Als Teresa die Augen aufschlug, standen Hausarzt und Dorfpfarrer an ihrem Bett.
»Nein!« kreischte sie gellend. »Ich will nicht zurückkommen. Lasst mich sterben! Lasst mich sterben!«
»Selbstmord ist eine Todsünde, Teresa«, sagte der Geistliche. »Gott hat Ihnen Ihr Leben geschenkt - nur er entscheidet, wann es zu Ende sein soll. Sie sind noch jung. Ihr ganzes Leben liegt noch vor Ihnen.«
»Was soll ich damit?« schluchzte Teresa. »Weiter leiden? Ich kann diese Schmerzen nicht ertragen. Ich halte sie nicht aus!«
»Jesus Christus hat den Schmerz ertragen und ist für uns alle gestorben«, stellte er unbeirrt fest. »Sie dürfen sich nicht von ihm abwenden.«
Der Arzt war mit seiner Untersuchung fertig. »Sie brauchen Ruhe, Teresa. Ich habe Ihrer Mutter empfohlen, Sie für einige Zeit auf Schonkost zu setzen.« Er drohte ihr scherzhaft mit dem Zeigefinger. »Aber Rasierklingen gehören nicht dazu!«
Am nächsten Morgen raffte Teresa sich aus dem Bett auf. Als sie ins Wohnzimmer kam, fragte ihre Mutter besorgt: »Warum bist du aufgestanden? Der Arzt hat gesagt, dass du.«
»Ich muss in die Kirche«, sagte Teresa heiser. »Ich muss mit Gott sprechen.«
Ihre Mutter zögerte. »Ich begleite dich.«
»Nein. Ich muss allein hingehen.«
Ihr Vater nickte. »Lass sie gehen.«
Sie beobachteten, wie Teresa sich bedrückt durch den Park davon schleppte.
»Was soll nur aus ihr werden?« fragte ihre Mutter sorgenvoll.
»Das weiß Gott allein.«
Sie betrat die vertraute Kirche, ging nach vorn zum Altar und kniete auf den Stufen nieder.
»Ich bin in dein Haus gekommen, um dir etwas zu sagen. Gott. Ich hasse dich! Ich verabscheue dich, weil du mich hässlich erschaffen hast. Ich verabscheue dich, weil du meine Schwester schön erschaffen hast. Ich hasse dich, weil du zugelassen hast, dass sie mir den einzigen Mann, den ich je geliebt habe, weggenommen hat. Ich pfeife auf dich!«
Ihre letzten Worte waren so laut, dass die übrigen Kirchenbesucher Teresa anstarrten, als sie aufstand und aus der Kirche wankte.
Teresa hatte nie geahnt, dass es solch tiefen Schmerz geben könnte. Es war ihr unmöglich, an irgend etwas anderes zu denken. Sie konnte weder essen noch schlafen; die Welt erschien ihr verschwommen und weit entfernt. In ihrem Gedächtnis blitzten Erinnerungen wie Filmszenen auf.
Sie erinnerte sich an einen Tag, an dem sie mit Raoul und Monique in Nizza über den Strand geschlendert war.
»Bei diesem herrlichen Wetter müsste man zum Schwimmen gehen«, meinte Raoul.
»Ich tat’s gern, aber das geht nicht. Teresa kann nicht schwimmen.«
»Ihr beiden könnt gern zum Schwimmen gehen. Ich warte im Hotel auf euch.«
Und sie hatte sich so darüber gefreut, wie gut Raoul und Monique miteinander auskamen!
Ein andermal hatten sie mittags in einem kleinen Restaurant bei Cannes gegessen. »Der Hummer ist heute besonders zu empfehlen«, sagte der Ober.
