In der Honigfabrik der bösen Geister

Hurra, da wären wir«, triumphierte Grikor laut, um sein Angstgefühl, das ihn immer noch nicht verlassen hatte, loszuwerden, »hier ist ja der Honig!«

Vorsichtig drang er in der großen Höhle weiter vor, in der es von Bienen wimmelte.

Die Bienen, die offenbar Menschen gar nicht kannten und noch keine schlechten Erfahrungen mit ihnen gemacht hatten, achteten nicht auf Grikor und ließen ihn unbehelligt. So konnte er die Bienenhöhle genauer untersuchen. Er fand eine Reihe größerer und kleinerer Tongefäße, mit und ohne Henkel, doch alle hatten weite Öffnungen. Vielleicht hatten die Menschen früher Milch und Käse darin aufbewahrt. Ein rußgeschwärztes Tongefäß brachte Grikor auf den Gedanken, daß die Menschen, die einst hier gehaust hatten, es zum Kochen gebraucht hatten. Doch jetzt waren alle diese irdenen Gefäße, ob groß, ob klein, zu Wohnungen für die Bienenvölker geworden; sie enthielten durchweg kunstvolle Waben und waren mit dickem goldgelbem Honig gefüllt. Grikor war über all das sehr verwundert, und er wollte das gleich jemandem erzählen. Vorsichtig kroch er bis zum Rande der Felsenplatte und spähte in die Schlucht hinab. Seine Freude war groß, als er Armjon und Asmik sah, die unten standen und sich schier die Hälse verrenkten. Dicht neben ihnen stiegen blaue Rauchwölkchen hoch. Das mußte Großvater Assaturs Pfeifchen sein. Er selber war von hier oben nicht zu sehen.

Grikor beugte sich, so weit es ging, über den Abgrund und schrie den Freunden zu:

»Die Bienen haben hier alles mit Honig gefüllt.« Außer sich vor Freude, hüpfte Grikor auf seinem gesunden Bein dicht am Rande des Abgrundes, so daß Asmik entsetzt die Augen schloß und laut aufschrie:

»Du wirst abstürzen, sei doch bloß vorsichtiger.«

Grikor aber war schon wieder auf dem Wege zur Höhle. Er hatte entdeckt, daß kleine Vögel darin herumflatterten, die Jagd auf die Bienen machten. Der aufgeweckte Junge blieb ganz erstaunt stehen.

Ist es zu glauben, dachte er, daß die Bienen auch Feinde haben?

Die kleinen buntgefiederten Vögel — Bienenfresser genannt — verfolgten die Bienen tatsächlich und verschlangen sie im Fluge.

Nachdem Grikor dieses neue Wunder der Natur bestaunt hatte, trat er wieder an den Abgrund und rief in die Schlucht hinab:

»Armjon, könnt ihr die Schaufel des Gevatters Mukel entdecken?«

Asmik lachte hellauf.

»Das hast du verwechselt; sie gehörte nicht Gevatter Mukel, sondern dem Jäger Karo!« rief sie hinauf. »Sie ist rechts von dir zu sehen, ganz in deiner Nähe.«

Vorsichtig trat Grikor noch einen Schritt vor und spähte nach rechts. Tatsächlich, dort ragte ein langer Stiel durch einen Spalt der benachbarten Höhle hervor. Von der Felsenplatte, auf der Grikor stand, führte ein schmaler Pfad zu dieser Höhle. Grikor mußte sich mit den Händen an den Felsvorsprüngen fest-klammern und vermied ängstlich, in die Tiefe zu blicken, um nicht schwindlig zu werden. Mit einiger Mühe erreichte er den Pfad und gelangte darauf bis zum Eingang der benachbarten Höhle. Es war nur ein tiefer Spalt, aus dem wirklich der dicke Stiel einer Schaufel herausragte. Sie stak fest in den Waben, die, wie es schien, die ganze Höhle ausfüllten. Mit vieler Mühe gelang es Grikor, die Schaufel herauszuziehen. Er mußte sich lange Zeit damit herumquälen. Als sie sich aber schließlich doch lockerte und es ihm endlich gelang, sie durch den Spalt zu zwängen, sah er, daß sie ganz mit Wachs und Honig verklebt war. Ganze Wolken aufgescheuchter, angriffslustiger Bienen umsummten den Knaben, und rasch mußte er sich den Schleier, den er sich vorsorglich eingesteckt hatte, zum Schutz um den Kopf binden.

