Die Abendschatten wurden länger in dem friedlichen Wald. Rhapsody blieb vor der Tür der kleinen Hütte stehen, atmete tief durch und versuchte ruhig zu bleiben. Dann klopfte sie.
»Herein.«
Sie erzitterte unter der Erinnerung, die dieses Wort und Constantins tiefe Stimme bei ihr hervorriefen. Langsam öffnete sie die Tür.
Der frühere Gladiator saß auf dem Bett. Als er sie sah, stand er sofort auf und durchquerte das Zimmer bis zur Tür. Rhapsody schluckte nervös, als sie die Geschwindigkeit bemerkte, mit der er sich bewegte. Es war kein Wunder, dass er in der Arena als tödlicher Gegner gefürchtet gewesen war. Er stellte sich zwischen sie und den Rest des Zimmers, füllte beinahe den ganzen Türrahmen aus und sah sie mit einem durchdringenden Blick an.
»Was willst du?«, fragte er barsch.
Rhapsody lächelte und hoffte, seine Feindseligkeit und sein Misstrauen zerstreuen zu können.
»Ich habe etwas, von dem ich glaube, dass es dir gehört.«
Seine Augen verengten sich. »Das glaube ich kaum.« An seinem Gesichtsausdruck erkannte Rhapsody, dass er eine Unterredung mit Fürst Rowan gehabt hatte.
»Ich werde dich nicht lange belästigen«, sagte sie kess. »Darf ich hereinkommen?«
Constantin starrte einen Moment lang auf sie herunter, hielt ihr dann die Tür auf und machte ihr ein wenig Platz. Rhapsody ging unter seinem Arm hindurch und betrat das Zimmer. Es glich dem der anderen Kinder, hatte aber keine Verzierungen oder Ausschmückungen. Es sah in der Tat ziemlich genau wie ihr eigenes aus; nur das Bett und die Möbel waren viel größer.
Sie setzte sich auf den einzigen Stuhl im Zimmer. Constantin sah sie fest an, senkte dann den Blick und lächelte in sich hinein. Er beobachtete unter den Lidern hindurch, wie sie in den kleinen Beutel griff, den sie bei sich hatte. Rhapsody zog die silberne Kette hervor, die sie in seinen Gemächern gefunden hatte, und hielt sie ihm entgegen.
»Gehört das dir?«
Constantin riss entsetzt die Augen auf; ein Ausdruck der Panik legte sich über sein Gesicht. Er verschwand so schnell, wie er gekommen war, und wurde wieder durch das vertraute Starren ersetzt.
»Woher hast du das?«
»Ich habe es in jener Nacht unter deinem Bett gefunden.«
Sein Gesicht verfärbte sich schwarz vor Wut. »Und jetzt hast du vor, es mir zu verkaufen.«
Rhapsody öffnete den Mund vor Überraschung. »Nein, ich dachte...«
»Natürlich habe ich hier nichts von Wert, womit ich dich bezahlen könnte«, sagte er. Seine Muskeln spannten sich unter der mühsamen Selbstbeherrschung. Er wich vor ihr zurück. Rhapsody betrachtete ihn mit Mitgefühl. Sie wusste, dass seine Gefühle heftig waren, und sie sah, wie sehr er darum kämpfte, sie unter Kontrolle zu halten.
»Du verstehst mich nicht«, sagte sie gelassen. »Ich wollte es dir zurückgeben.«
Constantin beäugte sie misstrauisch. »Was hättest du davon?«
Rhapsody runzelte die Stirn. »Nichts. Sollte ich etwas davon haben? Wenn das hier dir gehört, hast du einen Anspruch darauf, Constantin. Hier musst du nicht um das kämpfen, was dir gehört; wir sind nicht mehr in Sorbold.«
»Warum hast du es dann überhaupt gestohlen?«
Rhapsody schluckte die Beleidigung herunter. »Ich habe es nicht gestohlen«, sagte sie so freundlich wie möglich. »Ich wollte es dir geben, weil ich geglaubt habe, es bedeute dir viel. Ich hatte nicht vor, dich je zu den Gladiatoren zurückzubringen, also habe ich das mitgenommen, was du möglicherweise behalten wolltest.«
Sie stand auf und ging hinüber zu ihm, ergriff seine Hand und legte die Kette hinein. Dann schloss sie seine Finger darum.
