51

Edgar Allan Pogue schließt die Augen. Er sitzt in seinem weißen Buick auf einem Parkplatz am Highway A1A und hört Musik, die heutzutage Classic Rock heißt. Die Augen fest geschlossen, versucht er, den Husten zu unterdrücken. Wenn er hustet, brennen ihm die Lungen, und ihm wird schwindelig und kalt. Er weiß nicht, wo das Wochenende geblieben ist, aber alles ist gut gelaufen. Der Radiosprecher sagt etwas von Berufsverkehr. Montagmorgen. Pogue hustet, und Tränen treten ihm in die Augen, als er mühsam durchatmet.

Er hat eine Erkältung. Bestimmt hat er sich bei der rothaarigen Kellnerin in der Other Way Lounge angesteckt. Als er sich am Freitagabend verabschieden wollte, ist sie nah an seinen Tisch getreten. Sie hat sich die Nase mit einem Papiertaschentuch geputzt und stand viel zu dicht bei ihm, weil sie sichergehen wollte, dass er auch bezahlt. Wie immer musste er zuerst seinen Stuhl zurückschieben und aufstehen, bevor sie ihn eines Blickes würdigte. Eigentlich hätte er Lust auf einen weiteren Bleeding Sunset gehabt und hätte auch noch einen bestellt, aber das war der rothaarigen Kellnerin offenbar zu lästig. Diesen Weibern ist alles zu lästig. Deshalb hat sie auch die Große Orange bekommen, die sie verdient.

Die Sonne scheint durch die Windschutzscheibe und wärmt Pogues Gesicht. Er hat den Sitz zurückgeschoben und die Augen geschlossen und hofft, dass die Sonne seine Erkältung kurieren wird. Seine Mutter hat immer gesagt, dass Sonnenlicht Vitamine enthält und fast alles heilen kann. Deshalb ziehen die Leute im Alter ja auch nach Florida. Das hat sie ihm immer gepredigt. Eines Tages, Edgar Allan, ziehst du nach Florida. Noch bist du jung, doch eines Tages wirst du alt und abgearbeitet sein wie ich und die meisten anderen Leute, und dann kannst du nach Florida ziehen. Wenn du nur eine anständige Arbeit hättest, Edgar Allan. Bei deinem Gehalt bezweifle ich, dass du dir Florida je leisten kannst.

Seine Mutter hat ständig über Geld gejammert und lag ihm damit pausenlos in den Ohren. Schließlich ist sie gestorben und hat ihm viel Geld hinterlassen, damit er eines Tages nach Florida ziehen kann, falls er das will. Dann ist er in Frührente gegangen, und alle zwei Wochen kam ein Scheck mit der Post. Wahrscheinlich liegt der letzte Scheck inzwischen in seinem Postfach, weil er nicht in Richmond ist, um ihn abzuholen. Aber auch ohne seine Schecks hat er etwas Geld. Momentan genügt es noch. Er kann sich seine teuren Zigarren leisten, also reicht es. Wenn seine Mutter hier wäre, würde sie ihm Vorhaltungen machen, weil er trotz seiner Erkältung raucht. Aber er wird jetzt eine Zigarre rauchen. Er denkt daran, dass er die Grippeimpfung verpasst hat, und das nur deshalb, weil er gehört hatte, dass sein altes Gebäude abgerissen werden solle und dass der große Fisch ein Büro in Hollywood eröffnen wolle. In Florida.

Zuerst erfuhr er, dass Virginia einen neuen Chefpathologen eingestellt habe und dass das alte Gebäude abgerissen werde und einem Parkhaus weichen müsse. Und Lucy ist in Florida. Wenn Scarpetta Pogue und Richmond nicht im Stich gelassen hätte, wäre ein neuer Chefpathologe überflüssig gewesen. Dem alten Gebäude wäre nichts passiert, da alles unverändert geblieben wäre, und er hätte seine Grippeimpfung nicht verpasst. Der Abriss seines alten Gebäudes ist falsch und ungerecht, doch niemand hat ihn nach seiner Meinung gefragt. Es war sein Gebäude. Er bekommt immer noch alle zwei Wochen einen Gehaltsscheck, besitzt immer noch einen Schlüssel zur Hintertür und arbeitet immer noch in der Anatomie, hauptsächlich nachts.

