58. Kapitel

Er stolperte in den Feuersturm, trat durch das Tor zur glühenden Hölle. Der Qualm wurde immer dichter und füllte den Raum mit tanzenden Schimären. Wie eine Katze sprang das Feuer Alec an. Die Flammen streichelten sein Haar, und ihr Knistern verwandelte sich in Vivians Stimme. Sie rief ihn, lockte ihn mit dem uralten, unwiderstehlichen Gesang der Sirenen.

Der Feuerschein explodierte zu gleißender Helle, und da sah er Vivian. Sie lag nackt auf dem Bett, nackt ihr herrlicher Körper, nur das scharlachrote Band um den Hals. Dasselbe Band, das sie in jener Nacht getragen hatte, als er sie das erste Mal lieben durfte. Wieder rief sie seinen Namen. Noch nie hatte er solches Sehnen in ihrer Stimme vernommen. Und diesmal verlangte sie nach ihm, nicht nach den anderen. Er trat näher; sie flüsterte: »Ich habe immer nur dich geliebt.«

Und Alec glaubte ihr. Jetzt durfte er ihr glauben. Sie hatte schlimme Dinge getan, und dafür hatte er sie bestrafen müssen. Aber er war schlau gewesen, sehr schlau, hatte all die anderen Frauen für ihre Sünden zahlen lassen, hatte seine furchtbaren Taten allein für Vivian verübt. Als er auf sie zuging, flüsterte sie noch einmal: »Mein ganzes Leben habe ich nur dich geliebt, Alec.« Er wusste, sie sagte die Wahrheit.

Sie lockte ihn mit ihren weißen weichen Armen. Er sank neben ihr nieder. Er umfing sie, sie verschmolzen miteinander. Er war in ihr, er war sie. Und diesmal konnte er ihr Verlangen stillen. Und er fühlte eine solche Freude, dass es ihn schmerzte, ein exquisiter, unerträglicher Schmerz. Er spürte, wie die Hitze ihres Körpers ihn verzehrte, und während er sie noch ansah in all seinem Glück, schmolz das Band um Vivians Hals in kleine lebhafte Feuerzungen, die ihn streichelten, liebkosten, an seinem Gesicht leckten. Im fauchenden Flammenmeer stürzte die Decke ein und begrub ihn: ein lodernder Scheiterhaufen.

Alec starb, wie seine Opfer gestorben waren. Auf dem Gipfel der Ekstase.

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