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»Krüppeltrine!«
Schadenfroh stieg der Singsang aus dem Gras auf, der Spottruf einer Lachmöwe.
Betje musste sich nicht umdrehen. Es war immer Clas, der Sohn des Müllers, der den Anfang machte. Und wie immer eiferten Eike und Gunne ihrem Leithammel sofort nach.
»Flögellamme Henn!«
»Kruvelkrumm wie ’ne Wurst!«
Das Päckchen Salz an sich gepresst, stapfte Betje auf bloßen Füßen entschlossen voran; in der Schürzentasche klimperten neben dem Strang Zwirn die Viertelstüver des Wechselgelds.
Sie hatte darum gebettelt, später zum Krämer gehen zu müssen. Nicht über Mittag, wenn die anderen Kinder des Kirchspiels in den Marschwiesen herumlungerten, bis die Glocke sie wieder ins Schulhaus rief. Die Tante war hart geblieben, auch wenn sie das Salz sicher erst für das Abendbrot brauchte und früher auch nicht dazukommen würde, abgerissene Knöpfe anzunähen. Gleich sollte Betje gehen, und ja nicht trödeln.
För nix anners to bruken , hatte die verkniffene Miene der Tante gesagt.
In die Jungenstimmen mischten sich angeekelte Rufe.
»Mall wie de Nacht!«
»Ik mutt kotzen!«
Helles Kichern sprudelte auf, und Betje warf nun doch einen Blick hinter sich.
Zwei Mädchen hatten sich zu den Jungen gesellt, die Gesichter frisch wie Sahne, die Zöpfe glänzend wie Sommerbutter. Mit dem Hof und fünf eigenen Kindern hatte die Tante keine Zeit, Betjes störrisches Haar zu flechten; unterhalb der Ohren abgehackt, umloderte es ihren Kopf wie ein Osterfeuer.
Kruse Haar, kruse Sinn, dar sitt de Düvel midden in.
Wäre sie mehr wie Swantje oder Inken, würden die Leute sicher eher über ihren lahmen Arm und die verwachsene Schulter hinwegsehen. Dann wollte vielleicht auch ein Mädchen ihre Freundin sein, mit ihr in den Wiesen zusammenglucken und lachen und Ketten aus Gänseblümchen flechten, und Clas und die anderen Jungen wären nicht immer so gemein zu ihr.
»Feuerkröt!«
»Kacksprenkel!«
Betjes sommersprossige Wangen glühten.
»Dösbaddels!«, schrie sie über die Wiese. »Aaskerls!«
Obwohl es sinnlos war, sie zog doch immer den Kürzeren. Dem Recht der Starken und Gesunden hatte sie nichts entgegenzusetzen.
»Grote Mund, grote Kunt!«, bellte Clas zurück.
Betje wusste nicht genau, was das bedeutete. Es musste etwas Schmutziges sein, das schloss sie aus dem hämischen Aufheulen von Eike und Gunne, dem Quieken der beiden Mädchen.
Vor Scham lief sie bis unter die Haarwurzeln rot an.
Clas warf etwas nach ihr, einen Stein oder eine alte Kartoffel, und verfehlte sie knapp. Eike zielte besser und traf sie hart an der Schulter. Das Päckchen Salz unter den rechten Arm geklemmt, griff Betje sich die nutzlose Linke und presste sie an sich. Ihr Kniff, damit der Arm nicht herumschlenkerte und ihr den Schwung nahm. Dann spurtete sie los.
»Bangbüx!«
»Düvelsbrut!«
Hinter ihr rauschte das Gras, trommelten schnelle Schritte über den Boden. Die Hatz war eröffnet.
Verbissen trieb Betje sich weiter an, um jedes Fitzelchen ihres Vorsprungs auszunutzen. Mit etwas Glück würde sie dieses Mal Fausthieben und Tritten entkommen.
Das nächste Geschoss krachte gegen ihren Rücken und prügelte ihr den Atem aus dem Leib. Ihr Arm, dieser verwünschte Arm, rutschte aus der Umklammerung, schlackerte hin und her. Der Boden unter ihr kippte, und Betje stürzte der Länge nach hin. Der Aufprall war ein harter Schlag, der ihr durch das Rückgrat jagte, bis in den Schädel hinein.
