48

Harry fuhr ihren alten blauen Transporter um das Krankenhaus her­um auf die Rückseite. Die ganze Stadt kannte den Transporter, aber er fiel nicht so auf wie Coops Streifenwagen. Sie hielt beim Hinter­eingang. Hätte Harry auf dem offenen Parkplatz geparkt, wenngleich er auf der Rückseite des Krankenhauses lag, wäre es auffälliger ge­wesen.

Cynthia sah auf ihre Uhr. Es war viertel nach sieben.

Harry verglich noch einmal mit ihrer. »Viertel nach sieben.«

Die junge Polizistin überprüfte ihren 357er, den sie in einem Schul­terhalfter trug. Es war ein schwerer Revolver mit langem Lauf. Sie bevorzugte langläufige Waffen, weil sie ihr das Gefühl größerer Ge­nauigkeit verliehen, nicht daß sie darauf aus gewesen wäre, jeman­den zu erschießen.

Harry schob ihre 38er in den Bund ihrer Jeans.

»Mom, du solltest dir ein Halfter zulegen«, riet Tucker ihr.

»Sie sollte sich ein neues Gehirn zulegen. Sie hat hier nichts verlo­ren.« Pewter, Nörglerin von Natur aus, hatte nichtsdestoweniger Recht.

»Wir schalten besser auf Alarmstufe Rot. Wir können sie nicht zum Umkehren bewegen.« Murphy plusterte den Schwanz auf, ließ ihn dann sinken. Sie hatte ein ungutes Gefühl.

Coop öffnete den Hintereingang und die Tiere flitzten hinein. Harry trat lautlos durch die Tür und Coop machte sie zu, ohne daß der Schnapper klickte. Sie gingen zum Heizungskeller, blieben stehen und horchten. Weit entfernt vernahmen sie das Rattern der Fahr­stuhlseile; die Türen gingen auf und zu, aber sie hörten niemanden herauskommen. Dann ratterten die Seile wieder.

Die Tiere lauschten aufmerksam. Auch sie hörten niemanden.

Die zwei Frauen traten in den Heizungskeller. Der große Heizkes­sel gluckerte und spuckte; denn es war eine kalte Nacht. Coop prüfte das Manometer. Sie hatte Respekt vor den alten Apparaturen. Der Trick bestand darin, den Druck in der Mitte des Manometers zu hal­ten, das wie ein dickes Thermometer aussah.

»Dieser Raum soll zur Underground Railroad gehört haben. Sofort nach Hanks Ermordung haben wir nachgeprüft, ob die Mauer hinter dem alten Kamin hohl war. Nichts«, flüsterte Coop.

»Habt ihr alle Mauern geprüft?«

»In jedem einzelnen Raum.«

»Mir nach«, befahl Mrs. Murphy.

»Ja, kommt mit«, unterstützte Tucker ihre beste Freundin.

Während die Tiere die zwei Menschen schubsten und stupsten, hielt Sam Mahanes auf seinem reservierten Parkplatz gleich neben Jordan Ivanics Auto. Es war sieben Uhr fünfundzwanzig. Da sie sich um Viertel nach acht mit Rick Shaw treffen sollten, wollte er Jordan vorbereiten, den er für einen Dummkopf hielt. Wenn Rick sie nach den Abrechnungen fragen würde, wäre Ivanic imstande, von einem Anästhesisten zu plappern, der um ein Haar einen Patienten verloren hätte. So etwas kam in Krankenhäusern schon mal vor, und Sam war sehr daran gelegen, daß alle spurten.

Unten im Keller drängelten, heulten und flehten die Tiere so lange, bis Harry und Coop Mrs. Murphy und Tucker schließlich folgten. Pewter kam auch mit, aber sie war übel gelaunt. Mrs. Murphy und Tucker spielten sich ihrer Meinung nach zu sehr auf, und sie beglei­tete Menschen und Tiere heute Abend nur, weil ihre Neugierde die Oberhand über sie gewonnen hatte.

Von weitem hörten Tiere und Menschen eine Sirene. Jemand wur­de in die Notaufnahme gebracht. Auf dem Land hieß das gewöhnlich ein Herzinfarkt, ein Verkehrsunfall oder ein Unfall auf einer Farm.

»Hier rein!« Der Schwanz der Tigerkatze stellte sich senkrecht.

Harry griff nach dem Lichtschalter, doch Coop hielt sie zurück. »Nein.« Sie knipste die Taschenlampe an und machte die Tür hinter sich halb zu.

