Kapitel 50 TENSORKERN

1. NOVEMBER, 5:10 UHR

Das ist kein schlechter Tod«, meinte Drake. »Du wirst kaum etwas spüren.« Er gab neue Kommandos in die Fernbedienung ein.

Eric lag neben der Tür zum Generatorraum, mit dem Rücken gegen die Wand des Omicron-Labors gestützt, da. Er war von Drakes Schlägen immer noch benommen. Drake hielt ihm die Pistole vors Gesicht, um ihm mit der Lampe in die Augen zu leuchten. Eric spürte, wie ein Roboter ihm die Stirn aufschnitt. Ganz langsam träufelte jetzt Blut über sein Gesicht und lief ihm in die Augen. Er konnte vor seinen Augen kleine Körnchen schweben sehen, deren Propeller wie Moskitos sirrten. Offensichtlich konnte Drake sie mit seiner Fernbedienung steuern, denn plötzlich flogen sie alle auf sein Gesicht zu. Er spürte, wie sie auf seinen Wangen und seinem Hals landeten und seine Augenlider erkundeten. Ein Roboter kroch ihm ins Hemd. Er konnte ihn fühlen, und er hörte seinen Motor summen.

»Siehst du, wie sie mich ignorieren?« Drake beschäftigte sich wieder mit der Robotersteuerung. »Sie tun das, weil ich dieses Gerät hier habe.« Drake bewegte mit dem Daumen einen Joystick. Plötzlich kroch ein Roboter Erics Wangen empor bis zu seinem Augenwinkel. »Ich kann sie in jede deiner Körperöffnungen kriechen lassen.«

»Warum tust du mir das an?«

»Reine Forschungsarbeit, Eric.«

Eric spürte einen leichten Stich in der Nähe seines Augenwinkels. Der Roboter war mit seiner Schere in seine Haut eingedrungen und schnitt jetzt ein Loch hinein. Er steckte seinen Kopf in das Loch und begann, sich hineinzuarbeiten, wobei er mit seinen Klingen die Hautzellen zerschnitt, die ihm im Weg waren. Aus Erics Wange quoll ein Blutströpfchen hervor.

Die Polizeifahrzeuge sperrten die Zugangsstraße zum Industriegelände ab und richteten einen Sicherheitskordon um das Nanigen-Gebäude ein. Die Mannschaftswagen gingen in Position, und die Geiselrettungseinheit machte sich bereit. Die Blinklichter der Streifenwagen spiegelten sich in der Metallfassade des Firmengebäudes.

Dan Watanabe wartete hinter einem der Wagen und beobachtete die Eingangstür des Baus. Er hatte die Einsatzleitung dem Chef des Sondereinsatzkommandos, Kevin Hope, übergeben. Der würde ihn allerdings in seine Entscheidungen einbinden. »Wo ist Dorothy?«, fragte er.

»Auf dem Weg hierher«, antwortete Hope.

»Was ist mit der Dekontaminierungseinheit der Feuerwehr?«

Als Antwort auf diese Frage brauste ein gelber Van heran und hielt direkt vor ihnen mit quietschenden Reifen an. Ein Feuerwehrtrupp stürmte heraus und zog Schutzkleidung an. Danach begann er sofort, ein Dekontaminationszentrum mit einem Zelt, Waschgelegenheiten und einer Behandlungsstation für eventuelle Opfer einzurichten.

»Was ist in diesem Gebäude, ein Virus?«, wollte Hope von Watanabe wissen. Er hatte den Einsatzbefehl erst vor zwanzig Minuten erhalten und wusste noch nicht, womit genau er es hier zu tun haben würde.

»Kein Virus. Roboter«, erwiderte Watanabe.

»Wie bitte?«

»Winzige Roboter. Sie beißen.«

Commander Hope sah ihn mit einem eigenartigen Blick an. »Erzählen Sie mir bloß nicht, dass wir hier ein Feuergefecht mit Robotern veranstalten, Dan.«

»Keine Chance. Sie würden sie mit Ihren Waffen überhaupt nicht treffen.«

»Irgendwelche Geiseln im Gebäude?«

»Nicht dass wir wüssten. Ich kann’s aber auch nicht ausschließen«, antwortete Watanabe. Jemand reichte ihm eine Einsatzweste. Dann drückte ihm jemand ein Vielkanal-Funkgerät in die Hand. »Soll ich jetzt da drin anrufen?«, fragte er Commander Hope.

