18 Ein Ort der Macht

Perrin lief durch die Dunkelheit. Feuchte Nebelschwaden strichen durch sein Gesicht und kondensierten in seinem Bart zu Wassertropfen. Seine Gedanken waren entrückt, verschwommen. Wo lief er hin? Was tat er? Warum lief er?

Er brüllte auf und warf sich nach vorn, zerriss die verschleierte Dunkelheit und kam unter freiem Himmel heraus. Tief Luft holend, landete er oben auf einem steilen Hügel mit spärlich verteiltem, kurzem Gras, den ein Kreis aus Bäumen umringte. Am Himmel wogten grollend dunkle Wolken, die an brodelnden Teer erinnerten.

Er befand sich im Wolfstraum. Sein Körper schlummerte in der realen Welt, auf diesem Hügel, zusammen mit Faile. Er lächelte und atmete tief durch. Seine Probleme waren nicht weniger geworden. Tatsächlich schienen sie durch das Ultimatum der Weißmäntel noch bedeutend größer als zuvor. Aber mit Faile war alles in Ordnung. Diese einfache Tatsache veränderte so viel. Mit ihr an seiner Seite konnte er alles schaffen.

Mit einem Satz stürmte er den Hügel hinunter und überquerte das offene Land, wo sein Heer kampierte. Es hielt sich bereits lange genug hier auf, dass im Wolfstraum die ersten Zeichen von ihm erschienen. Zelte spiegelten die wache Welt wider, obwohl ihre Eingangsplanen bei jedem Blick eine andere Position zeigten. Kochfeuergruben im Boden, ausgetretene Pfade, weggeworfener Müll oder liegen gebliebene Werkzeuge. Plötzlich waren sie da, um wieder zu verschwinden.

Er eilte durch das Lager, jeder Schritt beförderte ihn zehn Schritte weiter. Einst wären ihm die fehlenden Menschen im Lager unheimlich erschienen, aber mittlerweile hatte er sich an den Wolfstraum gewöhnt. Das war völlig natürlich.

Perrin näherte sich der Statue an der Lagerseite, dann schaute er zu dem vom Alter zerfressenen Stein empor, der mit schwarzen, orangen und grünen Flechten bewachsen war. Man musste die Statue auf eine seltsame Weise aufgestellt haben, damit sie so stürzen konnte. Beinahe hatte es den Anschein, als wäre sie auf diese Weise erschaffen worden – ein riesiger Arm, der aus dem Boden brach.

Perrin wandte sich nach Südosten, wo das Lager der Weißmäntel sein würde. Er musste sich mit ihnen auseinandersetzen. Mit wachsender Sicherheit wurde ihm klar, dass er nicht Weiterreisen konnte, bis er diese Schatten der Vergangenheit gebannt hatte.

Man konnte nur auf eine Weise mit ihnen fertig werden. Eine sorgfältig aufgebaute Falle mit den Asha’man und den Weisen Frauen, und er konnte die Kinder so hart treffen, dass sie zerbrachen. Vielleicht konnte er sie sogar für immer als Gruppierung vernichten.

Er hatte die Möglichkeit, die Gelegenheit und die Motivation. Keine Scheinprozesse der Weißmäntel mehr, niemand, der im Land Angst verbreitete. Er sprang dreißig Fuß in die Luft und landete geschmeidig auf dem Boden. Dann rannte er auf der Straße nach Südosten.

Er fand das Lager der Weißmäntel in einer bewaldeten Senke, Tausende weiße Zelte, in engen Kreisen aufgestellt. Die Zelte von ungefähr zehntausend Kindern, zusammen mit weiteren zehntausend Söldnern und anderen Soldaten. Balwer schätzte, dass das der größte Teil der noch verbliebenen Kinder war, obwohl er nicht erklärt hatte, wie er an diese Information gekommen war. Hoffentlich beeinträchtigte der Hass des verstaubten Mannes nicht seine Urteilsfähigkeit.

Perrin bewegte sich an den Zelten vorbei in der Hoffnung, etwas entdecken zu können, das Elyas und die Aiel übersehen hatten. Das war unwahrscheinlich, aber wenn er schon einmal hier war, war es wohl die Mühe wert. Er hob Zelteingänge, bewegte sich zwischen Zeltgruppen, machte sich mit dem Ort vertraut und bekam ein Gefühl für ihn und seine Bewohner. Das Lager war auf eine sehr ordentliche Weise aufgebaut. Alles im Inneren war weniger stabil als die Zelte selbst, aber was er sah, wurde ebenfalls in Ordnung gehalten.

Die Weißmäntel mochten ihre Ordnung, alles an seinem Platz und sauber gefaltet. Und sie liebten die Vorstellung, dass man die ganze Welt auf die gleiche Weise polieren und säubern konnte, dass man Menschen mit einem oder zwei Worten definieren und erklären konnte.

Perrin schüttelte den Kopf und suchte das Zelt des Kommandierenden Lordhauptmanns. Die Aufstellung der Zelte wies ihm den Weg zum Kreis in der Mitte. Es war nicht bedeutend größer als die anderen Unterkünfte, und Perrin duckte sich hinein und sah sich nach etwas Nützlichem um. Die Einrichtung war schlicht, das Bettzeug war jedes Mal, wenn Perrin hinsah, in einer anderen Position, genau wie die Gegenstände auf dem Tisch, die in einem zufälligen Rhythmus erschienen und wieder verschwanden.

Perrin ergriff etwas, das dort erschien. Ein Siegelring. Das Siegel war ihm unbekannt, ein Dolch mit Flügeln, aber er vertraute es seinem Gedächtnis an, bevor der Ring aus seinen Fingern verschwand; er war viel zu vergänglich, um lange im Wolfstraum bestehen zu können. Obwohl er den Anführer der Weißmäntel getroffen und mit dem Mann korrespondiert hatte, wusste er nicht viel über seine Vergangenheit. Vielleicht half diese Entdeckung ja.

Er durchsuchte das Zelt noch eine Weile und fand nichts Nützliches, dann ging er zu dem großen Zelt, in dem Gaul zufolge viele der Geiseln gefangen gehalten wurden. Hier sah er Meister Gill gut kurz erscheinen und wieder verschwinden.

Zufrieden verließ Perrin das Zelt. Dabei nagte etwas an ihm. Hätte er so etwas nicht versuchen müssen, als Faile entführt worden war? Er hatte zahllose Späher nach Maiden entsandt. Beim Licht, er hatte sich zurückhalten müssen, nicht allein loszumarschieren, um Faile zu finden! Aber er hatte nie versucht, den Ort im Wolfstraum zu besuchen.

Vielleicht wäre das sinnlos gewesen. Aber er hatte diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, und das gab ihm jetzt zu denken.

Er passierte einen neben einem Zelt abgestellten Karren und erstarrte. Der Wagen war hinten offen, und ein alter Silberwolf lag dort und beobachtete ihn.