Die ordentlich gestapelten Kartons gaben keinen Hinweis auf den Schatz darunter.

Tucker lief zu der Mauer, stellte sich auf die Hinterbeine und drückte gegen den Stein. Obwohl kurzbeinig und klein, war die Cor­gihündin kräftig gebaut, hatte schwere Knochen. Die Steinplatte glitt geräuschvoll auf.

»Verdammt und zugenäht«, fluchte Cooper leise, als sie das Licht der Taschenlampe auf den Einstieg richtete.

In der Ferne ratterten die Fahrstuhlseile, die Türen gingen auf und zu.

Die Menschen hörten es nicht, aber die Tiere.

»Mensch. Mensch vom Fahrstuhl im Anzug.« Pewters Fell sträubte sich.

»Schnell! Unter Deck!« Mrs. Murphy sprang auf die Leiter. Ihre Pfoten tappten leise auf dem Holz, als sie in die Geheimkammer hinuntereilte.

»Murphy!«, flüsterte Harry vernehmlich.

Pewter, nicht dumm, folgte sogleich. Tucker, die Leitern nichts ab­gewinnen konnte, drehte sich um und stieg, von den Katzen ermutigt, rückwärts hinunter.

Jetzt konnten die Menschen ferne Schritte hören, die sich ihnen nä­herten.

»Los, komm.« Harry packte das obere Ende der Leiter, schwenkte herum und rutschte mit den Füßen an der Außenseite nach unten.

Cooper reichte Harry die Taschenlampe runter, aber als sie sich umdrehte, um hinunterzuklettern, stieß sie einen Karton um. Er fiel herunter. Sie bekam ihn zu fassen, stellte ihn wieder hinauf, dann stürmte sie die Leiter hinab.

»Wie kriegt man das verdammte Ding zu?« Harry erkannte, daß sie alle durch ihre Schuld womöglich in der Falle saßen.

Mrs. Murphy drückte einen runden roten Knopf neben der der Lei­ter. Die Luke schloß sich langsam.

»Murphy«, flüsterte Harry.

»Versteckt euch. Geht ganz nach hinten und versteckt euch hinter den Apparaten«, riet ihnen die Tigerkatze.

Während die Tiere nach hinten liefen, hörten die Menschen schwe­re Schritte über sich. Wer immer da oben war, er war stärker als sie. Sie gingen nach hinten, duckten sich hinter den Pumpen, die auf einem Tisch gestapelt waren.

Cynthia legte den Finger an den Mund, zog ihre Waffe. Harry zog ihre. Dann knipste Coop die Taschenlampe aus.

Die Steinplatte glitt auf.

»Kannst du ihn riechen?«, fragte Mrs. Murphy Tucker.

»Zu weit weg. Ich kann bloß diesen muffigen Keller riechen, sonst nichts.«

Jemand knipste das Licht an. Die Menschen duckten sich tiefer. Ein Fuß berührte die oberste Sprosse der Leiter, blieb stehen.

»Hey.« Bobby Minifees Stimme klang laut und deutlich. »Was soll das?«

Sie hörten ein Krachen und einen Plumps, und dann wurde Bobby die Leiter hinuntergeworfen. Er landete hart, Blut kam aus seinem Kopf. Die Steinplatte schloß sich.

Pewter und Murphy liefen zu Bobby. Coop kroch nach vorne. Sie hörten, daß etwas Schweres über die Lukentür geschoben wurde.

Auch Harry schlich leise nach vorne. Die zwei Frauen beugten sich über den zusammengekrümmten jungen Mann. Harry fühlte seinen Puls. Coop hob sein Augenlid an.

»Sein Puls ist kräftig«, flüsterte Harry.

Coop sah sich nach Handtüchern um, einem alten Hemd, irgend­was. »Wir müssen seinen Kopf verbinden. Sieh zu, ob du was fin­dest.«

»Hier.« Sie reichte Coop einen Kittel, ohne zu wissen, daß er Tus­sie Logan gehört hatte.

Coop riß ihn in Streifen und verband Bobbys Kopf so gut sie konn­te. »Er muß von dem kalten Boden runter.«

Harry räumte einen Tisch ab, und es gelang ihnen mit Mühe, ihn hinaufzuheben.

Während die Menschen sich um Bobby kümmerten, erwog Mrs. Murphy die Möglichkeiten.»Coop und Mom sind bewaffnet. Das ist ein schwacher Trost.«

»Mir ist lieber, sie sind bewaffnet als unbewaffnet«, erwiderte Pew­ter vernünftig.