Der grinste ihn trocken an. »Sie haben uns in diesen Einsatz reingeredet, Dan, und Sie werden uns auch wieder rausreden.«

Watanabe zuckte die Achseln und holte einen Zettel aus der Tasche, auf den er eine Telefonnummer geschrieben hatte. Dann wählte er die Nummer.

Im Omicron-Labor konnte Eric fühlen, wie ein halbes Dutzend Roboter in seine Haut eindrang. Er spürte die kleinen Stiche, wenn sie sich in ihn hineingruben. Drake hielt ihm immer noch die Pistole vors Gesicht und leuchtete ihm mit der Lampe in die Augen. Eric fragte sich, ob er Drake zwingen sollte, ihm in den Kopf zu schießen, oder ob er noch ein paar Minuten warten sollte, bis die Roboter von innen seine Arterien aufschlitzten.

In diesem Moment war in Drakes Jackett ein schwaches Summen zu hören. Er holte sein Handy heraus und schaute auf die Anruferkennung. UNTERDRÜCKT, teilte sie ihm mit. Er entschloss sich, den Anruf anzunehmen. Er atmete einmal tief durch, um seine Herzschlagfrequenz nach unten zu bringen. »Ja?«

»Vincent Drake?«

»Wer ist am Apparat?«

»Dan Watanabe, Sir, Honolulu Police. Sir, ist außer Ihnen jemand in diesem Gebäude?«

»Du meine Güte, Dan. Ich bin ganz allein hier. Ich mache Überstunden. Worum geht es denn?«

»Sir, wir haben das Gebäude umstellt. Würden Sie bitte ganz langsam mit den Händen auf dem Kopf herauskommen? Ihnen wird nichts passieren, das verspreche ich.«

»Du liebe Zeit, Dan! Da muss ein Irrtum vorliegen. Ich werde gerne Ihrer Aufforderung nachkommen – geben Sie mir nur noch einen kleinen Moment.«

»Sir, wir möchten, dass Sie unverzüglich herauskommen –«

»Gewiss. Durchaus.« Drake schaltete sein Handy ab und trat mit wutverzerrtem Gesicht an Eric heran. »Du bist zur Polizei gegangen.«

Eric schüttelte den Kopf. Er hatte bereits eine Menge Blut verloren. Sein Hemd wurde zusehends dunkler, und er konnte spüren, wie ihm eine warme Flüssigkeit den Hals herunterrann.

Drake beugte sich über Eric und zog ihn auf die Füße. »Du bist genau wie dein verdammter Bruder. Immer müsst ihre eure Nase in alles reinstecken.« Sie standen sich Auge in Auge gegenüber. »Ups!«, sagte Drake und tätschelte Eric die Wange. »Ich glaube, da steckt einer in deinem Auge.«

Greif dir die Fernsteuerung!

Er fasste mit seiner linken Hand an die Türklinke direkt hinter ihm. Jetzt drückte er sie herunter. Die Tür öffnete sich plötzlich nach innen, und Eric fiel rückwärts in den Generatorraum und nahm dabei Drake mit. Er streckte seine rechte Hand aus und riss noch im Fallen Drake das Steuergerät aus der Hand.

Drake fluchte, riss sich von ihm los und kroch über Eric hinweg ein Stück in den Generatorraum hinein. Dann feuerte er seine Pistole ab. Eric spürte den Einschlag in seinem Bein, als die Kugel in den Schenkel eindrang, fühlte jedoch seltsamerweise keinerlei Schmerz. Er stand unter Schock. Aber er hatte jetzt das Gerät, das war die Hauptsache. Er wusste, was er damit tun musste. Er schlug es immer wieder gegen den Boden, zerschmetterte es und fühlte, wie es unter seinen Händen in Stücke brach.

Jetzt konnte niemand mehr die Roboter steuern.

Dann sah er zu seinem Erstaunen die Pistole direkt vor sich auf dem Boden liegen, während Drake wieder auf die Füße zu kommen versuchte. Drake hatte sie fallen lassen. Drake und Eric stürzten sich gleichzeitig auf sie.

Karen und Rick sahen, wie sich plötzlich die Tür öffnete und zwei riesengroße menschliche Gestalten in den Raum hineinfielen. Die Pistole ging los, und die Schockwelle des Schusses brachte die beiden Mikromenschen ins Schwanken. Augenblicke später stürzten die beiden Riesen auf den Boden. Der Aufprall ließ den ganzen Boden erzittern, sodass Rick und Karen ein Stück in die Luft geschleudert wurden. Ein Blutstropfen schlug direkt neben ihnen ein und zersprang in viele kleine Tröpfchen. Sie rappelten sich wieder hoch und setzten ihren Hindernislauf in Richtung des weißen Kreises fort.

