23

Jeder Tag der Woche war wärmer als der vorige, und am Samstag stieg die Mittagstemperatur auf fünfzehn Grad, der März stand vor der Tür und brachte den üblichen steifen Wind, die ersten Krokusse und Rotkehlchen sowie die Hoffnung auf den bevorstehenden Früh­ling. Jedermann wußte, daß die Natur oft trickreich sein und noch Anfang April auf den Bergen und im Tal einen Schneesturm entladen konnte; gleichwohl, die Tage wurden länger, das diffuse Licht wurde heller, und die Leute dachten an Abnehmen, Gärtnern und Fröhlich­keit.

Die Jagdsaison endete Mitte März, was in Harry und ihren Freun­den widerstreitende Gefühle weckte. Sie liebten die Jagd, aber sie sagten dem Winter mit Freuden ade.

An diesem Samstag brach die Jagdgesellschaft von Harrys Farm aus auf. Bei dem schönen Wetter fanden sich mehr als vierzig Perso­nen ein, sehr ungewöhnlich für eine Jagd im Februar.

Als sie losritten, sahen Mrs. Murphy, Pewter und die erzürnte Tu­cker ihnen vom Stall aus nach.

Tucker schmollte.»Ich sehe nicht ein, warum ich nicht mit darf. Ich kann genauso schnell rennen wie so'n oller Jagdhund.«

»Du bist nicht zum Jagdhund ausgebildet.« Mrs. Murphy sprach seelenruhig diese Binsenwahrheit aus, die sie einmal im Jahr zu äu­ßern gezwungen war, wenn die Jagdgesellschaft sich auf Harrys Farm ein Stelldichein gab.

»Ha!«, bellte der kleine Hund.»Rumgehn, Nase am Boden. Biß­chen Witterung aufnehmen und mit dem Schwanz wedeln. Dann 'n bißchen schnellerlaufen und schließlich das Maul aufreißen und >hab 'ne Spur< kläffen. Kann doch nicht so schwer sein, oder?«

»Schwanz«, erwiderte Pewter lakonisch.

»Was soll das denn heißen?« Der Hund bellte um so lauter, je wei­ter sich die Meute entfernte, die sich nicht die Bohne um Tuckers Gebell scherte.

»Du hast keinen Schwanz, Tucker. Also kannst du nichts, aber auch gar nichts signalisieren.« Die Tigerkatze weidete sich an Tuckers Verfassung fast so sehr wie Pewter, die eine winzige boshafte Ader hatte.

»Das ist nicht euer Ernst, oder?« Sie war außer sich, ihre großen Hundeaugen blickten flehend.

»Aber klar doch.« Die zwei Katzen grinsten einträchtig.

»Ich könnte ihnen nachlaufen, könnte sie einholen und zeigen, was in mir steckt.«

»Und du kriegst dann vom Pikör eins mit der Peitsche aufs Hinter­teil.« Pewter lachte, als sie die mutigen Vorreiter erwähnte, die dafür verantwortlich waren, daß die Jagdhunde parierten.

»Ich nicht. Ein Jagdhund kriegt eins übergezogen«, erwiderte Tu­cker blasiert.»Ich finde, Mom müßte für die Hunde zuständig sein. Sie würde das gut machen. Sie hat Jagdhundgespür, aber nur, - weil ich ihr alles beigebracht habe, was sie weiß - über Hunde.«

»Hältst dir wohl viel auf deine Schlauheit zugute, wie?«, erwiderte Pewter sarkastisch.

Tucker ließ kurz die Ohren zurückschnellen, dann wieder nach vorn.»Du hast keine Ahnung von der Jagd außer auf Mäuse, und auf dem Gebiet bist du nicht gerade 'ne Leuchte. Und denk an den Blau­häher, der im Sturzflug über dich kommt, sich direkt vor dich hin­setzt, Pewter, und du kriegst ihn nicht zufassen.«

»Oh, ich würde dich gern mal mit dem Blauhäher ringen sehen. Er würde dir die Augen auspicken, du Trottel.« Pewters Temperament brauste auf.

»Hey, sie haben direkt beim Bachbett 'ne Spur aufgenommen.« Mrs. Murphy, eine eifrige Jägerin von Wild aller Art, schlenderte aus dem Stall, vorbei an Poptart und Gin Fizz, die sich ärgerten, weil sie nicht selbst bei der Jagd waren. Sie sprang auf den Zaun, postierte sich auf einen Eckpfosten.