Constantin sah auf die Kette in seiner Hand. Sein Blick verlor ein wenig von der Eindringlichkeit, die er kurz zuvor noch gehabt hatte, und wurde von einem tieferen, schwer zu deutenden Ausdruck ersetzt. Er starrte das Schmuckstück lange an und sah dann wieder zu Rhapsody.
»Vielen Dank«, sagte er. Seine Stimme klang außergewöhnlich ruhig.
Sie nickte. »Nichts zu danken. Und jetzt gehe ich dir aus dem Weg.« Sie drehte sich um und öffnete die Tür.
»Du hast Recht«, sagte er schnell. Sie wandte sich ihm überrascht zu, denn sie hatte geglaubt, ihr Gespräch sei zu Ende gewesen.
»Womit?«
Er senkte kurz den Blick. »Das hier ist etwas, das ich brauche und bei mir haben will.« So nahe an eine richtige Unterhaltung war er noch nie herangekommen. Rhapsody spürte, dass er fortfahren wollte. Sie schloss die Tür, verschränkte die Arme und lehnte sich gegen das Holz.
»War es ein Geschenk von einer besonderen Person?«
Constantin sah sie an; sie gewöhnte sich allmählich an seinen verwirrenden Blick. Dann ging er zum Bett und setzte sich.
»Ja«, sagte er. »Von meiner Mutter.«
Es dauerte einen Moment, bis Rhapsody bemerkte, dass ihr Mund offen stand. »Du hast deine Mutter gekannt?«
Der Gladiator schüttelte den Kopf; das durch das Fenster hereinfallende Sonnenlicht fing sich in seinem hellblonden Haar und machte für einen Augenblick einen goldenen Brand daraus.
»Nein. Alles, was ich habe, ist ein Erinnerungsfetzen, von dem ich nicht einmal weiß, ob er echt ist.«
Sie trat an das Bett und setzte sich neben ihn; er regte sich nicht, wie er es wohl getan hätte, wenn ihm ihre Nähe unangenehm gewesen wäre. »Was ist es, wenn ich fragen darf?«
Constantin ließ die Kette durch seine Finger gleiten; sie glitzerte ebenfalls im Sonnenlicht.
»Es ist nur das Bild einer Frau mit Liebe im Blick und mit einem Geschenk.«
Rhapsody spürte bei seinen Worten einen stechenden Schmerz in den Augen. Sie strich ihm über die Schulter. Es sollte eine Geste des Mitleids sein, doch der Gladiator zuckte davor zurück und krümmte sich zusammen. Rhapsody erstarrte vor Angst.
»Es tut mir sehr Leid«, stammelte sie. »Ich wollte dich nicht aufregen.« Sie stand hastig auf und eilte wieder zur Tür.
»Warte, Rhapsody.« Constantin stand auf und trat neben sie, hielt aber einige Schritte Abstand. Sie senkte den Blick zu Boden. Das Letzte, was sie wollte, war, ihn weiter aufzuwühlen. »Du hast mich nicht aufgeregt. Ich will versuchen, dich nicht mehr zu verletzen oder zu erschrecken.«
Rhapsody begegnete seinem Blick. Seine Augen glitzerten vor blauer Eindringlichkeit, doch es lag nicht mehr die Wildheit in ihnen wie in der Nacht, als sie ihn aus Sorbold entführt hatte. Vielleicht hatte ihn bereits die geringe Menge von Dämonenblut, die ihm entzogen worden war, menschlicher gemacht.
»Constantin, was immer in Sorbold geschehen ist, war allein meine Schuld. Der Plan war dumm und schlecht überlegt, und deine Handlungen waren eine Folge meiner Fehleinschätzungen. Ich bitte dich um Verzeihung und hoffe, du siehst ein, dass ich dir wirklich helfen wollte, wie gefühllos und ausgeklügelt es auch erschienen sein mag.«
Constantin nickte. »Ich habe schon bemerkt, dass du dich oft zu solchen Maßnahmen gedrängt fühlst.« Die Tiefe in seiner Stimme ließ ihn viel älter erscheinen.
