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Joan hörte sich Elionors Plan an und es lief ihm kalt den Rücken hinunter.

»Ich muss darüber nachdenken«, antwortete er.

An diesem Abend ließ sich Joan beim Essen entschuldigen und schloss sich in seinem Zimmer ein, um Arnau und Mar aus dem Weg zu gehen und Elionors fragendem Blick zu entkommen. Bruder Joan betrachtete seine theologischen Bücher, die sorgfältig in einem Bücherschrank aufgereiht standen. In ihnen musste die Antwort auf seine Probleme zu finden sein. All die Jahre, die er getrennt von seinem Bruder verbracht hatte, hatte Joan nie aufgehört, an ihn zu denken. Er liebte Arnau. Er und sein Vater waren alles gewesen, was er in seiner Kindheit gehabt hatte. Doch diese Liebe war kein ungetrübtes Gefühl. In ihr schwang auch eine Bewunderung mit, die in schlechten Momenten an Neid grenzte. Arnau mit seinem offenen Lächeln und seiner aufgeweckten Art, ein Junge, der behauptete, mit der Jungfrau zu sprechen. Bruder Joan verzog das Gesicht bei der Erinnerung daran, wie er mit allen Mitteln versucht hatte, diese Stimme zu hören. Mittlerweile wusste er, dass es nahezu unmöglich war und nur wenige Auserwählte mit dieser Gnade gesegnet waren. Er hatte gelernt und sich diszipliniert in der Hoffnung, einer von ihnen zu sein. Er hatte gefastet, bis es ihn beinahe die Gesundheit gekostet hätte, doch es war alles vergeblich gewesen.

Bruder Joan vertiefte sich in die Schriften Bischof Hinkmars von Reims, Leos des Großen und Gratians, in die Paulusbriefe und vieles andere mehr.

Nur durch die körperliche Verbindung zwischen den Ehepartnern, die Coniunctio sexuum , schrieb der Erste, könne die Ehe ein Ebenbild der Vereinigung Christi mit der Kirche sein. Sie sei das oberste Ziel des Sakraments: Ohne die Carnalis copula gebe es keine Ehe.

Nur wenn die Ehe auch im Fleische vollzogen werde, habe sie Gültigkeit vor der Kirche, erklärte Leo der Große.

Auch Gratian, lange vor seiner Zeit Lehrer an der Universität Bologna, vertrat dieselbe Doktrin, nämlich dass das Eheversprechen vor dem Altar untrennbar mit der körperlichen Vereinigung von Mann und Frau verbunden sei, der Verschmelzung zu einem Fleisch. Selbst der heilige Paulus sagte in seinem berühmten Brief an die Epheser: »Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst; sondern er nährt und pflegt es, wie auch Christus die Gemeinde. Denn wir sind Glieder seines Leibes. Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde.«

Bis spät in die Nacht hinein studierte Bruder Joan die Lehren und Schriften der großen Kirchenlehrer. Wonach suchte er? Er schlug eine weitere Abhandlung auf. Wie lange noch wollte er sich der Wahrheit verschließen? Elionor hatte recht: Ohne fleischliche Vereinigung gab es keine Ehe. »Weshalb hast du nicht mit ihr geschlafen? Du lebst in Sünde. Die Kirche erkennt deine Ehe nicht an.« Im Kerzenlicht las er noch einmal Gratian. Ganz langsam glitt sein Finger über die Zeilen, auf der Suche nach etwas, von dem er genau wusste, dass es nicht existierte. »Die Ziehtochter des Königs! Der König hat dir sein Mündel anvertraut, und du hast nicht mit ihr geschlafen! Was würde der König sagen, wenn er davon erführe? Nicht einmal dein ganzes Geld könnte … Es ist ein Affront gegen die Krone. Er hat dir Elionor zur Frau gegeben. Er selbst hat sie zum Altar geführt, und du verschmähst, was er dir gewährte. Und der Bischof? Was würde der Bischof sagen?« Er vertiefte sich wieder in den Gratian. Und das alles wegen einem hochmütigen jungen Ding, das sich weigerte, seiner weiblichen Bestimmung nachzukommen.

