77

Die ermüdenden Streitereien gingen beinahe bis Mitternacht weiter. Rhapsodys Kopf pochte unter der Eintönigkeit der Redner, die sich andauernd wiederholten und einander widersprachen.

»Warum sollte es nicht zwei Herrinnen und keinen Herrn geben?«

»Ich glaube, auf dem Sitz der Macht müssen die Geschlechter in gleicher Stärke repräsentiert sein.«

»Ich habe keine Lust, von einem Nain-Herrn regiert zu werden!«, rief einer der Lirin, als Faedryth für die Position des Herrschers ins Spiel gebracht wurde.

»Und ich habe keine Lust, im Blumengarten eines Lirin-Hofes zu sitzen«, beschwerte sich ein verärgerter Nain.

«Dann müssen wir jemanden finden, der alle Rassen vereinen kann«, sagte Oelendra.

»Und jemanden, der nicht auf der anderen, sondern auf dieser Seite der Welt geboren wurde«, erklärte jemand aus dem großen, goldenen Volk um Edwyn Griffyth. »Ansonsten wird die Einheit des Volkes mit dem neuen Land nicht deutlich genug.«

»Wenn ich könnte, würde ich von diesem Sims in den Tod springen«, seufzte Rhapsody. »Ich will, dass der Herr der Cymrer jemand ist, der Ordnung in diesen Sauhaufen bringt, damit ich gehen kann, wann ich will.«

Die Cymrer sahen ihre neue Herrin entsetzt an, kamen dann aber zu dem Schluss, dass sie einen Scherz gemacht hatte, um die Stimmung aufzuhellen. Sie lachten schallend, bevor sie weiterdebattierten. Sie kennen mich nicht sehr gut, dachte Rhapsody. Sie blickte geistesabwesend in der Senke umher und fing Ashes Blick auf, der sie mitfühlend anlächelte. Sofort richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Konzil.

»Es gibt nur eine Linie, welche die alte Welt mit der neuen verbindet, und das ist Anwyns Linie«, sagte Oelendra gerade. Ihre Bemerkung hatte entsetztes Schweigen zur Folge. Ihre Feindschaft zu Anwyn war wohlbekannt und erst kürzlich bestätigt worden. »Welches andere Blut verbindet die alten Völker von Serendair, die ältesten der alten Welt, mit dem Blut des Drachen, dessen Innerstes in diesem Land steckt? Der Erstgeborene verbindet sich mit der Erstgeborenen. Noch wichtiger ist der Umstand, dass in dieser Linie durch Gwylliams Blut das Recht der Königswürde liegt. Er war ein Abkömmling des Hochkönigs von Seren, des Herrn aller Rassen.«

»Willst du damit sagen, dass wir noch einmal der Linie vertrauen sollen, die uns in den Untergang geführt hat?«, fragte Nielsen, ein sorboldischer Herzog.

»Ich sage, dass sie das einzige Haus sind, das Verbindungen zu uns allen hat, und dass sie vielleicht mehr als alle anderen aus den Fehlern ihrer Ahnen gelernt haben«, antwortete Oelendra.

»Aber wer soll es sein?«

»Das Recht der Königs würde ging jeweils auf den ältesten Sohn über«, sagte jemand aus der Dritten Flotte. »Das wäre Edwyn Griffyth.«

»Anscheinend hast du nicht richtig zugehört«, sagte der oberste Meeresmagier und zog die silbernen Augenbrauen zusammen. »Ich habe keine Lust, über jemanden oder etwas zu herrschen. Falls ich gewählt werde, fliehe ich auf den höchsten Berg oder in die tiefste See und verstecke mich, bis ihr euch wieder gegenseitig umbringt. Ich werde niemals ich will es für diejenigen unter euch wiederholen, die völlig taub sind niemals den Titel eines Herrn der Cymrer annehmen.«

Rhapsody seufzte innerlich auf. Sie war nicht für eine Führungsrolle geboren und hatte nicht gewusst, dass man sie auch von vornherein ablehnen konnte. Das musste sie sich unbedingt merken.

»Damit wäre der Titel an Llauron gefallen, aber er ist ja tot«, sagte derselbe Mann, der den ältesten Bruder vorgeschlagen hatte.

»Nun, in gewisser Hinsicht stimmt das«, sagte eine tiefe, gepflegte Stimme, die aus den Felsen der Senke drang und alle Streitereien erstickte. Jedermann in der Senke spürte diese Stimme in seinen Füßen. »Ich bin trotzdem gekommen und hoffe, dass es niemandem etwas ausmacht. Ich habe den Ruf schließlich auch gehört.«

»Was ist das für ein dämlicher Trick?«, verlangte Gaerhart aus der Zweiten Flotte zu wissen.

