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Der Schall der Hörner hätte für Rhapsody und die anderen Cymrer das erste Signal sein können, das ihnen die Ankunft einer weiteren Gruppe ankündigte, doch Achmed wusste schon seit Stunden, dass sie im Anmarsch war. Seine Späher und Spione hatten ihn gewarnt. Als die Menge am Horizont erschien, sah sie eher wie ein Heer und nicht wie eine Abordnung aus, denn sie war in leuchtende Uniformen gekleidet, und ihre Banner flatterten. Es waren weder Menschen noch Lirin. Die Männer waren fünf bis fünfeinhalb Fuß groß, hatten lange, fließende Barte, muskulöse Brustkörbe und Schultern, die so breit wie bei einem Menschen waren. Die Mehrheit der Versammelten hatte diese Leute noch nie in ihrem Leben gesehen, aber alle hatten die alten Geschichten über den Krieg und das cymrische Zeitalter gehört und erkannten die Neuankömmlinge als diejenigen, welche den Nachtberg und das Gebiet hinter ihm bevölkerten.

Es waren die Erdbewohner, die Kinder der Schmiede, die Nain, die auf den cymrischen Schiffen in die neue Welt gekommen waren, aber im fernen Osten unter ihresgleichen lebten. So wie Gwylliam zum König der Menschen sowohl der Cymrer als auch der Ureinwohner erwählt worden war, hatte man den Anführer der cymrischen Nain in der neuen Welt zum König der Nain gemacht. So war es auch während des Krieges geblieben, bis die beiden Völker sich völlig vermischt hatten. Faedryth, Herr und Herzog des Hauses Alexander, war zugleich ein alter Cymrer der Ersten Generation und der König eines eingeborenen Volkes. Seit Jahrhunderten hatten die Nain in selbst auferlegter Abgeschiedenheit gelebt. Im Krieg hatten sie hauptsächlich gegen die Lirin gekämpft und waren Teil des Konzils geblieben, sich aber fast ausschließlich um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert. Die Ankunft der Nain-Häuser rief eine plötzliche Stille hervor. Dann setzte ein rasch anwachsendes Murmeln ein, als die Bedeutung ihrer Teilnahme heftig erörtert wurde.

Als die gesamte Abordnung eingetroffen war, stellten sich die Nain gegenüber den Lirin auf, deren Häuser sich am Fuß des Rufersimses zusammengedrängt hatten. Spannung lag in der Luft. Die Massen teilten sich nun auf in Häuser, Rassen oder Flotten, mit denen die Vorfahren gesegelt waren. Die Bolg-Cymrer blieben bei Achmed, der sich als Gastgeber am oberen Rand der Senke hinter Rhapsody gestellt hatte.

Die Spannung in der Luft wurde beinahe handgreiflich. Einige der Häuser beanspruchten Mitglieder aus der Diaspora für sich, wenn sie unter ihnen entfernte Verwandte oder andere Familienmitglieder erkannten. Andere schienen Mitglieder freizügiger aufzunehmen, ohne Kenntnis der Abstammung und aus politischen Gründen. Dies führte zum Ausbruch vieler Streitereien. Die Gemüter waren erhitzt, Waffen wurden gezogen, obwohl jegliche Aggression während des Konzils verboten war. Rhapsody sah all dem unglücklich zu. Wenn sie das Konzil nicht so schnell wie möglich zur Ordnung rief, würde sich niemand mehr um die allgemeinen Verhaltensregeln kümmern.

Mit einem Mal stieg aus der Versammlung ein gewaltiges Geschrei auf. Rhapsody stellte sich auf die Zehenspitzen und wollte sehen, was den Aufruhr verursachte. Schon öffnete sich eine Gasse in der Menschenmenge, und eine Gestalt in leuchtender, schwarzer Rüstung ritt auf einem schwarzen Schlachtross herbei. Rhapsody erkannte das Pferd sofort. Als der Mann vor dem Rufersims anhielt, nahm er den Helm ab. Erneut ertönte wildes Gelärme. Es war Anborn. Selbst aus der Ferne erkannte Rhapsody das Lächeln auf seinem Gesicht, als ihre Blicke sich trafen. Er winkte ihr zu. Dann stieg er ab und ging durch die leere Mitte des Amphitheaters. Er blieb stehen und wartete schweigend. Sofort bildete sich eine Menschenmenge um ihn. Einige grüßten ihn mit stiller Verehrung, andere mit offener Freude. Plötzlich erkannte sie in ihm mehr denn je den General, der er war den großen Marschall der Cymrer und nicht den griesgrämigen Stümper, den sie kennen gelernt hatte und der vielleicht ihr Gemahl würde. Er war ein geborener Führer, und nun begriff sie die Macht seiner Gegenwart. Der König der Nain kam zu ihm herüber und reichte ihm die Hand in einer Geste alter Freundschaft. Unter den Lirin erhob sich unwilliges Gemurmel. Rhapsody nahm böse Blicke und verächtliche Gesten wahr.