Joan suchte stundenlang in den Büchern, doch seine Gedanken waren bei Elionors Plan und den möglichen Alternativen. Vielleicht sollte er es ihm direkt sagen. Dann stellte er sich vor, wie er Arnau gegenübersaß – oder vielleicht besser stand … Ja, besser, sie standen beide. »Du solltest mit Elionor die Ehe vollziehen. Du lebst in Sünde«, würde er zu ihm sagen. Und wenn er ungehalten wurde? Er war Baron von Katalonien und Seekonsul der Stadt Barcelona. Wer war er, dass er ihm Vorschriften zu machen hatte? Er vertiefte sich wieder in die Bücher. Warum nur hatte Arnau das Mädchen bei sich aufgenommen? Sie war der Grund für all seine Probleme. Wenn Elionor recht hatte, sollte Mar Arnau zur Besinnung bringen, nicht er. Sie trug die alleinige Schuld an der Situation, niemand anders als sie. Sie hatte alle Heiratskandidaten abgewiesen, um Arnau weiterhin mit ihren Reizen zu betören. Welcher Mann konnte da widerstehen? Sie war der Teufel! Der Teufel in Frauengestalt, die Versuchung, die Sünde. Weshalb sollte er die Zuneigung seines Bruders aufs Spiel setzen, wenn sie der Teufel war? Sie war der Teufel. Sie trug die Schuld. Nur Christus vermochte der Versuchung zu widerstehen. Arnau war nicht Gott, er war ein Mann. Weshalb sollten die Männer um des Teufels willen leiden?

Joan vertiefte sich erneut in die Bücher, bis er fand, was er suchte:

»Siehe, diese schlechte Neigung ist in uns angelegt, die menschliche Natur neigt von Grund auf und ihrer ursprünglichen Verderbtheit wegen zu dieser Sünde, und drängte der Herr in seiner Güte diese natürliche Neigung nicht zurück, würde die ganze Welt schändlich dieser Verfehlung anheimfallen. So lesen wir von einem jungen, reinen Knaben, welcher bei frommen Einsiedlern in der Wüste aufgezogen wurde und keinen Kontakt zu Frauen gehabt hatte, der in die Stadt geschickt wurde, in der sein Vater und seine Mutter lebten. Und als er den Ort betrat, an dem sein Vater und seine Mutter lebten, fragte er jene, die ihn zu all diesen neuen Dingen gebracht hatten, was diese Dinge seien. Und da er schöne, aufgeputzte Frauen sah, fragte er sie, was das für Dinge seien, und die frommen Einsiedler antworteten ihm, es seien Teufel, welche die Sinne betörten. Im Hause der Eltern angekommen, fragten die frommen Einsiedler, welche den Knaben hergebracht hatten: ›Welches von all den schönen und neuen Dingen, die du noch nie zuvor gesehen hast, hat dir am besten gefallen?‹ Und der Knabe antwortete: ›Von allen Dingen, die ich sah, gefielen mir diese Teufel am besten, welche die Sinne betören.‹ Da antworteten sie: ›Oh, du Kleingeist! Hast du nicht so oft schon gehört und gelesen, wie böse die Teufel sind, wie viel Böses sie tun und dass sie in der Hölle hausen? Und doch konnten sie dir so gefallen, als du sie zum ersten Mal sahst?‹ Darauf entgegnete dieser: ›Alles Böse, was sie wirken, wäre mir gleich, und gleich wäre es mir, in der Hölle zu schmoren, wenn ich nur in Begleitung von Teufeln wie diesen wäre. Und nun weiß ich, dass die Teufel in der Hölle nicht so schlimm sind, wie immer behauptet wird, und dass es mir gut erginge in der Hölle, wenn es dort solche Teufel gibt.‹«

Als es Tag wurde, schlug Fra Joan seine Bücher zu. Er würde sich keine Blöße geben. Er wollte kein frommer Einsiedler sein, der den Knaben tadelte, welcher den Teufel vorzog. Er würde seinen Bruder nicht klein im Geiste nennen. So stand es in seinen Büchern, die Arnau ihm gekauft hatte. Seine Entscheidung konnte nicht anders ausfallen. Er kniete vor dem Kruzifix in seinem Zimmer nieder und betete.

An diesem Abend glaubte er vor dem Einschlafen einen seltsamen Geruch wahrzunehmen, einen Geruch nach Tod, der seine Schlafkammer erfüllte, bis es ihm beinahe die Luft nahm.