»Ich versichere dir, es ist kein Trick«, lautete die Antwort. Aus der lebendigen Erde trat ein großer, grau schillernder Umriss hervor. Einen Moment später nahm er die Gestalt einer aus Nebel geborenen Schlange an, die über hundert Fuß lang war. Gewaltige Schwingen entfalteten sich an den Flanken, und der Glanz von Silber und Kupfer schillerte auf den Schuppen. Seine Größe war schwer abzuschätzen, denn er hatte sich zusammengeringelt, doch als er den gewaltigen Kopf hob, wusste Rhapsody, dass er kaum kleiner als Elynsynos war. Ungeheure Arme drückten den Oberkörper vom Boden, als sich das Wesen aufrichtete und über die cymrische Versammlung blickte, von der beim Anblick des Drachen etliche in Panik zurückgewichen waren. Ein starker, heißer Wind fuhr sie an, als er sprach. Sie schlössen die Augen und zitterten vor Angst.

Der Drache öffnete die Augen und enthüllte zwei gewaltige Kugeln, die wie blaues Feuer leuchteten. Die Cymrer fielen vor Furcht zu Boden, nur die Drei und Anwyns Erben blieben stehen.

»Jedes Mal, wenn ich dich sehe, bist du Mutter ähnlicher geworden«, sagte Anborn lächelnd zu Llauron. Edwyn Griffyth sah seinen jüngeren Bruder verächtlich an.

»Auch ich freue mich, dich zu sehen«, erwiderte der Drache. »Bin froh, dass du es bis zum Konzil geschafft hast, Ed.«

»Ich bedauere es in diesem Moment doch sehr«, meinte Edwyn Griffyth. Er machte keinen Versuch, den Abscheu in seiner Stimme zu verbergen. »Hat dir keiner gesagt, dass große Auftritte nur bei Hofe angebracht sind?«

»Das hier ist doch ein Hof. Ich bin hergekommen, um der neuen Herrin der Cymrer meine besten Wünsche zu übermitteln. Und dem Konzil möchte ich meine Glückwünsche für seine weise Wahl aussprechen.« Der gigantische Wyrm verneigte sich in Rhapsodys Richtung, doch die lirinsche Königin und neue Herrscherin der Cymrer reagierte nicht darauf. Sie starrte den Drachen an, ohne etwas zu sagen, aber sie vermied es, ihm direkt in die Augen zu blicken. Der Drache räusperte sich laut; es war ein Geräusch, das den hunderttausend Anwesenden eine Gänsehaut verursachte.

»Ja, nun, also ... hiermit gebe ich allen bekannt, dass ich Llauron, der Sohn Anwyns und Fürbitter der Filiden bin beziehungsweise war.«

»Bist du hier, um die Herrscherrolle für dich zu beanspruchen?«, fragte Edwyn Griffyth.

»Um Himmels willen, nein«, sagte der Drache. »Das wäre doch ziemlich dumm, nicht wahr? Keine der Kronen oder Prunkgewänder würde mir passen. Nein, meine ganzen Rechte habe ich aufgegeben, indem ich das Menschsein aufgegeben habe. Ich bin hier, um euch mitzuteilen, dass ich diese Rechte und Ansprüche an meinen Sohn übergebe, der sie wegen der selbstlosen Tapferkeit verdient hat, mit der er die Mitglieder aller Flotten gegen die Ränke des F’dor verteidigt und meinen, ähem, Tod durch die Hand des Verräters Khaddyr gerächt hat, der im Bund mit dem Dämon stand. Ist das für die Versammlung annehmbar?«

»Erwartest du eine ehrliche Antwort, solange du dich in dieser Gestalt zeigst?«, fragte Anborn unbeeindruckt.

»Oh, so bin ich jetzt, aber dein Einwand ist gerechtfertigt.« Mit diesen Worten schrumpfte die gigantische Schlange, bis sie nicht mehr die ganze Senke mit ihrer Gegenwart anfüllte. Das ätherische Schimmern verschwand, und Laurons Gestalt wurde fester. Sie wandelte sich zu einer Drachenhaften Eidechse von etwa fünfzehn Fuß Länge. Llauron kroch über den Boden der Senke, während sich die Cymrer in alle Richtungen zerstreuten, und legte sich vor Ashe auf den Grasbewachsenen Boden. Belustigt blickte er zu seinem Sohn auf, der gedemütigt wirkte.

»Es tut mir Leid, mein Sohn, aber das ist Familientradition. Die Eltern in unserer Linie leben nur zu dem einzigen Zweck, ihren Söhnen peinlich zu sein.« Ashe seufzte.

»Das ist der Grund, warum Anborn und ich keine Erben haben«, meinte Edwyn Griffyth unwirsch.