»Laßt uns lieber sehen, wie wir hier rauskommen. Soweit wir wis­sen, sitzt der da oben und überlegt sich, wie er uns töten kann.«

»Da liegt was über der Lukentür, aber weil es eine Schiebetür ist, könnten wirs probieren.« Pewter behagte es nicht in dem kalten, feuchten Loch.

»Wasprobieren? Die Tür aufzukriegen?«, fragte Tucker.

»Ja, den Knopf drücken und sehen, was passiert.« Pewter streckte die Pfote aus.

»Pewter, nicht«, befahl Murphy.»Du weißt nicht, was auf der Lu­kentür ist. Du weißt nicht, was dann runterfällt. Krankenhäuser ha­ben alles mögliche Zeug, Schwefelsäure zum Beispiel. Was immer er da oben hingetan hat, ihm ist klar, daß es uns entweder unten hält oder verletzt. Er ist ein Schnelldenker. Denkt an Larry Johnson.«

»Und er ist gnadenlos. Denkt an Hank Brevard und Tussie Logan«, fügte Tucker nachdenklich hinzu.

»Ich vermute, daß er zurückkommt. Er weiß nicht, wer hier unten ist, aber er ahnt was. Und er muß wiederkommen, um Bobby umzu­bringen. Er hat den Karton fallen gehört. Ich weiß es. Er war so schnell hier, daß die Menschen ihn gar nicht gehört haben.« Mrs. Murphys Schwanz zuckte hin und her. Sie war aufgewühlt.

»Ich will keine Schießbudenente abgeben«, quengelte Pewter.

»Reiß dich zusammen«, knurrte Tucker.

»Ich bin genauso robust wie du. Ich drücke nur meine Gefühle aus, das ist alles.«

»Drück sie aus, sobald wir aus diesem Schlamassel raus sind.« Mrs. Murphy streifte an den Mauern entlang.»Pewter, du nimmst diese Wand. Tucker, du nimmst die hinten. Lauscht, ob ihr irgendwas hört. Wenn dies ein Teil der Underground Railroad war, muß von diesem Raum ein Tunnel ausgehen. Man mußte die Sklaven irgend­wie hier rauskriegen.«

»Warum konnte man sie nicht mitten in der Nacht wegbringen? Aus dem Hintereingang?« Pewter ging aber brav an die Mauer und lauschte.

»Nach den Geschichten, die man sich heute noch von der Under­groundRailroad erzählt, ist dieser Ort streng bewacht worden. Da man nie jemanden erwischt hat, glaube ich, daß sie Tunnels hatten oder zumindest einen.« Murphy lauschte angestrengt, ob sie in den Mauern etwas hörte.

»Hey.« Pewters Augen blitzten.»Ratten.«

Mrs. Murphy und Tucker trotteten hinüber und legten die Ohren an die Mauer. Sie hörten die Krallen der umherhuschenden Ratten klicken; gelegentlich schnappten sie einen Gesprächsfetzen auf.

»Und wie kommen wir da rein?« Tucker beschnupperte an der Mauer entlang den Fußboden.»Nichts als Moder.«

»Pewter, du untersuchst die Decke, ich nehm mir die Mauer vor.« Mrs. Murphy ging langsam die Mauer entlang.

»Wieso soll ich die Decke untersuchen?« Pewter widerstrebte es, Anweisungen entgegenzunehmen, hatte sie doch ihrer Meinung nach schon viel zu viele befolgt.

»Vielleicht mußte man zwischen die Decke und den Fußboden im Parterre kriechen, um nach draußen zu kommen.«

»Murphy«, sagte Tucker,»so wie es sich anhört, sind die Ratten weiter unten.«

»Wir müssen alles versuchen.« Murphy schritt die Länge der Wand ab, kam zurück, blieb bei dem großen Stein am Sockel stehen.»Tu­cker, Pewter, wir drücken alle drei. Dies könnte es sein.«

Sie ächzten und stöhnten, fühlten, daß der Stein nachgab.

»Harry!«, bellte Tucker.