»Großväterchen«, rief er in die Schlucht hinab, »paß auf, ich werfe dir die Schaufel zu.« Und schon flog sie, von aufgeregten Bienen umsummt, nach unten.

Großvater Assatur zeterte ängstlich:

»Was stellt dieser Tollkopf an? Gleich werden ihn die bösen Geister in den Abgrund stürzen.«

Grikor war aber schon wieder zur Höhle zurückgekrochen und besah sich staunend dieses wilde Bienenparadies. So etwas gab es wohl auf der ganzen Welt nicht ein zweites Mal; es war ein riesiges Bienenhaus, und noch nie hatten Menschenhände daran gerührt. Im Innern der Höhle mußten gewaltige Mengen süßen Bienenhonigs angesammelt sein. Grikor überlegte. Wie konnte man an das süße Zeug, das er so gern aß, rankommen, und wie konnte es ins Dorf gebracht werden?


Er schrie in die Schlucht hinab: »Großväterchen, wir brauchen Eimer für den Honig. Laß schnell Eimer holen! «


Nachdem Grikor das ,Honiglager' ausgiebig untersucht hatte, kehrte er auf dem gleichen Pfade, auf dem er gekommen war, in die erste Höhle zurück...

Aram Michailowitsch und Kamo waren gerade dabei, ihre kostbaren Funde an einem langen Seil in die Schlucht hinab-zulassen.

Großvater Assatur war ganz überwältigt, als er die Schätze erblickte. Auch Armjon und Asmik sahen sich alles staunend an und stießen laute Freudenrufe aus.

»Weißt du noch, was ich gesagt habe?« rief Armjon triumphierend. »Jetzt ist mir alles klar. Ich kann dir erklären, wie die Menschen in die Höhlen gekommen sind. Als sie vor ihren Feinden flüchten mußten, vielleicht vor den Türken — denn die Türken haben unser Armenien mehr als einmal überfallen —, stießen sie zuerst auf die hohe Eiche, von der wir nur noch die Wurzeln gefunden haben. Sie hatten keine andere Möglichkeit, sich zu retten, und sind daran hochgeklettert. Die Armenier waren sicher schon in die Höhlen geflüchtet, bevor ihre Feinde herangekommen waren, denn du siehst ja, daß sie ihr Hab und Gut zum Teil da oben verstauten.«

Asmik fragte neugierig:

»Konnten denn die nachfolgenden Feinde nicht auch auf die Eiche klettern und alles umbringen?«

»Natürlich konnten sie das. Aber die Flüchtlinge haben sicher damit gerechnet. Vielleicht haben die letzten, die ins Gebirge flüchteten, den Baum rasch gefällt. Dadurch waren die Verfolger aufgehalten, und wenn sie die Flüchtlinge doch entdeckten, werden diese von oben Steine heruntergeworfen haben. Jedenfalls konnten die Türken nicht bis zu den Höhlen gelangen. «

Asmik hatte aufmerksam zugehört.

»Weiter, weiter«, drängte sie in kindlicher Ungeduld.

»Wie geht die Geschichte weiter?«

»Als dann der Feind abgezogen war, denke ich mir, konnten die Flüchtlinge natürlich nicht mehr zurück, denn den Baum, der die einzige Verbindung nach unten gewesen war, hatten sie ja gefällt. Alle litten unter Hunger und Durst, und die Mütter mußten mit ansehen, wie die kleinen Kinder verhungerten und verdursteten. Die Höhlen, in die die Menschen sich vor ihren Verfolgern gerettet hatten, wurden zu ihren Gräbern. . . «

Während sich die Kinder in der Schlucht so miteinander unterhielten, erscholl plötzlich von oben her Grikors verzweifelte Stimme:

»Ich habe viele Krüge voll Honig aus der Höhle geschleppt. Was soll ich damit machen?«

Großvater Assatur schlug als findiger und praktischer Jäger, der immer einen Ausweg wissen muß, vor:

»Hole Kamo! Dann müßt ihr um die Hälse der Gefäße Stricke schlingen, sie gut verknoten und vorsichtig hier herunterlassen. Wir werden sie ebenso vorsichtig in Empfang nehmen.«

Ärgerlich schlug Grikor nach den Bienen, die ihn wütend umsummten.