Rhapsody sah zu, wie die Cymrer langsam wieder in die Mitte der Senke zurückkehrten, aber einen weiten Bogen um Ashe und den Drachen zu seinen Füßen schlugen. Sie spürte, wie bei diesem Anblick unwillkürlich ein Lächeln über ihr Gesicht flog. Ashe sah hoch zu ihr und lächelte zurück. Dies war eine Situation, über die sie zwischen den Laken ihres elysianischen Bettes in den Schatten des Feuers gekichert hätten. Dieser geteilte Gedanke bewirkte jedoch, dass ihrer beider Lächeln schwand und sie fortschauten, wenn auch aus verschiedenen Gründen.

Die Diskussionen setzten wieder ein. Für eine Weile wurden die Alternativen zum Haus Gwylliam beredet. Die verschiedenen Gruppen stellten ihre Kandidaten für das Amt des Herrschers auf, bis Rhapsody den Eindruck gewann, dass sie weiter denn je von einer Entscheidung entfernt waren. Letztlich wurden sogar Achmed und Grunthor vorgeschlagen, was ihre Auffassung bestätigte.

Es war wohl die mögliche Nominierung Achmeds, welche die Beratungen wieder in die richtigen Bahnen lenkte. Er machte dem Konzil sehr deutlich, dass er seine Macht an Rhapsody abtreten würde, wenn er gewählt werden sollte, denn er sah überhaupt keinen Grund, dass es unbedingt einen Herrscher geben musste.

»Ihr habt eine Anführerin gewählt, und nun wollt ihr sie einem anderen unterordnen«, sagte er verachtungsvoll. »So etwas wie eine erfolgreich geteilte Führerschaft gibt es nicht. Wer hat traditionell das letzte Wort, wenn Herr und Herrin uneins sind?«

»Der Herr«, antwortete Longinotta, eine Gwaddi-Frau aus der Ersten Generation, die am Hof von Anwyn und Gwylliam als Wachtmeisterin gearbeitet hatte.

Achmed nickte. »Seht ihr? Wenn sie eure Wahl ist, solltet ihr sie so respektieren, dass ihr euch von ihr führen lasst. Warum wollt ihr die Dinge unnötig schwer machen?«

»Blödsinn.« Die Stimme Tristan Stewards hallte durch den Gerichtshof, unterbrach die Debatte und brachte alle Gespräche zum Verstummen. »Ihr überseht das Nächstliegende nämlich denjenigen, der Erfahrung im erfolgreichen und gerechten Teilen von Macht besitzt.«

Er schaute die Versammlung scharf an.

»Und wer soll das sein, Tristan?«, fragte Stephen Navarne vorsichtig. Sein Gesichtsausdruck deutete an, dass er bereits die Antwort kannte.

Tristan wandte sich an Herzog Cunliffe, das Oberhaupt seines Hauses, und nickte. Herzog Cunliffe räusperte sich.

»Es scheint... nun ja, es scheint angemessen, dass wir Tristan zum neuen Herrn der Cymrer wählen«, sagte Cunliffe zögernd. »Als Regent von Bethania hat er Großes geleistet. Er war uns ein Führer in führerloser Zeit und hat unser Heer wieder stark gemacht.« Tristan Steward beugte sich vor und flüsterte Herzog Cunliffe etwas ins Ohr. »Ja, natürlich. Neben all seinen anderen bewährten Tugenden würde der Herr von Roland gut zu der neuen Herrin der Cymrer passen, ihre Autorität respektieren und ihr dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er ist ein Mann von großer Rechtschaffenheit. Tristan Steward sollte der Herr der Cymrer werden.«

»Tristan Steward sollte von den Ratten gefressen werden!«, donnerte Edwyn Griffyth mit dröhnender Stimme, die von den Felsen widerhallte. »Tristan Steward soll ein Mann von großer Rechtschaffenheit sein? Tristan Steward ist ein Esel.« Nicht das leiseste Geräusch war zu hören, als Gwylliams ältester Sohn aufstand und mit seinem Stab auf den zitternden Herrn von Roland deutete.

»Wie kannst du es wagen, ein Heer an diesen Ort zu führen vor allem eine Streitmacht von derartiger Größe? Bist du der anmaßendste Mann der Geschichte, oder bist du nur ein Dummkopf von gigantischem Ausmaß? Das hier ist ein Ort des Friedens; es ist der Ort des Konzils. Jeder Cymrer, selbst jene, die so wie du nicht eingehend in unserer Geschichte geschult sind, kennt die Gesetze des Gerichtshofes. Angriffe sind an diesem Ort streng verboten. Wie kannst du es wagen, hier zu erscheinen, als wolltest du die Senke belagern? Ich verurteile dich dafür, Mann. Ich würde lieber die Herrscherrolle selbst annehmen, als sie in deinen Händen zu wissen, und ich glaube, ich habe deutlich gemacht, wie wenig ich diese Rolle anstrebe. Weiche, du Narr. Brich dein Lager ab und krieche nach Roland zurück, sobald die Herrin das Konzil auflöst.«

Eine Welle schallenden Gelächters und Beifalls schwappte durch die Senke und verschwand, als die Herrin der Cymrer sich erhob.

