»Hirnverbrannt.« Fair tippte sich mit dem rechten Zeigefinger an die Stirn.
»Fang bloß nicht so an«, warnte Harry. Sie gingen die Stufen zum unteren Parkplatz hinunter.
Auf der Rollbahn ließ der Jet seinen Motor warm laufen; das Heulen durchdrang die stille Februarluft. Fair war soeben von seiner Konferenz zurückgekehrt.
»Du hast mich nicht mal angerufen, um es mir zu erzählen.«
»Ein Unfall.« Harry hatte Lust auf Streit.
»Ich bin ja so froh, daß ich eine Freundin mit einer kahlen Stelle habe.« Er wies auf den kleinen Fleck mit den Stichen an ihrem Kopf.
»Ja, sei froh, daß du eine Freundin hast. Sicher, Boom Boom könnte jederzeit einspringen, wenn ich hops gehe.«
»Weißt du was, Harry, du suchst den Gürtel und schlägst dann darunter zu.«
»Hey, ist es nicht dort, wo ihr Jungs lebt?«
»Vielen Dank, Kumpel.« Bei Harrys Transporter angelangt, warf er seine Reisetasche von der Seite auf die Ladefläche.
Sie landete mit einem dumpfen Geräusch. Den Kleidersack legte er auf den Boden der Beifahrerseite.
Sie sprachen nicht, bis Harry die Parkgebühr bezahlt hatte, rechts abgebogen und zu der Straßengabelung gefahren war. »Ich denke, ich fahre hintenrum. Durch Earlysville.«
»Als du mich nicht anriefst, hätte ich wissen müssen, daß du in Schwulitäten geraten bist. Aber>nein<, sagte ich mir,>sie weiß, wie stressig diese Konferenzen sind, und sie hat ebenfalls zu tun.<«
»Du hättest mich ja anrufen können.« Harry zog einen Flunsch.
»Hätte ich's bloß getan. Aber du hättest es mir eh nicht erzählt.«
»Wer hat's dir gesagt?«
»Ich kenne dich seit der Grundschule, Sheezits.« Er nannte sie mit dem Kosenamen aus ihrer Kindheit. »Du hast keine Farm-Unfälle.«
»Ich hab mir in der siebten Klasse das Schlüsselbein gebrochen.«
»Beim Rollerskaten.«
»Stimmt.« Sie durchforschte ihre Vergangenheit nach einem tauglichen Ereignis.
»Du hast deine Nase irgendwo rein gesteckt, wo sie nicht hingehört.«
»Hab ich nicht.«
»Miranda hat's mir erzählt.«
»Ich hab's gewußt!« Harry wurde rot. »Ich erzähl ihr nie wieder was.«
Sie würde es natürlich trotzdem tun.
Wenige Kilometer westlich tat sich das Panorama des Blue-Ridge- Gebirges vor ihnen auf. Tiefblau hob es sich von dem körnig-grauen Himmel ab, einem echten Februarhimmel.
Fair brach das Schweigen. »Du hättest getötet werden können.«
»Bin ich aber nicht.« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Verstehst du, ich bin am Krankenhaus vorbeigefahren, und da hab ich mir gedacht, >jetzt guck ich mir mal an, wo Hank vor seinen Schöpfer trat<. Und bin durch die Hintertür reingegangen. Mir ist gar nicht in den Sinn gekommen, ich könnte eine Bedrohung sein oder so.«
»Und jetzt Larry. Mann oh Mann, es ist schwer zu glauben. Es ist mir noch gar nicht richtig zu Bewußtsein gekommen. Das wird's wohl erst, wenn ich an seinem Haus vorbei- oder das nächste Mal auf die Jagd gehe und er nicht da ist.«
»Mim nimmt es sehr schwer. Still, aber deutlich.«
Er blickte auf die Scheunen und Häuser, die sich in die Hügel schmiegten. »Komisch, wie die Liebe bestehen bleibt, egal was passiert.«
»Ja.«
Er sah sie an. »Versprich mir, daß du so was nie wieder tust.«
Sie wand sich. »Drück dich genauer aus.«
»Du wirst nicht noch einmal ins Krankenhaus gehen, wirst nicht herumschnüffeln.«
»Oh, na gut.« Sie äußerte dies ohne jegliche Überzeugung.
»Harry.«
»Okay, okay, ich geh nicht allein. Wie war das als Kompromiß?«
»Nicht sehr gut. Du bist ein furchtbar neugieriges Ding.«
»Liegt in der Familie.«
»Und dabei fällt mir ein, wenn du nicht bald an Fortpflanzung denkst, stirbt die Linie mit dir aus.« Er sprach wie ein auf Züchtung spezialisierter Tierarzt. »Du hast das gute Blut der Hepworth' und Minors in dir, Harry. Es wird Zeit.«
»Verstehe. Und wer ist der Hengst?«
»Ich dachte, das wäre klar.«