»Die lassen mich nicht mal Honig schlecken, diese Biester«, schrie er. »Und dabei riecht es so lecker hier.«

»Du mußt abwarten und nicht so gefräßig sein«, riefen die Kinder herauf. »Später kannst du naschen, soviel du willst. Jetzt laß mal erst die Krüge runter.«

Als Aram Michailowitsch und Kamo sich in der Bienenhöhle einfanden, war Grikor damit beschäftigt, seine süße Beute gegen die Angriffe unzähliger Bienen zu verteidigen.

»Endlich seid ihr da«, rief er ihnen erleichtert entgegen Rasch unterbreitete er ihnen den Vorschlag des Großvaters, wie sie die Krüge in die Schlucht befördern konnten. »Ich habe das Honigparadies des Jägers Karo gefunden«, sagte Grikor, »und seine Schaufel habe ich auch schon rausgezogen.«

Kamo wollte gleich Näheres darüber wissen, aber der Lehrer mahnte:

»Zuerst müssen wir den Honig nach unten bringen.«

Die Krüge waren riesengroß, und auch der Lehrer meinte, sie seien in alten Zeiten zur Aufbewahrung von Wein, Käse, Getreide und ähnlichem verwendet worden.

Diese Krüge hatten sich als Bienenkörbe sehr nützlich erwiesen. Jetzt summten die in Aufruhr geratenen kleinen Bestien angriffslustig umher und waren offenbar entschlossen, mit ihrem Stachel ihr Eigentum gegen die Räuber zu verteidigen.

Die Höhle, in der die Bienen hausten, war so schwer zu er-reichen, daß ihnen bisher kein Honigdieb hatte gefährlich werden können. Auch der weitverbreitete Aberglaube, daß Geister hier ihre Schätze behüteten, hatte die Menschen fern-gehalten. Deshalb konnten sich die Bienen auch ungehindert vermehren und hatten nicht nur die großen Tonkrüge gefüllt, sondern jeden Winkel der Höhle mit honigstrotzenden Waben überzogen.

Die beiden Jungen arbeiteten fieberhaft; sie befestigten die mitgebrachten Stricke an den Krügen, und bald waren diese zur Fahrt in den Abgrund bereit.

Kamo beugte sich über den Rand der Schlucht und rief hinab:

»Gleich werden die Krüge runtergelassen, gebt gut acht!«

Kamo und Grikor schleppten einen der großen Krüge, um den sie einen Strick geschlungen hatten, vorsichtig zum Rande der Felsenplatte und begannen ihn unter allen erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen in die Tiefe hinabzulassen.

Großvater Assatur blieb der Mund offenstehen:

»Haben sie es doch geschafft!« staunte er. »Allen Teufeln zum Trotz! «

»Großväterchen«, rief Kamo ihm ganz respektlos zu, »halte keine langen Reden, sondern paß lieber auf, daß der Krug nicht auf den Felsen aufschlägt und zerbricht.«

Nun zeigte sich, wie kräftig und geschickt der Alte noch immer war. Er umfaßte den herabschwebenden Krug mit beiden Armen und stellte ihn vorsichtig auf den Boden.

»Ist er ganz voll Honig, Großväterchen?« wollte Asmik wissen.

»Voll Wachs und Honig«, bestätigte der Großvater, der es immer noch nicht fassen konnte, daß der Lehrer und die Kinder die bösen Geister überlistet hatten.

Der Alte entfernte zuerst den Strick, und Kamo, der das eine Ende festgehalten hatte, zog ihn wieder hinauf. Auch die übrigen Krüge wurden auf die gleiche Weise hinabgelassen. Mit dieser Arbeit hatten alle bis Mittag reichlich zu tun.

Armjon war von Grikor zum Kolchos geschickt worden, um Transportmittel zu erbitten.

»Bringe so viele Eimer mit, wie du auftreiben kannst; im Honigparadies des Jägers Karo sind unerschöpfliche Vorräte.«

Als Armjon nach geraumer Zeit zurückkehrte, trieb er mehrere Packesel vor sich her, die mit leeren Eimern und Körben beladen waren. Sogar an einen Käfig für den jungen Adler hatte er gedacht. Fünf ,Bienenkörbe' standen bereits in der Schlucht am Fuße des Tschantschakar.

Armjon hatte es nicht leicht gehabt, Esel, Eimer und Körbe aufzutreiben.

»Das ist die reine Anarchie«, hatte Bagrat wie gewöhnlich geschrien, als Armjon ihn um die Esel und die Eimer bat. »jetzt in der Heuernte wollt ihr uns die Tiere von der Arbeit wegholen?« schimpfte er ungehalten.