»Hört auf damit«, sagte sie ernst. »Der Herr von Roland ist der erwählte Sprecher der Provinzen von Roland, eines wichtigen Teils des neuen cymrischen Bündnisses. Er hat eine wichtige Rolle inne, und ich werde seinem Ratschluss sehr aufmerksam lauschen, wenn die Sprecher nach der Generalversammlung zusammenkommen. Ich freue mich darauf, mit ihm zu reden, nachdem er sein Heer heimgeschickt hat. Und ich will über niemanden hören, dass ihn die Ratten fressen sollen.« Sie sah Edwyn Griffyth mit übertriebener Strenge an. Der Meeresmagier kicherte und verneigte sich ehrerbietig. Rhapsody setzte sich wieder. Edwyn Griffyths Bemerkungen hatten eine neue Debatte in Gang gesetzt, die zum Ergebnis hatte, dass die Herrscherrolle einem von Anwyns und Gwylliams Erben verliehen werden sollte. Grunthor zog sich enttäuscht zurück, aber Achmed zuckte bloß die Achseln. Er sah hoch zu Rhapsody, die bäuchlings aus dem Sims lag und den Kopf in die Arme gelegt hatte.

»Ihr ermüdet die Herrin der Cymrer«, sagte Rial wütend. »Wir sollten diese Sitzung entweder ohne Ergebnis beenden oder bald zu einem Ergebnis kommen. Das ist doch lächerlich.« Ein allgemeines zustimmendes Murmeln lief durch die Menge.

»Wenn wir dem Recht der Könige folgen, ist Edwyn Griffyth erbberechtigt«, sagte Longinotta. »Stimmt es, dass Ihr den Titel abgelehnt habt, Euer Ehren?«

»Ich wüsste nicht, wie ich es noch klarer sagen könnte«, brummte der Anführer der Meeresmagier verärgert.

»Dann geht das Recht auf die verbleibenden Erben über, ohne Rücksicht auf die Rangfolge«, fuhr Longinotta fort. »Das würde Llauron...«

Llauron war des Geredes müde geworden und hatte sich halb zusammengerollt am Kopf der Zweiten Flotte unter dem Banner des Hauses Neuland auf die Erde gelegt. Er schien zu schlafen, doch als sein Name genannt wurde, öffnete er das Auge einen Spalt breit und sandte ein unheimliches blaues Licht über den Boden der Senke bis zu der kleinen Wachtmeisterin. Das metallische Kratzen der Schuppen war deutlich zu hören, als er sich auf dem Boden ausstreckte und entrollte. Seine Stimme war würdevoll, aber kalt und reptilienhaft. Sie verursachte bei fast allen, die ihn hörten, eine Gänsehaut.

»Ihr scherzt wohl«, sagte er, schloss die Augen wieder und nahm eine bequemere Lage ein.

»Wir haben deine Meinung zur Kenntnis genommen«, sagte Rhapsody schnell, und das Konzil schien ihr zuzustimmen.

Es dauerte einen Moment, bevor Longinotta fortfahren konnte. Schließlich sagte sie: »Übrig bleiben also Gwydion, der Sohn Llaurons, der in direkter Linie von Anwyn und Gwylliam abstammt, und Anborn ap Gwylliam. Zwischen diesen beiden können wir wählen. Weder dem einen noch dem anderen gebührt der Vorzug.« Sofort brandeten neue Diskussionen in der Senke auf, und Lärm erfüllte die Luft.

»Aber Anborn hat die Truppen gegen die Erste Flotte geführt!«

»So wie Llauron es gegen die Dritte Flotte getan hat. Ist sein Erbe etwa besser?«

»Anborn hat die äußeren Wälder von Tyrian abgebrannt! Wie können wir ihm das je vergeben?«

»Und Anborn hat die Lirin kaum siebzig Jahre später vor dem Angriff der khadzanianischen Piratenflotte gerettet. Ist das etwa vergessen worden?«

»Die Gunst der Nain besitzt Anborn«, sagte Faedryth mit donnernder Autorität, und viele im Gerichtshof verstummten. Dann erhob sich eine weitere Stimme.

»Nicht die der Nain von Manosse. Wir stehen zu Gwydion.«

»Wir brauchen ein Zeichen. Vielleicht sollte die Herrin die Sterne befragen.«

»Die Sterne sagen mir, dass ich schon seit Stunden im Bett liegen sollte«, murmelte Rhapsody, und die Menge lachte gezwungen.