»Wenn dich meine Gegenwart stört, werde ich gehen ...«
»Das ist es nicht«, unterbrach er sie. »Sie ist eher, äh, verwirrend.« Er sah aus dem Fenster; je rosiger der Sonnenuntergang wurde, desto sanfter klang seine Stimme. »Ich fürchte, ich habe noch nie einen wirklich freundlichen Menschen gekannt. Ich weiß nicht, wie ich mich in deiner Gegenwart verhalten soll.«
Rhapsody lachte. »Es gibt einige Leute, die deine Beschreibung von mir als sehr belustigend empfinden würden. Du machst es wirklich gut.«
»Es ist ein Kampf«, sagte er. Seine so unbedacht herausgerutschten Worte schienen ihn einen Moment später bereits zu überraschen. »Die Kette ist nicht das Einzige, das ich brauche und haben will.« Er wandte die Augen ab, als die Farbe des Sonnenuntergangs sich über sein Gesicht legte.
Rhapsodys Kehle zog sich zusammen, und Hitze durchpulste sie. Unbewusst glitt ihre Hand hoch zum Hals. Sie berührte das Medaillon, das sie immer trug. Ihr kam ein Gedanke. Sie öffnete vorsichtig den Verschluss und zog die Kette aus. Als Constantin den Mut aufbrachte, sie wieder anzusehen, hielt sie ihm das Medaillon entgegen.
»Ich glaube, wir haben etwas gemeinsam«, sagte sie. »Das ist alles, was mir von meiner Mutter geblieben ist.« Die Tränen, die ihr in die Augen gestiegen waren, rannen ihr nun über die Wagen.
»Träumst du von ihr?«
Rhapsody drehte sich um. »Nicht mehr«, sagte sie traurig. »Ich habe es oft getan, aber jetzt kommt sie in meinen Träumen nicht mehr zu mir. Ich kann ihr Gesicht nicht mehr erkennen.«
»Ich träume jede Nacht von meiner Mutter«, meinte Constantin. »Ich habe keine Ahnung, ob sie so war, wie ich sie in meinen Träumen sehe.«
»Wie siehst du sie?«
»Freundlich. Ich vermute, das beweist, dass es keine Erinnerung, sondern nur ein Traum ist.«
Er setzte sich wieder auf das Bett.
»Warum?«
Der Gladiator schaute hoch zu ihr und lächelte spöttisch. »Offenbar glaubst du nicht an Familienmerkmale.«
Rhapsody trat einen Schritt zurück, damit sie ihn besser sehen konnte. »Willst du damit sagen, dass du unfreundlich bist?« Das Lächeln des Gladiators traf sie unvorbereitet. Sie zuckte zusammen. Sie wartete, bis er verstummte, und sah ihn dann ernst an. »Ich habe keinen Scherz gemacht.«
Constantins Gesicht verlor das Lächeln. »Ja, es sollte selbst dir klar sein, dass die Freundlichkeit und ich uns noch nicht offiziell vorgestellt worden sind.« Er schaute weg. »Ich habe sie aber von fern gesehen, wenn auch vielleicht nur einmal.«
Rhapsody betrachtete ihre Hände. »Möglicherweise bist du mit der Freundlichkeit besser befreundet als du weißt.« Sie spürte, wie er sie fragend ansah, und kämpfte darum, unter seinem Blick nicht zu erröten, doch es gelang ihr nicht. Das Blut rauschte ihr ins Gesicht und stach in die sich rötenden Wangen. Unbeholfen setzte sie sich wieder auf den Stuhl.
»Würdest du mir bitte erklären, wovon du redest?«
»Du hättest mir in jener Nacht wehtun können, wenn du es gewollt hättest«, sagte sie und starrte auf die Schwielen an ihren Fingern. »Ich weiß, dass dich meine Angst erregt hat. Ich habe die Grausamkeit in deinem Blick gesehen. Wie deine Welt auch immer ausgesehen hat, du hast dir trotzdem ein wenig Erbarmen bewahrt, wenn auch vielleicht nur in der Größe eines Samenkorns.« Ihre Worte klangen für sie entfernt vertraut; sie dachte an die Nacht zurück, als Ashe in Elysian zum ersten Mal zu ihr gekommen war.
