Nachwort

Liebe Leserinnen und Leser, ihr werdet nie erraten, was soeben pas­siert ist. Meine Tante Betty macht Katzenminze-Söckchen. Sie hat zwei große Säcke voll gebracht, zweihundert Spielsachen, frisch gepackt, gefüllt, gestopft, duftend nach starker, kräftiger, berau­schender, selbst angebauter Virginia-Katzenminze. Sie hat die Säcke auf zwei Küchenstühle gestellt und ist rausgegangen. Ich nehme an, etwas hat sie abgelenkt; Pewter und ich haben die Säcke zerfetzt und uns in den Spielsachen gesuhlt.

Als Mutter reinkam, fand sie uns in tiefem Schlaf in den Söckchen vergraben. Jetzt muß Tante Betty noch einen Schwung machen, weil wir die hier>getestet< haben. Mutter sagt, die kann sie nicht weg­schicken. Ich wandte ein, sie seien nur um so wertvoller, aber sie hat gesagt, ich solle ja den Mund halten.

Noch dies und das. Nein, Mutter hat das Geld noch nicht zusam­men, um ihre Brücke zu reparieren. Viele von euch schreiben und erkundigen sich. Mehr Hunde als Katzen scheinen sich für unsere Brücke zu interessieren. Was nicht heißt, daß ich denke, Hunde kön­nen lesen. Nein. Bestimmt lesen ihre Menschen ihnen vor.

Ihr fragt, ob es auf der Farm noch andere Katzen gibt. Mutter sagt, daß ich sie nennen muß, daß ich egoistisch bin und ganz allein im Rampenlicht stehen will. So? Schreiben meine Freundinnen und Freunde etwa Krimis? Nein. Sie jagen Mäusen, Maulwürfen, Vögeln, Stinktieren und Eidechsen nach, sogar den Hühnern (die sich nichts gefallen lassen und ihnen ihrerseits nachjagen). Ich bin hier diejeni­ge, die arbeitet! Aber um des lieben Friedens willen gestatten Sie mir, Ihnen meine Freundinnen und Freunde vorzustellen. Als Erstes meine Tochter Ibid. Sie sieht genauso aus wie ich, nur daß sie grüne Augen hat. Pewter kennen Sie natürlich. Jedes Mal, wenn jemand an die Tür klopft, läuft sie raus, um die Leute zu begrüßen, weil sie denkt, sie kommen, um sie zu besuchen. Gott, ist die eingebildet. Sie hat eine Doppelgängerin, Gracie Louise, und sie spielen den Leuten Streiche. Eine kommt von links angesprungen und rennt weg, und Sekunden später kommt die andere von rechts. Ich persönlich meine, sie haben zu viele Theaterstücke über Zwillinge gelesen, von Plautus bis Shakespeare. Dann haben wir Mr. Murphy, einen großen Tigerkater, offensichtlich nach Mrs. Murphy genannt. Er ist ein leidlicher Jäger, aber ein netter Kerl. Es gibt noch eine Tigerkatze, Nenee. Die Gescheckten sind Pippin und Peaches. Alle sehr hübsch, jung und schlank. Loretta ist etwa vier Monate alt. Sie folgt mir überallhin, wenn sie nicht Mutter beschattet. Meistens lasse ich mir ihre Fragen gefallen, aber manchmal raubt sie mir den letzten Nerv. Maybelline bewacht den unteren Stall und Zydeco den oberen.

Wie ihr seht, sind wir viele. Alle werden regelmäßig geimpft und alle werden sterilisiert. Kriegt eine zugelaufene Katze Junge, wird sie sterilisiert, wenn ihre Babys entwöhnt sind.

Mutter hält Vorträge bei diversen Tierheimen und Tierschutzverei­nen. Sie liebt Tiere, manchmal zur Verzweiflung ihrer Freunde, weil sie immer wieder Streuner aufnimmt. Sogar Fuchsjunge hat sie ge­füttert und impfen lassen.

Wir haben auch zehn Hunde. Mit Ausnahme von Liska, einem al­ten Shiba Inu, und Godzilla, dem Jack Russel, sind auch sie Streuner oder aus dem Tierheim erlöste Jagdhunde.

Im Laufe der Jahre haben Mutter und ich viele ausgesetzte Tiere in Heimen untergebracht. Wir sind stolz auf unser Werk.

Wir verstehen nicht, wie Menschen sich Kinder oder Tiere anschaf­fen können und sie dann mißhandeln. Katzen tun so was nicht. Hun­de auch nicht.

Ich habe mich neulich mit Pewter unterhalten, und ich sagte in Be­zug auf Menschen: »Sie haben das Paradies verlassen. Wir nicht.«

Genug geredet.

Oh, Mom hat was Nettes erlebt. Wie ihr euch denken könnt, gibt sie ihr ganzes Geld für Tiere aus und ihr bleibt nicht viel für sich selbst. Das macht ihr nichts aus, aber als ihr vor ein paar Jahren auf einer Lesereise ihre besten Anziehsachen gestohlen wurden, hatte sie kein Geld, um sich neue zu kaufen. Kein Wunder, bei den Preisen. Eines Tages brachte der Postbote ein großes Paket. Sie quittierte den Empfang. Ich half ihr, es aufzumachen. Drin waren vier schöne Blu­sen von Turnbull & Asser, geschneidert nach Moms Maßen, die bei der britischen Firma registriert sind. Ich wollte sie anziehen, aber sie ließ sie mich nicht anfassen. Die Farben: lavendel, zartblau, eine schwarz gemustert und eine in Pink. Ist das Leben nicht wunderbar!

Wir haben bei Turnbull & Asser in New York angerufen (die Mut­tergesellschaft ist in der Jeremy Street in London). Ja, sie hatten den Auftrag erhalten, wollten uns aber nicht sagen, wer die Blusen ge­schickt hatte. Ein Geheimnis. Ich liebe euch.



Sneaky Pie

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