Benommen blieb sie liegen, in Matsch und Kuhfladen, während höhnisches Gelächter auf sie herabregnete.
Zwischen den Grashalmen schimmerte es kupfern, die Viertelstüver aus ihrer Schürzentasche. Unerreichbar für Betje; ein grober Jungenstiefel trat ihre ausgestreckte Hand in den feuchten Grund.
Riesenhaft zeichnete sich Clas gegen die Frühlingssonne ab und beäugte sie wie lästiges Ungeziefer.
»Du stinkst«, sagte er fast freundlich, als wäre es ein guter Ratschlag.
»Wanschick«, spuckte Gunne aus; feucht spritzte es in Betjes Gesicht.
Missgeburt.
Auf einen Wink von Clas hin klaubte Eike die Münzen auf. Wie Saatkrähen aus einem Acker stoben die drei davon, und ihr Johlen schlug über dem Blöken der Schafe zusammen.
Betje saß noch immer in der Wiese, neben sich das aufgeplatzte Päckchen Salz. Sie hatte versucht, die verstreuten Körnchen zusammenzufegen und auszusieben, aber auch dafür brauchte man zwei gesunde Hände.
Ihre Beine schienen lahm wie ihr Arm. Sie wusste nicht, was sie zu Hause der Tante sagen sollte, nachdem sie vorgestern schon den Milchkrug zerbrochen hatte und sowieso kaum Geld da war.
Matte Geerds hatte zum Ende des Winters sein Gehöft verkauft. Tamme Janssen und Fokke Dirks würden es ihm wohl gleichtun, dabei saßen sie auf gutem Boden, mit fettem Vieh. Dass die Zeiten allmählich besser wurden, lange nach dem Krieg, kam zu spät für die lüttje Lü , die kleinen Leute des Landstrichs.
Arm wie Geestbauern seien sie geworden, murrte der Onkel oft über dünn gebutterten Scheiben Schwarzbrot zu immer schwächerem Tee. Der einstige Stolz, ein Bauer des fruchtbaren Marschlands zu sein und nicht der kargen Geest, war längst verschlissen. Vielleicht würde auch er aufgeben müssen.
Glück im Unglück hatte, wer mit Frau und Kindern auf einem der größeren Höfe als Gesinde unterkam. Der Onkel und die Tante redeten in diesem Frühling häufiger darüber, die Stimmen rau und Sorgenfalten auf der Stirn.
Betje betrachtete ihre erdverschmierten Hände, zupackend die eine, schmächtig und kraftlos die andere.
Welcher Bauer würde sie denn auf seinem Hof brauchen können? Zu mehr als auf die Lüttjen aufzupassen, Gänse zu hüten oder Maikäfer von den Feldern zu sammeln taugte sie nicht. Mit Nadel und Faden war sie hoffnungslos ungeschickt, und um Teig zu kneten, Wäsche zu waschen, Rüben zu schneiden brauchte sie doppelt so lang wie andere. Sogar Sontje konnte es besser, die Kleinste auf dem Gehöft, mit ihren fünf Jahren gerade einmal halb so alt wie Betje.
Wer sich sein Brot nicht selbst verdiente oder jemanden hatte, der für ihn sorgte, dem blieb nur das Armenhaus. War man einmal dort, kam man nie wieder heraus, sein Leben lang auf Almosen angewiesen.
Betjes Magen ballte sich schmerzhaft zusammen, doch ihre Augen blieben trocken. Das Weinen hatte die Tante ihr früh ausgetrieben, der Dorfkrüppel musste nicht auch noch eine Ziepeltrine sein.
Der Umriss eines Mannes schälte sich aus den Marschwiesen und näherte sich mit langen Storchenschritten. Niemand aus der Gegend, im Kirchspiel kannte jeder den anderen von klein auf. Mit der Kiepe auf dem Rücken sicher ein fliegender Händler, wie sie ab und zu durch das Dorf kamen.