»Ich nehme ihn«, entschied Monique. »Für die arme Teresa ist er nichts. Von Schalentieren bekommt sie immer Ausschlag.«
St. Tropez. »Was mir fehlt, ist ein täglicher Ausritt. Zu Hause bin ich jeden Morgen geritten. Möchtest du mit mir ausreifen, Teresa?«
»Ich. ich. tut mir leid, aber ich kann nicht reiten, Raoul.«
»Ich hätte nichts dagegen, dich zu begleiten«, warf Monique ein. »Ich reite gern.«
Und sie waren den ganzen Vormittag unterwegs gewesen.
Dutzende solcher Hinweise - und sie hatte alle übersehen! Sie war blind gewesen, weil sie hatte blind sein wollen. Die Blicke, die Raoul und Monique gewechselt hatten, die scheinbar zufälligen Berührungen, das Flüstern und das Lachen.
Wie kann ich nur so dumm gewesen sein?
Wenn Teresa nachts endlich unruhig schlief, hatte sie Träume. Stets andere Träume. Und doch stets den gleichen Traum.
Raoul und Monique waren nackt in einem Schlafwagenabteil und liebten sich, während ihr Schnellzug auf einer Fachwerkbrücke über eine tiefe Schlucht fuhr; in diesem Augenblick brach die Brücke zusammen, und alle Reisenden fanden beim Sturz in die Schlucht den Tod.
Raoul und Monique waren in einem Hotelzimmer nackt im Bett, und Raoul zündete sich eine Zigarette an, die eine Gasexplosion auslöste; der Raum stand sofort in hellen Flammen, und die beiden verbrannten, und ihre Schreie weckten Teresa auf.
Raoul und Monique stürzten in den Bergen ab, ertranken in einem Fluss, kamen bei einem Flugzeugabsturz um.
Stets ein anderer Traum.
Stets der gleiche Traum.
Teresas Eltern waren verzweifelt. Ohne ihr helfen zu können, mussten sie zusehen, wie ihre Tochter immer schwächlicher wurde. Und dann begann Teresa plötzlich zu essen. Sie aß ständig. Sie schien nicht genug bekommen zu können. Sie machte ihren Gewichtsverlust wett und aß hemmungslos weiter, bis sie unförmig dick geworden war.
»Mir geht’s jetzt gut«, wehrte sie ab, wenn ihre Eltern versuchten, mit ihr über ihren Schmerz zu reden, »macht euch keine Sorgen um mich.«
Teresa führte ihr früheres Leben weiter, als sei nichts geschehen. Sie ging wie früher nach Eze, um Einkäufe und Besorgungen zu machen. Sie nahm alle Mahlzeiten mit ihren Eltern ein und verbrachte die Abende damit, zu nähen oder zu lesen. Sie hatte eine emotionale Bastion um sich herum errichtet und war entschlossen, sie von niemand erstürmen zu lassen. Kein Mann soll mich jemals wieder ansehen wollen. Niemals wieder...
Nach außen hin wirkte Teresa ausgeglichen und zufrieden. Innerlich litt sie unter tiefer, verzweifelter Einsamkeit. Selbst wenn sie unter Menschen war, saß sie in einem einsamen Sessel, in einem einsamen Raum, in einem einsamen Haus auf einer einsamen Welt.
Etwas über ein Jahr nachdem Raoul Teresa sitzengelassen hatte, packte ihr Vater für eine Spanienreise.
»Ich habe geschäftlich in Avila zu tun«, erklärte er Teresa, »aber danach bin ich frei. Willst du nicht mitkommen.? Avila ist eine faszinierende Stadt. Ein bisschen Abwechslung von zu Hause täte dir bestimmt gut.«
»Nein, danke, Vater.«
Er sah seufzend zu seiner Frau hinüber. »Wie du willst.«
Der Butler klopfte an und betrat den Salon mit einem Silbertablett, auf dem ein Brief lag.
»Soeben für Sie gekommen, Mademoiselle de Fosse«, meldete er.
Noch bevor Teresa den Brief aufriss, ahnte sie, dass ihr etwas Schreckliches bevorstand.