Er hat dort nach Herzenslust gearbeitet, bis er gehört hat, dass das Gebäude abgerissen werden soll. Er war der Einzige, der es noch nutzte. Sonst interessierte sich niemand dafür, und nun musste er plötzlich seine Sachen ausräumen. All die Leute, die er da unten in kleinen zerdrückten Kartons aufbewahrte, mussten spät nachts verlegt werden, wenn niemand ihn beobachtete. Was für eine Plackerei, die Treppe hinauf und hinunter und auf dem Parkplatz zum Wagen und zurück zu gehen. Seine Lungen brannten, während die Asche auf den Asphalt rieselte. Ein Karton rutschte beim Tragen vom Stapel, sodass sich die Asche auf den Parkplatz ergoss. Es war sehr schwierig, sie zusammenzufegen, denn sie schien leichter als Luft zu sein und verteilte sich überall. Was für eine schreckliche Plackerei. Es ist ungerecht. Und ehe er es sich versah, war ein Monat vorbei, und er hatte seine Grippeimpfung verpasst. Es gab keinen Impfstoff mehr. Er hustet, seine Lunge brennt, und Tränen treten ihm in die Augen. Völlig reglos sitzt er in der Sonne, saugt Vitamine auf und denkt an den großen Fisch.

Wenn sie ihm einfällt, fühlt er sich niedergeschlagen und wütend. Sie weiß nichts über ihn und hat ihn niemals gegrüßt. Seine steifen Lungen hat er nur ihr zu verdanken. Sie ist schuld, dass er ruiniert ist. Sie besitzt eine Villa und dazu Autos, die mehr gekostet haben als jedes Haus, in dem er je gewohnt hat. An dem Tag, als es geschah, war es ihr zu lästig, sich bei ihm zu entschuldigen. Sie hat sogar gelacht. Offenbar fand sie es lustig, dass er zur Seite sprang und einen leisen Schrei ausstieß wie ein kleiner Hund, als er aus dem Einbalsamierraum kam und sie auf einem Rollwagen an ihm vorbeiraste. Sie stand auf einer Sprosse des Wagens und sauste lachend vorüber, während ihre Tante neben einer offenen Wanne stand und mit Dave über irgendein Problem bei der Generalversammlung sprach.

Scarpetta ließ sich nur blicken, wenn es Probleme gab. An diesem Tag, es war etwa um dieselbe Jahreszeit wie heute, also kurz vor Weihnachten, hatte sie die verwöhnte, altkluge Lucy mitgebracht. Er hatte wie alle hier schon von Scarpettas Nichte gehört und wusste, dass sie aus Florida war und bei Scarpettas Schwester in Miami wohnte. Pogue kennt zwar nicht alle Einzelheiten, aber er ist im Bilde. Auch damals war ihm schon klar, dass Lucy Vitamine aufsaugen konnte, ohne dass ständig jemand jammerte und nörgelte, sie würde es nie weit genug bringen, um nach Florida zu ziehen.

Weil sie nämlich schon dort lebte und dort geboren war, ohne je etwas getan zu haben, um es sich zu verdienen. Und dann hat sie Pogue ausgelacht. Sie sauste auf dem Rollwagen vorbei und fuhr ihn fast um, als er, ein leeres Zweihundert-Liter-Formaldehydfass auf einem Karren, vorbeikam. Wegen Lucy sprang er zur Seite. Der Karren kippte um, das Fass fiel herunter und rollte davon, und Lucy raste weiter wie eine freche Göre in einem Supermarkt, die mit einem Einkaufswagen spielt. Nur dass sie kein Kind mehr war, sondern ein Teenager, eine ausgesprochen freche, hübsche, arrogante Siebzehnjährige. Pogue erinnert sich noch genau an ihr Alter. Er weiß, wann sie Geburtstag hat. Jahrelang hat er ihr an ihrem Geburtstag anonyme Beileidskarten geschickt, und zwar an Scarpettas Adresse im alten Büro der Gerichtsmedizin Fourteenth Street North Nummer 9, auch nachdem das Gebäude bereits geräumt war. Er bezweifelt, dass Lucy die Karten je erhalten hat.