Mit Anborns Ankunft begannen sich die Häuser in die Flotten aufzuteilen, mit denen sie in ihre neue Heimat gesegelt waren. Auch innerhalb der einzelnen Flotten gab es große Unterschiede. Obwohl die cymrischen Lirin nun hauptsächlich bei der Ersten Flotte standen, sah man doch viele Lirin in der Dritten. Ihnen war ihre Herkunft wichtiger als die Seite, auf der sie während des Krieges gestanden hatten. Die Nain begaben sich zwischen Anborn und die Abordnung der Dritten Flotte, die sich im südlichen Teil des Gerichtshofes niedergelassen hatte, auch wenn man hier und da einige Nain inmitten der anderen Gruppen sah. Kleinere Rassen wie die Gwadd hatten sich abgesondert und entfernt von den größeren Gruppen zusammengefunden. Einige aus der Diaspora, sogar solche, die in den anderen Häusern willkommen waren, sonderten sich ebenfalls von dem Rest ab und bildeten ihre eigenen Gruppen. Rhapsody war sich nicht sicher, ob sie dies aus Verwirrung taten, ob sich während des Wartens neue Bündnisse gebildet hatten oder ob sie einfach nicht mit den allgemeinen Feindseligkeiten in Verbindung gebracht werden wollten. Noch waren nicht alle Gäste eingetroffen, und schon zeichneten sich Kämpfe ab. Sie schaute hinüber zu Oelendra, die in ein einfaches Kettenhemd und einen fließenden blauen Umhang gekleidet war, und rollte mit den Augen. Oelendra lächelte sie an.

Dann aber wurde die Aufmerksamkeit der beiden auf die nächste Gruppe gelenkt, welche die Senke betrat. Ein ungemütliches Schweigen setzte ein. Einige in der Prozession waren Lirin oder sahen wie Lirin aus, hatten aber eine dunklere Haut und wirkten älter. Andere waren Riesen, so groß wie Grunthor, doch von dünner, geschmeidiger Gestalt. Ihre Haut war golden, und die Gesichter wirkten uralt. Bei ihrem Anblick hielt Rhapsody den Atem an. Obwohl sie niemand aus diesem Volk je zuvor auf der Insel gesehen hatte, erkannte sie es als die Alten Seren, die Legendenhaften Erstgeborenen von Serendair, die schon lange vor ihrer Geburt als ausgestorben gegolten hatten. Sie vermutete, dass die dunkleren Lirin die Kith waren, ein weiteres, rätselhaftes Erstgeborenen-Volk aus den alten, uranfänglichen Wäldern der Insel. Es war dieses Haus, das die letzte Strophe ihres Morgenliedes gesungen hatte.

Niemand führte das Haus der Erstgeborenen an. Am Kopf der Prozession lief ein Mann, stämmig wie Anborn, aber behäbig und weich, wo dieser geschmeidig und muskulös war. Seine Abstammung war deutlich zu erkennen. Die Adlernase, das silberne Haar: es war Edwyn Griffyth, der älteste Sohn von Anwyn und Gwylliam, der zu Beginn des Krieges angeekelt fortgegangen war und seither auf Gaematria, der Insel der Meeresmagier, zwischen den beiden Kontinenten gelebt hatte. Nun verstand Rhapsody endlich die Herkunft der Meeresmagier und den Grund für ihre Macht. Sie waren Erstgeborenen und deren Abkömmlinge, die bereits vor dem Ausbruch des Krieges getrennt von den anderen Cymrern gelebt hatten und daher von ihm nicht berührt worden waren. Ein Jahrtausend lang hatten sie sich in Wohlstand entwickeln können. Sie hielten sich von beiden Flotten fern und bildeten eine eigene Gruppe.

Als der letzte der Meeresmagier seinen Platz eingenommen hatte, traf die Zweite Flotte ein. Rhapsodys Herz schlug höher. Ashe befand sich am vorderen Ende. Er ritt auf einem grauen Hengst und führte die Häuser in den Gerichtshof. Wie die Nain hielten sie Banner hoch, auf denen Zeichen ihrer Herkunft abgebildet waren, aber sie trugen keine Rüstungen, sondern Reisekleidung. Die letzte, größte Flotte war die uneinheitlichste der drei. In ihren Reihen waren alle Rassen vertreten, und es gab eine große Zahl von Mischlingen. Sie nahmen ihren Platz zwischen der Ersten und der Dritten Flotte ein und mischten sich nicht unter sie, obwohl es viele herzliche Begrüßungen gab.