»Mein Blickwinkel ist einfach zu begrenzt, Springer«, sagte Perrin. »Wenn mich ein Ziel vereinnahmt, kann mich das sorglos machen. Das kann gefährlich sein. Wie in der Schlacht, wenn einen die Konzentration auf den Gegner im Angesicht einen für den Bogenschützen an der Seite entblößt.«

Springer öffnete das Maul einen Spalt breit, lächelte auf die Art der Wölfe. Er sprang vom Wagen. Perrin konnte die anderen Wölfe in der Nähe spüren – der Rest des Rudels, mit dem er schon zuvor gelaufen war. Eichentänzerin, Funke und Grenzenlos.

»Also gut«, sagte er zu Springer. »Ich will lernen.« Springer setzte sich auf die Hinterbeine, musterte Perrin. Folge mir.

Dann verschwand der Wolf.

Perrin fluchte und schaute sich um. Wo war der Wolf hin? Er durchsuchte das Lager, konnte Springer aber nirgendwo spüren. Er tastete mit seinen Gedanken umher. Nichts.

junger Bulle. Plötzlich war Springer hinter ihm. Folge mir. Er verschwand wieder.

Perrin knurrte, dann raste er blitzschnell durch das Lager. Als er den Wolf nicht finden konnte, versetzte er sich in das Kornfeld, in dem er sich das letzte Mal mit Springer getroffen hatte. Der Wolf war nicht da. Perrin stand frustriert zwischen den wogenden Ähren.

Ein paar Minuten später fand Springer ihn. Der Wolf roch unzufrieden. Folge mir!

»Ich weiß nicht wie«, sagte Perrin. »Springer, ich weiß nicht, wohin du gehst.«

Der Wolf setzte sich. Er schickte das Bild eines Welpen, der sich zu anderen des Rudels gesellte. Der Welpe beobachtete die Älteren und tat, was sie taten.

»Ich bin kein Wolf, Springer. Ich lerne nicht auf die gleiche Weise wie du. Du musst mir erklären, was ich tun soll.«

Folge mir hierher. Seltsamerweise zeigte der Wolf ein Bild von Emondsfelde. Dann verschwand er.

Perrin folgte ihm und erschien auf einer vertrauten Dorfwiese. Gebäude säumten sie, was sich verkehrt anfühlte. Emondsfelde hätte ein kleines Dorf sein sollen, keine Stadt mit einer Steinmauer und einer gepflasterten Straße, die am Haus des Bürgermeisters vorbeiführte. In der kurzen Zeit seit seiner Abreise hatte sich viel verändert.

»Warum sind wir hier?« Beunruhigenderweise flatterte noch immer das Wolfskopfbanner an dem Pfosten auf der Wiese. Das hätte ein Trick des Wolfstraums sein können, aber er bezweifelte es. Er wusste nur zu gut, wie gern die Bewohner der Zwei Flüsse die Fahne von »Perrin Goldauge« hissten.

Menschen sind seltsam.

Perrin wandte sich dem alten Wolf zu.

Menschen denken seltsame Gedanken. Wir versuchen nicht, sie zu verstehen. Warum flieht der Hirsch, warum fliegt der Spatz, warum wächst der Baum? Sie tun es eben. Das ist alles.

»Gut«, sagte Perrin.

Einem Spatzen kann ich nicht beibringen, wie man jagt, fuhr Springer fort. Und ein Spatz bringt keinem Wolf das Fliegen bei.

»Aber hier kannst du fliegen.«

Ja. Und man hat es mir nicht beigebracht. Ich weiß. Springers Geruch war voller Gefühle und Verwirrung. Wölfe erinnerten sich an alles, was einer ihrer Art wusste. Springer war frustriert, weil er Perrin unterrichten wollte, aber er war nicht daran gewöhnt, es auf Menschenart zu tun.

»Bitte«, sagte Perrin. »Versuch mir zu erklären, was du meinst. Du sagst mir immer, ich würde mich mit ›zu viel Kraft‹ am Traum festklammern. Du sagst, es ist gefährlich. Warum?«

Du schläfst, erklärte Springer. Dein anderes Ich. Du kannst hier nicht lange bleiben. Du musst dich immer wieder daran erinnern, dass du hier etwas Unnatürliches bist. Das ist nicht dein Bau.

Springer wandte sich den Häusern ringsum zu. Das ist dein Bau, der Bau deines Erzeugers. Dieser Ort. Erinnere dich an ihn. Er wird verhindern, dass du dich verirrst. So hat deine Art es einst gemacht. Du verstehst.

Es war keine Frage, obwohl etwas von einer Bitte mitschwang. Springer war sich nicht sicher, wie er es weiter erklären sollte.

Ich kann es versuchen, dachte Perrin und interpretierte die Bilder so gut er konnte. Aber Springer irrte sich. Dieser Ort war nicht sein Zuhause. Sein Zuhause war bei Faile. Irgendwie musste er sich immer daran erinnern, damit er sich nicht zu sehr in den Wolfstraum hineinziehen ließ.

Ich habe dein Weibchen in deinen Gedanken gesehen, junger Bulle. Springer legte den Kopf schief. Sie ist wie ein Bienennest, süßer Honig und scharfe Stiche. Springers Bild von Faile war das einer sehr verwirrenden Wölfin. Im einen Augenblick schnappte sie spielerisch nach seiner Nase, im nächsten knurrte sie ihn an und weigerte sich, ihr Fleisch zu teilen.

Perrin lächelte.

Die Erinnerung ist ein Teil. Aber der andere Teil bist du. Du musst Junger Bulle bleiben. Der Wolf dachte einen Augenblick lang nach. Bleib stehen. Bleib hier. Sei du selbst. Das Spiegelbild eines Wolfes im Wasser, das undeutlich wurde, als sich die Oberfläche kräuselte.

»Ich verstehe nicht.«

Die Macht dieses Ortes - Springer übermittelte das Bild eines in Stein gemeißelten Wolfes – ist deine Macht. Der Wolf dachte einen Augenblick lang nach. Halte stand. Weiche nicht. Sei du selbst.

Und der Wolf erhob sich und duckte sich sprungbereit zusammen, als wollte er auf Perrin zulaufen.

Verwirrt stellte Perrin sich so vor, wie er war, das Bild hielt er dann in seinem Kopf so fest, wie er nur konnte.

Springer jagte los, stieß sich ab und krachte mit seinem Körper in Perrin hinein. Das hatte er schon früher getan und Perrin damit irgendwie aus dem Wolfstraum gezwungen.

Aber dieses Mal war Perrin darauf vorbereitet und wartete ab. Instinktiv stieß er zurück. Um ihn herum verschwamm der Wolfstraum, nahm wieder feste Konturen an. Springer prallte von ihm ab, obwohl der schwere Wolf ihn eigentlich zu Boden hätte schicken müssen.

Springer schüttelte den Schädel, als wäre er benommen. Gut. Er klang erfreut. Gut. Du lernst. Wieder einmal.

Perrin konnte sich noch gerade rechtzeitig konzentrieren, bevor Springer ein zweites Mal gegen ihn prallte. Er knurrte, blieb aber standhaft.

Hier, übermittelte Springer ihm das Bild eines Kornfelds. Springer verschwand, und Perrin folgte ihm. Sobald er erschien, krachte der Wolf mit Geist und Körper in ihn hinein.

Dieses Mal stürzte Perrin, und alles verschwamm. Er fühlte, wie er fortgestoßen wurde, wie man ihn aus dem Wolfstraum in seine normalen Träume zwang.