Einer der Männer rollte sich auf den Rücken. Er hielt die Robotersteuerung in der Hand und donnerte sie immer wieder auf den Boden. Sie brach auseinander, und größere Teile von Elektronikplatinen flogen über Karen hinweg. Einer von ihnen traf sie und riss sie von den Beinen. Sie sah, wie die Pistole quer über den Boden auf sie zuschlitterte. Sie war sich sicher, von ihr zerschmettert zu werden. Im letzten Moment konnte sie ihr durch einen gewagten Sprung ausweichen, während die beiden Männer über der Waffe zusammenstießen. Einen Augenblick später hatte Eric die Pistole in der Hand und richtete sie auf Drake, der vor ihm auf dem Rücken lag.

Eric selbst lag neben Drake auf dem Boden. Er rollte sich herum und richtete sich langsam auf, während das Blut seine Beine herunterlief. Er hielt Drake die Pistole direkt vors Gesicht. »Eine Bewegung … und ich blas dir den Kopf weg.«

»Warte, Eric«, säuselte Drake. »Wir können noch hier rauskommen. Lebendig. Zusammen.«

»Keine Chance. Du hast meinen kleinen Bruder umgebracht.« Eric krümmte den Finger um den Abzug.

»Aber Eric … du irrst dich … ich habe alles getan, um ihn zu retten.«

»Du widerst mich an.«

Rick und Karen erreichten den Kreis. Um sich herum konnten sie plötzlich den tiefen vibrierenden Puls der Roboterpropeller hören. Sie kümmerten sich nicht länger darum, was die beiden Riesenmänner anstellten. Jetzt mussten sie sich selbst retten. Im Zentrum des Kreises befand sich eine Bodenklappe mit einem versenkten Griff, die einem Kanaldeckel ähnelte. Karen und Rick kamen gleichzeitig an der Bodenluke an.

Rick warf sich auf die Knie und zog an dem Griff.

Nichts passierte.

Die Bodenklappe schien zu klemmen. Inzwischen hatten sich einige Roboter um sie versammelt und schwebten angriffsbereit über ihren Köpfen. Einer flog auf sie zu und versuchte Karen mit seinen Messern zu stechen. Sie schwang ihre Machete und warf den Roboter mit einem gezielten Hieb aus der Bahn. Der zog sich daraufhin zurück.

Karen hielt immer noch ihre Machete hoch. »Rücken an Rücken!«, rief sie Rick zu.

Rick Hutter richtete sich auf und deckte mit erhobener Machete Karen den Rücken. Die Roboter zogen immer engere Kreise um sie. Ab und an startete einer von ihnen einen Angriff und streckte ihnen seine Stahlklingen entgegen. Rick ließ seine Machete über dem Kopf kreisen. Er schaffte es, einem Roboter die Komplexaugen abzuhacken. Der Roboter prallte auf den Boden, und sein Hals wand sich orientierungslos hin und her. Dann stieg er wieder auf und flog offensichtlich ziellos davon.

Sie hieben weiterhin auf ihre Angreifer ein, aber die kannten keine Furcht und waren ohne jeden Selbsterhaltungstrieb. »Öffne die Klappe! Ich geb dir Deckung!«, rief Karen jetzt Rick zu.

Rick beugte sich hinunter und zog erneut an dem Griff, während Karen mit beiden Beinen über ihm stand und die Roboter abwehrte. Aber die Klappe wollte sich einfach nicht öffnen. Er versuchte, sie mit der Spitze seiner Machete aufzuhebeln. Als ihm das nicht gelang, hackte er mit der ganzen Machete auf sie ein. Wenn er sie schon nicht öffnen konnte, konnte er sie vielleicht durchschneiden. Aber die Klinge prallte wirkungslos an dem Kunststoff ab. »Ich kriege sie einfach nicht auf!«

»Hör mal, Rick – au!« Sie schrie vor Schmerz laut auf. Ein Roboter hatte ihr einen schlimmen Schnitt verpasst. »Versuch’s noch mal! Mach schnell!«, schrie sie ihn an.

Das gab ihm den nötigen Kick. Er packte den Griff und zog mit aller Macht. Plötzlich sprang die Klappe auf. Ein einzelner roter Knopf wurde sichtbar, auf den er jetzt mit beiden Beinen sprang.