»Auch die Gwadd unterstützen Gwydion. Er hat uns immer beschützt, selbst als er unsichtbar durch die Welt gestreift ist.«

»Allerdings hat Anborn das Gwaddi-Dorf -Finidel vor fünfzehn Jahren gerettet...«

»Wenn wir wollen, dass die Herrin heiratet, sollten wir vielleicht sie fragen, wen von beiden sie mehr mag.«

»Ich sage nochmals, dass Anborn die politische und militärische ...«

»Unternehmen wir das Ganze nicht, um gerade zu vermeiden, dass die militärische...«

»Natürlich hat sich Gwydion tapfer geschlagen, damals in der Schlacht von...«

Rhapsody hielt sich die Ohren zu; sie konnte es nicht mehr ertragen. Verzweiflung quoll in ihrem Herzen auf und fand den Weg zu den Augen. Ihr Blick fiel auf Ashe, oder Gwydion, wie er nun genannt wurde. Er stand still da und vermied es, in die Diskussionen über seine Würdigkeit hineingezogen zu werden. Er hatte denselben traurigen Gesichtsausdruck wie sie. Es schien ihm gleichgültig zu sein, welches Ergebnis die Diskussionen bringen würden. Sie begriff, dass es ihm so egal war wie ihr selbst.

Während sie ihn beobachtete, sah er hoch zu ihr und lächelte. Unbeabsichtigt erwiderte sie sein Lächeln. Sein metallisches Haar warf den Fackelschein zurück, und seine blauen Augen leuchteten ihr entgegen. Wie in den Tagen ihres Zusammenseins hüpfte ihr Herz bei diesem Blick. Seine geschuppte Rüstung glänzte in dem sanften, nebligen Licht von Crynellas Kerze; es sah aus wie Mondlicht auf den Meereswellen. In der linken Hand hielt er den weißen Stab des Fürbitters, und an derselben Hand steckte der Ring des Patriarchen. Sie erinnerte sich an die Worte, die sie vor langer Zeit gesprochen hatte.

Bist du dir bewusst, dass die ursprüngliche Religion die Gebräuche von Gwynwald und Sepulvarta vereinte und erst die cymrische Spaltung das Schisma erzwungen hat? Wenn du vorhast, den Riss in der Führung des cymrischen Volkes zu heilen, warum heilst du dann nicht auch den religiösen Riss? Ich habe die heiligen Riten in beiden Kirchen beobachtet, und sie ähneln sich mehr, als man erwarten könnte. Wer braucht einen Patriarchen und gleichzeitig einen Fürbitter? Warum kannst du nicht beides sein? Oder warum kann der Herrscher der Cymrer nicht das Haupt beider Sekten sein und die kirchlichen Regeln den Führern jeder einzelnen Gruppe überlassen? Damit würde man das Recht der Leute auf die verschiedenen Glaubensrichtungen anerkennen, sie aber trotzdem als monotheistisches Volk einigen.

Er sah sie nicht mehr so an wie damals, als sie noch Liebende gewesen waren. Obwohl sie sein Gesicht kannte, hätte sie ihn nicht mehr als den verhüllten Landstreicher erkannt, den sie an jenem Morgen in den Straßen von Bethe Corbair getroffen hatte, oder als den einsamen Waldläufer, der ihr als Führer und Reisegefährte gedient hatte. Jetzt sah er ganz wie ein König aus, als er vor den Mitgliedern seines Hauses stand. Macht strahlte von ihm aus, ein Drache lang zu seinen Füßen. Sein Bild gehörte auf ein Wappen oder einen Schild oder auf ein Hofgemälde. Trotz der Tatsache, dass er der Herrscherrolle gerecht werden würde, hoffte sie, dass man ihn überginge, denn sie wollte nicht in seine Nähe gezwungen werden.

Sie schaute sich verstohlen nach seiner Frau um nach der Frau, von der er ihr vor etwa einem Jahr erzählt hatte , doch niemand stand in seiner Nähe. Rhapsody vertrieb den selbstsüchtigen Gedanken. Er war gut so, und sie wusste es.

Nun spürte sie andere Blicke auf sich ruhen. Sie sah auf und bemerkte, dass Anborn sie eingehend beobachtete. Auch er hatte während der Diskussion über die Führerschaft geschwiegen. Auch er wirkte wie ein König und hatte gesehen, wie sie Ashe angeschaut hatte; dessen war sie sich sicher. Auf sein Gesicht legte sich nun ein berechnendes Lächeln mit einer Spur Grausamkeit darin. Sie fröstelte. Inzwischen hatte sie das Reptilienhafte auf den Gesichtern dieser Familie erkannt. Es war dieses Aussehen, das sie annahmen, bevor sie losschlugen. Das Blut wich aus ihrem Gesicht, als Anborn plötzlich aufstand und zu der Sprecherkanzel ging. Da niemand sonst reden wollte, ergriff er die Gelegenheit.