Am Markustag ernannten der vollzählig zusammengetretene Rat der Hundert und die Zunftmeister von Barcelona Arnau Estanyol, Baron von Granollers, Sant Vicenç und Caldes de Montbui, zum Seekonsul von Barcelona. Wie es das Llibre de Consolat de Mar vorsah, zogen Arnau und der zweite Konsul, die Mitglieder des Rats der Hundert und die Vornehmen der Stadt unter dem Beifall des Volkes zur Börse, dem Sitz des Seekonsulats. Diese befand sich in einem neu errichteten Gebäude in unmittelbarer Ufernähe, nur wenige Schritte von der Kirche Santa María und Arnaus Wechselstube entfernt.

Die Missatges, die Soldaten des Seekonsulats, standen Spalier. Das Gefolge betrat das Gebäude und die Ratsherren von Barcelona übergaben den neu gewählten Konsuln das Gebäude. Gleich nachdem die Ratsherren gegangen waren, begann Arnau mit der Wahrnehmung seiner neuen Aufgaben. Ein Händler forderte Entschädigung für eine Schiffsladung Pfeffer, die ein junger Hafenschiffer beim Entladen ins Wasser hatte fallen lassen. Der Pfeffer wurde in den Gerichtssaal gebracht, und Arnau überzeugte sich persönlich davon, dass er verdorben war.

Er hörte den Händler und den Hafenschiffer an sowie die Zeugen, die beide mitgebracht hatten. Der Hafenschiffer war ihm persönlich bekannt. Es war noch nicht lange her, dass er ein Darlehen in seiner Wechselstube aufgenommen hatte. Er hatte erst kürzlich geheiratet und Arnau hatte ihm gratuliert und ihm alles Gute gewünscht.

»Es ergeht folgendes Urteil«, sagte er, und seine Stimme zitterte. »Der Hafenschiffer muss den Wert des Pfeffers ersetzen. So verlangt es …« Arnau sah in dem Buch nach, das ihm der Schreiber hinhielt. »So verlangt es Kapitel 72 des Seehandelsrechts.« Der junge Mann hatte in der Kirche Santa María geheiratet, wie es sich für einen Mann der See gehörte. Ob seine Frau schwanger war? Arnau erinnerte sich an das Leuchten in den Augen der jungen Frau, als er ihnen gratuliert hatte. Er räusperte sich.

»Hast du …« Er räusperte sich erneut. »Hast du Geld?«

Arnau sah den Jungen an. Ob das Darlehen, das er ihm gewährt hatte, für die Wohnung gewesen war? Für die Ausstattung? Für die Möbel oder vielleicht für das Boot. Das Nein des Jungen tat ihm in den Ohren weh.

»Hiermit verurteile ich dich …« Der Kloß in seinem Hals hinderte ihn beinahe am Weitersprechen. »Ich verurteile dich zu Kerkerhaft, bis du die gesamte Schuld beglichen hast.«

Wie sollte er zahlen, wenn er nicht arbeiten konnte? Arnau vergaß, mit dem Holzhämmerchen auf den Tisch zu schlagen. Die Missatges machten ihn mit Blicken darauf aufmerksam, und er klopfte. Der Junge wurde in das Verlies des Konsulats gebracht. Arnau sah zu Boden.

»Es muss sein«, sagte der Schreiber zu ihm, als alle Beteiligten den Gerichtssaal verlassen hatten.

Arnau schwieg. Er saß zur Linken des Schreibers in der Mitte des riesigen Tischs, der den Raum beherrschte.

»Schau hier«, sagte der Schreiber und schob ihm ein weiteres Buch hin, die Satzung des Konsulats. »Hier steht bezüglich der Kerkerstrafen: ›So zeige man seine Macht, vom Höheren zum Niederen.‹ Du bist Seekonsul und musst deine Macht zeigen. Unser Wohlergehen, das Wohlergehen unserer Stadt hängt davon ab.«

An jenem Tag musste er niemanden mehr ins Gefängnis schicken, an vielen anderen jedoch schon. Die Rechtsprechung des Seekonsuls umfasste den gesamten Handel – Preise, die Heuer der Seeleute, die Sicherheit der Schiffe und der Waren – und alles, was mit der See zu tun hatte. Durch sein Amt wurde Arnau eine Autorität, die nicht dem Stadtrichter unterstand. Er fällte Urteile, beschlagnahmte Waren, pfändete Schuldner, schickte Leute ins Gefängnis. Dabei stand ihm eine eigene bewaffnete Truppe zur Verfügung.

