Immer noch wütend, blockierte Sam Tussie Logan, als sie auf dem Personalparkplatz rückwärts in eine Lücke setzen wollte.
Er fuhr ruckelnd an seinen Platz, knallte die Tür zu und schloß seinen Wagen ab, als sie schließlich rückwärts in die Parklücke fuhr. Sie wich seinem Blick aus.
Tussie kannte die Wutanfälle des Direktors nur zu gut. Sie wollte ihm nicht in die Quere kommen, und sie wollte nicht, daß ihr neuer VW Passat einen Kratzer bekam.
Larry Johnson, der Sam in einigem Abstand gefolgt war, hatte den Vorfall beobachtet.
Sam schritt ohne einen Gruß oder ein Winken zum Krankenhaus.
Larry parkte seinen Wagen und stieg aus, als Tussie ihre abgeschabte Ledertasche aus dem Auto holte.
»Guten Morgen, Doktor Johnson.« Sie schob den Arm durch den Lederriemen, während sie die Autotür zumachte.
»Morgen, Tussie. Er hätte Sie um ein Haar gerammt.«
»Er ist mal wieder mies drauf.«
»Ich kann mich nicht erinnern, daß Sam früher so launisch war.« Der ältere Mann ging neben Tussie her.
»Seit letztem Monat, ich weiß nicht, vielleicht auch schon länger. Er ist übernervös, hat dauernd was zu meckern, wir können ihm nichts recht machen. Vielleicht hat er zu Hause Probleme.«
»Möglich, aber Sally wirkt ganz glücklich. Ich war immer stolz darauf, in den Menschen lesen zu können, doch Sam entzieht sich mir.«
»Ich weiß, was Sie meinen.« Sie stellte den Kragen ihres Mantels hoch, eines teuren dreiviertellangen Jäger-Modells, das beim Gehen flatterte. »Ich nehme an, Sie kennen alles und jeden in dieser Stadt.«
»Oh, einige«, erwiderte er bescheiden. »Aber man erlebt trotzdem Überraschungen. Hank Brevard. Ich hätte nicht gedacht, daß er in einem anderen Menschen genug Wut wecken konnte, um ermordet zu werden.«
»Vielleicht hat er jemanden bei einem Autokauf übers Ohr gehauen.« Sie sagte dies ohne große Überzeugung.
Hank hatte sein handwerkliches Geschick dazu benutzt, alte Personenwagen und Transporter zu reparieren. Sein Hobby war zur Leidenschaft geworden und gelegentlich auch zu einer Einkommensquelle, wenn er einen DeSoto oder Morgan reparierte und verkaufte.
»Weiß Gott, er hatte seinen eigenen Wagenpark. Im vergangenen Jahr muß er einem Kaufrausch verfallen sein. Kann mich nicht erinnern, daß er schon mal so viele Autos hatte. Ich würde den 1938er Plymouth gerne kaufen. Aussichtslos.« Larry lachte.
»Wenn der Wirbel sich gelegt hat, wird Lisa seine Sammlung sicher verkaufen.«
»Ach Tussie, selbst wenn, den Plymouth könnte ich mir eh nicht leisten.«
»Vielleicht doch. Man muß sich hin und wieder etwas gönnen. Unsere Arbeit ist aufreibend. Es gibt Tage, da liebe ich sie wie an meinem ersten Tag nach Abschluß der Schwesternausbildung, und an anderen Tagen könnte ich vor Müdigkeit umfallen.«
»Tussie, Sie sind eine wunderbare Krankenschwester.«
»Oh danke, Doktor.«
Er lächelte. »Da wären wir.« Er öffnete die Eingangstür. »Auf in den Kampf.« Nach einer kurzen Pause sagte er: »Wenn Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt, sagen Sie's mir bitte. Im Vertrauen. Wenn hier was faul ist, müssen wir der Sache auf den Grund gehen. Dieses Krankenhaus ist zu gut, um mit Schmutz beworfen zu werden.«
Überrascht schreckte sie zusammen, dann entspannte sie sich. »Ja, sicher. Ich bin im Moment ein bißchen reizbar. Etwas argwöhnisch.«
»Das sind wir alle, Tussie. Das sind wir alle.«