»Leute aus dem Konzil!«, rief er. Sofort schwieg die Menge. »Ich habe gehört, wie zahllose Beschuldigungen gegen mich wegen meiner Rolle im Großen Krieg ausgesprochen wurden, und ich will meinen Befürwortern die Mühe ersparen, mich zu verteidigen. Ich bekenne mich hinsichtlich der Anklagen als schuldig. Ich war der General von Gwylliams Truppen. Ich habe den lirinschen Wald verwüstet und zahllose Mitglieder der Ersten Flotte getötet. Doch die lautesten Anschuldigungen kommen von Leuten, die selbst auf dem Schlachtfeld schuldig geworden sind, auch wenn sie vielleicht nicht so geschickt im Austeilen des Todes waren wie ich. Es war Krieg ein fürchterlicher Krieg. Wer von euch, die ihr mich als schuldig befindet, hat darin keine unheilvolle Rolle gespielt?«

Das Schweigen in der Senke wurde durch nichts unterbrochen. Anborn lächelte. Es war ein siegreiches Lächeln, das einen Atemzug später einem ernsten Ausdruck wich. »Ich habe nur meine Pflicht getan, nicht aus Liebe zu meinem Vater oder Hass gegen meine Mutter, sondern aus demselben Grund wie mein Bruder und ihr alle. Ich wollte das verteidigen, was ich für verteidigenswert hielt. In all dem Wahnsinn bin ich über mein Ziel hinausgeschossen, und dafür entschuldige ich mich. Besonders bitte ich die neue lirinsche Königin und ihr Volk um Entschuldigung nicht nur für die Belagerung ihrer Städte, sondern auch für das, was meine Mutter und mein Vater ihnen angetan haben. Es war nicht ihr Krieg, aber sie haben trotzdem sehr unter ihm gelitten.

Neben unseren Grausamkeiten in diesem Krieg gab es jedoch auch zahllose Taten des Mitleids. Wir alle haben nur versucht, dem zu dienen und treu zu sein, was wir lieben. Die Einzigen, von denen das nicht stimmt, waren Anwyn und Gwylliam selbst. Wir haben in dieser Nacht viele Beschuldigungen gegen meine Mutter gehört, während die Verbrechen meines Vaters anscheinend übergangen wurden, aber ich sage als sein Erbe und General, dass Gwylliam genauso viel Schuld an diesem Krieg trug wie meine Mutter. Er war es, der ihn begann, und sein Stolz gebot ihm, ihn immer weiter zu treiben. Als sein Erbe und Sprecher der Dritten Flotte, seines Heeres, entschuldige ich mich in seinem Namen bei der Ersten Flotte für die Verbrechen, die an ihr verübt wurden.«

Es folgte ein Augenblick betroffener Stille. Dann trat Oelendra vor.

»Als Sprecherin für die Erste Flotte nehme ich deine Entschuldigung an und entbiete unsere wiederum der Dritten Flotte.« Eine Welle des Beifalls schwoll an und brach in Pfiffen und Jubelrufen zusammen. Anborn hielt das Konzil in seinem Bann, und er wusste es. Er räusperte sich und fuhr fort:

»Wie unsere neue Herrin gesagt hat, müssen wir uns vergeben. Ich habe versucht, unsere Verbrechen wieder gutzumachen, indem ich den neuen Ländern, die sich nach dem Krieg gebildet haben, so gut wie möglich gedient habe. In Roland und Dronstal, in den Gebieten der Nain und von Sorbold und in vielen anderen Königreichen bin ich als Soldat und Anführer bekannt. Als solcher spreche ich heute Nacht zu euch, nicht als Gwylliams Erbe oder Sprecher der Dritten Flotte, sondern als ein Mann, der mehr unter den Völkern dieses Landes gelebt hat als jeder andere. Deshalb habe ich heute Nacht einige Wahrheiten begriffen. Die erste ist, dass die Verantwortung für die Zusammenführung der Völker dieser neuen Welt bei uns selbst liegt, denn dies ist nicht mehr die neue Welt, sondern unsere Heimat, und wir sind verantwortlich für ihre Politik und ihren Frieden, wie wir es vor dem Krieg waren, der das Land auseinander gerissen hat. Und die Völker dieses Landes brauchen Frieden einen Frieden, den ihnen nur die Cymrer geben können. Doch wir können dieses Land nur zum Frieden führen, wenn wir selbst von jemandem geführt werden, der wie ich inmitten der Bevölkerung gelebt hat.«

Rhapsody schnürte es die Kehle zu. Anborn riss unter ihren Augen die Herrschaft an sich. Es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.