Während Arnau gezwungen war, junge Hafenschiffer einzukerkern, ließ Elionor Felip de Ponts kommen, einen Ritter, den sie aus der Zeit ihrer ersten Ehe kannte. Er war schon einige Male bei ihr vorstellig geworden, damit sie ein gutes Wort für ihn bei Arnau einlegte, dem er eine beträchtliche Summe schuldete, die er nicht zurückzahlen konnte.

»Ich habe versucht, was in meiner Macht stand, Don Felip«, log Elionor, als er vor ihr stand, »doch es war schlichtweg unmöglich. In Kürze werden Eure Schulden gepfändet.«

Felip de Ponts, ein großer, kräftiger Mann mit rotem Bart und kleinen Äuglein, wurde blass, als er die Worte seiner Gastgeberin hörte. Wenn man seine Schulden pfändete, würde er sein weniges Land verlieren … und sogar sein Schlachtross. Ein Ritter ohne Land, das ihn unterhielt, und ohne Pferd, um in den Krieg zu ziehen, konnte sich nicht länger als Ritter bezeichnen.

Felip de Ponts kniete nieder.

»Ich flehe Euch an, werte Dame«, bat er. »Ich bin sicher, Euer Gemahl wird seine Entscheidung aufschieben, wenn Ihr es wünscht. Wenn er zur Pfändung schreitet, hat mein Leben keinen Sinn mehr. Tut es für mich! Um der alten Zeiten willen!«

Elionor ließ sich ein wenig bitten, während der Ritter vor ihr kniete. Sie tat, als dächte sie nach.

»Erhebt Euch«, sagte sie schließlich. »Es gäbe da vielleicht eine Möglichkeit …«

»Ich flehe Euch an«, wiederholte Felip de Ponts noch einmal, bevor er sich erhob.

»Es ist sehr riskant.«

»Sei's drum! Mich kann nichts schrecken. Ich war mit dem König in …«

»Es würde darum gehen, ein Mädchen zu entführen«, erklärte Elionor.

»Ich … ich verstehe nicht«, stammelte der Ritter, nachdem es einige Sekunden still geworden war.

»Ihr habt mich genau verstanden«, entgegnete Elionor. »Es würde darum gehen, ein Mädchen zu entführen … und zu entjungfern.«

»Darauf steht der Tod!«

»Nicht immer.«


Elionor hatte davon gehört. Sie hatte nie nachfragen wollen, schon gar nicht jetzt, da sie ihren Plan hegte. So wartete sie also darauf, dass der Dominikaner ihre Zweifel ausräumte.

»Wir suchen jemanden, der sie entführt«, hatte sie dem Mönch erklärt. Joan war fassungslos gewesen. »Und vergewaltigt.«

Joan hatte das Gesicht in den Händen verborgen.

»Soweit ich weiß, bleibt der Vergewaltiger straffrei, wenn das Mädchen oder seine Eltern einer Ehe zustimmen.« Joan hatte immer noch die Hände vors Gesicht geschlagen. »Stimmt das, Bruder Joan? Stimmt das?«, insistierte sie angesichts seines Schweigens.

»Ja schon, aber …«

»Ja oder nein?«

»Ja«, bestätigte Joan. »Schändung wird mit Verbannung bestraft, wenn sie ohne Gewalt vonstattenging. Wurde hingegen Gewalt angewendet, so gilt die Todesstrafe. Kommt es indes zur Eheschließung oder schlägt der Vergewaltiger einen Ehemann vor, der dem Stand des Mädchens angemessen ist und der auf den Handel eingeht, so bleibt der Täter straffrei.«

Elionor musste ein Lächeln verbergen, als Joan sie ansah, um sie von ihrem Plan abzubringen. Doch Elionor gab die Rolle der entehrten Frau.