An jenem verhängnisvollen Tag stand Scarpetta an der offenen Wanne. Sie trug einen Labormantel über einem sehr eleganten dunklen Kostüm, weil sie, wie sie Dave erzählte, einen Termin mit einem Politiker hatte, um das besagte Problem zu erörtern. Sie wollte mit diesem Politiker über irgendeine dämliche Gesetzesinitiative sprechen. Pogue hat vergessen, worum es dabei ging, weil die Gesetzesinitiative damals für ihn keine Rolle spielte. Er holt Luft, und in seinen steifen Lungen rasselt es, während er in der Sonne sitzt. Scarpetta sah sehr gut aus, wenn sie so elegant gekleidet war wie an diesem Morgen. Es hat Pogue immer geschmerzt, sie ansehen zu müssen, während sie ihn nicht beachtete, und wenn er sie aus der Ferne beobachtete, spürte er einen Stich im Herzen, den er nicht beschreiben konnte. Was er für Lucy empfindet, steht auf einem anderen Blatt. Er erahnt Scarpettas tiefe Gefühle für sie, und deshalb ist auch Lucy ihm nicht gleichgültig. Aber es ist dennoch etwas anderes.

Das leere Fass verursachte beim Rollen über den Fliesenboden einen Höllenlärm. Pogue lief los, um es aufzuhalten, als es sich Lucy und dem Wagen näherte. Da es unmöglich war, ein Zweihundert-Liter-Fass Formaldehyd bis auf den letzten Tropfen zu leeren, schwappte der Rest der Flüssigkeit am Boden hin und her, während das Fass weiterkullerte. Einige Tropfen spritzten Pogue ins Gesicht, als er nach dem Fass griff, und einer geriet in seinen Mund, sodass er ihn herunterschluckte. Als er sich hustend und kotzend über der Toilette krümmte, hat niemand nach ihm gesehen. Scarpetta nicht. Und Lucy ganz bestimmt nicht. Durch die geschlossene Toilettentür hörte er, wie sie wieder auf dem Rollwagen herumfuhr und lachte. Niemand ahnte, dass Pogues Leben in diesem Augenblick endgültig zerstört worden war.

»Ist alles in Ordnung? Ist alles in Ordnung, Edgar Allan?«, fragte Scarpetta durch die geschlossene Tür, allerdings ohne hereinzukommen.

Er hat ihre Worte inzwischen so oft Revue passieren lassen, dass er nicht mehr weiß, ob er sich wirklich noch richtig an ihre Stimme erinnert.

Ist alles in Ordnung, Edgar Allan?

Ja, Ma’am, ich wasche mich nur.

Als Pogue schließlich aus der Toilette kam, stand Lucys Rollwagen mitten im Raum, und sie war fort. Scarpetta ebenfalls. Dave war auch weg. Nur Pogue war noch da, und er würde sterben, an einem einzigen Tropfen Formaldehyd, den er in seinen Lungen explodieren und rot glühende Funken sprühen fühlte. Er war allein.

Wissen Sie, ich kenne mich also aus, erklärte er später Mrs. Arnette, während er sechs Flaschen mit rosafarbener Flüssigkeit zum Einbalsamieren neben ihrem Edelstahltisch aufreihte. Manchmal muss man eben leiden, um das Leid anderer spüren zu können, sagte er und schnitt dabei Schnurstücke von einer Rolle auf dem Wagen ab. Natürlich erinnern Sie sich daran, wie viel Zeit ich mit Ihnen verbracht habe, als wir über Ihre Unterlagen, Ihre Absichten und die Frage geredet haben, ob Sie lieber ans Medical Center of Virginia oder an die University of Virginia gespendet werden wollten. Sie sagten, Sie liebten Charlottesville, und ich habe Ihnen deshalb versprochen, dafür zu sorgen, dass Sie an die University of Virginia kämen. Stundenlang habe ich bei Ihnen gesessen und Ihnen zugehört. Ich bin immer gekommen, wenn Sie mich angerufen haben. Zuerst wegen Ihrer Papiere und dann, weil Sie jemanden zum Reden brauchten und befürchteten, sich nicht gegen Ihre Familie durchsetzen zu können.

Ihre Angehörigen sind machtlos, habe ich Ihnen erklärt. Bei diesen Papieren handelt es sich um rechtsgültige Dokumente. Es ist Ihr letzter Wille, Mrs. Arnette. Wenn Sie möchten, dass Ihre Leiche der Wissenschaft gespendet und später von mir verbrannt wird, ist Ihre Familie machtlos dagegen.