Nein!, dachte er und klammerte sich an dem Bild fest, wie er in diesem Feld kniete. Er war da. Er stellte es sich bewusst und real vor. Er roch das Korn, die schwüle Luft, die den Geruch von Erde und herabgefallenen Blättern herantrug.

Die Landschaft verfestigte sich. Keuchend kniete er auf dem Boden, aber er befand sich noch immer im Wolfstraum.

Gut, übermittelte Springer. Du lernst schnell.

»Es gibt keine andere Möglichkeit«, sagte Perrin und stand auf.

Die Letzte Jagd kommt, stimmte Springer ihm zu und übermittelte das Bild des Weißmäntellagers.

Perrin folgte ihm und wappnete sich. Der Angriff ließ auf sich warten. Er sah sich nach dem Wolf um.

Etwas krachte gegen sein Bewusstsein. Da war keine Bewegung, sondern nur der geistige Angriff. Er war nicht so stark wie zuvor, aber er kam unerwartet. Nur mit Mühe könnte Perrin ihn abwehren.

Springer fiel aus der Luft und landete anmutig auf dem Boden. Sei immer bereit. Immer, aber vor allem, wenn du in Bewegung bist. Die Botschaft zeigte das Bild eines vorsichtigen Wolfes, der witterte, bevor er sich auf ein offenes Feld wagte.

»Ich verstehe.«

Aber nicht zu verbissen festklammern, schalt Springer ihn.

Sofort zwang sich Perrin dazu, sich an Faile und seinen Schlafplatz zu erinnern. Sein Zuhause. Er … verblasste. Seine Haut wurde nicht durchsichtig, und der Wolfstraum veränderte sich nicht, aber er fühlte sich ungeschützter.

Gut. Sei immer bereit, aber nie festklammern. Als würdest du einen Welpen im Maul tragen.

»Dieses Gleichgewicht zu halten wird nicht einfach sein«, sagte Perrin.

Springer roch leicht verwirrt. Natürlich war das schwer. Perrin lächelte. »Und nun?« Laufen. Dann noch mehr üben.

Der Wolf stürmte los und schoss als grauer und silbriger Schemen auf die Straße zu. Perrin folgte ihm. Er spürte Springers Entschlossenheit – ein Geruch, der seltsamerweise viel Ähnlichkeit mit der Weise hatte, wie Tarn roch, wenn er die Flüchtlinge im Kampf unterrichtete. Das ließ Perrin lächeln.

Sie rannten die Straße entlang, und Perrin übte sich darin, sich nicht übertrieben an den Traum festzuklammern, dabei aber jeden Moment bereit zu sein, sein Ich zu verstärken. Springer griff ihn immer wieder an und versuchte, ihn aus dem Traum zu werfen. Sie machten damit weiter, bis Springer unvermittelt stehen blieb.

Perrin machte noch ein paar Schritte und überholte den Wolf, bevor auch er stehen blieb. Vor ihm war etwas. Eine durchscheinende violette Mauer, die quer über die Straße verlief. Sie erstreckte sich hoch in den Himmel und verlor sich rechts und links in der Ferne. » Springer? Was ist das?«

Falschheit. Es sollte nicht hier sein. Der Wolf roch wütend.

Perrin tastete nach der Mauer, zögerte dann aber. Sie sah wie Glas aus. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares im Wolfstraum gesehen. Konnte das so etwas wie die Blasen des Bösen sein? Er schaute wieder in den Himmel.

Plötzlich blitzte die Mauer auf und war verschwunden. Perrin stolperte blinzelnd zurück. Er schaute nach Springer. Der Wolf hockte auf den Hinterbeinen und starrte die Stelle an, an der sich eben noch die Mauer befunden hatte. Komm, junger Bulle, sagte der Wolf schließlich und stand auf. Wir üben an einem anderen Ort.

Geschmeidig lief er los. Perrin schaute wieder auf die Straße. Was auch immer diese Mauer gewesen war, sie hatte kein sichtliches Zeichen ihrer Existenz zurückgelassen.

Beunruhigt folgte Perrin dem Wolf.


»Verflucht, wo sind diese Bogenschützen!« Rodel Ituralde erklomm den Hügelkamm. »Sie sollten schon vor einer Stunde auf den vorderen Türmen Aufstellung genommen haben, um die Armbrustmänner abzulösen!«

Vor ihm tobte und brüllte und schrie und wütete die Schlacht. Eine Horde Trollocs hatte den Fluss auf Flößen und einer primitiven Pontonbrücke aus Baumstämmen überquert. Trollocs hassten es, Wasser zu überqueren. Es brauchte viel, damit sie so etwas taten.

Was auch der Grund dafür war, warum diese Befestigung so nützlich war. Der Hügel führte zu der einzig vernünftigen Furt im Umkreis vieler Meilen. Im Norden brodelten Trollocs durch einen Pass aus der Großen Fäule und stürmten direkt zum Fluss Arinelle. Nachdem man sie hinübergetrieben hatte, standen sie dem Hügel gegenüber, der von Gräben durchzogen und voller Bollwerke war und auf dessen Kamm sich Schützentürme erhoben. Kam man aus der Großen Fäule, war die Stadt Maradon allein über diesen Hügel zu erreichen.

Die ideale Position, um eine bedeutend größere Streitmacht aufzuhalten, aber selbst die beste Befestigung konnte gestürmt werden, vor allem wenn die Männer vom wochenlangen Kampf erschöpft waren. Die Trollocs hatten den Fluss überquert und sich im Pfeilhagel den Hügel hinaufgekämpft, waren in die Gräben gestürzt und mühten sich ab, die hohen Bollwerke zu übersteigen.

Der Hügelkamm war oben ganz flach; dort hatte Ituralde seinen Befehlsstand, im Oberlager. Er rief Befehle, während er hinunter auf die miteinander verwobene Masse aus Gräben, Bollwerken und Türmen schaute. Trollocs starben durch die Pikenmänner hinter einem der Bollwerke. Ituralde sah zu, bis der letzte Trolloc – ein gewaltiges Biest mit dem Antlitz eines Widders – aufbrüllte und mit drei Piken im Leib starb.

Es sah aus, als würde schon der nächste Ansturm kommen, die Myrddraals trieben eine weitere Horde Trollocs durch den Pass. Genug Leichen waren in den Fluss gefallen, dass er im Augenblick verstopft war und sich rot verfärbte; die Kadaver boten den Neuankömmlingen einen festen Halt.

»Bogenschützen!«, brüllte Ituralde. »Wo sind die verdammten …«

Endlich rannte eine Kompanie Bogenschützen an ihm vorbei, ein Teil der von ihm zurückgehaltenen Reserve. Die meisten von ihnen hatten die kupferfarbene Haut der Domani, allerdings gab es auch ein paar vereinzelte Taraboner. Sie trugen alle möglichen Arten von Bögen: die schmalen Langbögen der Domani, schlangenhafte Kurzbögen aus Saldaea, die man aus Wachtposten oder Dörfern requiriert hatte, sogar ein paar der großen Langbögen aus den Zwei Flüssen.