Ashes Ankunft erregte den größten Aufruhr, denn die meisten hatten zweifellos geglaubt, er sei tot. Eine Welle des Wiedererkennens hatte bereits außerhalb der Senke eingesetzt und begleitete seinen Eintritt. Unter lauten Rufen und Freudenschreien ritt er umgeben von seinen Verwandten aus dem Haus Neuland in den inneren Kreis und blieb vor dem Rufersims stehen. Einen Moment lang sah er Rhapsody an. Sein Gesicht war außer einem tiefen Verlangen ausdruckslos. Rhapsody spürte ihr Herz höher schlagen wie vor einem Jahr, als sie nach ihrer ersten Liebesnacht aus dem Fenster auf ihn geschaut und er sich am Ufer des Sees von Elysian befunden hatte. Damals hatte sie sich selbst verdammt. Nun hielt sie Ausschau nach seiner Frau. In der ersten Reihe des Zuges gab es viele junge Frauen, doch es war unmöglich zu sagen, ob eine davon die neue Herrin von Neuland war. Ashe verneigte sich vor ihr und kehrte dann in die Mitte der Zweiten Flotte zurück.

Sobald er wieder an seinem Platz war, erkannte sie seinen Aufzug besser. Er trug den Stab des Fürbitters. Rhapsody schloss daraus mit grimmiger Befriedigung, dass Khaddyr aus diesem Amt entfernt worden war. Über dem Rücken flatterte der Nebelmantel, der ihn für so lange Zeit vor der Welt verborgen hatte. Aber statt aus dunstiger Dunkelheit schien er nun aus azurblauen Meereswellen zu bestehen und die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, die er früher verhindert hatte. Um Ashes Hals funkelte Crynellas Kerze und erleuchtete den Brustpanzer, der wie blaugrüne Fischschuppen in den goldenen Strahlen der Vormittagssonne glitzerte. Doch mehr noch als die Rüstung fing das Haar des Kirsdarkenvar das Sonnenlicht ein, sodass er wie das Urbild eines großen und edlen Herzogs oder Königs alter Abstammung wirkte. Auch Rhapsodys Augen leuchteten im Licht. Es war leicht zu erkennen, warum sie seiner unwert war.

Achmed, Grunthor und die cymrischen Bolg hatten sich inzwischen zur Diaspora gesellt und bildeten nun eine eigene Gruppe. Sie standen auf einer Erhöhung östlich des Rufersimses und nahmen dort die Ehrenplätze der Gastgeber ein. Rhapsody drehte sich nach ihnen um und bemerkte, dass sich aus der neuen Gruppe vierzehn Gestalten in Mantel und Kapuze schweigend hinter den Fir-Bolg-König gestellt hatten. Zuerst drückte es ihr vor Besorgnis die Kehle zu. Sie hatte diese Cymrer nicht ankommen gesehen und wusste nicht, von welcher Flotte sie stammten. Dann bemerkte sie die dünnen Hände und die vage Ähnlichkeit zu Achmed in ihrer Haltung. Achmed lächelte und schaute Rhapsody an. Sogleich schmolzen ihre Sorgen. Es handelte sich um Dhrakier. Rhapsody verspürte eine Welle der Freude, als sie begriff, dass Achmeds Rasse doch noch nicht ausgelöscht war.

Ein rumpelnder Lärm vertrieb das Lächeln aus ihrem Gesicht. Als ihr Blick zur Versammlung zurückkehrte, stellte sie fest, dass sich die gesamte Senke im Aufruhr zahlloser Streitereien und offener Feindseligkeiten befand. Die Flotten stritten miteinander und mit sich selbst, und das Gebrüll zwischen den Nain und den Lirin drohte in Gewalt umzuschlagen. Rhapsody seufzte verärgert. Das Konzil war noch nicht einmal zusammengetreten, und schon befanden sich die Cymrer am Abgrund eines neuen Krieges.

Sie holte tief Luft und sang. Im selben Ton wie das cymrische Hörn sang sie die alten Worte von Gwylliam, dem Visionär, die Merithyn in die Höhle der Drachin gemeißelt und welche die Cymrer selbst auf jeden Pfosten entlang ihres Weges zur Wiedervereinigung in der neuen Welt geschrieben hatten.

Cyme we inne frið, fram the grip of deaþ to lif inne ðis smylte land.

Wir kommen in friedlicher Absicht, den Klauen des Todes entronnen, um in diesem schönen Land zu leben.

Wie das Läuten der großen Glocke im Turm von Bethe Corbair hallte ihr Lied durch den Gerichtshof. Die Senke verstärkte den Klang und erstickte das unzufriedene Gemurmel. Zweihunderttausend Augen richteten sich auf Rhapsody, die auf dem Sims über ihnen stand die Sterngekrönte Königin, die Benenner in, die die Cymrer rief und zur Ordnung mahnte. Die Versammlung starrte sie mit offenen Mündern an. Der Erste, der wieder zu sich kam, war Anborn. Er brach in breites Grinsen aus und seufzte erleichtert. Zehntausende taten es ihm gleich. Die Spannung in der Luft löste sich auf, und die Stille wurde ehrfurchtsvoll.