Hausieren war verboten, hatte der Onkel gesagt. Niemand scherte sich darum, die Frauen eilten trotzdem mit gerafften Röcken herbei, wenn ein solcher Höker sich den Höfen näherte. Auch die Tante, weil es Leinen und Drell sonst nur in der Stadt gab und Knöpfe und Messer billiger waren als bei Krämer Hennekes.
Unbeirrt hielt der Fremde auf sie zu, und obwohl Betje wusste, dass das Feuerleuchten auf ihrem Kopf sie weithin sichtbar machte, duckte sie sich tiefer ins Gras.
Er war kein Bursche mehr, aber auch noch nicht alt. Der Blick warm und freundlich, erinnerte das Gesicht mit den groben Poren an das Innere eines Brotlaibs.
Grüßend tippte er an die Kappe.
»Weißt du, wo es nach Swindorp geht?«
Auch seine Mundart war eine andere. Betje hatte Mühe, ihn zu verstehen. Sie schüttelte den Kopf, an den Rändern des Kirchspiels endete ihre Welt.
Der Höker lachte. »Macht nichts. Ein Dorf ist so gut wie das andere.«
Er setzte die sichtlich schwere Kiepe ab und ließ sich in der Wiese nieder, nur ein kleines Stück von Betje entfernt, wie selbstverständlich. Die Kappe warf er von sich und wischte sich mit seinem Halstuch über das gerötete Gesicht und den Nacken. Der Wind, der das Gras durchkämmte, war frisch, die Sonne aber schon kräftig.
»Wie sind die Dörfler hier? Die Bauern?«
Betje kannte nur deren scheele Blicke. Das Getuschel und das abfällige Zungenschnalzen hinter ihrem Rücken. Die befremdliche und manchmal feindselige Stille dazwischen, so dick, dass man sie beinahe schneiden konnte.
Unschlüssig hob sie ihre gesunde Schulter.
Der Fremde nickte, als wüsste er genau, was Betje meinte. Mit gespreizten Fingern fuhr er durch seine sperlingsbraunen Haare, wie um seine Gedanken zu ordnen, und hielt dann das Gesicht in den Wind. Als hätte er alle Zeit der Welt, fast andächtig. Es schien ihn nicht zu stören, dass Betje einen verkrüppelten Arm hatte und noch dazu nach Kuhmist stank.
»Ist sicher nicht leicht hier«, sagte er nach einer Weile leise, »wenn man anders ist.«
Weich wie Lammfell war seine Stimme. Nicht bedauernd, sondern als ob er verstand, wirklich verstand, wie es Betje erging. Von einer solch unerwarteten Tröstlichkeit, dass ihre Augen heiß wurden.
Lächelnd hielt er ihr seine Rechte hin. »Ich bin Joost.«
Niemand hatte Betje je die Hand gegeben, nicht einmal der Pastor sonntags nach der Kirche. Als ob eine Seuche von ihr ausging oder ein böser Zauber.
Verstohlen strich sie über ihren Rock, bevor sie ihre Finger zaghaft in die Männerhand legte.
»Betje.«
»Freut mich, Betje.« Sein Händedruck war behutsam. »Ist kurz für Elisabeth, nicht wahr? Ein schöner Name. Wie gemacht für dich.«
Betje errötete und zog ihre Hand zurück. Joosts Lächeln vertiefte sich.
»Musst du nicht in die Schule, kleine Betje?«
Betje schüttelte den Kopf. Mit der Schulpflicht nahm man es hier nicht genau. Schon gar nicht von Frühling bis Herbst, wenn auf den Höfen und Äckern jede Hand gebraucht wurde. Und wer das Schulgeld nicht aufbrachte, bei dem war auch kein Bußgeld zu holen. Das wusste der Büttel genauso wie der Lehrer, der dann eben sehen musste, wovon er lebte; arm wie ein Schulmeister sagte man schließlich nicht ohne Grund.