Harry wandte sich von Bobby ab und sah, daß ihre drei Freundin­nen gegen den Stein drückten. Sie ging zu ihnen, kniete sich hin, stemmte die Schulter gegen den großen Stein. Und wirklich, er ließ sich nach innen schieben. »Coop!«

Cooper richtete ihre Taschenlampe auf die kleine dunkle Höhle und ein schmaler Tunnel war zu sehen. Ratten huschten in alle Richtun­gen davon. Man mußte gebückt gehen, aber es war zu schaffen. »Es war wirklich ein Teil der Underground Railroad!«

»Er ist wieder da!«, bellte Tucker, als sie hörte, daß das schwere Gewicht langsam von der Lukentür geschoben wurde.

»Er weiß jetzt, daß wir hier sind«, warnte Murphy, nachdem Tu­cker gebellt hatte.

Harry hörte es auch. Sie lief zurück und knipste das Licht aus. »Gehen wir.« Sie duckte sich und quetschte sich in den Tunnel, kroch auf allen vieren. Cooper folgte ihr, die Tiere rannten an ihnen vorbei. Die zwei Frauen wälzten den Stein wieder an Ort und Stelle, dann standen sie auf, zogen die Köpfe ein, um sich nicht zu stoßen.

»Bobby, wir haben Bobby zurückgelassen.« Die Farbe wich aus Harrys Gesicht.

»Harry, wir müssen ihn Gott anvertrauen. Wer immer es ist, laß uns hoffen, daß er zuerst hinter uns herkommt. Er muß Tucker gehört haben.«

»Tschuldigung«, winselte Tucker.

»Keine Zeit für Entschuldigungen«, maunzte Mrs. Murphy barsch. »Wo immer dies hinführt, wir müssen hin und hoffen, daß wir's schaffen.« Sie stürmte voraus, gefolgt von Pewter, die Platzangst bekam.

Die Menschen liefen so schnell sie konnten, der Schein der Ta­schenlampe hüpfte auf und ab. Harry bemerkte Kritzeleien an der Mauer. Sie griff nach Coopers Hand, hielt sie einen Moment auf, nahm die Taschenlampe und richtete sie auf die Mauer. Da stand: Bappy Crewes, 26 Jahre, verh. 1853. Sie liefen weiter in dem Wis­sen, daß Bappy, in der Mauer begraben, nie den Weg in die Freiheit gefonden hatte. Im Augenblick hofften sie nur, daß sie den Weg finden würden.

»Er wälzt den Stein.« Tucker konnte es hinter ihnen hören.

»Klemm dich an ihre Fersen, Tucker. Mach, daß sie schneller gehn. Wir wissen nicht, wie 's hier am Ende aussieht, und es kann eine Weile dauern, bis wirs rausfinden.«

»Ist ja großartig«, stöhnte Pewter, als Murphy das sagte.

»Ihr habt die besten Augen. Lauft ihr voraus. Vielleicht seht ihr 's ja«, sagte Tucker zu den Katzen.

Die zwei Katzen flitzten davon; das Licht wurde schwächer. Der Tunnel bog scharf nach rechts. Die Ratten verfluchten sie. Sie schlit­terten, gingen nach rechts, erreichten schließlich das Ende des Tun­nels, warteten einen Moment, bis ihre Augen sich angepaßt hatten. Sie sahen die Taschenlampe an die Wand leuchten, wo der Tunnel rechts abbog.

»Wir müssen nach oben. Es gibt keinen anderen Weg«, stellte Pew­ter fest.

Murphy murmelte ein Gebet:»Oh, der Großen Katze im Himmel sei Dank.« Eine Leiter aus fünfzehn Zentimeter dicken Baumstäm­men lag auf der Seite.»Vielleicht schaffen wir's.«

Harry und Cooper bogen jetzt nach rechts ab; sie legten einen Zahn zu, weil ihr Verfolger, wer immer er war, ins Dunkel feuerte.

Harry wurde auf die Leiter aufmerksam, weil Murphy sich darauf­gesetzt hatte. Die zwei Frauen hievten sie hoch. Cooper drehte sich um und richtete ihre Waffe auf die Biegung im Tunnel.

»Steig rauf und stoß so fest du kannst!«, sagte Cooper mit zusam­mengebissenen Zähnen.

Harrys Fuß durchbrach eine verrottete Sprosse, aber sonst ging al­les gut. Sie drückte gegen den Deckel, der sich erstaunlich leicht öffnete. Harry langte hinunter, hob Murphy auf und warf sie nach oben. Dann machte sie dasselbe mit Pewter und trug schließlich Tu­cker, die viel schwerer war, unter dem Arm.