»Das war hübsch, nicht wahr?« Eine raue Stimme voller Kraft und Tiefe, wie brechende Wellen oder brüllendes Feuer, hallte durch die Senke und zerschmetterte die angenehme Stille. Ein Keuchen erhob sich aus dem Konzil. Rhapsody gefror das Blut. Sie sah, wie die Cymrer rasch aus der Mitte des Amphitheaters wichen.

In der Mitte des Eingangs standen drei Gestalten. Vor ihnen hatte sich eine Gasse in der Menge gebildet, die sich hinter ihnen wieder schloss. Die wieder einsetzende Stille war schwer vom Zorn. Drei Frauen standen dort, groß wie ihr Vater und aufrecht in stiller Würde. Die Gesichter der cymrischen Versammlung waren verzerrt vor Hass und Angst.

Rhapsody erkannte die ersten beiden der Schwestern sofort. Rhonwyn war in den schwarzen Habit ihres Klosters gekleidet. Sie war blass und wirkte zerbrechlich und traumverloren. Im Gegensatz zu ihr wirkte Manwyn keck. Ihr flammend rotes Haar flatterte im Wind; ihre Spiegelaugen warfen das Sonnenlicht zurück. Doch alle Aufmerksamkeit richtete sich auf die dritte Schwester, eine Frau, die größer als Achmed oder Ashe und nicht viel kleiner als Grunthor war, mit breiten Schultern und einem Gesicht, das beinahe schmerzhaft schön war. Anwyns Erscheinen hatte Rhapsody keineswegs erwartet. Sie war verblüffend und beängstigend. Ihre Haut war golden, wie wohl die ihres Vaters gewesen war. Das Gesicht wirkte zwar bezaubernd, aber die Linien waren so hart, als wären sie in Metall geschnitten. Und das Haar war kupfern wie bei Ashe. Die Sonne, die unmittelbar über ihr stand, spiegelte sich darin und blendete viele in der Senke. Sie schaute sich mit Drachenhaften Augen in der Versammlung um; ihre Augen aus stechendem Blau durchschnitten jeden, der es wagte, ihren Blick zu erwidern. Ihr Verdruss war unübersehbar.

Achmed beobachtete sie mit großem Interesse. Unter all den mächtigen und alten Leuten hier besaß allein Anwyn eine ähnlich verblüffende Vollkommenheit wie Rhapsody. Er hatte zugesehen, wie die Cymrer als Volk unter Rhapsodys Bann gefallen waren und ein Blick auf die Sängerin oder ein Wort von ihr sie völlig verzaubert hatten. Doch während Rhapsody Liebe und Verlangen hervorrief, brachte Anwyns Erscheinen Einschüchterung und Angst mit sich. Sie wusste es; das war an dem Lächeln ihrer Augen abzulesen, nachdem sie sich einen Überblick über das Konzil verschafft hatte.

Mit der Ankunft der Seherinnen war die Versammlung vollständig, und in der Senke wurde es ruhig. Die tiefe Stimme des Nain-Königs grollte zwischen den Reihen seiner Untertanen. Verärgerung lag darin.

»Wer hat uns herbestellt? Mit welchem Recht wurde dieses Konzil zum ersten Mal seit tausend Jahren wieder ins Leben gerufen?«

Achmed sah hoch zu Rhapsody, die auf dem Rufersims stand. Sie wirkte erstaunlich gelassen, selbst bei der Ankunft der Seherinnen, und als sie antwortete, war ihre Stimme ruhig und melodisch.

»Ich bin diejenige, die das Hörn geblasen hat, Euer Majestät.«

»Mit welchem Recht?«, wollte der alte Nain wissen. »Wir sind kein Konzil mehr, und viele haben nicht den Wunsch, noch einmal eines zu bilden.«

Aus der Liringruppe am Rande der Ersten Flotte ertönte Oelendras Stimme und schnitt durch den Lärm in der Senke. »Sie ist die Königin der Lirin und die Iliachenva’ar«, verkündete sie. Sogleich erhob sich ein Murmeln und Flüstern unter den Nain.

»Unwichtig«, rief Anwyn. »Du hast nicht einmal das Recht, dieses Hörn zu berühren, Mädchen. Dieses Recht steht der Herrin oder dem Herrn der Cymrer zu, genau wie das Recht, das Konzil einzuberufen.«

»Unsinn«, rief Anborn aus der Dritten Flotte. »Das ist das Hörn der Cymrer und dient dazu, in Notzeiten oder zur Einberufung des Konzils geblasen zu werden, wozu jede cymrische Seele das Recht hat. Sein Gebrauch unterliegt keinerlei Beschränkungen, und es handelt sich bei ihm nicht um persönliches Besitztum.« Sein eiserner Ton führte dazu, dass jedermann in der Versammlung die Luft anhielt.

