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Furchtbar, das mit Tussie Logan, Miranda rang die Hände.

Die eng befreundete Gruppe hatte sich an diesem Sonntagmorgen bei Miranda zu Hause versammelt. Der Artikel über Tussies Ermor­dung stand auf der Titelseite der Zeitung. Harry und Cooper schilder­ten ihnen alles, was passiert war.

»Er hat genug Geld verdient, hatte es nicht nötig, welches zu steh­len.« Big Mim war über den ganzen Vorgang entrüstet.

Miranda erinnerte an die Bibel:»>Und er sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor dem Geiz; denn niemand lebt davon, daß er viele Güter hat.< Lukas, zwölftes Kapitel, Vers fünfzehn.«

»Das ist das Schlimme in diesem Land. Das Geld. Alle denken immer nur ans Geld.« Mim klopfte mit dem Fuß auf den Teppich.

»Mimsy, du hast leicht reden. Du hast 'nen Haufen davon geerbt.« Miranda war die Einzige im Raum, die so mit Mim sprechen konnte.

Fair saß so dicht bei seiner Ex-Frau, daß er förmlich an ihr klebte. »Ich werde es mir nie verzeihen, daß ich nicht besser auf dich aufge­paßt habe.«

»Fair, Schatz, es ist Zuchtsaison. Du kannst nicht auf mich aufpas­sen. Du mußt arbeiten und Geld verdienen. Wie wir alle. Ich meine, wie die meisten von uns.«

»Ja, ja. Ich bin mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, aber das heißt nicht, daß ich nicht begreife, was faul ist in diesem Land. Ich kann so wenig dafür wir ihr anderen, daß ich geboren bin als die ich bin und als was ich bin«, sagte Mim.

»Natürlich, Liebes, aber ich wollte einfach nur darauf hinaus, daß es leicht ist, Geld zur Wurzel allen Übels zu erklären, wenn man selbst abgesichert ist.« Mirandas Stimme klang beschwichtigend.

Susan, die ziemlich enttäuscht war, weil sie die dramatische Aktion verpaßt hatte, fragte: »Ich dachte, Sam Mahanes hatte ein Alibi für die Zeit von Hank Brevards Tod?«

»Er war in seinem Arbeitsraum, wie er das nennt.« Cooper nickte. »Rick hat Sally Mahanes ganz entspannt befragt. Am Abend von Hanks Ermordung hat sie Sam nicht hereinkommen sehen. Er hatte den separaten Eingang in seine Werkstatt benutzt. Es war leicht für ihn hineinzuschleichen. Er hatte das Radio angelassen. Ganz einfach. Hank ist habgierig geworden, hat ihm gedroht und Sam hat ihn erle­digt. Schnell. Gekonnt.«

»Und Larry?« Mims Unterlippe zitterte einen Augenblick.

»Wir werden nie erfahren, was Larry wußte.« Cooper schüttelte den Kopf. »Aber er war ein hochintelligenter Mensch. Sam machte keine Gefangenen. Arme Tussie, nach Hanks Ermordung muß sie in Angst und Schrecken gelebt haben.«

»Sie hatte sich in einem Netz verfangen und konnte nicht mehr her­aus.« Miranda fand, daß das Leben der Krankenschwester vergeudet worden war.

»Und von wie viel Geld sprechen wir hier?« Mim kam zum Kern­punkt.

»Fast eine Million im Laufe der Jahre. Allein vom Crozet Hospital. Er hat gestanden, daß sie nicht nur Rechnungen über Infusionspum­pen ausgestellt haben. Sie haben diesen Betrug bei allem angewen­det, was sie selbst reparieren konnten, einschließlich Klimaanlagen. Aber die IVAC-Pumpen - leicht zu reparieren, Tussie kannte sie in- und auswendig - waren der Goldesel.«

»Ich danke Ihnen, daß Sie Larrys Mörder gefaßt haben. Ich bin Ih­nen eine Belohnung schuldig, Cynthia, Harry.« Mim, die mit ihren Gefühlen kämpfte, sprach mit leiser, aber fester Stimme.

»Ich hab meine Pflicht getan, Mrs. Sanburne. Sie sind mir nichts schuldig.«

»Und mir auch nicht. Die eigentlichen Spürnasen waren Mrs. Mur­phy, Pewter und Tucker. Wie sie herausgefunden haben, wo die Ge­heimkammer war, werde ich nie erfahren, und dann haben sie den Tunnel entdeckt. Ihnen gebührt die Belohnung.«

Mim betrachtete die drei Tiere, die sie gespannt ansahen. »Dann werde ich dem hiesigen Tierschutzverein eine große Spende zukom­men lassen.«

»Nein! Was zu essen!«, jammerte Pewter.

»Großer Gott.« Murphy schnitt eine Grimasse. »Dann bitte wenig­stens um Katzenminze.«

»Meine Großzügigkeit wird vielleicht nicht gewürdigt.« Mim lach­te.

»Nein.« Harry lächelte. »Sie wollen Leckereien.«

»Und die sollen sie haben!« Mim lächelte auch. »Leber, Nieren und Hühnchen. Ich werde es eigenhändig kochen.« »Das ist wunderbar.« Tucker drehte sich im Kreis. Sie war so auf­geregt.

Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufmerken.

»Herein«, rief Miranda.

Little Mim kam mit gerötetem Gesicht herein und legte hastig ihren fantastischen, jägergrün gefärbten Schaffellmantel ab; sogar die Lammwolle war jägergrün. »Entschuldigt die Verspätung, aber Dad­dy und ich hatten soeben ein Treffen. Ich werde für das Amt des zweiten Bürgermeisters kandidieren, er wird diesen Posten eigens schaffen. So, Mutter, wirst du mich jetzt unterstützen?«

»Mit Freuden.« Big Mim lächelte.

»Warum brauchen die Menschen immer so lange, um die nahe lie­gende Lösung zu finden?« Pewter legte den Kopf schief, als sie dies zu Murphy sagte.

»Sie haben zu viel Zeit.« Tucker drehte sich noch einmal im Kreis; sie dachte nur an die Nieren.

»Vermutlich hat sie Recht. Wenn sie gegen Löwen und Tiger und Bären kämpfen, den Boden bestellen und vor Blitzschlägen davon­laufen müßten, dann hätten sie keine Zeit, um so viel über sich nach­zudenken«, erklärte Pewter versonnen.

»Wer sagte doch gleich, >das Leben ohne Selbsterforschung ist nicht lebenswert sagte Tucker.

»Ja, wer hat das gesagt?«, fragte Pewter.

»Keine Katze, also - wen kümmert's?« Mrs. Murphy brach in schallendes Gelächter aus.

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