Der Boden bewegte sich. Das Sechseck begann abzusinken, bis sie von einer sechseckigen Kammer verschluckt waren. In der Zwischenzeit war ein Roboter in das Sechseck hineingeraten. Er schien verwirrt. Rick wehrte ihn ab und schlug mit seiner Machete auf ihn ein, während dieser immer wieder gegen die Kammerwände prallte.

Das Licht veränderte seine Farbe, dann hörte man ein lautes Summen. Rick Hutter hatte das Gefühl, in einen Traum abzudriften, bis er meinte, frei im Raum zu schweben, mit dem Roboter zu tanzen, mit Karen zu tanzen, wobei sich alle drei in einem verrückten Walzer unaufhörlich umeinanderbewegten.

Der Tensorgenerator lief an, die Magnetfelder überkreuzten sich mehrfach und verschlangen sich zu poloidalen Windungen. Dann fuhren die Sechsecke wieder auf die Fußbodenebene hoch. Rick Hutter und Karen King fühlten sich noch etwas benommen. Neben ihnen stand ein riesiger Roboter. Die beiden Menschen hatten wieder ihre normale Größe angenommen. Der Roboter war jetzt so groß wie ein Kühlschrank.

Eric lag auf dem Boden und blutete heftig aus der Schusswunde an seinem Bein und aus den zahlreichen Schnitten, die ihm die Roboter verpasst hatten. Er war gerade noch bei Bewusstsein und richtete weiterhin die Pistole auf Drake, der jetzt auf ihn zuzukriechen begann. Drakes Gesicht war inzwischen die Angst deutlich anzusehen.

»Wir bringen Eric hier raus«, rief Rick Karen zu. Sie packten Eric an seinen Schultern und Füßen und zogen ihn aus der Kammer heraus. Dabei rutschte ihm die Pistole aus der Hand und fiel zu Boden. Drake stand jetzt ebenfalls auf, machte jedoch einen großen Fehler. Anstatt sofort zur Tür zu eilen, wollte er sich die Pistole beschaffen.

In diesen Sekunden konnten Karen und Rick Eric Jansen vollends aus dem Generatorraum ziehen und dann die Tür zuschlagen. Wie so viele andere Türen im Nanigen-Gebäude hatte auch diese nur ein ganz einfaches Schloss. Karen legte den Riegel vor.

Jetzt war Drake im Generatorraum in der Gesellschaft von hundert fliegenden Mikrorobotern und einer riesigen Kampfmaschine eingeschlossen. Der große Roboter saß auf dem Boden, richtete seine Komplexaugen abwechselnd nach rechts und nach links und wendete seinen Schlangenhals hin und her. Seine Propellerturbine lief auf Hochtouren, aber er konnte nicht abheben. Er war zu schwer geworden, um zu fliegen.

Drake blickte zu dem Monster hinüber und stand dann mit der Pistole in der Hand auf. Rick und Karen konnten ihn durch das kugelsichere Fenster beobachten. Drake hob die Robotersteuerung auf. Eric hatte sie jedoch gründlich zertrümmert, deshalb warf er sie wütend in die Ecke.

Sie sahen, wie sich Drakes Lippen bewegten. Gleichzeitig konnten sie seine Stimme ganz schwach durch das Glas hören: »Lasst mich raus!«

Rick schüttelte den Kopf.

Drake feuerte auf das Fenster. Die Kugel drang in das Glas ein, konnte es jedoch nicht durchschlagen.

Drake trat ganz dicht ans Fenster heran. »Bitte helft mir. Es tut mir alles schrecklich leid.« Plötzlich hing von seiner Nasenspitze ein kleiner Blutstropfen herab. Er trat ein paar Schritte zurück, blickte wild um sich und schlug nach einem Roboter, der wie eine kleine Mücke um seinen Kopf herumschwirrte. Er fluchte und fuchtelte mit seiner Pistole herum, wobei der Strahl ihrer Lampe im Zickzack durch den ganzen Raum huschte. Schließlich fing er einen Roboter in diesem Lichtstrahl ein und schoss auf ihn. Dann fuhr er mit der Waffe herum und schoss erneut. Wieder und wieder feuerte er auf die Roboter, bis der ganze Tensorraum voller Pulverdampf war.

Dann klingelte erneut sein Handy. Er holte es aus der Tasche. »Hallo, Lieutenant. Würden Sie mich bitte hier rausholen? Ich werde Ihnen natürlich alles erzählen. Ich habe hier im Generatorraum ein paar Probleme. Im Generatorraum. Im Zentrum des Gebäudes. Roboter? Hier drin gibt es keine Roboter, Dan, hier ist es vollkommen sicher …« Das Handy rutschte ihm aus seinen blutigen Fingern und rasselte auf den Boden. Das aus seiner Nase tropfende Blut hatte inzwischen sein ganzes Hemd durchnässt.