Anwyns Wut loderte auf, und ihre Augen leuchteten in einem noch kräftigeren Blau. »Du solltest vorsichtig sein, Anborn. Ich habe dich vor vielen Jahrhunderten verstoßen. Willst du mich jetzt hier herausfordern?« Anborn erwiderte ihren Blick, sagte jedoch nichts. Die Luft wurde knisternder, und der Himmel verdunkelte sich, als dünne Wolken sich verdichteten und regenschwer wurden. Einen Moment später lächelte Anwyn. »Ich glaube nicht. In Anwesenheit von Zeugen ist es für einen Verräter besser zu schweigen.«

»Verräter?«, rief einer der Lirin aus der Ersten Flotte »Wieso kannst du einen anderen des Verrats anklagen?« Zustimmendes Gemurmel stieg um den Sprecher auf. Anwyn drehte sich langsam um und starrte den Mann an, der unter ihrem Blick im Boden zu versinken schien. Er zitterte vor Angst und konnte den schlangenhaften Blick der Drachin nicht abschütteln.

»Großmutter!«, rief Ashe. Seine Stimme war in der wieder eingekehrten Stille deutlich zu hören. »Wir befinden uns im Konzil! Das Gesetz des Gerichtshofes verbietet dir, jemanden aus der Versammlung anzugreifen. Das weißt du besser als alle anderen!«

»Seit wann hält sich Anwyn an das Gesetz?«, rief jemand aus der Zweiten Flotte. Anwyn beachtete diese Einwürfe nicht und richtete ihren stechenden Blick auf Ashe.

»Wendest du dich ebenfalls gegen mich? Schlägst du dich auf die Gegenseite?«

»Es ist nicht nötig, sich auf eine Seite zu schlagen. Ich betone nur, dass du gerade dabei bist, deine eigenen Regeln zu brechen. Ob es dir gefällt oder nicht unsere Anwesenheit hier beweist, dass wir uns offiziell zum Konzil zusammengefunden haben, und Ihre Majestät hat uns hergerufen.«

»Wenn wir wirklich ein Konzil bilden, dann hat dieses Mädchen nicht das Recht, ihm vorzustehen«, gab Anwyn zurück und wandte sich wieder an Rhapsody. »Es gibt kein Konzil ohne den Vorsitz eines Herrschers oder einer Herrscherin. Es gab, gibt und wird immer nur eine Herrin der Cymrer geben. Ich bin die Vorsitzende dieses Konzils! Komm herunter, Mädchen!« Sie schritt durch die Senke bis zum Fuß des Sprecherhügels und wollte zur Kanzel hinaufsteigen.

In der Senke brach ein Aufruhr aus. Worte der Verdammnis und des Unglaubens erfüllten die Luft und erstickten alle Versuche Rhapsodys, wieder Ordnung zu schaffen. Achmed glaubte zu erkennen, dass Anwyns Lächeln breiter wurde, als der Tumult sich verstärkte. Anborn sprach heftig mit Edwyn Griffyth, der in den Himmel schaute und wütend auf Anwyn deutete. Die Flotten und die Diaspora hatten sich im Chaos verloren. Böse Rufe waren zu hören, und überall wurden Fäuste geschüttelt. Als Anwyn den ersten Kamm der Anhöhe erreicht hatte, stellte sie sich aufrecht und grinste stolz. Sie genoss die Verwirrung, die sie hervorgerufen hatte.

Einen Augenblick später wurde die Luft von dem Schall des Horns zerrissen. Die Versammlung erstarrte, und selbst Anwyns Gesicht wurde bleich vor Entsetzen. Das letzte Echo des Tons verhallte und nahm das böse Gemurmel mit sich.

Rhapsodys Gesicht drückte eine große Ruhe aus, als sie das Hörn von den Lippen nahm. Achmed lächelte über die Anmut, mit der sie handelte. Nur an der Farbe ihrer Augen konnte er ablesen, wie wütend sie war.

»Es scheint Uneinigkeit über deinen Anspruch zu geben, Anwyn«, sagte sie höflich.

»Was der Pöbel sagt, ist ohne Bedeutung für mich«, antwortete diese. Der stumme Hass, der sich in beinahe greifbaren Wogen vom Boden der Senke erhob, berührte sie nicht. »Ich bin die Herrin der Cymrer. So lange ich lebe, kann es keine andere geben.«

Wieder wurde die Luft von hässlichen Rufen erfüllt. Freiwillige boten sich an, diese Situation sofort zu ändern. Wütende Stimmen erhoben sich allerorten. Anwyn starrte kalt auf die Menge herab, die von ihr forderte herunterzukommen. Die tiefe Stimme eines der alten Seren übertönte alle anderen.