Der Text lautete:
Teresa, mein Liebling Teresa,
Gott weiß, dass ich nach allem, was ich Dir angetan habe, nicht mehr das Recht habe, Dich meinen Liebling zu nennen, aber ich verspreche Dir, alles wiedergut zu machen - und wenn es mein Leben lang dauert! Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll. Monique ist durchgebrannt und hat mich mit unserer zwei Monate alten Tochter sitzengelassen. Eine Erleichterung, wenn ich ehrlich sein soll. Ich muss gestehen, dass mein Leben seit dem Tag, an dem ich dich verlassen habe, die Hölle gewesen ist. Ich werde nie begreifen, weshalb ich das getan habe. Obwohl Monique mich in eine Art Bann geschlagen haben muss, habe ich von Anfang an gewusst, dass meine Ehe mit ihr ein schrecklicher Fehler war. Ich habe immer nur Dich geliebt und weiß jetzt, dass ich nur an Deiner Seite glücklich werden kann. Wenn Du diese Zeilen erhältst, bin ich bereits auf dem Weg zurück zu Dir. Ich liebe Dich und habe Dich immer geliebt, Teresa. Um des gemeinsamen Lebens willen, das noch vor uns liegt, bitte ich Dich inständig um Verzeihung. Ich will.
Teresa konnte den Brief nicht zu Ende lesen. Die Vorstellung, Raoul wiederzusehen, sein und Moniques Baby zu sehen, war undenkbar, geradezu obszön.
Sie warf den Brief hysterisch schluchzend zu Boden.
»Ich muss hier raus!« kreischte Teresa. »Noch heute. Sofort! Bitte. bitte!«
Ihre Eltern konnten sie nicht beruhigen.
»Wenn Raoul schon herkommt«, meinte ihr Vater, »solltest du wenigstens mit ihm reden.«
»Nein! Wenn ich ihn sehe, bring’ ich ihn um!« Teresas Gesicht war tränenüberströmt, als sie jetzt nach den Händen ihres Vaters griff. »Nimm mich mit!« bat sie.
Sie war bereit, überallhin zu gehen, wenn sie nur aus Eze fort kam.
Noch am selben Abend reisten Vater und Tochter nach Spanien ab.
Teresas Vater litt unter dem Unglück seiner Tochter. Er war eigentlich kein mitleidiger Mensch, aber im vergangenen Jahr hatte Teresa sich durch ihre tapfere Haltung seine Bewunderung erworben. Sie war den Bürgern von Eze hocherhobenen Hauptes entgegengetreten und hatte niemals geklagt. Er fühlte sich hilflos und unfähig, sie zu trösten.
Dann erinnerte er sich daran, wie viel Trost ihr einst die Kirche gewährt hatte, und sagte nach ihrer Ankunft in Avila: »Pater Berrendo, der hiesige Pfarrer, ist ein alter Freund. Vielleicht kann er dir helfen, Teresa. Willst du mit ihm reden?«
»Nein.« Mit Gott wollte sie nichts mehr zu tun haben.
Während ihr Vater seinen Geschäften nachging, blieb Teresa allein in ihrem Hotelzimmer. Als er zurückkam, saß sie noch immer unbeweglich in einem Sessel und starrte die Wand an.
»Teresa, sprich bitte mit Pater Berrendo.«
»Nein.«
Er wusste nicht mehr weiter. Teresa weigerte sich, das Hotelzimmer zu verlassen und nach Eze zurückzukehren.
Schließlich kam der Geistliche zu ihr ins Hotel.
»Ihr Vater hat mir erzählt, dass Sie früher regelmäßig in die Kirche gegangen sind.«
Teresa sah dem schwächlich wirkenden Geistlichen ins Gesicht und antwortete kalt: »Die Kirche interessiert mich nicht mehr. Sie hat mir nichts mehr zu bieten.«
Pater Berrendo lächelte. »Die Kirche hat jedem etwas zu bieten, mein Kind. Sie gibt uns Träume und Hoffnungen.«
»Ich hab’ genug von Träumen! Niemals wieder.«
Er nahm Teresas Hände in seine schmalen Hände und sah an den Handgelenken die dünnen weißen Narben ihres Selbstmordversuchs mit der Rasierklinge.