»Lidrin!«, rief Ituralde. Der junge Offizier mit den harten Augen eilte über den Hügel auf ihn zu. Lidrins braune Uniform war abgenutzt und dreckig an den Knien, aber nicht, weil er nachlässig war, sondern weil es Zeiten gab, an denen seine Männer ihn dringender brauchten, als es seine Wäsche tat.

»Begleitet die Bogenschützen zu den Türmen«, sagte Ituralde. »Diese Trollocs werden einen weiteren Sturmangriff versuchen. Ich will nicht, dass noch eine Abteilung den Durchbruch nach oben schafft, verstanden? Wenn sie unsere Position erobern und gegen uns benutzen, ist mein Morgen versaut. «

Die Bemerkung ließ Lidrin nicht lächeln, wie sie es einst vielleicht geschafft hätte. Überhaupt lächelte er nicht mehr oft, für gewöhnlich nur dann, wenn er einen Trolloc getötet hatte. Er salutierte und eilte hinter den Bogenschützen her.

Ituralde drehte sich um und schaute die andere Hügelseite hinunter. Dort war das Unterlager aufgebaut, im Schatten des hohen Hügels. Ursprünglich war dieser Hügel eine natürliche Geländeformation gewesen, aber die Saldaeaner hatten ihn im Laufe der Jahre ausgebaut. Nun führte auf der einen Seite ein lang gezogener Abhang zum Arinelle, während es auf der anderen Seite steil nach unten ging. Im Unterlager konnten seine Soldaten schlafen und essen, dort konnte man ihre Ausrüstung beschützen, da der steile Hügel, auf dem Ituralde nun stand, alles vor feindlichen Pfeilen schützte.

Beide Lager, Unterlager und Oberlager, waren zusammengewürfelt. Einige Zelte hatte man in saldaeanischen Dörfern gekauft, andere stammten aus Arad Doman, Dutzende waren mit Wegetoren aus dem ganzen Land gebracht worden. Viele waren diese gewaltigen cairhienischen Ungetüme mit Streifenmustern. Sie hielten den Regen von seinen Männern fern, und das reichte.

Auf jeden Fall wussten die Saldaeaner, wie man Befestigungen zu bauen hatte. Hätte Ituralde sie doch bloß dazu überreden können, ihr Versteck in Maradon zu verlassen und ihm zu helfen.

»Wo verflucht…«

Ituralde unterbrach sich, als etwas den Himmel verfinsterte. Ihm blieb kaum genug Zeit für einen Fluch und sich zur Seite zu werfen, als große Gegenstände einen steilen Bogen beschrieben und von oben auf das Oberlager herabregneten, wo sie Schreie der Verwirrung und der Schmerzen auslösten. Das waren keine Steine, das waren Leichen. Die riesigen Körper toter Trollocs. Das Heer des Schattengezüchts hatte endlich seine Katapulte aufgebaut.

Ein Teil von Ituralde war beeindruckt, dass er sie dazu getrieben hatte. Das Belagerungsgerät war zweifellos für den Angriff auf das ein Stück weiter südlich liegende Maradon mitgebracht worden. Die Katapulte auf der anderen Seite der Furt aufzustellen, um stattdessen Ituraldes Linien anzugreifen, würde das Schattengezücht nicht nur verlangsamen, sondern seine Wurfmaschinen auch seinem Gegenfeuer aussetzen.

Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass sie mit Kadavern schmissen. Er fluchte, als sich der Himmel wieder verdunkelte und noch mehr Leichen herabfielen, die Zelte umstürzten und Soldaten zerschmetterten.

»Heiler!«, brüllte Ituralde. »Wo stecken diese Asha’man?« Seit Beginn dieser Belagerung hatte er den Asha’man einiges abverlangt. Hatte sie bis an den Rand der Erschöpfung getrieben. Jetzt hielt er sie zurück und setzte sie nur dann ein, wenn die Angriffe der Trollocs zu nahe an das Oberlager herankamen.

»Herr!« Ein junger Bote mit Dreck unter den Fingernägeln kam von der Frontlinie heraufgeklettert. Sein Domanigesicht war aschfahl, und er war noch immer zu jung, um sich einen vernünftigen Schnurrbart wachsen zu lassen. »Hauptmann Finsas meldet, dass das Schattengezücht Katapulte in Reichweite bewegt. Er hat sechzehn gezählt.«

»Richte Hauptmann Finsas aus, dass sein Gespür für den Augenblick besser sein könnte«, knurrte Ituralde.

»Es tut mir leid, mein Lord. Sie rollten sie durch den Pass, bevor uns klar wurde, was dort vor sich geht. Die erste Salve traf unseren Wachtposten. Lord Finsas wurde verwundet.«

Ituralde nickte; Rajabi traf ein, um im Oberlager den Befehl zu übernehmen und sich um die Verletzten zu kümmern. Viele Leichen waren auch im Unterlager eingeschlagen. Die Katapulte verfügten über die nötige Reichweite, den Hügel zu überwinden und seine Männer in dem vormals geschützten Terrain zu treffen. Er würde das Unterlager weiter nach hinten verlegen müssen, weiter auf der Ebene auf Maradon zu, was die Reaktionszeit verlängerte. Verdammte Asche.

Früher habe ich nicht so viel geflucht, dachte er. Die Schuld dafür trug der Junge, der Wiedergeborene Drache. Rand al’ Thor hatte Ituralde Versprechungen gemacht, einige waren deutlich ausgesprochen geworden, andere unterschwellig. Versprechungen, Arad Doman vor den Seanchanern zu beschützen. Versprechungen, dass Ituralde überleben würde, statt in einer Falle der Seanchaner zu sterben. Versprechungen, ihm etwas zu tun zu geben, etwas Wichtiges, etwas von entscheidender Bedeutung. Etwas Unmögliches.

Halte den Schatten zurück. Kämpfe, bis Hilfe eintrifft.

Wieder verfinsterte sich der Himmel, und Ituralde duckte sich in den Befehlspavillon, der ein Holzdach als Schutz gegen Belagerungswaffen hatte. Er hatte mit Querschlägern durch kleine Steine gerechnet, nicht mit Leichen. Die Männer beeilten sich, die Verletzten in die relative Sicherheit des Unterlagers zu bringen und von dort aus weiter über die Ebene nach Maradon. Rajabi kümmerte sich darum. Der Mann hatte einen Hals so dick wie eine zehnjährige Esche, und seine Arme waren fast genauso breit. Er hinkte, sein linkes Bein war im Kampf verletzt und unterhalb des Knies amputiert worden. Aes Sedai hatten ihn Geheilt, so gut das möglich war, und er ging auf einem Holzbein. Er hatte sich geweigert, zusammen mit den Schwerverletzten durch Wegetore evakuiert zu werden, und Ituralde hatte ihn nicht dazu gezwungen. Man verzichtete auf keinen guten Offizier, nur weil er eine Wunde hatte.

Ein junger Offizier zuckte zusammen, als ein aufgedunsener Kadaver auf dem Pavillon landete. Der Offizier – Zhell – hatte nicht die kupferfarbene Haut eines Domani, obwohl er einen Schnurrbart und auf der Wange einen Schönheitsflecken in Form eines Pfeils trug.