»Trotz deiner Behauptung wirst du aus diesem Konzil verbannt und deiner Stellung entkleidet. Hier trägst du keinen Titel mehr.«

»Ich erkenne die Autorität des Konzils zu einem solchen Akt nicht an«, erwiderte Anwyn eisig.

»Du erkennst sie nicht an?«, rief Anborn wütender, als man ihn je gesehen hatte. »Wieso maßt du dir das Recht an, überhaupt irgendetwas anzuerkennen? Das alte Konzil hat dich zur Herrin ausgerufen. Nachdem du dich selbst entehrt und uns beinahe vernichtet hast, haben wir dich verbannt!«

Anwyn richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und starrte den ihr fremd gewordenen Enkel an, dessen Worte die Menge wieder zum Verstummen gebracht hatten. »Du bist genau der Richtige, jemanden der Entehrung zu bezichtigen, du Nichtswürdiger. Mein Recht auf dieses Land entspringt einem Erbe, das älter als alles andere ist. Mein Blut ist das älteste in diesem Land. Ich bin das Kind Merithyns, des Entdeckers, und der Drachin, deren Reich dieses hier war, lange bevor ihr herkamt. Ich bin das Bindeglied! Meine Existenz ist das Symbol für den Bund zwischen den Cymrern und diesem Land und für die Einheit des Blutes der Ältesten von der Insel Serendair und der hier lebenden Erstgeborenen. Wer kann das sonst noch von sich behaupten? Wer kann mein Recht infrage stellen?«

»Eigentlich ...«, begann Edwyn Griffyth, doch seine Worte wurden von Anwyns weiterem Wortschwall erstickt.

»Ich bin die Seherin der Vergangenheit, das Kind der Alten, das lebende Zeichen für die Einheit des Volkes mit dem Land. Ohne mich wäret ihr in das Meer zurückgetrieben worden, aus dem ihr hervorgekrochen seid! Ihr verdankt mir euer Leben. Was glaubt ihr, wer ist verantwortlich für eure Langlebigkeit, eure Unsterblichkeit? Wer unter euch hat das Recht, mich in Verruf zu bringen?«

Schweigen setzte ein. Als das Echo ihrer Stimme verhallte und keine Antwort erfolgte, blickte Anwyn mit siegreichem Lächeln hinab auf die stille Menge. Sie sah sich in der cymrischen Versammlung um. Mit durchdringenden blauen Augen starrte sie die Menschen an, über die sie einst geherrscht, mit denen sie einst gekämpft und gegen die sie einst gefochten hatte. Einen Moment lang ruhte ihr Blick auf Oelendra. Das Lächeln wich aus ihrem Gesicht und wurde von sengendem Hass abgelöst. Die lirinsche Kriegerin erwiderte ihren Blick, ohne die Augen niederzuschlagen. Anwyn zitterte vor Wut, erhob die Hand und deutete anklagend auf die alte Frau.

»Ich habe das Recht, dich in Verruf zu bringen.« Ashes Stimme durchbrach die Stille, und aller Augen wandten sich in seine Richtung. »Du hast deine Stellung als Seherin missbraucht. Du hast mich belogen.«

Leises Gemurmel schwang erneut durch die Menge, diesmal eher von Erstaunen als von Wut gefärbt.

Anwyns goldenes Gesicht nahm eine beinahe purpurne Färbung an. »Blasphemie! Ich habe dir nicht die Unwahrheit gesagt.«

»Nein, du hast mir eine Halbwahrheit gesagt. Du hast das, was du gesehen hast, verändert und mir nur das berichtet, was ich wissen sollte, aber nicht das, was ich wissen musste oder worum ich gebeten hatte. Das ist dasselbe wie eine Lüge, Großmutter. Du hast den letzten Rest von Vertrauen zerstört, den ich noch in dich hatte.

Deine Lüge hat mir das Herz gebrochen, doch das betrifft nur mich allein, und deshalb könnte ich dir vergeben. Aber indem du dich entschieden hast, mir die Wahrheit zu verheimlichen und mich unter deinem Daumen zu halten, hast du die Natur der Drei vor mir verborgen. Viel zu viele sind deshalb gestorben, Großmutter. Das war ein weiterer Verrat am cymrischen Volk und ihren Meisterkriegern, die umsonst auf der Suche nach einem Dämon abgeschlachtet wurden, den wir auch ohne den Einsatz ihres Lebens hätten besiegen können. Du wirst nie mehr Vergebung finden.«

Er richtete den Blick auf Rhapsody. Der Rest der Versammlung vermutete, er werde nun weichen, doch Achmed, der knapp unter Rhapsody stand und in dieselbe Richtung wie sie blickte, sah mehr. Er wusste nicht, auf welche Lüge sich Ashe bezog, doch sie schien etwas mit der Sängerin zu tun zu haben. Er schaute hoch zu Rhapsody. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Vermutlich hatte auch sie keine Ahnung, wovon er redete, doch die plötzliche Aufmerksamkeit, die sich auf sie richtete, trieb ihr die Schamesröte auf die Wangen.