»Ich weiß es nicht, doch ich versichere Euch, dass ich jede Abscheulichkeit beginge, um meinen Mann wiederzugewinnen. Suchen wir jemanden, der sie entführt und vergewaltigt, und dann stimmen wir einer Eheschließung zu.« Joan schüttelte den Kopf. »Wo ist der Unterschied?«, setzte Elionor nach. »Wir könnten Mar auch gegen ihren Willen verheiraten, wenn Arnau nicht so geblendet, ja besessen von diesem Mädchen wäre. Ihr selbst würdet sie nur zu gerne verheiraten, wenn Arnau Euch ließe. Wir würden nichts anderes tun, als dem unheilvollen Einfluss dieser Frau auf meinen Ehemann Einhalt zu gebieten. Wir würden Mars zukünftigen Ehemann aussuchen, genau wie bei einer normalen Heirat, außer dass wir Arnaus Einwilligung umgehen. Man kann nicht auf ihn zählen, er ist verrückt, wie von Sinnen wegen dieses Mädchens. Kennt Ihr einen Vater, so reich und vornehm er auch sein mag, der so handelt wie Arnau und zulässt, dass eine seiner Töchter eine alte Jungfer wird? Kennt Ihr einen? Auch der König hat mich gegen meinen Willen verheiratet … ohne mich nach meiner Meinung zu fragen.«

Elionors Argumente hatten Joan ins Wanken gebracht. Diese hatte die Schwäche des Mönchs ausgenutzt und immer wieder auf ihre prekäre Situation hingewiesen, darauf, dass man in diesem Haus in Sünde lebe … Joan hatte versprochen, darüber nachzudenken. Und das hatte er getan. Felip de Ponts hatte seine Zustimmung gefunden, mit Einschränkungen zwar, aber dennoch.


»Nicht immer steht darauf der Tod«, wiederholte Elionor.

Ritter und Edelleute mussten die Usatges , das örtliche Recht, kennen, also auch Felip de Ponts.

»Ihr sagt, das Mädchen würde einer Heirat zustimmen? Warum heiratet sie dann nicht einfach?«, fragte dieser nun.

»Ihre Vormunde würden zustimmen.«

»Weshalb suchen sie ihr nicht einfach einen Ehemann?«

»Das geht Euch nichts an«, wies Elionor ihn zurecht. Das war ihre Aufgabe, dachte sie. Und die des Mönches.

»Ihr verlangt von mir, dass ich ein Mädchen entführe und vergewaltige, und behauptet gleichzeitig, das Motiv gehe mich nichts an? Meine Dame, Ihr habt Euch in mir getäuscht. Ich mag Schulden haben, aber ich bin ein Ehrenmann …«

»Es handelt sich um meine Ziehtochter.« Felip de Ponts war überrascht. »Ja, doch. Die Rede ist von meiner Ziehtochter, Mar Estanyol.«

Felip de Ponts erinnerte sich an das Mädchen, das Arnau an Kindes statt bei sich aufgenommen hatte. Er hatte sie einmal in der Wechselstube ihres Vaters gesehen. Bei einem seiner Besuche bei Elionor hatte er sogar eine angenehme Unterhaltung mit ihr geführt.

»Ihr wollt, dass ich Eure eigene Ziehtochter entführe und vergewaltige?«

»Mir scheint, Don Felip, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Ich kann Euch die Zusicherung geben, dass Euer Vergehen nicht bestraft werden wird.«

»Aber warum?«

»Die Gründe sind meine Sache! Nun, wie entscheidet Ihr?«

»Was hätte ich davon?«

»Die Mitgift wäre hoch genug, um all Eure Schulden zu begleichen – und glaubt mir, mein Mann wird sehr großzügig gegenüber seiner Ziehtochter sein. Außerdem stündet Ihr hoch in meiner Gunst, und Ihr wisst ja, wie nahe ich dem König stehe.«

»Und der Baron?«

»Um den kümmere ich mich.«

»Ich verstehe nicht …«

»Es gibt nichts weiter zu verstehen. Entweder Ruin, Schande und Schmach, oder meine Gunst.« Felip de Ponts setzte sich. »Ruin oder Reichtum, Don Felip. Wenn Ihr Euch weigert, wird der Baron noch morgen Euer Land, Eure Waffen und Eure Tiere pfänden. So viel kann ich Euch versichern.«

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