Hier konnten sie den Trollocs nicht mehr lange standhalten, nicht mit der Mannstärke, die sie in die Schlacht warfen. Ituralde würde zurückweichen müssen, Meter für Meter, immer weiter nach Saldaea hinein, immer weiter in Richtung Arad Doman. Seltsam, wie er sich immer in Richtung seiner Heimat zurückzog. Zuerst aus dem Süden, jetzt aus dem Nordosten.

Arad Doman würde zwischen den Seanchanern und den Trollocs zermalmt werden. Du solltest besser dein Wort halten, mein Junge.

Unglücklicherweise konnte er sich nicht nach Maradon zurückziehen. Die Saldaeaner hatten unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass sie Ituralde und den Wiedergeborenen Drachen als Invasoren betrachteten. Verdammte Narren. Wenigstens hatte er die Chance, diese Belagerungsmaschinen zu zerstören.

Eine weitere Leiche traf den Befehlspavillon, aber das Dach hielt. Dem Gestank und in manchen Fällen dem Platschen dieser toten Trollocs nach zu urteilen, benutzten sie für diesen Angriff nicht die gerade eben verstorbenen. Zuversichtlich, dass sich seine Offiziere um ihre Pflichten kümmerten – jetzt war nicht der Augenblick, sich da einzumischen -, verschränkte Ituralde die Hände auf dem Rücken. Bei seinem Anblick standen Soldaten sowohl innerhalb wie auch außerhalb des Pavillons etwas aufrechter. Der beste Plan funktionierte nur so lange, bis der erste Pfeil traf, aber ein entschlossener, unnachgiebiger Befehlshaber konnte mit seiner Haltung Ordnung ins Chaos bringen.

Über ihren Köpfen brodelte der Sturm. Dort hingen silberne und schwarze Wolken wie ein Kochtopf über einem Feuer; an den Rändern des verhärteten Ruß schimmerte Stahl durch. Es war unnatürlich. Er musste seine Männer sehen lassen, dass er sich davor nicht fürchtete, selbst wenn Leichen auf sie herabregneten.

Verwundete wurden davongetragen, und die Männer im Unterlager fingen an, es abzubrechen, um ein Stück weiter nach hinten zu ziehen. Ituralde ließ seine Bogenschützen und Armbrustmänner weiterschießen, die Pikenmänner hinter den Bollwerken hielten sich bereit. Ihm stand eine ordentliche Kavallerie zur Verfügung, aber in diesem Gelände konnte er sie nicht einsetzen.

Falls man diese Katapulte in Ruhe ließ, würden sie seine Männer mit Felsen und Steinen zermürben – aber Ituralde beabsichtigte, sie vorher brennen zu sehen, entweder durch einen Asha’man oder eine Einsatzgruppe mit Brandpfeilen durch ein Wegetor.

Könnte ich mich doch bloß nach Maradon zurückziehen. Aber der saldaeanische Lord wollte ihn nicht einlassen; falls sich Ituralde zur Stadt zurückzog, würden ihn die Trollocs an diesen Mauern zerschmettern.

Diese verfluchten Narren. Was für Idioten verweigerten Männern die Zuflucht, wenn ein Heer aus Schattengezücht an ihrem Tor klopfte?

»Ich will einen Schadensbericht«, sagte Ituralde zu Leutnant Nils. »Bereitet die Bogenschützen für einen Angriff auf diese Belagerungsmaschinen vor, und holt zwei der diensthabenden Asha’man her. Richtet Hauptmann Creedin aus, den Strom aus Trollocs auf der anderen Furtseite im Auge zu behalten. Nach diesem Beschuss werden sie ihre Bemühungen verdoppeln, da sie glauben, uns geschwächt zu haben.«

Der junge Mann nickte und eilte los, als Rajabi in den Pavillon hinkte und sich das breite Kinn rieb. »Mit diesen Katapulten hattet Ihr wieder einmal recht. Sie haben sie aufgebaut, um uns anzugreifen.«

»Ich versuche immer richtig zu liegen«, sagte Ituralde. » Schaffe ich das nicht, verlieren wir.«

Rajabi grunzte. Über ihren Köpfen brodelte der Sturm. In der Ferne hörte Ituralde das Gebrüll der Trollocs. Kriegstrommeln dröhnten. Männer schrien.

»Etwas stimmt nicht«, sagte Ituralde.

»Dieser ganze verdammte Krieg ist falsch«, erwiderte Rajabi. »Wir sollten nicht hier sein; das sollten die Saldaeaner.

Ihre ganze Armee, nicht bloß die paar Reiter, die uns der Lord Drache überließ.«

»Etwas anderes«, sagte Ituralde und musterte den Himmel. »Warum Kadaver, Rajabi?«

»Um uns zu demoralisieren.«

Keine neue Taktik. Aber mit den ersten Salven? Warum keine Steine benutzen, wenn sie größeren Schaden anrichten würden, und dann zu Leichen übergehen, sobald der Überraschungsmoment vorbei war? Trollocs hatten kein Gespür für Taktik, aber die Blassen … sie konnten durchtrieben sein. Das hatte er aus erster Hand gelernt.

Während Ituralde in den Himmel starrte, kam die nächste massive Salve, als hätten die dunklen Wolken sie ausgespuckt. Beim Licht, wo hatten sie so viele Katapulte her? Genug, um Hunderte Leichen zu schleudern.

Er hat sechzehn gezählt, hatte der Junge gesagt. Nicht einmal annähernd genug. Fielen einige dieser Kadaver nicht viel zu gleichmäßig?

Es traf ihn wie ein eiskalter Regenguss. Diese verfluchten schlauen Ungeheuer!

»Bogenschützen!«, brüllte Ituralde. »Bogenschützen, passt auf den Himmel auf! Das sind keine Leichen!«

Zu spät. Noch während er brüllte, entfalteten die Draghkar ihre Schwingen; über die Hälfte der »Kadaver« dieser Salve war lebendes Schattengezücht, das sich zwischen den einschlagenden Toten verbarg. Nach dem ersten Draghkarangriff auf sein Heer vor ein paar Tagen hatte er Bogenschützen in Wechselschichten dazu abkommandiert, Tag und Nacht den Himmel im Auge zu behalten.

Aber die Bogenschützen hatten nicht den Befehl, auf herabfallende Leichen zu schießen. Ituralde wollte weiter, während er aus dem Pavillon sprang und sein Schwert zog. Im Oberlager brach Chaos aus, als Draghkar zwischen die Soldaten stürzten. Eine große Zahl von ihnen landete um den Befehlspavillon herum. Ihre viel zu großen schwarzen Augen leuchteten und lockten mit ihrem süßen Gesang Männer an.

Ituralde brüllte so laut er konnte und füllte seine Ohren mit dem Lärm seiner eigenen Stimme. Eine der Bestien hielt auf ihn zu, aber sein Gebrüll verhinderte, dass er ihr Säuseln verstehen konnte. Sie sah überrascht aus – so überrascht ein unmenschliches Wesen aussehen konnte -, als er auf sie zustolperte und vorgab, beeinflusst worden zu sein, um dann mit einem sauber ausgeführten Stich ihren Hals zu durchbohren. Dunkles Blut rann milchig weiße Haut herunter, als Ituralde noch immer schreiend seine Klinge zurückriss.