Ich freue mich, dass du den Untergang deiner ganzen Welt überlebt und unter Ungeheuern gelebt hast und doch den Menschen immer noch ehrenwerte Eigenschaften zuschreibst.
Constantin lächelte wehmütig. »Du hast Unrecht, Rhapsody. Ich hatte nicht vor, dich in jener Nacht gehen zu lassen. Ich hätte dich verletzt und es genossen. Du kennst mich nicht sehr gut.«
Rhapsody fand schließlich den Mut, ihm in die Augen zu schauen. »Vielleicht. Aber vielleicht kenne ich dich sogar besser, als du glaubst. Willst du mich immer noch verletzen?«
Der Gladiator stand plötzlich auf und begab sich in die hinterste Ecke des Zimmers.
»Vielleicht ist es das Beste, wenn du jetzt gehst.«
»Wie du willst.« Rhapsody stand ebenfalls auf und ging zur Tür. Sie drehte sich um und betrachtete seinen Rücken. Seine Muskeln waren gespannt wie Sprungfedern. »Ich habe keine Angst vor dir, Constantin.«
»Ich muss dir leider sagen, dass du nicht sehr helle bist.«
Sie lachte. »Das will ich nicht abstreiten, aber ich habe weitaus grausamere Männer als dich gesehen. Ich habe unter ihren Händen viel größere Scheußlichkeiten erlitten, als du mir je antun könntest. Ich kenne den Unterschied zwischen einem verbogenen und einem bösen Geist. Deine Seele ist verkrümmt, Constantin, nicht verrottet. Sie braucht nur etwas Zeit, um sich zu strecken, und ein wenig Sonnenlicht, das sie wieder reinigt. Du wirst bald wieder so gut wie neu sein.«
Constantin schaute aus dem Fenster. »Falls ich die Folter überlebe.«
Rhapsody ließ die Türklinke los. »Folter?«
Er bedachte sie wieder mit seinem eindringlichen Blick. »Spiel nicht den Narren. Du hast mich hergebracht. Du musst wissen, was sie hier machen.«
Sie ging auf ihn zu, drehte ihn um und nahm die Hände nicht von seinen Armen. »Meinst du das, was letzte Nacht geschehen ist?«
Er versuchte sich loszumachen. »Natürlich.«
Rhapsody seufzte. »Es tut mir sehr Leid. Ich wünschte, du müsstest dieses Verfahren nie wieder durchlaufen, aber ich kann dir zumindest versprechen, dass du nie wieder die Schmerzen spüren wirst. Von jetzt an wirst du schmerzfrei sein.«
»Warum machen sie das? Ich habe vorher schon geblutet, aber nie aus dem Herzen.«
Sie nahm seine Hand, führte ihn zurück zum Bett und setzte sich dann auf den Stuhl ihm gegenüber. Langsam und eingehend erklärte sie ihm seinen Ursprung, berichtete von dem F’dor und dem Rakshas sowie dessen systematischen Vergewaltigungen. Constantins ruhiges Gesicht verwandelte sich zu Stein, während sie sprach, doch seine Augen leuchteten auf eine Weise, die bei Rhapsody den Wunsch erweckte, sie hätte es dem Fürsten überlassen, diese Geschichte zu erzählen.
Schließlich berichtete sie ihm von der Rettung der Kinder des Dämons und dem Plan, sie vor der Verdammnis zu retten, indem man ihnen das Blut ihres Vaters entzog und es für die Suche nach dem F’dor einsetzte. Als sie fertig war, sah er sie ernst an.