Tucker schlenderte um die Ecke der Koppel, setzte sich hin. Pewter kletterte weit weniger enthusiastisch auf einen Zaunpfahl neben Mrs. Murphy.

»Horridoh!« Tucker hüpfte auf allen vieren auf und ab.

»Das ist der Tutweiler-Fuchs. Der wird sie quer über die Weiden führen und nach drei Kilometern abhängen. Er läuft immer durch den Bachdurchlaß am Eingang zur Tutweiler-Farm, dann springt er auf den Zickzackzaun. Ich weiß nicht, warum sie seine Witterung nicht vom Zaun aus aufnehmen können, aber sie kriegen es nicht hin.« Mrs. Murphy genoß den schönen Ausblick.

» Woher weißt du das alles?« Tucker hüpfte immer noch auf und ab.

»Weil er's mir gesagt hat.«

»Wann?«

»Als du geschlafen hast, du dummer Hund. Ich gehe manchmal nachts auf die Jagd. Ganz allein, weil ihr zwei die größten Faulpelze seid, die die Große Katze im Himmel jemals auf die Erde geschickt hat.«

»Hey, seht euch Harry an. Sie hat dieses Hindernis elegant ge­nommen.« Pewter bewunderte das Geschick, mit dem ihre Mutter über Zäune setzte.

»Mit mir hätte sie es noch besser genommen«, grummelte Gin Fizz verdrossen.»Wieso sie sich mit Tomahawk abgibt, werd ich nie be­greifen. Er hat einen zu harten Trab und springt am Zaun zu spät ab.«

Da Gin schon recht betagt war, Mitte zwanzig, aber gut in Form, hüteten sich die anderen Tiere, ihm zu widersprechen.

Poptart, das junge Pferd, das Harry ausbildete, schwieg respektvoll. Die große Stute mit dem weichen Galopp konnte den Tag nicht er­warten, an dem sie Harrys Jagdpferd sein würde. Sie hörte auf Gin, weil er wußte, was Sache war.

Die Tiere sahen Miranda vorfahren, die Kirchendamen im Schlepp­tau. Sie bereitete einmal im Jahr ein Jagdfrühstück für Harry, und dafür zeigte Harry sich mit einer großzügigen Spende an Mirandas Kirche zum Heiligen Licht< erkenntlich. Die Damen, die aus dem Kombi der Kirche stiegen, trugen Platten mit Speisen, Schüsseln mit Suppe, Körbe mit frisch gebackenen Broten und Brötchen. Wenn­gleich es als Frühstück bezeichnet wurde, kommen die Jäger ge­wöhnlich nicht vor zwölf oder ein Uhr mittags zum Essen, deswegen reichte die Speisenauswahl von Eiern über Braten bis zu Keksen, Broten und allen möglichen Schmorgerichten.

Der verlockende Duft von mit Honig geräuchertem Virginia­Schinken drang Tucker in die empfindsame Nase. Sie vergaß, sich über die Jagdhunde zu ärgern. Ihr Entschluß, ihnen nachzulaufen, geriet ins Wanken. Ihre linke Schulter neigte sich langsam Richtung Haus.

»Miranda braucht ganz bestimmt Hilfe«, sagte Tucker in überaus besorgtem Tonfall.

»Aber sicher.« Murphy lachte über sie und beobachtete zugleich, wie Sam Mahanes ruckelnd über ein Hindernis setzte.»Der Kerl reitet wie 'n Kartoffelsack.«

Hinter Sam kam Larry Johnson, der ritt, wie man es seiner Genera­tion beigebracht hatte: vorwärts, im leichten Sitz. Larry schwebte über das Hindernis, ohne daß sein Zylinder wackelte, ein breites Grinsen in seinem frischen, offenen Gesicht.

»Erstaunlich.« Pewter leckte eine Pfote an und putzte sich damit hinter den Ohren.

»Larry?«, fragte Murphy.