Er war nicht der Einzige, der das bemerkte. Auch Anwyn starrte die lirinsche Königin an. Ihre Miene wurde hart; sie sah von Rhapsody zu Oelendra und zurück.

»Komm herunter, Mädchen«, befahl sie. »Das ist mein Volk und mein Konzil. Ich bin die Herrin der Cymrer und räume dir nicht das Recht ein, hier den Vorsitz zu führen.«

Rhapsody lächelte. Die Menge holte leise, aber hörbar Luft, um der Wut Ausdruck zu verleihen. Seit die Ersten in der Senke eingetroffen waren, hatte das cymrische Volk sein Herz an die sanfte Sängerin und die bescheidene Königin verloren, und Achmed wusste, wie stark ihre Verehrung war.

Nun brodelte in ihnen tiefer Zorn über die beleidigende Art, in der Anwyn Rhapsody behandelte. Achmed war klar, dass sie dies genau begriff. Das war der Grund, warum sie lächelte. Es war ein Weg, die Lage zu entspannen, bevor es zu Ausbrüchen von Gewalttätigkeit kam.

»Du solltest mich nicht Mädchen nennen, denn ich bin einige Jahrhunderte vor dir geboren«, sagte sie ruhig.

Ein höhnisches Grinsen kräuselte die Lippen der Seherin. »Was soll das bedeuten, Mädchen?«

Achmed verspürte keine Notwendigkeit, höflich zu sein. Seine sandige, kühle Stimme durchschnitt das Gemurmel wie ein Schwert. »Es bedeutet, dass dem Mädchen die Art nicht gefällt, wie sie von der Hexe angesprochen wird.«

Lachen mischte sich in das schockierte Keuchen, das die Menge durchlief. Anwyns Gesicht verzerrte sich in Wut, und selbst Rhapsody wirkte erschrocken.

»Du vergisst dich, Achmed«, sagte sie tadelnd. »Anwyn ist keine Hexe.«

»Du hast Recht«, ertönte die gewaltige Stimme Grunthors. Die ganze Versammlung drehte sich bei diesem Laut um und sah den riesigen Firbolg-Kommandanten um Beherrschung kämpfen. Er schien die Schlacht zu verlieren, was eine schreckliche Aussicht war. Der Zorn, den die Cymrer wegen Rhapsody empfunden hatten, verblasste im Vergleich zu der Raserei in den Augen ihres lieben Freundes. »Sie ist ’ne blutige Harpye. Du solltest besser deine Zunge im Zaum halten und respektvoller mit Ihrer Majestät umgehn, oder ich reiß dir das raus, was eigentlich dein Herz sein sollte, und ess es roh.« Es handelte sich keineswegs um eine leere Drohung. Rhapsody gab Achmed, der neben dem Sergeanten stand, ein Zeichen. Er packte den Riesen am Ellbogen.

Anwyn war blass geworden. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden, du untermenschliches Ungeheuer? Du Missgeburt der Natur! Deine Gegenwart besudelt diesen edlen Boden. Als deine Herrscherin befehle ich dir, den Gerichtshof sofort zu verlassen. Wenn du je wieder dein kannibalisches Gesicht in meiner Gegenwart erhebst, werde ich dich in den Schlamm drücken, aus dem du und dein Volk hervorgekrochen seid.« Sie warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Es war derselbe Angriff des Drachenauges, der zuvor den lirinschen Sprecher in eine zitternde Masse auf dem Boden der Senke verwandelt hatte. Grunthor zeigte keinerlei Reaktion. »Dann versuch’s doch, du Luder!«, brüllte er. Sein wütendes Rufen hallte von den Felswänden der Senke wider und erhob sich über die Zahnfelsen, wo sogar die Bolg in den Bergen es hörten und erschauerten.

Er hastete von dem Vorsprung herunter, auf dem er gestanden hatte, und schoss auf den Sprecherhügel zu. Bei seinem schrecklichen Anblick keuchte die Menge auf. Er war die vollkommene tierische Stärke in Bewegung, siebeneinhalb Fuß hohe, wütenden Muskulatur, die nichts anderes als Töten im Sinn hatte. Er wäre im nächsten Moment am Fuß der Erhebung gewesen, wenn Achmed sich ihm nicht in den Weg geworfen hätte. Die lirinschen Cymrer, die unter Rhapsody gestanden hatten, waren indessen rasch zurückgewichen.

