Kapitel 28 MANOA-TAL

30. OKTOBER, 13:45 UHR

Der Pick-up kurvte die einspurige Straße zum Manoa-Tal hinauf. Es war ein verbeulter, in sieben unterschiedlichen Farben lackierter Toyota mit einem Surfbrettgestell und extradicken Reifen, die aussahen, als ob sie an Elefantiasis litten. Er hielt am Eingangstor vor dem Tunnel an, und ein Mann stieg aus. Er ging zum Tor hinüber und las das Schild: PRIVAT. ZUTRITT VERBOTEN.

»Scheiße.« Eric Jansen rüttelte am Tor. Verschlossen. Er untersuchte das Schloss. Es war ein Codeschloss. Er probierte einige Firmencodes aus, aber keiner von ihnen funktionierte. Der verfluchte Vin hat sicher den Schlüsselcode geändert, dachte Eric.

Er fuhr den Pick-up wieder ein Stück die Zugangsstraße bis zu einer Ausweichbucht hinunter, wo er ihn im lichten Unterholz abstellte. Wenn jemand von Nanigen ihn bemerken sollte, würde er annehmen, dass er einem Marihuanafarmer gehörte, der von hier zu seiner geheimen Plantage in den Bergen aufgestiegen war. Bestimmt würde er ihn nicht mit dem Technischen Leiter des Unternehmens in Verbindung bringen, der seinen Bruder suchte.

Er zog einen Rucksack auf, eilte die Straße hinauf, schlüpfte unter dem Tor durch und lief durch den Tunnel. Im Tal angekommen, verließ er die Straße und ging ein Stück in den Wald hinein, bis er außer Sicht war. Dort öffnete er den Rucksack und holte einen Laptop und einen kompliziert aussehenden Kasten voller elektronischer Schaltungen heraus, der mit seinen verlöteten Platinen und einer Antenne irgendwie selbst gebastelt aussah. Er setzte ein Paar Kopfhörer auf und suchte das 70-bis-90-Gigahertz-Band ab. Er hörte nichts. Er wechselte die Frequenz und stellte das Band von Nanigens drahtlosem Kommunikationsnetz ein. Dort hörte er nur ein verstümmeltes Zischsignal. Das war immer zu hören. Der firmeninterne Funkverkehr. Das Problem war nur, ihn zu entziffern.

Er wartete drei Stunden und horchte, ob er nicht doch noch einen Funkspruch aus dem Tal auffangen konnte. Als die Batterie allmählich ihren Geist aufgab, packte er seine Sachen zusammen und eilte die Straße hinauf, durch den Tunnel, zurück zu seinem Pick-up und fuhr davon. Niemand hatte ihn bemerkt. Außerdem war sowieso niemand da gewesen. Er würde morgen wieder zurückkommen und das Frequenzband abhören. Nur für den Fall, das Peter und die anderen irgendwo in diesem Tal waren. Er wusste nicht, wo sie waren, nur dass sie vermisst wurden.

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