Joost lachte auf. »Für mich war das auch nichts, still sitzen und gehorchen. Die beste Schule ist das Leben, habe ich irgendwann festgestellt. Wenn man durch die Welt zieht, frei wie ein Vogel.«
Stumm auf einem Fleck auszuharren und sich möglichst klein zu machen, fiel Betje nicht schwer, das war das Leichteste überhaupt. Vielleicht wäre sie sogar gern zur Schule gegangen, hätten der Onkel und die Tante sie gelassen.
Den eindreiviertel Stüver, den Lesenlernen in der Woche kostete, hätte Betje gar nicht haben wollen. Worte waren hässlich und taten weh. Noch der harmloseste Ausdruck konnte von anderen zu einer scharfen Waffe geschmiedet werden, während er in Betjes Hand stumpf und brüchig blieb.
Das Einmaleins dagegen hätte sie gelockt. Allein schon um herauszufinden, ob es stimmte, was sie davon aufgesammelt und sich zusammengereimt hatte.
Betje zählte immer die Schafe auf den Weiden und versuchte auszurechnen, wie viele Hufe dort im Gras standen. Wie viele Schritte sie tagtäglich zwischen Haus und Stall und Scheune zurücklegte, das zählte sie, und wie viele sie ins Dorf brauchte. Sie zählte die Eier, die sie jeden Tag aus den Nestern der Hühner sammelte, und wie viele Pellkartoffeln abends am Tisch in den Mündern verschwanden. Die Zugvögel und Schäfchenwolken am Himmel und die Jungen, die die Hofkatze jedes Jahr warf, bevor der Onkel sie in einen Sack steckte und im Wassergraben ertränkte, taub für das Flehen seiner Mädchen. Wie viele Herzschläge zwischen dem Aufflackern eines Blitzes und dem Donnerkrachen verstrichen. Und vor dem Einschlafen zählte sie ihre eigenen Atemzüge, eingezwängt zwischen den warmen Leibern von Sontje, Momke und Hedwich.
Obwohl sich nichts weiter damit anfangen ließ. Wenn man wusste, wie viele Kühe auf der Weide standen, besaß man deshalb nicht mehr Vieh. Und auch wenn man seine Münzen zählen konnte, waren trotzdem keine zweieinviertel Stüver für Rechenstunden übrig.
Betje zählte unverdrossen weiter. Solange sie zählte und rechnete, konnte sie alles andere vergessen. Zahlen waren immer ehrlich: Wenn sie fünf Küken zählte, dann waren da auch fünf Küken. Mit einer Gewissheit, die Betje half, zurechtzukommen in dieser sonst so unberechenbaren Welt voller Stolpersteine und Fallgruben.
»Hast du schon viel von der Welt gesehen?«, fragte sie Joost.
»Ein bisschen, hier und da.«
Er kniff ein Auge zusammen, lustig sah er dabei aus. Betje versuchte sich an einem Lächeln.
Joost wies mit einem Nicken auf die Wiesen hinaus. »Hast du dich noch nie gefragt, was dahinter liegt?«
Betje folgte seinem Blick über das Marschland, flach wie der Boden eines Suppentopfs, so weit das Auge reichte.
»Dahinter kommt irgendwo das Meer«, sagte sie mit einem leichten Zögern, einer Spur von Zweifel.
Niemand im Kirchspiel hatte es mit eigenen Augen gesehen. Hier blieb man auf der Scholle, auf der man geboren war, stur wie ein Ochse. Atmete die gleiche torfsaure Luft wie die Vorväter, den Geruch von saftiger Erde und nassem Gras und Heustaub, von Schweiß und Gülle. Bis der Boden, von dem man sich jahrein, jahraus ernährt hatte, einen zurückforderte.
Erst der raue Wind der letzten Jahre hatte einige aus dem Landstrich vertrieben, über das Meer hinweg. Auf der Suche nach dem Land, in dem Milch und Honig flossen.
»Und dann irgendwann Amerika«, fügte Betje hinzu.
Ihre Brust krampfte sich zusammen.
In Amerika hatte sie eine Mutter und einen Vater, Brüder und Schwestern. Betje erinnerte sich nur noch daran, dass sie einmal da gewesen und dann fortgegangen waren. An mehr nicht, so lange war das schon her.
