Kapitel 25

Aber damit war die Sache noch nicht zu Ende. Es gibt ja immer diejenigen, die es sich zur Aufgabe machen, Gott zu verteidigen, als ob der Urgrund des Seins, dasjenige, das alles zusammenhält, schwach sei und ihre Hilfe bräuchte. Solche Leute gehen achtlos an einer von der Lepra entstellten Witwe vorbei, die um ein paar Münzen bettelt, sie lassen die zerlumpten Kinder am Straßenrand stehen und denken: »Was geht mich das an?« Aber wehe, sie glauben, jemand hätte ihren Gott gelästert. Dann schießt ihnen das Blut ins Gesicht, die Brust schwillt, sie schreien Zeter und Mordio. Man staunt, welches Maß an Empörung möglich ist. Eine Vehemenz, die einem Angst machen kann.

Diese Leute verstehen nicht, dass man Gott im eigenen Inneren verteidigen muss, nicht nach draußen. Ihre Wut müsste sie selbst treffen. Denn das Böse in der Öffentlichkeit ist nichts weiter als das Böse, das aus dem Inneren entwischt. Das Feld, auf dem das Gute sich schlagen muss, ist nicht die große Arena, sondern die Lichtung im eigenen Herzen. Aber das Los der Witwen und Straßenkinder ist hart, sehr hart, und ihnen, nicht Gott, sollte den Selbstgerechten eine Hilfe sein.

Einmal jagte mich ein Dummkopf aus der Großen Moschee. Als ich in die Kirche kam, sah der Priester mich so missbilligend an, dass er mir den Frieden Gottes vertrieb. Manchmal scheuchte ein Brahmane mich vom Darshan fort. Man berichtete den Eltern von meinen frommen Schandtaten in den ängstlichen, aufgeregten Tönen, in denen man einen Verräter beim Namen nennt.

Als ob solche Kleinlichkeit Gott zur Ehre gereichte.

Für mich ist Religion eine Frage der Würde, nicht der Gehässigkeit.

Ich ging nicht mehr zur Jungfrau der unbefleckten Empfängnis, sondern besuchte die Messe stattdessen bei der Jungfrau der Unschuldigen. Nach dem Freitagsgebet blieb ich nicht mehr bei meinen Glaubensbrüdern stehen. Ich ging zum Tempel, wenn es besonders voll war, damit die Brahmanen nicht zwischen Gott und mich treten konnten.

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