»Und du weißt nicht, wer meine Mutter war?«
»Nein.« Sie erkannte die Enttäuschung in seinem Gesicht. »Ich wünschte, ich würde sie kennen. Du siehst, sie war ein unschuldiges Opfer. Es ist durchaus möglich, dass sie die Frau aus deinem Traum ist jemand, der dich sehr geliebt hat, trotz allem, was sie bei... bei deiner Geburt erlitten hat.«
Constantin sah durch das Fenster in die Dunkelheit. Während sie geredet hatten, war die Nacht herangekommen, und nun war das stille Tal in Finsternis gehüllt. »So unwahrscheinlich das alles klingt, ich glaube dir.«
Sie streichelte ihm die Hand. »Ich wünschte, ich könnte es dir leichter machen. Ich habe einmal geglaubt, ich hätte die Macht dazu.«
»Und wieso glaubst du das nicht mehr?«
Rhapsody atmete langsam aus. »Wegen des Todes meiner Schwester. Sie war eigentlich nur eine Freundin. Sie war die erste Person in diesem Land, der ich zu helfen versucht habe, und das hat sie umgebracht. Wenn ich sie in ihrem Leben auf der Straße in Ruhe gelassen hätte, würde sie jetzt noch leben.«
Der Gladiator drehte sich um und sah sie an. »Woher willst du das wissen?« Rhapsody blinzelte. »Jeden Tag sterben Straßenratten. In Sorbold habe ich viele davon mit meinem Schwert niedergemacht, nur weil sie sich mir in den Weg gestellt haben. Bestraf dich nicht selbst, Rhapsody. Wenigstens hast du den Versuch gemacht, sie zu retten. Das ist mehr, als die meisten Leute tun würden.«
»Und was ist mit dir? Vergibst du mir für die Schmerzen, die ich dir zugefügt habe, weil ich dich retten wollte? Bist du bereit, den Scherbenhaufen zusammenzufegen, den meine guten Vorsätze hinterlassen haben?«
Constantin seufzte. »Rhapsody, in meinem ganzen Leben hat noch nie jemand versucht, mir zu helfen. Ich verstehe nicht, warum du es tust, und kann erst recht nicht ausdrücken, was ich dabei fühle. Wenn du damit meinst, dass meine Hände einfach zittern, wenn du in meiner Nähe bist und jede Sekunde, die du länger hier bleibst, mehr in Gefahr gerätst, so ist das meine eigene Angelegenheit.
Nachdem der Fürst und ich uns über meine Zukunft unterhalten haben, ist es für mich weitaus wichtiger, dass ich dir keine Schmerzen zufüge. Das ist eine große Klemme. Ich habe das Gefühl, dass es besser für mich wäre, wenn ich dich nie wieder sehe, weil das der einzige Weg ist, kein Verlangen mehr nach dir zu haben. Aber gleichzeitig brauche ich dich, und sei es nur zum Reden; ansonsten gibt es hier niemanden. Vielleicht vergisst du mich am besten und überlässt mich mir selbst. Aber eines kann ich dir versichern: Jetzt geht es mir weitaus besser, als wenn du nicht versucht hättest, mir zu helfen. Ewige Verdammnis ist vielleicht das Schicksal, das ich verdiene, aber ich möchte es trotzdem gern umgehen.«
»Was auch immer geschehen wird, ich kann dir versprechen, dass ich dich nie vergessen werde, Constantin.« Rhapsody wünschte, sie könnte ihn umarmen. Sie hätte es so gern getan, aber sie durfte ihn nicht noch mehr enttäuschen. Der Ursprung ihrer Beziehung war Sex gewesen. Trotz ihrer gegenteiligen Auffassung hatte sie ihn dazu gebracht, sie besitzen zu wollen, und sie war erfolgreich gewesen. Es stand zwischen ihnen wie eine versperrte Tür, und so würde es bis zum Ende bleiben.
Sie dachte daran, sich ihm hinzugeben. So etwas hatte sie schon früher getan; sie hatte aus weitaus geringeren Gründen mit Männern geschlafen, die sie nicht gekannt oder sogar gehasst hatte. Sie könnte sich Constantin hingeben; es würde die Heilung erleichtern, die notwendig war, um die Dinge zwischen ihnen zurechtzurücken.
Dieser Gedanke drückte ihr Herz wie ein Schraubstock. Sie würgte. Ashes Gesicht erschien vor ihrem inneren Auge. Er lächelte sie auf eine Art an, die sie nie zuvor an ihm wahrgenommen hatte. Aber Ashe war nicht mehr ihr Liebhaber; er würde bald einer anderen gehören. Es war an der Zeit, ihn für immer aus ihrem Herzen zu vertreiben.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Constantin, ich muss etwas holen. Ich bin gleich zurück.« Er sah ihr überrascht zu, wie sie von dem Stuhl aufsprang, zur Tür rannte und in den mondhellen Schatten des Waldes verschwand.