Er sah Rajabi stolpern und zu Boden stürzen, während ein Schattengezücht auf ihn sprang. Ituralde konnte ihn nicht erreichen – ein weiteres der Ungeheuer griff ihn an. In einem gesegneten Augenblick bekam er mit, dass Feuerkugeln Draghkar vom Himmel holten – die Asha’man.

Aber zur gleichen Zeit wurden die Kriegstrommeln in der Ferne lauter. Wie er vorausgesagt hatte, würde die ungebändigte Streitmacht der Trollocs mit der gleichen Stärke wie zuvor über die Furt stürmen. Beim Licht, manchmal hasste er es wirklich, immer recht zu behalten.

Du solltest besser dein Versprechen halten und mir Hilfe schicken, mein junge, dachte Ituralde, während er gegen den zweiten Draghkar kämpfte und sich heiser schrie. Beim Licht, das solltest du wirklich!


Faile ging durch Perrins Lager. Die Luft war voller Stimmen, angestrengtem Grunzen und den Rufen von Männern, die Befehle gaben. Perrin hatte die Weißmäntel ein letztes Mal zu Verhandlungen aufgefordert, und bis jetzt war noch keine Antwort eingetroffen.

Faile fühlte sich erfrischt. Sie hatte sich die ganze Nacht oben auf dem Hügel an Perrin geschmiegt. Sie hatte für genug Bettzeug gesorgt. In vielerlei Hinsicht war der grasige Hügelkamm bequemer als ihr Zelt.

Am Morgen waren die Kundschafter aus Cairhien zurückgekehrt; bald würden sie Bericht erstatten. Faile hatte gebadet und gefrühstückt.

Die Zeit war gekommen, etwas wegen Berelain zu unternehmen.

Sie ging über das zertrampelte Gras auf das Viertel der Mayener zu und fühlte mit jedem Schritt, wie ihre Wut stieg. Berelain war zu weit gegangen. Perrin behauptete, die Gerüchte wären von ihren Dienerinnen verbreitet worden und nicht von der Frau selbst, aber Faile erkannte die Wahrheit. Die Erste war eine Meisterin darin, Gerüchte zu manipulieren und zu kontrollieren. Das war eine der besten Möglichkeiten, um aus einer relativ schwachen Position zu herrschen. Die Erste verfuhr so in Mayene, und sie tat es auch hier im Lager, wo Faile als Perrins Frau die stärkere Partei war.

Am Eingang der Mayener standen zwei Geflügelte Wachen mit ihren blutrot lackierten Brustpanzern und den geflügelten Helmen, die wie Töpfe geformt waren und ihren Nacken bedeckten. Sie schienen sich noch mehr aufzurichten, als sich Faile näherte; die Lanzen in ihren Händen waren mehr zur Repräsentation gedacht, blaue Wimpel zeigten den goldenen Falken im Flug.

Faile musste den Kopf in den Nacken legen, um ihnen in die Augen sehen zu können. »Bringt mich zu Eurer Lady«, befahl sie.

Die Wächter nickten. Einer von ihnen hob eine behandschuhte Hand, um zwei andere Männer aus dem Lager heranzuwinken, damit sie den Posten übernehmen konnten. »Man hat uns gesagt, dass wir Euch erwarten sollen«, sagte der Wächter mit tiefer Stimme zu Faile.

Faile runzelte die Stirn. »Heute?«

»Nein. Die Erste sagte bloß, dass wir Euch gehorchen sollen, solltet Ihr kommen.«

»Natürlich hat man mir zu gehorchen. Das ist das Lager meines Gemahls.«

Die Wächter diskutierten nicht mit ihr, obwohl sie vermutlich anderer Meinung waren. Berelain hatte Perrin begleiten sollen, aber man hatte ihm keineswegs den ausdrücklichen Befehl über ihre Truppen gegeben.

Faile folgte den Männern. Wie durch ein Wunder trocknete der Boden langsam. Sie hatte Perrin gesagt, dass die Gerüchte sie nicht störten, aber Berelains Dreistigkeit ärgerte sie. Diese Frau, dachte sie. Wie kann sie es nur wagen …

Nein. Nein, diesen Weg konnte sie nicht beschreiten. Jemanden anzubrüllen würde sie sich besser fühlen lassen, aber das würde die Gerüchte nur bestärken. Was sollten die Leute sonst denken, wenn sie sahen, wie sie zum Zelt der Ersten stürmte, um sie dann anzubrüllen? Sie musste ganz ruhig sein. Das würde schwierig werden.

Das Lager der Mayener war so aufgebaut, dass die Reihen der Männer wie die Speichen eines Rades vom Zelt im Mittelpunkt ausgingen. Die Geflügelten Wachen hatten keine Zelte – die befanden sich bei Meister Gill -, aber sie waren sehr ordentlich untergebracht. Alles erschien beinahe schon zu ordentlich, die gefalteten Decken, die Lanzenstapel, die Pfosten für die Pferde und die gelegentlichen Feuergruben. Berelains zentraler Pavillon war kastanienbraun und lavendelfarben; Beute aus Maiden. Faile behielt ihre Beherrschung, als die beiden riesigen Wächter sie zum Zelt führten. Einer von ihnen klopfte an einem davor in den Boden gerammten Pfosten, um die Erlaubnis zum Eintreten zu bekommen.

Berelains sinnliche Stimme antwortete, und der Wächter zog für Faile die Eingangsplane zurück. Sie wollte gerade eintreten, als ein Rascheln im Inneren sie zurückweichen ließ und ihr Annoura entgegenkam. Die Aes Sedai nickte ihr zu; die sich überlappenden Zöpfe um ihr Gesicht baumelten hin und her. Sie schien nicht erfreut zu sein; es war ihr noch immer nicht gelungen, die Gunst ihrer Herrin zurückzuerlangen.

Faile holte tief Luft, dann betrat sie den Pavillon. Drinnen war es kühl. Der Boden war mit einem kastanienbraunen und grünen Teppich mit einem gewundenen Efeumuster bedeckt. Obwohl der Pavillon ohne Berelains übliche Reisemöbel leer aussah, hatte sie zwei stabile Eichenstühle und einen leichten Tisch, die aus Maiden stammten.

Die Erste erhob sich. »Lady Faile«, sagte sie ruhig. Heute trug sie das Diadem von Mayene. Die schmale Krone war von schlichter Pracht; abgesehen von dem goldenen Falken, der aussah, als würde er sich in das Sonnenlicht erheben, das durch Lücken in der Zeltdecke einfiel, wies sie keinerlei Verzierungen auf. Man hatte Bahnen entfernt, damit Licht hereinkonnte. Die Erste trug ein grünes und goldenes Gewand mit einem schlichten Gürtel an der Taille und einem tiefen Ausschnitt.

Faile nahm auf einem der Stühle Platz. Diese Unterhaltung war gefährlich; sie konnte zu einer Katastrophe führen. Aber stattfinden musste sie.

