Epilog


Sie gingen im Mondlicht über den Strand und berührten sich immer wieder, doch die Verlegenheit über ihre Intimität drängte sich zwischen sie, als hätte diese Welt sie noch nicht aus ihrem schrecklichen Einfluß entlassen, sondern versuchte unvermindert, sie zu verschlingen.

«Du hattest eine Waffe«, sagte Marie leise.»Ich hasse Waffen.«

«Ich auch, und ich bin nicht mal sicher, ob ich wußte, daß ich sie bei mir hatte. Sie war einfach da.«

«Ein Reflex? Zwang?«

«Beides, nehme ich an. Immerhin habe ich sie nicht benutzt.«

«Aber du wolltest es, stimmt's?«

«Auch da bin ich mir nicht sicher. Wenn man dich und die Kinder bedrohte, würde ich natürlich schießen, aber ich glaube, ich würde sie nicht mehr wahllos gebrauchen.«

«Bist du sicher, David? Würdest du eine Waffe in die Hand nehmen und auf einen Schatten schießen, weil wir in Gefahr sein könnten?«

«Nein, nicht auf einen Schatten, den ich nicht erkennen kann.«

Schritte. Im Sand! Wellen rauschten über die unverkennbare Störung eines Menschen, Unterbrechungen im Fluß des natürlichen Rhythmus — Geräusche, die Jason Borowski von hundert Stranden her kannte! Er fuhr herum, riß Marie mit Gewalt um, stieß sie aus der Schußlinie und ging selbst in die Hocke, die Waffe in der Hand.

«Bitte, laß mich leben, David«, sagte Morris Panov, und der Schein seiner Taschenlampe erhellte den Strand um sie herum.»Es würde einfach keinen Sinn machen.«

«Gott, Mo!«schrie Webb.»Was tust du?«

«Ich versuche, euch zu finden, das ist alles… Würdest du Marie bitte helfen?«

Webb half seiner Frau auf die Beine, beide geblendet von der Taschenlampe.

«Mein Gott!«schrie Jason Borowski und hob seine Waffe.»Du hast über jeden Schritt Bescheid gewußt, den ich gemacht habe!«

«Wenn du das glaubst«, brüllte der Psychiater und warf seine Taschenlampe zu Boden,»schieß mich nieder, auf der Stelle!«

«Ich weiß es nicht, Mo. Ich weiß überhaupt nichts mehr…!«Vor Schmerz fiel Davids Kopf zurück.

«Dann heul dir die Augen aus dem Kopf! Heul, wie du noch nie geheult hast! Jason Borowski ist tot, eingeäschert in Moskau, und dabei bleibt es! Entweder akzeptierst du das, oder ich will verflucht noch mal nichts mehr mit dir zu tun haben! Hast du das kapiert, du überhebliche, brillante Erfindung! Du hast es getan, und es ist vorbei!« Webb fiel auf die Knie, Tränen stiegen ihm ihn die Augen. Zitternd versuchte er, das Schluchzen zu unterdrücken.

«Wir werden es schaffen, Mo«, sagte Marie, kniete sich neben ihren Mann und hielt ihn fest.

«Das weiß ich«, erwiderte Panov.»Zwei Leben in einem Kopf. Keiner von uns weiß, wie das ist. Aber jetzt ist es vorbei. Es ist wirklich vorbei.«

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