»Ja. Weißt du was, die Menschen wären besser dran, wenn sie nicht rechnen könnten. Sie zählen ihre Geburtstage und das schwächt ihren Verstand. Man ist, was man ist. Wie wir zum Bei­spiel.« Aus dem Augenwinkel sah Pewter Tucker zur Hintertür tap­pen.»Glaubst du ihr?«

»Sie kann nichts dafür. Hunde.« Murphy zuckte mit den Achseln. »Wovon hast du gesprochen?«

»Zahlen.« Pewters Stimme dröhnte etwas lauter, als sie beabsich­tigt hatte, und Poptart erschrak.»Tschuldigung, Pop. Okay. Sieh dich an und mich und Mrs. Murphy. Machen unsere Geburtstage uns Sorgen?«

»Nein. Oje, da zieht Little Mim ab. Sie ist gerade an Mutter vorbei­gezischt. Das wird Folgen haben. Ha.« Murphy freute sich auf die Auseinandersetzung; Harry konnte es überhaupt nicht leiden, wenn sie im Feld überholt wurde.

»Tomahawk ist zu langsam.« So verstimmt Gin Fizz auch war, er sprach die Wahrheit.»Sie braucht ein Vollblut. Klar, Little Mim kann sich so viele Jagdpferde kaufen, wie sie will, und der Preis spielt keine Rolle. Mom muß ihre Pferde selbst ausbilden. Das macht sie gut, finde ich.« Gin liebte Harry.

»Aber ich bin nur ein Halbblut«, jammerte Poptart.»Heißt das, wir haben das Nachsehen?«

Gin Fizz tröstete das Jungpferd.»Nein. Du bist ein klasse Jagd­pferd. Wenn die anderen auf der Strecke bleiben, wirst du stark sein, solange du dein Training ernst nimmst. Aber im Flachrennen, nun ja, da wirst du vielleicht überholt. Mach dir nichts draus. Ist nicht so schlimm.«

»Ich will aber nicht überholt werden«, sagte das Jungpferd grim­mig.

Gin Fizz lachte. »Wer will das schon.«

»Kann ich meinen Gedanken jetzt zu Ende führen oder was?«, fauchte Pewter. Sie hatte Pferde gern, aber Pflanzenfresser ödeten sie an. Grasfresser. Wie konnten sie nur Gras essen? Sie aß nur Gras, um sich übergeben zu können, wenn dies nötig war.

»Tschuldigung.« Gin lächelte.

»Wie gesagt«, referierte Pewter,»die Menschen zählen Nummern. Sie zählen Geld, ihre Jahre. Eine schreckliche Besessenheit. Ein Mensch wird dreißig und gerät in Panik. Eine kleine Panik. Er wird vierzig. Die Panik wächst. Ist das nicht absolut blödsinnig? Wie man sich fühlt, darauf kommt es an. Fühlt man sich mies, ist es egal, ob man erst fünfzehn ist. Fühlt man sich großartig wie Larry, was sind da schon fünfundsiebzig? Dämliche Zahlen. Ich finde wirklich, sie sollten die Idee mit den Geburtstagen einfach fallen lassen. Dann wüßten sie's nicht besser und wären glücklicher dran.«

»Sie würden schon einen Weg finden, es zu vermurksen.« Murphy sah zu ihrer grauen Freundin hinüber.»Sie fürchten das Glück wie wir den Blitz. Ich versteh das nicht. Aber ich akzeptiere es.«

»Sie haben solche Angst, daß was Schlimmes passiert, daß sie 's herbeibeschwören. Das glaube ich wirklich.« Trotz aller Vorliebe für Essen und Luxus war Pewter ein intelligentes Tier.

»Ja, ich denke, das tun sie die ganze Zeit und merken es nicht. Sie müssen sich von der Vorstellung befreien, daß sie das Leben beherr­schen können. Sie müssen katzenähnlicher werden.«

»Oderpferdeähnlicher.« Gin lächelte bitter.

»Sie müssen manchmal Fleisch essen, Gin, sind schließlich Alles­fresser«, entgegnete Pewter.

»Ich rede nicht vom Essen, ich rede von der Einstellung. Sieh uns an. Wir haben gutes Futter, einen schönen Ort zum Leben und je­mand, den wir lieben. Ein vollkommenes Leben. Auch wenn wir kei­nen Stall zum Wohnen hätten, wäre es vollkommen. Ich glaube ohne­hin nicht, daß Pferde mit Ställen geboren wurden. Harry muß lernen, mehr zu denken wie ein Pferd. Einfach mit dem Strom schwimmen.« Gin benutzte einen alten Ausdruck aus seiner Jugendzeit.