»Alles wohlauf?«, sagte Berelain. »Der Regen der vergangenen Tage war nicht zu anstrengend?«

»Der Regen war schrecklich, Berelain«, sagte Faile. »Aber ich bin nicht hier, um darüber zu sprechen.«

Berelain schürzte die perfekten Lippen. Beim Licht, diese Frau war wirklich wunderschön! Verglichen mit ihr kam sich Faile regelrecht schäbig vor; ihre Nase war zu groß, ihr Busen zu klein. Ihre Stimme war nicht annähernd so wohlklingend wie Berelains. Warum hatte der Schöpfer so perfekte Menschen wie Berelain gemacht? Sollte der Rest von ihnen damit verspottet werden?

Aber Perrin liebte nicht Berelain. Er liebte sie. Vergiss das nicht.

»Also gut«, sagte Berelain. »Ich wusste, dass dieses Gespräch kommt. Ich gebe Euch das Versprechen, dass die Gerüchte absolut falsch sind; zwischen mir und Eurem Gemahl ist nichts Unschickliches geschehen.«

»Das hat er mir bereits gesagt«, sagte Faile, »und ich vertraue seinem Wort mehr als Eurem.«

Das ließ Berelain die Stirn runzeln. Sie war eine Meisterin politischer Verhandlungen und verfügte darin über ein Geschick und eine Subtilität, um die Faile sie beneidete. Trotz ihrer Jugend hatte Berelain dem viel größeren und mächtigeren Tear jeden Einfluss auf ihren winzigen Stadtstaat verwehrt.

Faile konnte nur erahnen, wie viel Jonglieren, politisches Doppelspiel und schiere Klugheit das gekostet haben musste.

»Warum seid Ihr dann hier?« Berelain setzte sich. »Wenn Euer Herz beruhigt ist, dann gibt es doch keinen Anlass zur Sorge.«

»Wir wissen beide, dass es hier nicht darum geht, ob Ihr nun mit meinem Gemahl geschlafen habt oder nicht«, sagte Faile, und Berelains Augen weiteten sich. »Mich ärgert nicht, was geschehen ist, sondern was man allgemein annimmt.«

»Gerüchte gibt es an jedem Ort, wo Menschen zusammenkommen«, sagte Berelain leichthin. »Vor allem, wo Männer klatschen.«

»So hartnäckige Gerüchte gibt es kaum, ohne dass sie jemand schürt. Jetzt nimmt jedermann im Lager an, einschließlich der mir verschworenen Flüchtlinge, dass Ihr während meiner Abwesenheit mit meinem Gemahl ins Bett gestiegen seid. Das lässt nicht nur mich wie eine Närrin aussehen, sondern wirft auch einen Schatten auf Perrins Ehre. Er kann niemanden führen, wenn die Leute ihn für einen Mann halten, der sich sofort in die Arme einer anderen Frau stürzt, wenn seine Gemahlin weg ist.«

»Andere Herrscher haben solche Gerüchte überwunden, und bei vielen von ihnen waren die Gerüchte nicht einmal unbegründet. Monarchien überstehen Untreue.«

»Vielleicht in Illian oder Tear, aber Saldaea erwartet mehr von seinen Regenten. Genau wie die Menschen aus den Zwei Flüssen. Perrin ist nicht wie andere Herrscher. Es zerreißt ihn innerlich, wie ihn seine Männer ansehen.«

»Ich glaube, Ihr unterschätzt ihn«, erwiderte Berelain. »Er übersteht das, und er wird lernen, Gerüchte zu seinem Vorteil zu nutzen. Das wird aus ihm einen stärkeren Mann und Herrscher machen.«

Faile musterte die Frau. »Ihr versteht ihn nicht im Mindesten, oder?«

Berelain reagierte, als hätte man sie geschlagen, sie zuckte zurück. Offensichtlich gefiel ihr die Offenheit der Unterhaltung nicht. Möglicherweise gab Faile das ja einen kleinen Vorteil.

»Ich verstehe die Männer, Lady Faile«, sagte Berelain kalt. »Und Euer Gemahl ist da keine Ausnahme. Da Ihr so offen sein wollt, werde ich Euch auch genauso offen antworten. Es war sehr schlau von Euch, Euch Aybara zu nehmen und Saldaea an den Wiedergeborenen Drachen zu schmieden, aber glaubt nicht, dass er Euch kampflos erhalten bleibt.«

Faile holte tief Luft. Es war Zeit, ihren Zug zu machen. »Ihr habt mit Eurem Tun Perrins Ruf schwer geschädigt, meine Lady die Erste. Wäre es nur um meine eigene Entehrung gegangen, hätte ich Euch vielleicht vergeben können. Aber das hier nicht.«

»Ich wüsste nicht, was man da tun könnte.«

»Ich schon«, sagte Faile. »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass eine von uns sterben muss.«

Berelain blieb ganz ruhig. »Bitte was?«

»Wenn eine Frau in den Grenzlanden herausfindet, dass eine andere mit ihrem Gemahl geschlafen hat, kann sie einen Messerkampf fordern.« Das entsprach der Wahrheit, auch wenn die Tradition sehr alt und kaum noch ausgeübt wurde. »Die einzige Möglichkeit, meinen Namen reinzuwaschen, besteht darin, dass wir kämpfen.«

»Was würde das beweisen?«

»Wenn Ihr tot wärt, würde zumindest keiner mehr denken, dass Ihr noch immer hinter meinem Rücken mit meinem Gemahl schlaft.«

»Ihr bedroht mich hier doch wohl nicht in meinem eigenen Zelt?«

»Das ist keine Drohung«, sagte Faile und blieb fest. Beim Licht, sie hoffte, dass das hier funktionierte. »Das ist eine Herausforderung. «

Berelain musterte sie mit einem berechnenden Blick. »Ich gebe eine Verlautbarung heraus. Ich werde meine Dienerinnen öffentlich für die von ihnen verbreiteten Gerüchte rügen und im Lager verkünden, dass nichts passiert ist.«

»Glaubt Ihr wirklich, das lässt die Gerüchte verstummen? Vor meiner Rückkehr habt Ihr Euch dagegen nicht ausgesprochen, das betrachtet man als Beweis. Und jetzt erwartet man von Euch natürlich, dass Ihr Euch benehmt, als wäre nichts passiert.«

»Ihr könnt das mit dieser … Herausforderung nicht ernst meinen.«

»Wenn es um die Ehre meines Gemahls geht, Berelain, meine ich immer alles ernst.« Sie erwiderte den Blick der Frau und entdeckte dort Besorgnis. Berelain wollte nicht gegen sie kämpfen. Und natürlich wollte auch sie nicht gegen Berelain kämpfen, und das nicht nur, weil sie sich nicht sicher war, ob sie siegen würde oder nicht. Obwohl sie sich schon immer an der Ersten hatte rächen wollen, weil sie ihr damals das Messer abgenommen hatte.