Pogue betastet die sechs aus Messing und Blei bestehenden .38er Patronen tief in seiner Tasche. Er sitzt in seinem weißen Buick in der Sonne und erinnert sich, dass er sich nie im Leben so mächtig gefühlt hat wie während seiner Gespräche mit Mrs. Arnette. Bei ihr war er Gott. Bei ihr war er das Gesetz.

Ich bin eine unglückliche alte Frau, und nichts klappt mehr, Edgar Allan, meinte sie bei ihrer letzten Begegnung. Mein Arzt wohnt auf der anderen Seite dieses Zauns und findet es lästig, nach mir zu sehen, Edgar Allan. Werden Sie bloß nie so alt.

Das werde ich nicht, versprach Pogue.

Die Leute auf der anderen Seite des Zauns sind komisch, erzählte sie mit einem anzüglichen Lachen, das wohl etwas andeuten sollte. Seine Frau ist eine richtige Schlampe. Kennen Sie sie?

Nein, Ma’am. Ich glaube nicht.

Da haben Sie nichts versäumt. Sie schüttelte den Kopf und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Gehen Sie ihr aus dem Weg.

Das werde ich, Mrs. Arnette. Wirklich schrecklich, dass Ihr Arzt sich nicht um Sie kümmert. So was sollte verboten werden.

Leute wie er kriegen, was sie verdienen, sagte sie vom Bett im Hinterzimmer ihres Hauses aus. Glauben Sie mir, Edgar Allan: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Ich kenne ihn jetzt schon so lange, und ich bin ihm lästig. Ganz bestimmt wird er nicht für mich unterschreiben.

Was meinen Sie damit?, fragte Pogue. Sie sah so klein und zerbrechlich aus, wie sie da in ihrem Bett lag, unter vielen Schichten von Laken und Decken, weil ihr einfach nicht mehr warm wurde.

Naja, wenn man geht, muss doch jemand unterschreiben, oder?

Natürlich. Der Hausarzt unterschreibt den Totenschein. Mit dem Sterben kannte Pogue sich aus.

Er wird zu beschäftigt sein. Denken Sie an meine Worte. Und dann? Schickt der liebe Gott mich dann wieder weg? Sie lachte, ein freudloses, raues Lachen. Das tut er sicher. Der liebe Gott und ich verstehen uns nämlich nicht sehr gut.

Das kann ich nachvollziehen, versicherte ihr Pogue. Aber machen Sie sich keine Sorgen, fügte er in dem Wissen, dass er in diesem Moment Gott war, hinzu. Gott war nämlich nicht Gott, Pogue war es. Wenn dieser Arzt auf der anderen Seite des Zauns nicht für Sie unterschreibt, Mrs. Arnette, kümmere ich mich darum.

Wie?

Es gibt Wege.

Sie sind der netteste junge Mann, den ich je kennen gelernt habe, sagte sie vom Bett aus. Ihre Mutter hat großes Glück mit Ihnen gehabt.

Da war sie aber anderer Ansicht.

Dann war sie eine böse Frau.

Ich unterschreibe selbst für Sie, versprach Pogue. Ich sehe diese Dokumente jeden Tag, und die Hälfte davon ist von Ärzten unterschrieben, denen alles gleichgültig ist.

Alles ist heutzutage gleichgültig, Edgar Allan.

Ich fälsche die Unterschrift, wenn es sein muss. Zerbrechen Sie sich also nicht den Kopf darüber.

Sie sind so ein Schatz. Was hätten Sie denn gerne von meinen Sachen? In meinem Testament steht, dass meine Verwandten dieses Haus nicht verkaufen können. Damit habe ich sie ordentlich drangekriegt. Sie können in meinem Haus wohnen, aber verraten Sie es meinen Verwandten nicht. Natürlich können Sie auch mein Auto haben, aber ich bin so lange nicht damit gefahren, dass vermutlich die Batterie leer ist. Ich weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird. Was wollen Sie? Sagen Sie es einfach. Ich wünschte, ich hätte einen Sohn wie Sie.

Ihre Zeitschriften, antwortete er. Die Filmzeitschriften.

Ach, du meine Güte. Die Dinger auf meinem Couchtisch? Habe ich Ihnen nie von meiner Zeit im Beverly Hills Hotel erzählt und von den Filmstars, die ich in der Polo Lounge und rings um die Bungalows gesehen habe?