»Ah, ja«, stimmte Pewter zu.

Harry mochte zwar nicht mit dem Strom geschwommen sein, aber sie verfolgte mit Sicherheit ihren Fuchs. Genau wie Mrs. Murphy vorausgesagt hatte, stürmte der Tutweiler-Fuchs geradeaus. Nach drei Kilometern huschte er unter einen Bachdurchlaß, sprang auf einen Zickzackzaun und verschwand, bereit, an einem anderen Tag wieder loszurennen.

Die Hunde nahmen eine verblassende Fährte auf, aber dieser Fuchs lief nicht so gut wie der Tutweiler-Fuchs. Er fuhr in seinen Bau. Nach drei Stunden herrlicher Ausgelassenheit trat die Jagdgesell­schaft den Heimweg an.

Harry rieb Tomahawk rasch ab, brachte ihn zu Poptart und Gin Fizz, die wissen wollten, wie sich die anderen Pferde auf der Jagd benommen hatten.

Harrys Haus quoll über von Menschen, was sie an ihre Kindheit er­innerte; denn ihre Mutter und ihr Vater hatten gerne Gäste bewirtet. Sie meinte, die meisten kämen wegen Mrs. Hogendobbers Koch­kunst. Die Zufahrt, von Autos gesäumt bis hinunter zu der befestig­ten Straße, gab Zeugnis davon. Viele Anwesende waren keine Jäger, aber beim Jagdfrühstück war es Tradition, daß alle, die eingeladen waren, kommen konnten, ob sie nun ritten oder nicht.

Bobby Minifee und Booty Weyman nahmen teil, wohl wissend, daß sie willkommen waren. Die Minifees waren Nachtjäger, und Bobby suchte sich nun einen günstigen Hügel aus, um die Jagdhunde zu beobachten. Nachtjäger gingen des Nachts zu Fuß auf die Jagd. Meistens jagten sie Waschbären, die meisten Jäger aber genossen einfach die Pirsch, und Bobby und Booty hörten die Hunde so gern.

Sam Mahanes hatte sich an einem Bachbett von seinem Pferd ge­trennt, und es gefiel ihm gar nicht, daß Bruce Buxton ihn daran erin­nerte.

Big Mim Sanburne erklärte, als sie zwanzig gewesen sei, seien die Zäune viel höher gewesen, und Little Mim bemerkte außerhalb der Hörweite ihrer Mutter: »Das muß 1890 gewesen sein.«

Alle lobten Miranda Hogendobber, die Schinkenbiskuits, Maisbrot, geräucherten Truthahn, Wildbret in Johannisbeersoße, Rührei, ge­füllte Eier, Soleier, frisches Pumpernickel, rohe Austern, Senfkohl, Blutorangen, Berge von Mandelkuchen, gebratene Schweinelende, Käsegrütze und normale Grütze, Reibekuchen mit Apfelmus, Kirschkuchen, Apfelkuchen und eine mächtige Schokoladentorte auf den Tisch gestellt hatte. Und natürlich fehlten auch Mrs. Hogendob­bers berühmte Zimtteilchen mit Orangenglasur nicht.

Cynthia Cooper, die diesen Samstag frei hatte, aß bis zum Geht­nichtmehr, ebenso Pewter, die sich nicht von der Sofalehne rühren konnte.

Tussie Logan und Randy Sands schlenderten herum. Weil sie zu­sammen wohnten, hielten die Leute sie für ein Liebespaar, aber dem war nicht so. Sie machten sich auch nicht die Mühe, die Gerüchte zu dementieren. Täten sie es, würde es nur bestätigen, was alle dachten. Tussie beobachtete Sam aus dem Augenwinkel.

Tucker schnappte sich jeden Krümel, der auf den Boden fiel. Mrs. Murphy ruhte nach vier delikaten Austern gesättigt im Küchenfen­ster. Die Augen halb geschlossen, nickte sie ein, dennoch entging ihr kaum etwas.

»Wo ist Fair heute?«, fragte Bruce Buxton Harry.