»Ich werde die Herausforderung heute Abend vor dem ganzen Lager verkünden«, sagte Faile, ohne die Stimme zu erheben. »Ihr habt einen Tag, um darauf zu reagieren oder zu gehen.«

»Ich mache bei diesem Irrsinn nicht mit.«

»Das tut Ihr bereits«, sagte Faile und stand auf. »Das habt Ihr in dem Augenblick getan, in dem Ihr zugelassen habt, dass sich diese Gerüchte verbreiten.«

Faile drehte sich um, um das Zelt zu verlassen. Sie musste sich anstrengen, ihre Nervosität zu verbergen. Hatte Berelain gesehen, dass ihre Stirn schweißbedeckt war? Sie fühlte sich, als würde sie auf einer Schwertschneide balancieren. Sollte Perrin von dieser Herausforderung hören, würde er sehr wütend sein. Sie musste hoffen, dass …

»Lady Faile«, sagte Berelain hinter ihr. Die Stimme der Ersten klang besorgt. » Sicherlich können wir doch zu einer anderen Übereinkunft kommen. Erzwingt das nicht.«

Mit pochendem Herzen blieb Faile stehen. Sie drehte sich wieder um. Die Erste sah ernsthaft besorgt aus. Ja, sie glaubte tatsächlich, dass Faile blutdürstig genug war, um diese Herausforderung zu verkünden.

»Ich will Euch aus Perrins Leben raushaben, Berelain. Und das erreiche ich auch, auf die eine oder andere Weise.«

»Ihr wollt, dass ich gehe?«, fragte Berelain. »Die Aufgaben, die mir der Wiedergeborene Drache gab, sind erledigt. Ich könnte meine Männer nehmen und in eine andere Richtung ziehen.«

Nein, Faile wollte nicht, dass sie ging. Der Abzug ihrer Truppen wäre angesichts des lauernden Weißmäntelheers ein verheerender Schlag. Und Perrin würde die Geflügelten Wachen sicher noch brauchen.

»Nein«, sagte sie. »Eure Abreise würde nichts an den Gerüchten ändern.«

»Es würde genauso viel erreichen, wie mich zu töten«, sagte die Frau trocken. »Sollten wir kämpfen und Ihr es irgendwie schaffen, mich zu töten, würde das nur verkünden, dass Ihr die Untreue Eures Gemahls entdeckt habt und in Wut geraten seid. Ich sehe nicht ein, wie das Eurer Position helfen sollte. Es würde die Gerüchte nur noch verstärken.«

»Also versteht Ihr meine missliche Lage«, sagte Faile und ließ ihre Erbitterung durchschimmern. »Es scheint keine Möglichkeit zu geben, diese Gerüchte aus der Welt zu schaffen. «

Berelain musterte sie. Diese Frau hatte einst versprochen, sich Perrin zu nehmen. Hatte es fast schon geschworen. Davon war sie anscheinend in letzter Zeit wieder abgerückt. Und in ihrem Blick lag eine gewisse Sorge.

Sie erkennt, dass sie in dieser Sache viel zu weit gegangen ist, begriff Faile. Natürlich. Berelain hatte nicht damit gerechnet, dass Faile aus Maiden zurückkehrte. Darum hatte sie einen so kühnen Zug gemacht.

Jetzt wurde ihr klar, dass sie sich übernommen hatte. Und sie hielt Faile für verrückt genug, sich in aller Öffentlichkeit mit ihr zu duellieren.

»Ich wollte nie, dass es so weit kommt, Berelain.« Faile kam zurück ins Zelt. »Und Perrin auch nicht. Eure Aufmerksamkeiten sind ein Ärgernis für uns beide.«

»Euer Gemahl hat wenig getan, um mich zu entmutigen«, sagte Berelain und verschränkte die Arme. »Während Eurer Abwesenheit gab es Augenblicke, in denen er mich sogar ermutigte. «

»Ihr versteht ihn so wenig.« Es war erstaunlich, dass die Frau so blind sein konnte, obwohl sie in vielerlei Hinsicht doch so schlau war.

»Das behauptet Ihr«, sagte Berelain.

»Ihr habt zwei Möglichkeiten«, sagte Faile. »Ihr könnt gegen mich kämpfen, und einer von uns wird sterben. Ihr habt recht, das würde die Gerüchte nicht verstummen lassen. Aber es würde Euren Chancen auf Perrin ein Ende machen. Entweder wärt Ihr tot oder die Frau, die seine Gemahlin tötete.«

Faile erwiderte Berelains Blick. »Oder Ihr lasst Euch eine Möglichkeit einfallen, diese Gerüchte ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Ihr habt diesen Schlamassel verursacht. Ihr regelt das.«

Und das war ihr Spiel. Ihr fiel kein Ausweg aus dieser Situation ein, aber in dieser Hinsicht war Berelain viel erfahrener. Also hatte sie den Plan verfolgt, Berelain glauben zu machen, sie wäre bereit, etwas Unvernünftiges zu tun. Dann sollte das beeindruckende politische Können der Frau die Situation klären.

Würde das funktionieren?

Faile erwiderte Berelains Blick und gestattete sich, ihre Wut zu fühlen. Ihren Zorn über das Geschehene. Ihr gemeinsamer Feind hatte sie geschlagen, frieren lassen und gedemütigt. Und währenddessen hatte Berelain die Unverschämtheit gehabt, so etwas zu tun?

Sie hielt den Blick der Ersten fest. Nein, sie verfügte nicht über Berelains politische Erfahrung. Aber sie hatte etwas, das der Frau fehlte. Sie liebte Perrin. Wahrhaftig und von ganzem Herzen. Sie würde alles tun, damit man ihm nicht wehtat.

Die Erste musterte sie. »Also gut«, sagte sie. »Soll es also so sein. Ihr könnt stolz auf Euch sein, Faile. Es kommt… selten vor, dass ich auf einen Preis verzichte, den ich lange begehrte.«

»Ihr habt nicht gesagt, wie wir diese Gerüchte aus der Welt schaffen können.«

»Vielleicht gibt es da eine Möglichkeit«, sagte Berelain. »Aber das wird unerfreulich.«

Faile hob eine Braue.

»Man wird uns zusammen als Freundinnen sehen müssen«, erklärte Berelain. »Ein Kampf, Meinungsverschiedenheiten, das wird den Gerüchten nur neue Nahrung geben. Aber wenn man sieht, wie wir miteinander Zeit verbringen, wird sie das entschärfen. Zusammen mit meiner formellen Verurteilung der Gerüchte reicht das vermutlich.«

Faile setzte sich wieder auf den Stuhl, den sie zuvor benutzt hatte. Freundinnen? Sie verabscheute diese Frau!

»Es müsste eine glaubwürdige Vorstellung sein«, sagte Berelain, stand auf und ging zu dem Tischchen in der Zeltecke. Sie goss sich einen Schluck gekühlten Wein ein. »Sonst funktioniert das nicht.«

»Und Ihr findet einen anderen Mann«, sagte Faile. »Jemand, dem Ihr Eure Aufmerksamkeit schenken könnt, zumindest für eine Weile. Um zu beweisen, dass Ihr nicht an Perrin interessiert seid.«

Berelain hob den Becher. »Ja«, sagte sie. »Ich vermute, auch das würde helfen. Könnt Ihr so schauspielern, Faile ni Bashere ti’Aybara?«

Du glaubst doch auch, dass ich wirklich bereit war, dich deswegen zu töten, nicht wahr?, dachte Faile. »Ich verspreche es.«

Berelain hielt inne, den Becher auf dem halben Weg zum Mund. Dann lächelte sie und trank. »Dann wollen wir mal sehen,« sagte sie und senkte den Becher, »was sich daraus ergibt. «

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