Drake hustete. Dabei spritzte das Blut in alle Richtungen. Er wankte zum Fenster hinüber, presste sein Gesicht an das Glas und starrte Rick und Karen böse an. »Ich werde euch umbringen! Das schwöre ich –« Plötzlich weiteten sich seine Augen. In seinem rechten Augenwinkel bildete sich plötzlich ein kleiner Blutstropfen. Gleich darauf bohrte sich ein Roboter von innen in die Bindehaut und kroch dann über das ganze Auge, wobei er eine Blutspur hinter sich herzog. Drake schien den Roboter auf seinem Weg zu beobachten. »Geh bloß weg«, flüsterte er und fasste sich mit einem Finger ins Auge. Danach starrte er auf seine blutige Fingerspitze und schrie.

Dann hielt er sich die Pistole an die Schläfe und drückte ab.

Nichts passierte. Er hatte alle Kugeln auf die Roboter verschossen.

Hinter seinem Rücken richtete derweil der Riesenroboter seine Augen auf ihn. Er kroch ganz langsam auf ihn zu, wobei er seine Arme hinter sich herzog. Plötzlich schnellte sein Schlangenhals nach vorn, und die Klingen bohrten sich in Drakes Unterleib und schnitten seine Körperhöhle von unten nach oben durch, bis sie aus seiner Brust wieder heraustraten. Dann hob der Roboter den Körper in die Höhe, schüttelte ihn und schleuderte ihn quer durch den Raum.

Rick und Karen kümmerten sich derweil um Eric Jansen. Rick riss sich sein Hemd vom Leib und wickelte es als Blutkompresse um Erics Bein. Dann fasste er ihn unter den Schultern und trug und zerrte ihn durch das Omicron-Labor. Eric war kaum noch bei Bewusstsein, da er eine Menge Blut verloren hatte. Dann hörten sie das Summen der Roboter. Einige von ihnen waren ihnen aus dem Nebenraum gefolgt. Karen fühlte einen Stich in ihrem Genick und schlug mit der Hand darauf. Als sie sie zurückzog, war sie voller Blut.

»Der Raum ist kontaminiert! Raus hier, Rick!« Ohne groß nachzudenken, packte sie mit einer Hand Eric und versuchte, ihn auf ihren Rücken zu ziehen. Als sie das nicht schaffte, dachte sie einen Moment: Verdammt, was ist los? Die Superkräfte hatten sie verlassen.

Trotzdem gelang es ihnen, Eric in den Korridor zu schleppen. Dort trafen sie auf einen ganzen Trupp Polizisten in schwerer Schutzkleidung, die mit gezogenen Pistolen auf sie zustürmten. Ihnen folgte ein etwas übergewichtiger Zivilfahnder. Er trug eine Einsatzweste, war aber offensichtlich kein Mitglied der SWAT-Einheit.

»Nicht weiter!«, rief ihnen Rick zu. »Roboter!«

»Ich weiß«, sagte der Kripobeamte in ruhigem Ton. Er wandte sich an die Einsatzkräfte. »Bringt sie hier raus, schnell.« Dann fragte er Rick und Karen: »Ist da noch jemand in diesem Gebäude?«

»Drake. Aber er ist tot.«

Die Beamten führten jetzt Rick und Karen ins Freie. Eric, der inzwischen endgültig das Bewusstsein verloren hatte, trugen sie nach draußen.

Als letzter Mann verließ der Chefermittler das Nanigen-Gebäude. Als er in die Morgendämmerung hinaustrat, floss ihm das Blut über die Stirn. Die Roboter hatten Dan Watanabe gefunden.

»Wo ist Dorothy?«, rief er.

Inzwischen war Dorothy Girt in ihrem Toyota eingetroffen. Sie kam auf ihn zu.

»Haben Sie Ihren Magneten mitgebracht?«

»Natürlich.« Sie hielt ihren schweren Hufeisenmagneten in die Höhe. Sie hatte ihn auf dem Weg hierher aus dem Forensiklabor geholt.

»Alle Beamten und Geiseln gehen jetzt in die Dekontamination. Dort wird sich Dorothy um sie kümmern.« Die Sanitäter brachten Eric als Ersten ins Zelt. Danach wurde er sofort in einen Rettungshubschrauber verladen. Nachdem alle anderen versorgt waren, betrat Watanabe das Zelt, damit ihn Dorothy von den Robotern befreite.

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