Armjon aber schmeichelte:

»Wenn Sie wüßten, Onkel Bagrat, was wir für kostbare Altertümer gefunden haben... «

»Altertümer hin, Altertümer her...« Bagrat zog geringschätzig die Augenbrauen hoch.

»Und Bienen, und Honig«, fuhr Armjon begeistert fort und erzählte nun Näheres über ihre Entdeckungen.

Bagrat, der sich von den Kindern, die er sehr ins Herz geschlossen hatte, immer schnell erweichen ließ, meinte:

»Da habt ihr euch aber sicher sehr abgequält. Und wenn der Lehrer und Großvater Assatur mit dabei sind, wird es wohl seine Richtigkeit haben.«

Bereitwillig schrieb er dann zwei Anweisungen aus, die er Armjon gab, und meinte scherzend:

»Die eine ist für die Esel, die andere für Proviant für unsere ,Ärchäologen', sie werden gewiß hungrig sein. Vergiß auch nicht, Zucker für die Bienen mitzunehmen; der Großvater weiß, wie das gemacht wird. Wir werden inzwischen Bienenkörbe für eure Völker vorbereiten.«

Die mitgebrachten Körbe wurden an Stricken zur Bienenhöhle hinaufgezogen, und der Lehrer legte die Waben, die er noch aus dem Innern der Höhle herausgeholt hatte, hinein. Die restlichen Körbe wurden innen mit Zuckerlösung bestrichen. Von dem süßen Saft angelockt, suchten zahlreiche Bienen die Körbe auf. Befand sich jedoch bei dem neugebildeten Bienenvolk keine Königin, dann war Aram Michailowitsch nicht zu-frieden.

»Eine Königin muß dabei sein«, erklärte er den Kindern. »Jedes Bienenvolk braucht eine Königin.«

Die Kinder mußten nach seiner Beschreibung feststellen, ob eine Königin dabei war, dann wurden die Körbe verschlossen und mitsamt den Waben und den Bienenvölkern in die Schlucht hinabgelassen.

Erst nachdem das Honigparadies so ziemlich ausgeräumt war, begaben sich unsere Forscher auf dem schmalen Felsenpfade zu der Höhle, aus der Grikor vorhin schon die Schaufel des Jägers Karo geborgen hatte.

Die dort aufgespeicherten Honigmengen waren abermals riesengroß, und es dauerte lange, bis alle Eimer gefüllt und an Stricken in die Schlucht hinabbefördert worden waren.

Als letztes wurde der Käfig, in den sie den jungen Adler gesperrt hatten, geholt und ebenfalls an einem Strick hinuntergelassen. Dieser Vogel machte Asmik besondere Freude.

Ungeduldig rief sie immer wieder:

»Macht doch schneller«, und als der junge Raubvogel endlich in der Schlucht landete, hätte Asmik ihn am liebsten gestreichelt.

Der junge Adler aber saß verängstigt und mit gesträubten Federn auf dem Boden des Käfigs, funkelte Asmik böse an, zischte wütend und hackte nach ihrem Finger.

Der Käfig mit der seltenen Beute wurde besonders sorgsam auf dem Rücken eines Esels befestigt.

Dann rief Armjon hinauf:

»Ist alles unten? Seid ihr fertig?«

»Ja, alles. Wir kommen gleich«, rief Kamo zurück.

Die Arbeit war beendet. Aram Michailowitsch, Kamo und Grikor hatten sich am Höhleneingang niedergelassen, um ein paar Augenblicke auszuruhen. Ihnen gegenüber, auf der anderen Seite der Schlucht, lag der Eingang zu der Höhle, die im Volksmund ,Höllenpforte' hieß.

Die gezackten Gipfel der Schwarzen Felsen zeichneten sich vom hellen Himmel deutlich ab.

Der Wind heulte in den Felsenschluchten. Die Adler, durch die ungewohnte Nähe der Menschen beunruhigt, schrien laut und unheimlich. Wenn der Wind eine Weile schwieg und es still wurde, drang von den Schwarzen Felsen herüber ein seltsam drohender Lärm.

»Warum stöhnt und ächzt der Berg?« fragte sich Aram Michailowitsch. Er lauschte angespannt auf die geheimnisvollen Töne, konnte aber auch keine rechte Erklärung dafür finden.