Sie drehte sich nach Coop um, die die Taschenlampe ausknipste, um ihrem Verfolger, der sich der Rechtsbiegung näherte, kein An­griffsziel zu bieten. Cooper, topfit, sprang hoch, faßte die oberste Sprosse. Im Nu war sie aus dem Tunnel.

»Wo sind wir?«, fragte Pewter.

Harry ließ den schweren Deckel schnell zufallen. »Machen wir, daß wir hier wegkommen.«

»Wir sind im alten Stellwerk.« Cooper staunte. »Mein Gott, man hat sie buchstäblich in Züge gesetzt.«

»Kluge Leute, unsere Vorfahren.« Harry öffnete die Tür des alten Stellwerks, sie stürmten in die Dunkelheit hinaus und rannten, was das Zeug hielt.

»Hier runter.« Cynthia kletterte einen Graben an der Seite der Bahngleise hinunter, einen typischen Entwässerungsgraben. »Leg dich flach hin. Wenn er rauskommt, kann ich ihn vielleicht zu Fall bringen.«

Sie warteten fünfzehn Minuten in der bitteren Kälte, aber die Tür zum Stellwerk wurde nicht geöffnet.

Die Eisenbahn, mit deren Bau Claudius Crozet im Jahre 1849 be­gonnen hatte, war seither ständig in Betrieb gewesen und laufend modernisiert worden. Das kleine Stellwerk hatte man durch Compu­ter ersetzt, die in großen Bahnhöfen in den Hauptstädten standen. Von dort breitete sich ein Netz aus, das die einzelnen Stellwerke überflüssig gemacht hatte.

»Kehren wir um.« Cooper stand schaudernd auf und wischte sich ab.

»Mrs. Murphy, Pewter und Tucker, wir stehen tief in eurer Schuld.«

»Noch sind wir nicht aus 'm Schneider.« Murphys Sinne blieben rasiermesserscharf, Tucker stellte die Rückenhaare auf.

»Ich will ins Warme.« Pewter ging auf den Krankenhausparkplatz zu.

Cynthia sah auf ihre Armbanduhr. »Zehn nach acht.« Als sie sich dem Haupteingang näherten, bemerkten sie Ricks Streifenwagen. »Er wird uns den Marsch blasen, aber komm, suchen wir ihn.«

Sie kamen in den Aufnahmebereich, gerade als der total zerzauste Sam Mahanes Rick begrüßte. Coopers Hände waren aufgeschrammt und die Ärmel von Harrys Jacke zerfetzt, als ihre Arme an der Steinmauer entlang gerutscht waren, als ihr Fuß durch die verrottete Sprosse der Leiter zum Stellwerk brach.

»Wie sehen Sie denn aus?« Rick runzelte die Stirn. »Und was ma­chen Sie überhaupt hier?«

Eine Sekunde lang sahen Harry und Coop auf Sams schmutzstar­rende Schuhsohlen.

»Harry, Sie müssen die Tiere rausbringen. Dies ist ein Kranken­haus«, ermahnte Sam sie, während er auf den Haupteingang zuging.

»Er riecht wie der Tunnel!« Tucker stellte ihm von hinten ein Bein. Hätten sie Football gespielt, wäre der Corgi wegen regelwidrigen Blockens mit einer Strafe belegt worden.

Harry war zwar ein Mensch, aber sie verließ sich auf ihren Hund. »Coop, er ist es!«

Sam rappelte sich hoch, trat nach dem Hund und rannte wie beses­sen los.

»Halt, stehen bleiben!« Cooper ließ sich auf ein Knie nieder.

Er blieb nicht stehen, erreichte die Drehtür. Coop feuerte einen Schuß ab und zerschmetterte Sams Kniescheibe. Er plumpste hin wie ein Stein.

Die wenigen Menschen, die um diese Zeit im Krankenhaus waren, kreischten. Die Frau an der Aufnahme duckte sich hinter das Pult. Rick lief zu Sam, drehte ihm die Hände auf den Rücken und legte ihm Handschellen an.

»Holen Sie einen Arzt«, rief er der Frau an der Aufnahme zu.

»Holen Sie zwei«, rief Cooper. »Im Keller liegt ein schwer verletz­ter Mann. Ich bringe den Arzt zu ihm.«

Sam fluchte und spuckte, aus seiner zerschmetterten Kniescheibe floß Blut.

»Woher wußten Sie.?«, fragte Rick seine Stellvertreterin bewun­dernd.

»Das ist eine lange Geschichte.« Sie lächelte.

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