»Es wurde auch gesagt, dass mein Haus allein den Führer stellen kann. Auch das stimmt, denn wir bilden das Band zwischen den Rassen und Königreichen. Allein die Kinder von Anwyn und Gwylliam binden die neue und die alte Welt zusammen. Nur im Haus der Seren-Könige sind die Rassen zusammengekommen. Nur ein einziger Mann unter uns kennt die Heere und Hospitäler, die Bauern und Könige, als wäre er einer von ihnen. Nur ein Mann stammt von allen Flotten ab und hat sowohl das Amt des Fürbitters als auch des Patriarchen inne. Er stammt nicht nur von der Ersten und Dritten Flotte ab, sondern auch von der Zweiten. Und deshalb nominiere ich, Anborn ap Gwylliam, Sohn von Anwyn, Herzog Gwydion ap Llauron ap Gwylliam aus dem Hause Neuland, Sprecher der Zweiten Flotte, Sohn von Anwyns erwähltem Erben, Kirsdarkenvar, zum Herrn der Cymrer. Er hat im Krieg keiner Seite gedient, sondern sein ganzes Leben selbstlos der Heilung des Risses gewidmet, der durch den Krieg entstanden ist. Könnte jemand anderes diese Rolle besser ausfüllen?«

Brüllende Zustimmung schwappte durch die Senke und ergoss sich über die Felder. Sie rollte die Zahnfelsen hoch, drang in die Höhlen der Bolg ein und störte erneut ihren Schlaf. Der Lärm hallte über das Heer von Roland hinweg und rief in ihr silberne Schauer der Hoffnung auf Frieden wach, obgleich sie für den Krieg gerüstet waren.

Durch den Rufersims spürte Rhapsody, wie der Gerichtshof entschied, dass Gwydion die beste Wahl war, und ihn als Herrn benannte. Ashe aber starrte Anborn erschrocken an. Sein Onkel lächelte nur und streckte ihm die Arme entgegen, als ob er ihn der Menge vorstellte.

»Das Haus Fergus enthält sich!«, rief jemand aus der Zweiten Flotte. Die Gruppe brach in Gelächter aus. Anscheinend handelte es sich um eine alte Rivalität und war kaum mehr als ein Witz. »Ja, wenigstens haben sie nicht dagegen gestimmt«, sagte jemand zu Ashe mit freundlich plärrender Stimme.

Der Jubel wurde lauter, und die rasende Menge hob Gwydion auf die Schultern und feierte ihn. Gleichzeitig erstürmten einige den Rufersims, auf dem Rhapsody stand, und hofften, mit ihr reden oder sie berühren zu können.

Rhapsody wich vor ihnen zurück. Sie rannte über den Grat, der von dem Rufersims herunterführte, und warf sich Grunthor in die Arme.

»Hol mich hier heraus!«, keuchte sie.

Der riesige Firbolg nickte, trug sie über die Felsvorsprünge und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Als sie zu einer Stelle kamen, welche die Cymrer noch nicht erreicht hatten, setzte er sie ab, ging neben ihr her und verbarg sie vor den Blicken der anderen. Sie eilten auf den Ausgang der Senke zu, der neben dem Eingang zum Kessel lag.

Auf ihrem Weg aus der Senke hörte Rhapsody, wie eine Stimme ihren Namen rief. Es lag eine Dringlichkeit darin, die sie nicht ignorieren konnte. Sie drehte sich um und sah eine Liringlas-Frau, die mit offenen Armen auf sie zulief. Sie war etwa so alt wie Rhapsodys Mutter, als sie diese zum letzten Mal gesehen hatte, und obwohl die Frau ganz anders aussah, schnürte sich Rhapsody der Hals zu.

Als die Frau auf Armeslänge herangekommen war, streckte sie die Hände aus. Rhapsody ergriff sie, obwohl sie immer noch nicht wusste, wer diese Frau war. Sie starrte die Sängerin verwundert, aber ohne Scheu an. Tränen lagen in ihren Augen; sie glitzerten in der Dunkelheit, als sie über die feinen Linien liefen, welche die rosige Haut des Gesichtes durchzogen.

»Erinnerst du dich an mich?«, fragte sie sanft. Es war etwas Vertrautes an ihr, doch auch nachdem Rhapsody sie aufmerksam betrachtet hatte, konnte sie die Frau nicht einordnen. Die Menge der erregten Cymrer kam näher.

»Nein, ich fürchte nicht. Es tut mir Leid«, antwortete sie.

»Ich bin es, Analise«, sagte die Frau und schluchzte auf.

Rhapsody dachte nach, und dann weiteten sich ihre Augen vor Verwunderung. Sie war das Kind, das Michael, der Wind des Todes, Petunia genannt und das sie ihm entrungen hatte. Zum letzten Mal hatte sie Analise an jenem Tag gesehen, als sie unter dem Schutz von Nanas Wachen in die Weiten Wiesen gegangen waren, um die Führerin der Lirin zu suchen, die dort lebte. Es war eine traurige Trennung gewesen, aber Rhapsody hatte schon so oft einer geliebten Person Lebewohl sagen müssen. Die Lirin hatten das Kind freundlich aufgenommen, und Rhapsody hatte sich lange mit dem Bild getröstet, wie sie vor der Führerin auf deren Pferd saß, Rhapsody zuwinkte und lächelte. Beide hatten gewusst, dass man gut für Analise sorgen würde.