Erzählen Sie es mir noch einmal. Ich liebe Hollywood mehr als alles andere auf der Welt.

Dieser Mistkerl, mit dem ich verheiratet war, ist einmal mit mir nach Beverly Hills gereist. Das muss ich ihm lassen. Wir haben uns wirklich großartig amüsiert. Ich liebe das Kino, Edgar Allan. Ich hoffe, dass Sie auch oft ins Kino gehen. Es gibt nichts Schöneres als einen guten Film.

Ja, Ma’am. Da haben Sie ganz Recht. Eines Tages will ich auch nach Hollywood.

Ja, dort sollten Sie hin. Wenn ich nicht so alt und wertlos wäre, würde ich mit Ihnen nach Hollywood fahren. Wir hätten solchen Spaß.

Sie sind nicht alt und wertlos, Mrs. Arnette. Möchten Sie meine Mutter kennen lernen? Ich könnte sie einmal mitbringen.

Dann trinken wir einen schönen Gin Tonic und essen dazu ein paar Quiches mit Würstchen, die ich so gerne mache.

Sie ist in einer Schachtel, erwiderte er.

Sie sagen aber seltsame Sachen.

Sie ist gestorben, aber ich habe sie in eine Schachtel getan.

Oh! Sie meinen ihre Asche.

Ja, Ma’am. Ich würde mich nie davon trennen.

Wie reizend. Um meine Asche wird sich keine Menschenseele kümmern, das garantiere ich Ihnen. Wissen Sie, was mit meiner Asche geschehen soll, Edgar Allan?

Nein, Ma’am.

Verstreuen Sie sie auf der anderen Seite dieses verdammten Zauns. Wieder lachte sie rau auf. Wenn ich Dr. Paulsson schon lästig war, kann ich wenigstens seinen Rasen düngen.

Oh, nein, Ma’am, dafür wäre Ihre Asche viel zu schade.

Tun Sie es. Sie werden es nicht bereuen. Gehen Sie ins Wohnzimmer, und holen Sie mir meine Handtasche.

Sie schrieb ihm einen Scheck über fünfhundert Dollar aus, einen Vorschuss, dass er ihre Wünsche erfüllte. Nachdem er den Scheck eingelöst hatte, kaufte er ihr eine Rose und plauderte nett mit ihr, während er sich die ganze Zeit die Hände mit einem Taschentuch abwischte.

Warum wischen Sie sich ständig Ihre Hände ab, Edgar Allan?, fragte sie vom Bett aus. Wir sollten die Plastikfolie von der hübschen Rose abmachen und die Blume in eine Vase stellen. Weshalb legen Sie sie in die Schublade?, erkundigte sie sich.

Damit Sie sie für immer behalten können. Und jetzt möchte ich, dass Sie sich kurz umdrehen.

Warum?

Tun Sie es einfach. Sie werden schon sehen.

Er half ihr beim Umdrehen. Sie wog fast nichts mehr. Dann setzte er sich auf ihren Rücken und steckte ihr das weiße Taschentuch in den Mund, damit sie still war.

Sie reden zu viel, sagte er. Und jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Sie hätten nicht so viel reden sollen, fuhr er fort, während er ihre Hände auf dem Bett festhielt. Er spürt immer noch, wie ihr Kopf zuckte, und auch ihr schwaches Sträuben, als er ihr den Atem raubte. Als sie sich nicht mehr bewegte, ließ er ihre Hände los und entfernte vorsichtig das weiße Taschentuch aus ihrem Mund. Er saß auf ihr und vergewisserte sich, dass sie ruhig blieb und nichts mehr sagte, während er genauso mit ihr sprach wie mit dem Mädchen, der Tochter des Arztes, der im Haus komische Dinge tat. Dinge, die Pogue nie hätte sehen dürfen.

Er zuckt zusammen, als jemand laut an die Fensterscheibe seines Wagens pocht. Pogue öffnet die Augen und ringt hustend nach Luft. Draußen steht grinsend ein großer Schwarzer, klopft mit seinem Ring an die Scheibe und hält eine große Schachtel M&M-Schokolinsen hoch.

»Fünf Dollar«, ruft der Mann. »Es ist für meine Kirche.« Pogue lässt den Motor an und legt den Rückwärtsgang ein.

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