Während der Lehrer den Zugang zur Höhle in den Schwarzen Felsen genauer betrachtete, kam er ihm immer mehr wie der aufgesperrte Rachen eines Ungeheuers vor, dessen Oberlippe wie mit vielen Schnittwunden bedeckt und zerfurcht war, während die Unterlippe glatt und ebenmäßig glänzte.

Als Aram Michailowitsch genauer hinsah, entdeckte er, daß sich von dieser Unterlippe ein leuchtender Streifen bis zur Schlucht hinabzog. Es sieht tatsächlich beinahe so aus, dachte der Lehrer, als hätte Farchad — der usbekische Riese aus dem Märchen, der so stark ist, daß er Felsen zertrümmerte — diesen glänzenden Streifen auf die Felswand gemalt.

In tiefes Nachsinnen versunken, zerbrach sich der Lehrer den Kopf, was dieser rätselhafte Streifen, der von den abergläubischen alten Leuten dem Riesen Farchad zugeschrieben wurde, in Wahrheit bedeuten konnte.

Großvater Assatur erzählte während der nächsten Tage den alten Leuten im Dorfe mehr als einmal:

»Es gibt keine Geister auf dem Tschantschakar, das ist so klar wie der Sonnenschein.« Und obgleich die Alten sich sofort bekreuzigten und ängstlich widersprachen, war im Dorfe von nichts anderem die Rede als von den erstaunlichen Entdeckungen der Kinder. Einzig und allein der immer neidische Artusch war ungehalten und nannte Kamo einen Wichtigtuer.

Die Krüge mit den Honigwaben wurden in einem Winkel des zur Versuchsfarm gehörenden Geflügelhofs untergebracht. Es wurde dafür gesorgt, daß die jungen Vögel nicht in die Nähe kommen konnten.

Die Altertümer, die die Kinder und der Lehrer in den Höhlen gefunden hatten, wurden in einem besonderen Raum des Schulgebäudes untergebracht, den Aram Michailowitsch dafür ausräumen ließ.

Noch am gleichen Tage war ein Telegramm an die Akademie der Wissenschaften der Armenischen SSR abgegangen.

»In den Höhlen des Tschantschakar umfangreiche Funde mittelalterlicher Waffen und Gebrauchsgegenstände gemacht. Entsendet Mitarbeiter des Instituts für Geschichte und Archäologie. «

Das Telegramm war an den Leiter der Akademie, Professor Sewjanan, gerichtet.

Großvater Assatur kümmerte sich um die Krüge mit dem Honig und um die Bienenkörbe. Die Fluglöcher wurden geöffnet, und bald schwärmten die Bienen umher.

Nachdem die verschiedenen Bienenvölker regelrechte Schlachten geschlagen hatten, trat schließlich Ruhe und Ordnung ein. Für die neuen Schwärme, die bisher keinen Platz gefunden hatten, mußten noch Unterkünfte geschaffen werden. Da nicht genügend Bienenstöcke vorhanden waren, zimmerten Armjon und Kamo unter der Anleitung ihres Lehrers neue Kästen.

»Wie kommt es«, fragte Armjon, »daß die Bienen ihre Wohnungen in den leeren Krügen gebaut haben? Haben denn unsere Vorfahren solche Krüge als Bienenstöcke verwendet? «

»Deine Vermutung, daß die Flüchtlinge damals auf dem Weg über die hohe Eiche in die Höhlen gelangt sind und dann nicht wieder zurück konnten, hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit«, sagte der Lehrer. »Aber der Gedanke, daß sie Bienenvölker auf ihrer Flucht mitnahmen und in Tonkrügen ansiedelten, erscheint mir doch recht fragwürdig. Es ist viel wahrscheinlicher, daß die wilden Bienen, nachdem es in den Höhlen keine Menschen mehr gab, beim Ausschwärmen diese bequemen und praktischen Wohnungen aufgesucht haben.«

Die Bienen hatten sich schon nach wenigen Tagen in ihrer neuen Umgebung eingelebt; sie hatten mit ihrer Suche nach Nektar begonnen und summten nun fleißig über den Wiesen umher. Großvater Assatur zeigte Grikor, wie die Bienen versorgt werden mußten.

Manchmal hüpfte Grikor auf seinem gesunden Bein erstaunlich geschwind zum Zaun der Geflügelfarm.

Neckend rief er Asmik zu:

»Was willst du nur mit den dummen Küken? Schaff dir lieber Bienen an — dann hast du immer was Süßes zum Schlecken.«

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