Tränen traten in ihre Augen, und die beiden Frauen umarmten sich heftig. Rhapsody schluchzte auf, als sie erkannte, dass dies die erste Person von der Insel war, die sie gekannt und die überlebt hatte, wenn sie von ihren beiden Bolg-Freunden absah. Analise war jemand, der aus ihrem früheren Leben stammte. Sie warf Grunthor einen raschen Blick zu und zog Analise beiseite, als er zwischen sie und die Menge trat, die auf sie zustürmte, und sie so ein wenig abschirmte.

Sie unterhielten sich in ihrer alten Sprache. Analise erzählte Rhapsody ihre Geschichte und beantwortete die Fragen, welche die Lirin-Königin nicht zurückhalten konnte. Sie war mit der Zweiten Flotte gesegelt, hatte sich in Manosse niedergelassen und dort ein angenehmes Leben geführt. Der Krieg, der so viele vernichtet hatte, war an ihr vorübergezogen. Sie hatte von der Krönung der neuen Königin gehört und sich entschlossen, die Reise als Geste der Hochachtung zu machen, als sie den Ruf des Horns verspürt hatte. Sie war zutiefst erstaunt, als sie herausfand, dass Rhapsody und die Königin ein und dieselbe waren.

»Ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast«, sagte sie mit einer Stimme, die unter ihren tiefen Gefühlen brach.

Rhapsody erschauerte. »Bitte tu es. Ich habe es auch versucht.«

»Ich kann nicht«, meinte Analise und schenkte ihr ein Lächeln. »Du hast mich vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt, als ich es mir hätte vorstellen können, Rhapsody. Wegen dir habe ich ein glückliches Leben führen können und den Krieg auf der Insel überlebt. Ich bin zufrieden in Manosse und habe jetzt eine eigene Familie. Ich werde dir meine Enkel später vorstellen, damit sie die Frau kennen lernen, der sie ihr Leben zu verdanken haben.«

Rhapsody wirkte verlegen. »Sag ihnen das bitte nicht, Analise. Ich würde sie aber gern sehen. Du bist jederzeit in Tyrian willkommen.« Erschöpfung übermannte sie, und Traurigkeit zerrte an ihrer Seele. Sie gab Analise einen Kuss und versprach ihr, sich am nächsten Tag mit ihr zu treffen. Als sie sicher war, dass keiner der feiernden Cymrer sie sehen konnte, machte sie sich in aller Heimlichkeit auf den Weg nach Elysian.

Aber damit hatte sie keinen Erfolg. Tausende riefen in Feierlaune und Weinseligkeit ihren Namen und umjubelten sie. Rhapsody hatte geglaubt, beim Abendessen mit den meisten Leuten geredet zu haben, doch als sie sich umsah, bemerkte sie eine endlose Reihe von Staatsmännern und Leuten, die ihr Glück wünschen wollten. Es war unmöglich, sie alle zu begrüßen. Allein die Unterredungen mit den Staatsoberhäuptern würden bis zum Morgengrauen dauern. Sie musste unbedingt von hier verschwinden.

Der Andrang der bewundernden Untertanen verursachte Rhapsody Übelkeit. Sie fühlte sich gefangen, und Panik durchfuhr sie. Schweiß bildete sich auf ihren Handflächen, und ihr Herz raste. Als die Wand aus Menschen auf sie zuraste, sah sie aus den Augenwinkeln ein kupfernes Schimmern. Ashe, der selbst von Glück Wünschenden umringt war, versuchte so höflich wie möglich, sich einen Weg zu ihr zu bahnen.

Die Aussicht darauf, mit ihm zu reden, war mehr, als Rhapsody ertragen konnte. Sie lief auf Rial zu, den sie an der anderen Seite des Ausgangs stehen sah. Als sie sich ihm näherte, grinste er breit, doch sobald er den Ausdruck auf ihrem Gesicht bemerkte, wandelte sich seine Erheiterung zu Besorgnis. Er streckte die Arme aus, während sie auf ihn zurannte.

»Was ist los?« Er drückte sie beruhigend, machte sich von ihr los und sah ihr in die Augen.

»Bitte, Rial«, keuchte sie mehr aus Angst als aus Erschöpfung, »hol mich hier heraus. Bitte! Sonst breche ich zusammen.«

Ihr Vizekönig verstand sofort. Er drehte sich rasch halb um und legte dabei den Arm um sie. Sein langer roter Umhang wallte um sie beide, während sie davoneilten, und er redete besänftigend auf sie ein, so wie sie es bei verängstigten Kindern tat.

»Macht Euch keine Sorgen, Euer Hoheit. Ihr hattet einen anstrengenden Tag, und jeder wird es verstehen. Ich denke, Ihr wart so lange auf dem Fest, wie es die Höflichkeit gebietet. Ich bringe Euch von hier fort und werde Euch bei der Versammlung entschuldigen.« Er streichelte sanft ihre Hand, und sie ergriff die seine und hielt sich mit aller Kraft an ihr fest.

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