London: Westminster Hospital. Vivian Nichols hatte das Bewusstsein wiedererlangt, als sie aus dem Operationssaal gebracht und durch den langen, kahlen Korridor gefahren wurde. Die Operation hatte acht Stunden gedauert. Trotz aller Bemühungen der fähigsten Ärzte würde sie nie wieder laufen können. Mit irrsinnigen Schmerzen wachte sie auf, flüsterte Alecs Namen, immer wieder seinen Namen. Sie brauchte ihn. Er sollte an ihrer Seite sein, sollte ihr geloben, dass er sie noch immer liebte, für alle Zeit lieben würde.
Das Krankenhauspersonal sah sich außerstande, Alec ausfindig zu machen.
Zürich: Kriminalpolizei. Ein Interpol-Telex aus Australien: »Filmeinkäufer für Roffe und Söhne in Sydney ermittelt. Der Gesuchte drei Tage zuvor an Herzversagen gestorben, Asche in die Heimat überführt. Interpol konnte Verwendung und Empfänger des fraglichen Filmmaterials nicht feststellen. Erbitten weitere Instruktionen.«
Berlin: in einem ruhigen Vorort. Walther Gassner saß im diskret abgeschirmten Wartezimmer des exklusiven Privatsanatoriums. Dort hatte er fast zehn Stunden lang bewegungslos verbracht. Hin und wieder kümmerte sich eine Schwester um ihn oder ein Pfleger. Man bot ihm zu essen und zu trinken an. Walther hörte überhaupt nicht hin. Er wartete auf Anna. Vor ihm lag eine sehr lange Wartezeit.
Italien: In der Villa in Olgiata läutete das Telefon. Simonetta Palazzi hörte eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. »Mein Name ist Donatella Spolini. Wir sind uns nie begegnet, Signora Palazzi, aber wir haben vieles gemeinsam. Ich schlage vor, wir gehen zusammen essen, im Bolognese an der Piazza del Popolo. Sagen wir, morgen um eins?« Simonetta hatte zur selben Zeit einen Termin im Schönheitssalon.
Doch Geheimnisse liebte sie über alles. »Ich werde dasein«, versprach sie. »Aber wie erkenne ich Sie?« »Ich komme mit meinen drei Söhnen.«
Frankreich: Le Vesinet. Helene Roffe-Martel las eine Nachricht, die sie im Salon auf dem Kamin gefunden hatte. Charles hatte sie verlassen. »Du siehst mich nie wieder«, las sie. »Versuche nicht, mich zu finden.« Helene zerriss den Zettel in kleine Fetzen. Keine Bange, Charles, dachte sie. Dich sehe ich wieder. Wo willst du dich vor mir verstecken?
Rom: Flughafen Leonardo da Vinci. Seit zwei Stunden hatte Max Hornung versucht, eine Nachricht nach Sardinien durchzubekommen. Aber der Sturm hatte alle Verbindungen zusammenbrechen lassen. Max ging wieder zur Flugleitung und setzte dem Diensthabenden zu. »Sie müssen mir einfach eine Fluggelegenheit nach Sardinien beschaffen. Glauben Sie mir, es geht um Leben und Tod!«
»Das glaub’ ich Ihnen ja gerne, Signore«, erwiderte der Flugdienstleiter, »aber ich kann beim besten Willen nichts für Sie tun. Sardinien ist von der Welt abgeschnitten. Alle Flughäfen sind geschlossen. Sogar die Schiffe haben den Verkehr eingestellt. Bis der Schirokko abgeflaut ist, kommt keine Maus auf die Insel oder von ihr herunter.«
»Wann wird das sein?«
Der Flugdienstleiter sah auf die große Wetterkarte an der Wand. »Sieht aus, als hielte der Sturm noch mindestens zwölf Stunden an.«
In zwölf Stunden würde Elizabeth Williams nicht mehr am Leben sein.