»Auf einer Konferenz in Leesburg im pferdemedizinischen Zen­trum Marion Dupont Scott. Es ist ihm gar nicht recht, die Leckereien von Mrs. Hogendobber und derKirche zum Heiligen Licht< zu ver­passen, aber die Pflicht ruft.«

Bruce lachte. »Ich glaube, ich wäre da weniger pflichtbewußt.«

»Mrs. H.«, rief Susan Tucker. »Sie haben gesagt, Sie und die Mä­dels haben>John Peel< einstudiert.«

»Richtig.« Mit rotem Gesicht und glücklich hob Miranda die Hän­de, die Chordamen sammelten sich, und sie blies einen Ton auf der Stimmpfeife. Sie sangen ein Lied über einen berühmten englischen Jäger, ein Lied, das die meisten Kinder im zweiten Schuljahr lernen. Der Chor aber verlieh ihm einen besonderen Schwung und bald fie­len die Versammelten ein.

Singend deutete Mrs. H. auf Larry Johnson, der sich daraufhin ne­ben sie stellte. Der Chor verstummte, als er mit seinem klaren, schö­nen Tenor eine Strophe sang, und dann setzte der Chor wieder ein, und alle sangen lauthals mit.

Als der Chor geendet hatte, sangen die Gruppen sporadisch, was ihnen gerade einfiel, darunter ein Potpourri mit Liedern von Billy Ray Cyrus und Cole Porter sowie diverse Kinderlieder. Sie wurden von Ned Tucker, Susans Mann, auf dem Klavier begleitet.

Viele Gäste, die sich großzügig an der Bar bedienten, sangen be­sonders laut.

Tucker mit ihrem empfindsamen Gehör ging in Harrys Schlafzim­mer und verkroch sich unter dem Bett.

Pewter verließ schließlich die Sofalehne, begab sich aber nicht ins Schlafzimmer, was das Vernünftigste gewesen wäre. Nein, sie kehrte zum Tisch zurück, um noch eine Scheibe von dem mit Honig geräu­cherten Schinken zu verdrücken.

»Du kotzt nachher das ganze Haus voll.« Mrs. Murphy machte ein Auge auf.

»Nee, tu ich nicht. Ich lauf 's mir ab.«

»Ha.«

Coop schnappte sich noch ein Schinkenbiskuit; die Leute drängten sich um die lange Tafel. Larry Johnson, in Hochstimmung von der Jagd und von drei staubtrockenen Martinis, klopfte der Polizistin auf den Rücken.

»Sie sollten mit uns auf die Jagd gehen.«

»Harry liegt mir auch schon dauernd in den Ohren. Ich werd's tun. Allerdings sollte ich vorher wohl lieber springen lernen.«

»Warum? Sam Mahanes hat das nie für nötig gehalten.« Er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen und sein Gelächter knatterte wie Maschinengewehrfeuer.

Es war unvermeidlich, daß Sam, der sich mit Bruce unterhielt, die­se Lästerung hörte. Er ignorierte sie.

»Harry läßt dich bestimmt auf Gin Fizz Unterricht nehmen. Er ist ein großartiger Bursche.« Susan bot das Pferd ihrer besten Freundin an, dann brüllte sie über den Lärm hinweg: »Harry, ich leihe Coop Gin Fizz.«

»Wie fürstlich von dir, Susan«, schrie Harry zurück.

»Das wäre also geregelt.« Larry strahlte. »Und übrigens, ich hab Ihnen morgen etwas mitzuteilen.«

Ehe Coop ihn flüsternd zur Vorsicht mahnen konnte - schließlich würde er sie nicht grundlos sprechen wollen -, lavierte er sich zu Little Mim durch, die lächelte, als sie ihn sah. Die Leute lächelten fast immer in Larrys Gesellschaft.

Mrs. Murphy hatte jetzt beide Augen offen und richtete sie auf Coop, deren Kiefer leicht aufklappte.

Miranda trat neben die große Blondine. »Ich weiß nicht, wann ich Larry Johnson schon mal so fröhlich gesehen habe. Die Jägerei muß es in sich haben.«

»Kommt drauf an, was man jagt.« Mrs. Murphy sah aus dem Fen­ster zu den Pferden, die an Lieferwagen und Anhänger gebunden waren. Alle Pferde trugen Abschwitzdecken, oft in ihren Stallfarben. Sie boten einen hübschen Anblick.

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