»Das nimmt Gott Ihnen nicht ab. Reden Sie mit ihm, dann sagt er es Ihnen selbst.«
Teresa blieb stumm sitzen, starrte weiter die Wand an und nahm nicht einmal wahr, dass der Geistliche schließlich ihr Zimmer verließ.
Am nächsten Morgen betrat Teresa die kühle, hochgewölbte Kirche und empfand fast augenblicklich wieder den vertrauten Seelenfrieden. Zuletzt war sie in einer Kirche gewesen, um Gott zu verfluchen. Tiefes Schamgefühl erfüllte sie deswegen. Ihre eigene Schwäche hatte sie verraten - nicht etwa Gott.
»Vergib mir«, flüsterte sie. »Ich habe gesündigt. Ich habe im Hass gelebt. Hilf mir, o Herr! Bitte hilf mir.«
Als sie aufblickte, stand Pater Berrendo vor ihr. Er wartete, bis sie fertig gebetet hatte, und führte sie dann in sein Dienstzimmer hinter der Sakristei.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll, Pater. Ich glaube an nichts mehr. Ich habe meinen Glauben verloren.« Ihre Stimme klang verzweifelt.
»Haben Sie ihn denn als junges Mädchen gehabt?«
»Ja, sogar sehr.«
»Dann haben Sie ihn noch immer, mein Kind. Der Glauben ist real und beständig. Alles andere ist vergänglich.«
Ihr Gespräch an diesem Tag dauerte stundenlang.
»Ich muss nach Eze zurück«, sagte Teresas Vater, als sie am Spätnachmittag ins Hotel zurückkam. »Können wir morgen früh abreisen?«
»Nein, Papa. Lass mich noch eine Weile bleiben.«
Er zögerte. »Geht’s dir auch gut?«
»Ja, Vater. Das verspreche ich dir.«
Danach kam Teresa täglich mit Pater Berrendo zusammen, der sie in sein Herz geschlossen hatte. Der Geistliche sah in ihr keine dicke, unattraktive Frau, sondern eine schöne, unglückliche Seele. Sie sprachen über Gott, über die Schöpfung und den Sinn des Lebens, und Teresa begann allmählich, fast gegen ihren Willen, wieder Trost zu finden. Ein Vorschlag, den Pater Berrendo eines Tages machte, löste eine tief greifende Reaktion bei ihr aus.
»Mein Kind, wenn Sie nicht an diese Welt glauben, sollten Sie an die nächste glauben. Glauben Sie an eine Welt, in der Jesus Christus darauf wartet, Sie zu empfangen.«
Und Teresa empfand zum ersten Mal seit ihrem schrecklichen Erlebnis wieder inneren Frieden. Wie einst wurde ihr die Kirche ein sicherer Hort, aber Teresa musste auch an ihre Zukunft denken.
»Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll.«
»Sie könnten nach Hause zurückkehren.«
»Nein, dorthin will ich nie mehr. Ich könnte es nicht ertragen, Raoul wiederzusehen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich möchte mich irgendwo verkriechen, aber es gibt keinen Zufluchtsort für mich.«
Pater Berrendo machte eine längere Pause. »Sie könnten hier bleiben«, sagte er schließlich.
Sie sah sich verwirrt in seinem Dienstzimmer um. »Hier?«
»Im hiesigen Kloster der Zisterzienserinnen.« Er beugte sich nach vorn. »Ich möchte Ihnen davon erzählen. Das Kloster bildet eine abgeschlossene kleine Welt, deren Bewohnerinnen ihr Leben Gott geweiht haben. Es ist ein Ort heiteren Seelenfriedens.«
Teresas Herz begann höher zu schlagen. »Das klingt wundervoll.«
»Aber ich muss Sie warnen. Dies ist einer der strengsten Orden überhaupt. Wer dort aufgenommen wird, gelobt Keuschheit, Schweigen und Gehorsam. Und diese Klostergemeinschaft verlässt man sein Leben lang nicht mehr.«
Seine Worte begeisterten Teresa. »Ich würde niemals mehr weggehen wollen. Genau danach habe ich gesucht, Pater. Ich hasse die Welt, in der ich lebe.«
Aber Pater Berrendo war weiterhin besorgt. Er wusste, dass damit für Teresa ein völlig anderes Leben als ihr bisheriges beginnen würde.