»Erniedrige dich nicht selbst, Sergeant-Major«, sagte Achmed mit ernster Stimme. »Sie ist es nicht einmal wert, dir die Stiefel zu putzen. Besudele deine Hände nicht, indem du ihr die Kehle herausreißt, wie sehr sie es auch verdient haben mag.« Er sah dem Riesen ins Gesicht. Grunthor keuchte vor Zorn. Er hatte jeden Muskel angespannt, um zu verhindern, dass er Achmed einfach aus dem Weg schleuderte. »Als dein König befehle ich es dir.«

»Nicht wert?«, ertönte die mächtige Trompetenstimme. Anwyn lachte, und dieser Laut fuhr der Menge schmerzhaft in die Ohren. »Ich, die Herrin der Cymrer, die Siegerin im Großen Krieg, bin es nicht wert? Das beweist, dass Prophezeiungen für gewöhnlich eine Enttäuschung sind.« Manwyn fuhr bei ihren Worten hoch und ballte die Hände zu Fäusten.

»Mein Volk, seht euch die Drei an, eure angeblichen Retter, von denen meine Schwester gesagt hat, dass sie uns alle vom Zorn eines unsichtbaren Dämons erlösen werden. Seht sie in all ihrem Glanz. Da haben wir zunächst diese gigantische Missgeburt, ein Tier, das anscheinend vor kurzem aus einem Reisezirkus entkommen ist. Neben ihm sein edler Herr, Hoflieferant des Todes, der Mörder, der wie eine Hure jedem diente, der ihn bezahlte, und unterschiedslos jeden tötete, der ihm aufgetragen war...«

»Ich glaube, sie meint mich«, sagte Achmed zu der Menge und hob die Hand. Er drehte sich zu Anwyn, deren Rede er mit seinem Einwurf unterbrochen hatte. Ein höhnisches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. »Oh, es tut mir Leid, Annie, das war anmaßend. Oder hast du dich selbst gemeint? Sicherlich hast du dir diesen Titel besser verdient als ich. Hoflieferant des Todes? Meine Trophäen verblassen im Vergleich zu deinen. Im Gegensatz zu dir kann ich nicht behaupten, ein Viertel meines Volkes wegen eines häuslichen Streits ausgelöscht zu haben. Wenn Gwylliam dich härter geohrfeigt hätte, hätte er dir vielleicht das Genick gebrochen, und keiner von uns müsste jetzt deinen Wortschwall ertragen. Schade, dass er es nicht getan hat.

Hure? Ich vermute, das trifft auch auf dich zu. Wer sonst würde sein Königreich und das seiner Verbündeten, der Lirin, an denselben Dämon verschachern, der schon einmal beinahe eine ganze Nation vernichtet hat? Und ihm die Möglichkeit verschaffen, es wieder zu tun? Und das alles nur, um sich an einem Narren von Gemahl zu rächen? Du bist die vollendete Hure, Anwyn. Komm von dem Grat herunter und verlasse mein Land, bevor ich beiseite trete und es zulasse, dass Grunthor dir den Kopf abreißt und deinen Schädel als Nachttopf benutzt.«

Die Stille in der Senke war vollkommen; selbst die Natur gab keine Geräusche mehr von sich. Anwyns Gesicht war in Verwunderung erstarrt. Ihr ganzes Leben lang hatte niemand gewagt, so mir ihr zu reden. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, während sie ihre Antwort überdachte. Als sie damit fertig war, lächelte sie grausam.

»Ich danke dir dafür, dass du mir den Titel einer vollendeten Hure gegeben hast, aber ich fürchte, ich kann ihn nicht annehmen. Er gehört jemand anderem in dieser Versammlung.«

Sie wandte sich an Rhapsody. »Tretet vor, Euer Majestät, und ...«

»Genug!« Ashes Stimme donnerte durch die Senke und hallte wider von den vielen verschiedenen Tonfärbungen des Drachen in seinem Blut. Er wusste, was jetzt kommen würde, und wollte lieber sterben oder Anwyn an Ort und Stelle töten, als das zuzulassen. Er wandte sich an die Seherin der Gegenwart. »Rhonwyn, wer ist die Herrin der Cymrer?«

Die zerbrechliche Seherin schaute in den Himmel, während sich die Blicke der Menge auf sie richteten. »Es gibt keine Herrin der Cymrer«, sagte sie selbstverloren und wie im Traum.

»So spricht die Seherin der Gegenwart, die unbestrittene Autorität!«, rief Ashe. »Meine Gefährten, in diesem Augenblick gibt es keine Herrin der Cymrer. Dein Anspruch wurde soeben zurückgewiesen, Großmutter!«

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