Ausklang

Zu der Zeit, in der unsere Erzählung spielt, erschien eines Tages in einer Jerewaner Zeitung eine Notiz unter der Überschrift: »Ein wichtiger Fund«. Darin hieß es, junge Natur-forscher aus dem Dorfe Litschk hätten einen wertvollen Schatz gefunden und ihn dem Staat übergeben.

Im Dorf wurde einige Tage danach bekannt, der Jäger Assatur, sein Enkel Kamo und seine Freunde sollten den ihnen zustehenden Finderlohn erhalten. Die Höhe der Summe übertraf alle Erwartungen.

Die jungen Leute überlegten, was sie mit dem vielen Gelde anfangen sollten.

»Wißt ihr was?« sagte Kamo. »Wir wollen ein Vogelhaus bauen... Aber kein gewöhnliches Vogelhaus, sondern alles muß nach den letzten Errungenschaften der Wissenschaft eingerichtet sein.«

Dieser Vorschlag fand bei allen freudige Zustimmung. Auch Großvater Assatur war in die Kolchosverwaltung gerufen worden. Auf dem Tisch lag ein ganzer Berg Geld. Bagrat empfing den Alten.

Er drückte ihm die Hand und sagte:

»Großväterchen, ich gratuliere. Die Regierung hat dir für den gefundenen Schatz eine Belohnung geschickt.«

Der Großvater staunte:

»Es ist ja so furchtbar viel.«

Verlegen strich sich der Alte über seinen Bart und schüttelte den Kopf.

»Nein, Bruder, ich will das Geld nicht... Ich würde keinen Schlaf mehr finden.« Er schwieg eine Weile, dachte nach und fuhr dann fort: »Weißt du was - wir werden diese Sache auf Jägerart behandeln. Soviel Wild ich in meinem Leben auch geschossen habe, für mich habe ich immer nur einen Braten behalten. Alles andere haben die Nachbarn bekommen... Das ist alter Jägerbrauch. Das hier ist meine Jagdbeute, und das ist mein Anteil. . . «

Der Alte streckte die Hand aus und nahm ein Bündel Geld-scheine vom Tisch.

»Das ist mein Braten. Das andere verteile unter den Kolchosmitgliedern, gib es für die Schule, den Kindergarten... Du wirst schon wissen, wo es am meisten gebraucht wird.« Und der Großvater ging aus dem Zimmer.

Er ging die Dorfstraße entlang, zufrieden, froh gestimmt und leichten Schrittes.

Es war ein milder, sonniger Herbst.

Von den Feldern her kamen die Gänse und Enten der Geflügelfarm angeflogen; geräuschvoll suchten sie ihre Plätze auf den Stangen.

Asmik war zur Verwalterin der Farm ernannt worden, Seto zu ihrem Stellvertreter. Die beiden Freunde wählten unter den Vögeln die besten Exemplare aus. Diese Tiere kamen in besondere Käfige und wurden zum Abtransport fertiggemacht.

Grikor war in der Imkerei beschäftigt. Er hob die mit goldenem Honig gefüllten Waben aus den Körben. Armjon und Kamo nahmen sie in Empfang und verpackten sie sorgfältig.

Die jungen Freunde bereiteten ihre Abreise nach Moskau vor, denn die ,Zentralvereinigung junger Naturforscher' hatte sie eingeladen. Der alte Jäger stand dabei, sog an seiner Pfeife und sagte nachdenklich:

»Also, morgen geht's fort?«

In dieser Nacht schliefen die jungen Forscher wenig.

Am frühen Morgen wurden die Käfige und Kisten auf ein Lastauto verladen, während die Freunde in dem neuen Personenwagen des Kolchos Platz nahmen, den der Vorsitzende ihnen für diese Fahrt zur Verfügung gestellt hatte.

Sona hatte ihren Seto zum Abschied geküßt. Sie trat verlegen an den Großvater heran und sagte versöhnlich:

»Sei mir nicht böse, Alter, trag mir mein Schimpfen nicht nach.«

Doch die Reue war nur von kurzer Dauer, denn als sie den Rechnungsführer Mesrop sah, schimpfte sie sofort wieder los:

»Diese gelbe Kröte ist an allem schuld, diese schwarze Seele. . . Die Krätze soll ihm Gott schicken und ihm die Fingernägel abfaulen lassen, damit er sich nicht kratzen kann.«

Die umstehenden Kolchosarbeiter lachten.

Das Auto hatte sich in Bewegung gesetzt und fuhr in schneller Fahrt am Ufer des Sewan entlang davon. Die Kolchosarbeiter winkten mit Mützen und Tüchern hinter den Freunden her.

»Weg sind sie also! — Was werde ich anfangen ohne sie?« seufzte Großvater Assatur und wischte mit seiner Pelzmütze die Tränen ab, die ihm über die Wangen rollten.

Aus dem Auto, das am Ufer des Sewan dahinsauste, schallte ein fröhliches Lied herüber:

»Und golden erhob sich am Himmelsrand

Die Sonne über dem glücklichen Land. . . «


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