»Es gibt dann keine Umkehr mehr.«
»Ich werde nicht umkehren.«
Früh am nächsten Morgen begleitete Pater Berrendo Teresa ins Kloster, um sie der Ehrwürdigen Mutter Äbtissin vorzustellen. Er ließ die beiden allein, damit sie ungestört miteinander reden konnten.
Sobald Teresa das Kloster betrat, wusste sie, dass sie ihre Heimat gefunden hatte. Endlich, dachte sie jubelnd. Endlich!
Teresa rief ihre Eltern an.
»Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht«, sagte ihre Mutter. »Wann kommst du heim?«
»Ich bin daheim.«
Der Bischof von Avila Vollzug das Aufnahmeritual: »O Herr und Schöpfer, lass deinen Segen sich herabsenken auf diese Magd, auf dass sie mit himmlischer Tugend gestärkt werde, um stets vollständigen Glauben und ungebrochene Treue zu bewahren.«
Und Teresa erwiderte: »Dem Königreich dieser Welt und allem weltlichen Tand habe ich um der Liebe zu unserem Herrn Jesus Christus willen entsagt.«
Der Bischof schlug das Kreuzzeichen über ihr.
»De largitatis tuae fonte defluxit ut cum honorem nup-tiarum nulla interdicta minuissent ac super sanctum con-jugium nuptialis benedicio permaneret existerent conubi-um, concupiscerent sacra-mentum, nec imitarentur quod nuptiis agitur, sed diligerent quod nuptiis praenotatur. Amen.«
»Amen.«
»Ich vermähle dich mit Jesum Christum, dem Sohne des Allerhöchsten Vaters. Empfange deshalb das Siegel des Heiligen Geistes, auf dass du die Gemahlin Gottes genannt wirst und dir, wenn du ihm treu dienst, die ewige Krone erringst.« Der Bischof erhob sich. »Gott, der Allmächtige Vater, Schöpfer des Himmels und der Erden, der dir die Gnade erwiesen hat, dich zu einer ehelichen Gemeinschaft wie die der heiligen Jungfrau Maria, der Mutter unseres Herrn Jesus Christus, zu erwählen, segne und erleuchte dich, damit du in Gegenwart Gottes und seiner Engel unberührt und unbefleckt fort fährst, auf deinen Pflichten, auf Liebe und Keuschheit zu beharren, auf dass du würdig werdest, dereinst die Krone seines Segens durch unseren Herrn Jesus Christus zu empfangen. Gott stärke dich, wenn du schwach bist, stütze dich, wenn du wankst, erquicke und leite deinen Geist mit Frömmigkeit und führe dich auf deiner Bahn. Amen.«
Während Schwester Teresa jetzt - dreißig Jahre später - vom Rande eines Wäldchens aus den Sonnenaufgang beobachtete, dachte sie: Eigentlich bin ich ans ganz falschen Gründen ins Kloster gegangen. Ich bin nicht zu Gott geeilt. Ich bin vor der Welt geflüchtet. Aber Gott hat in meinem Herzen gelesen.
Sie war jetzt sechzig, und die vergangenen drei Jahrzehnte waren die glücklichsten ihres Lebens gewesen. Und nun war sie plötzlich in die Welt, aus der sie geflüchtet war, zurückgestoßen worden. Und ihr Verstand hatte begonnen, ihr seltsame Streiche zu spielen.
Was hat Gott mit mir vor?