Kapitel 12

Manchmal wird er wütend. Das liegt nicht an mir (ich sage kaum etwas), er redet sich selbst in Rage. Mit seiner eigenen Geschichte. Die Erinnerung ist ein Ozean, und er hüpfthoch oben auf den Wellen. Ich habe immer Angst, dass er einfach aufhört. Aber er redet weiter. Er will ja erzählen. Selbst nach so vielen Jahren geht ihm Richard Parker nicht aus dem Sinn.

Er ist ein so liebenswürdiger Mann. Jedes Mal wenn ich ihn besuche, kocht er mir ein südindisches Essen, ein vegetarisches Festmahl. Ich habe ihm einmal gesagt, ich äße gern scharf. Ich weiß auch nicht, wie ich auf eine dermaßen dumme Idee gekommen bin. Das war gelogen. Löffel um Löffel Joghurt gebe ich hinzu. Aber es nützt nichts. Jedes Mal dasselbe. Meine Geschmacksknospen strecken alle viere von sich, ich werde puterrot, Tränen schießen mir in die Augen, mein Kopf brennt lichterloh, und meine Eingeweide winden sich in Qualen wie eine Boa Constrictor, die einen Rasenmäher verschluckt hat.

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