Sobald der Mensch in ein bestimmtes Alter kommt, ist der Tod, wenn auch kein Freund, so doch ein Bekannter. Ein plötzlicher Tod jedoch überrumpelt die Menschen jedes Mal.
Lisa Brevard, Anfang fünfzig, war durch den Tod ihres Mannes wie gelähmt. Ihn zu verlieren war schlimm genug, aber daß er ermordet wurde, war doppelt traurig. Sie kannte seine Fehler und liebte ihn trotzdem. Vielleicht hätte man umgekehrt von ihm dasselbe sagen können.
Nachdem sich Harry von den Brevards verabschiedet hatte, aßen Susan, sie und Coop bei Miranda Hogendobber, der, besten Köchin in Crozet, zu Mittag.
»Wann kommt Tracy zurück?«, erkundigte sich Coop bei Miranda nach ihrem Highschool-Freund, der sie beim Schultreffen im vergangenen Jahr umworben hatte.
»Sobald er das Haus verkauft hat.« Sie stellte die letzte Schüssel auf den Tisch - Kartoffelbrei -, setzte sich und nahm Harrys und Coops Hände. Coop nahm Susans Hand, so daß der Kreis geschlossen war. »Himmlischer Vater, wir danken dir für deine großzügige Gabe an Speisen und Freundschaft. Wir bitten dich, stütze und tröste Lisa und die Familie in ihrer Zeit der Trauer. Wir bitten dich in Jesu Namen. Amen.«
»Amen«, sprachen die anderen nach, ebenso die Tiere, die sich rasch über ihre Schüsseln auf dem Fußboden hermachten.
»Sie sehen wunderbar aus, Miranda.« Susan war stolz auf Miranda, die vierzig Pfünd abgenommen hatte.
Miranda lächelte. »Männer verlieben sich mit den Augen, Frauen mit den Ohren.«
Cook sah hoch, ihre Gabel verharrte in der Luft. »Das ist mir noch nie in den Sinn gekommen.«
»Der Herr hat uns verschieden geschaffen. Es ist sinnlos, sich darüber zu beklagen. Wir müssen es hinnehmen und außerdem« - Miranda reichte die Schüssel nach links weiter - »würde ich es gar nicht anders haben wollen.«
»Huhu.« Harry zog die Augenbrauen hoch.
»Fangen Sie bloß nicht wieder an, Harry.« Miranda warf ihr einen gespielt wütenden Blick zu.
»Ich hoffe, daß Tracy das Haus in Hawaii schnell verkauft.« Harry gab Salat in ihre Schüssel.
»Das hoffe ich auch. Ich fühle mich wieder wie ein junges Mädchen.« Miranda strahlte.
Sie unterhielten sich über Tracy und andere in der Stadt, aber das Gespräch kam immer wieder auf Hank Brevard zurück.
»Cooper, enthältst du uns was vor?«, fragte Harry.
»Nein. Wir brauchen Zeit, um jemandes Leben zu rekonstruieren, und das müssen wir bei Hank. Was immer er war, was immer er getan hat, jemand wollte seinen Tod. Der reine Wahnsinn.«
»Er hätte nicht, sagen wir, jemanden überraschen können, der. « Susan beendete ihren Satz nicht, weil Harry ihr ins Wort fiel.
»Im Heizungskeller vom Krankenhaus?«
»Harry, jemand hätte Beweise in den Heizkessel werfen können«, verteidigte sich Susan.
»Höchstwahrscheinlich in den Verbrennungsofen.« Darauf beschrieb Cooper ihnen das Innere des Krankenhausgebäudes. »Ihr seht also, bei den vielen Gängen, da muß sich jemand, wer immer es getan hat, genau ausgekannt haben.«
»Jemand der dort arbeitet«, sagte Miranda.
»Oder jemand der dort Geräte wartet. Wir müssen jeden einzelnen Dienstleister, Mechaniker, Lieferjungen aufstöbern, der in dem Haus ein und aus geht.«
»So 'n Haufen Arbeit«, rief Miranda aus. »Wie in der alten Fernsehserie>Polizeiberich
Cooper nickte. »Und früher oder später, Miranda, tritt etwas zu Tage.«
Und so kam es, aber ganz anders, als sie dachten.