Die Meldung von dem Bankraub wurde auf dem gewöhnlichen polizeilichen Dienstweg weitergeleitet, so dass Oberst Acoca erst zwei Stunden nach dem Überfall von einem hohen Polizeibeamten informiert wurde.
Eine Stunde später war der Oberst in Valladolid. Er kochte vor Wut wegen der Verzögerung.
»Weshalb bin ich nicht sofort benachrichtigt worden?«
»Tut mir leid, Oberst, aber wir sind nicht auf die Idee gekommen, dass.«
»Sie haben ihn in der Hand gehabt und wieder laufen lassen!«
»Das ist nicht unsere.«
»Schicken Sie den Bankkassierer rein.«
Der Kassierer blähte sich wichtigtuerisch auf. »Er ist an meinen Schalter gekommen. Ich hab’ ihm sofort angesehen, dass er ein Killer ist. Er.«
»Sie haben keinen Zweifel daran, dass der Mann, der Sie überfallen hat, Jaime Miro gewesen ist?«
»Nicht den geringsten! Er hat mir sogar ein Fahndungsplakat mit seinem Bild gezeigt. Er ist.«
»Ist er allein aufgetreten?«
»Ja. Er hat auf eine in der Schlange wartende Kundin gezeigt und behauptet, sie gehöre seiner Bande an, aber nachdem Miro verschwunden war, habe ich sie erkannt. Sie ist eine Sekretärin, die ihr Gehaltskonto bei uns hat und.«
»Haben Sie gesehen, in welche Richtung Miro geflüchtet ist?« unterbrach Oberst Acoca ihn ungeduldig.
»In Richtung Ausgang.«
Die Befragung des Polizeibeamten war kaum lohnender.
»Sie haben zu viert im Wagen gesessen, Oberst. Jaime Miro und ein anderer vorn, die beiden Frauen hinten.«
»Wohin sind sie gefahren?«
Der Polizeibeamte zögerte. »Vom Ende der Einbahnstraße aus können sie in alle Richtungen gefahren sein«, gab er zu. Seine Miene hellte sich auf. »Aber ich kann das Fluchtfahrzeug beschreiben!«
Oberst Acoca schüttelte angewidert den Kopf. »Sparen Sie sich die Mühe.«
Sie träumte, und im Traum hörte sie die Stimmen des Mobs, der sich zusammenrottete, um sie wegen Banküberfalls auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Ich hab ’s nicht für mich, sondern für die gute Sache getan. Die Stimmen wurden lauter.
Megan öffnete die Augen, setzte sich auf und starrte die ihr fremden Burgmauern an. Aber die Stimmen waren real. Sie kamen von draußen.
Sie sprang auf und hastete an das schmale Fenster. Genau unter ihr hatten Soldaten auf der freien Fläche vor der Burg ein Lager bezogen. Jähe Panik erfüllte Megan. Wir sind umzingelt! Ich muss Jaime finden.
Megan lief zu dem Raum, in dem er mit Amparo geschlafen hatte, und warf einen Blick hinein. Er war leer. Sie rannte die Treppen zur Halle im Erdgeschoß hinunter. Jaime und Amparo standen in der Nähe der verriegelten Eingangstür und flüsterten miteinander.
Felix kam heran. »Ich habe hinten nachgesehen. Es gibt keinen Hinterausgang.«
»Was ist mit den rückwärtigen Fenstern?«
»Viel zu klein. Wir können nur durch diese Tür raus.«
Und dort sind die Soldaten, dachte Megan. Wir sitzen in der Falle.
»Ein Scheißpech, dass sie ausgerechnet hier ihr Lager aufschlagen müssen!« fluchte Jaime halblaut.
»Was tun wir jetzt?« flüsterte Amparo.
»Was sollen wir schon tun? Wir bleiben hier, bis sie abziehen. Vielleicht.«
In diesem Augenblick wurde energisch an die Eingangstür geklopft. »Aufmachen!« verlangte eine befehlsgewohnte Männerstimme.
Jaime und Felix wechselten einen raschen Blick und zogen stumm ihre Pistolen.
»Wir wissen, dass dort jemand drin ist«, rief die Stimme. »Los, macht auf!«
»Verschwindet von der Tür«, forderte Jaime Amparo und Megan auf.
Aussichtslos! dachte Megan, während Amparo hinter Jaime und Felix trat. Dort draußen sind mindestens dreißig Soldaten. Gegen die haben wir keine Chance.
Bevor die anderen reagieren konnten, war Megan an der Tür und öffnete sie einen Spalt weit.
»Gott sei Dank, dass Sie gekommen sind!« rief sie klagend aus. »Sie müssen mir helfen!«