr.
»Schneller«, befahl Takeo Yoshihara. Er sprach nicht besonders laut, aber mit bedrohlicher Autorität.
Der Pilot neigte die Maschine leicht nach vorn, beschleunigte die Rotoren, und mit einem Ruck, der eine Welle der Übelkeit in Jameson aufsteigen ließ, schoß der Hubschrauber vorwärts. Falls Yoshihara ähnliches verspürte, ließ er es sich nicht anmerken.
Sie erreichten die Schule eine halbe Minute vor dem Krankenwagen. Als die Sanitäter mit einer Bahre herbeigelaufen kamen, hatte Dr. Jameson schon alles unter Kontrolle.
Die Sanitäter folgte seinen Anweisungen, ohne zu zögern. Sie legten Michael auf die Bahre und luden ihn in den Helikopter.
»Zum Maui Memorial Hospital?« fragte der Pilot, der die Maschine schon für den Abflug aufheulen ließ.
Takeo Yoshihara schüttelte den Kopf. »Nach Hause.«
Wie die Sanitäter gehorchte auch der Pilot sofort.