Ein paarmal hatte sie die Tante gefragt, wann sie wiederkämen und warum sie Betje nicht mitgenommen hatten. Die Tante hatte geschwiegen, auf eine schwerfällig angestrengte Weise, und ihr jäh den Rücken zugekehrt; danach hatte Betje nicht mehr gefragt.
»Dort draußen gibt es noch viel, viel mehr zu entdecken«, erklärte Joost. »Hast du keine Lust, dir das einmal anzusehen?«
Betje vergrub die Zehen in der feuchten Erde.
»Bestimmt ist es überall genauso wie hier«, murmelte sie, ein beklommenes Ziehen im Bauch.
»Das kannst du doch nicht wissen, wenn du noch nie dort warst.«
Betje kauerte sich tiefer zusammen.
»Die ganze Welt wartet dort draußen auf dich, Betje. Und irgendwo gibt es da auch einen Platz für dich.«
Ein Ort, an dem sie keine boshaften Rufe fürchten musste. Keine Steine und alten Kartoffeln, die blaue Flecken hinterließen, und keine Hiebe. Wo sie einfach nur Betje sein konnte und sich dafür nicht zu schämen brauchte. Wie hier bei Joost. Das Sehnen danach, unerfüllbar und hoffnungslos, war so stark, dass ihr übel wurde.
Sie schüttelte den Kopf.
»Hast recht.« Joost nickte einsichtig. »Ich würd auch nicht mit einem Wildfremden mitgehen, der mir das Blaue vom Himmel verspricht. Du findest bestimmt deinen eigenen Weg, wenn du einmal groß bist.«
Bestürzt sah Betje zu, wie Joost sich die Kappe auf den Kopf stülpte und aufstand.
»Ich muss auch weiter. Mach’s gut, kleine Betje.«
Traurig klang er, und trotzdem schulterte er seine Kiepe und ging davon.
Der Himmel verdüsterte sich, und das Gras verlor seine Farbe, seinen Glanz. Als ob Joost den Sonnenschein mit sich genommen hätte.
Betjes Blick fiel auf das Päckchen, das die Erde salzte. Die Vorstellung, der Tante damit unter die Augen zu treten, ihre einzige Bluse voller Dreck und Kuhmist, drehte ihr den Magen um.
Die Tante würde ihr niemals glauben, wie die Viertelstüver weggekommen waren. Warum auch, Clas’ Vater hatte sich erst zwei prächtige neue Pferde angeschafft. Ein Schmied wie Gunnes Vater hatte immer sein Auskommen, und Eikes Vater saß auf fast hundert Demat üppigen Landes, mit dem meisten Vieh im ganzen Kirchspiel.
Betje dachte an den Widerwillen, den sie oft in den Augen der Tante sah. Ab heute wäre sie nicht mehr nur ein Krüppel. Ein Holzbock, der sich auf Kosten anderer durchfraß. Sondern auch eine Lügnerin und Diebin.
Betje wurde schlecht vor Angst.
Wackelig sprang sie auf die Füße. Ihren linken Arm fest an sich gedrückt, rannte sie über die Wiesen.
»Joost! Warte! Joost!«
Nur noch daumengroß war seine Gestalt in der Ferne zu sehen, Betje hatte zu lange gezögert. Umso lauter rief sie nach ihm und spurtete aus Leibeskräften über das Marschland. Es schien, als würde sie ihn niemals einholen, der aussichtlose Versuch, einen Regenbogen zu fangen.
Die Furcht, einen kostbaren und einzigartigen Moment verpasst zu haben, verlieh ihr Flügel, ihre Stimme schrill vor Verzweiflung.
»Joost!«
Endlich blieb er stehen und drehte sich um. Außer Atem und mit schmerzhaft hämmerndem Herzschlag schloss Betje stolpernd zu ihm auf.
»Kannst du mich nach Amerika bringen?«, stieß sie hervor.
Joost lächelte. »Wohin du willst, kleine Betje.«