44


Es vergingen zehn Tage voll beklemmender Ungewissheit, bis Arnau die ersten Nachrichten von Mar erhielt. Zehn Tage, in denen er nichts anderes tat, als der Frage nachzugehen, was mit dem Mädchen geschehen war, nachdem es spurlos verschwunden war. Er sprach beim Stadtrichter und den Ratsherren vor, damit diese alles daransetzten, die Vorgänge aufzuklären. Er setzte hohe Belohnungen für jeden Hinweis auf Mars Schicksal und ihren Aufenthaltsort aus, und er betete, wie er noch nie im Leben gebetet hatte. Schließlich bestätigte Elionor, die behauptete, die Information von einem durchreisenden Händler zu haben, seine Befürchtungen. Das Mädchen war von einem Ritter namens Felip de Ponts entführt worden, einem seiner Schuldner, der sie in einem Wehrhof in der Nähe von Mataró festhielt, keine Tagesreise nördlich von Barcelona.

Arnau entsandte die Missatges des Seekonsulats dorthin. Er selbst ging zur Kirche Santa María, um zu seiner Madonna zu beten.

Niemand wagte es, ihn zu stören. Selbst die Handwerker hielten in ihrer Arbeit inne. Vor dem kleinen steinernen Gnadenbild kniend, das ihm ein Leben lang so viel bedeutet hatte, versuchte Arnau, die schrecklichen Szenen zu verdrängen, die ihn zehn Tage lang gequält hatten und die sich nun in seinen Gedanken mit dem Gesicht Felip de Ponts verbanden.

Felip de Ponts hatte Mar in ihrem eigenen Haus überfallen, geknebelt und geschlagen, bis das Mädchen schließlich erschöpft seinen Widerstand aufgab. Er hatte sie in einen Sack gesteckt und diesen auf einen mit Reitgeschirr beladenen Karren gehievt, der von einem seiner Bediensteten gelenkt wurde. So hatten sie das Stadttor passiert, ohne dass jemand Verdacht schöpfte, denn es sah so aus, als wäre der Ritter in die Stadt gekommen, um Zügel und Zaumzeuge zu kaufen oder reparieren zu lassen. Auf seinem Hof angekommen, brachte er das Mädchen in den befestigten Turm und schändete es immer wieder, mit zunehmender Rücksichtslosigkeit und Lust, je deutlicher ihm die Schönheit seiner Geisel bewusst wurde und je verzweifelter sie versuchte, ihren Körper, wenn schon nicht mehr ihre Jungfräulichkeit, zu schützen. Eigentlich hatte Felip de Ponts Joan versprochen, Mar zu entjungfern, ohne sie zu entkleiden oder ihr seine eigene Blöße zu zeigen und dabei nur so viel Gewalt anzuwenden, wie unbedingt nötig war. Beim ersten Mal hielt er sich auch daran; und dabei hätte es bleiben sollen, doch die Wollust war stärker als sein ritterliches Ehrenwort.

Nichts von dem, was sich Arnau unter Tränen und mit wehem Herzen in der Kirche Santa María ausmalte, konnte mit dem mithalten, was das Mädchen durchlitt.

Als die Missatges in die Kirche stürmten, kamen die Bauarbeiten völlig zum Erliegen. Die Stimme des Hauptmanns hallte von den Wänden wider wie im Gerichtssaal des Seekonsulats.

»Ehrenwerter Herr Konsul, es stimmt. Eure Tochter wurde entführt und befindet sich in der Gewalt des Ritters Felip de Ponts.«

»Habt ihr mit ihm gesprochen?«

»Nein, Herr Konsul. Er hat sich im Turm verschanzt und unsere Autorität in Abrede gestellt, da es keine Handelsangelegenheit betrifft.«

»Wisst ihr etwas von dem Mädchen?«

Der Hauptmann senkte den Blick.

Arnau grub die Fingernägel in das Holz des Betstuhls.

»Ich habe keine Autorität? Die soll er haben«, presste er hervor.


Die Nachricht von Mars Entführung verbreitete sich rasch. Am nächsten Tag begannen bei Tagesanbruch sämtliche Kirchenglocken Barcelonas durchdringend zu läuten, und das »Via fora!« erscholl wie aus einer Kehle: Es galt, eine Bürgerin Barcelonas zu retten.

Wie so oft schon verwandelte sich die Plaza del Blat in den Sammelplatz des Bürgerheeres von Barcelona, an dem sich sämtliche Zünfte der Stadt einfanden. Es fehlte keine, und die bewaffneten Zunftmitglieder sammelten sich unter ihren Bannern. An diesem Morgen legte Arnau seine Prunkgewänder ab und zog erneut jene einfachen Kleider an, in denen er damals unter dem Befehl Eiximèn d'Esparças und dann gegen Pedro den Grausamen gekämpft hatte. Er benutzte immer noch die herrliche Armbrust seines Vaters. Er hatte sie nicht gegen eine andere eintauschen wollen und war nun so dankbar dafür wie nie zuvor. Am Gürtel trug er denselben Dolch, mit dem er vor Jahren seinen Feinden den Tod gebracht hatte.

Als Arnau auf den Platz kam, wurde er von über dreitausend Männern begrüßt. Die Fahnenträger erhoben die Banner. Schwerter, Lanzen und Armbrüste wurden über den Köpfen geschwenkt, während ein ohrenbetäubendes »Via fora!« erklang. Arnau zeigte keine Regung. Joan und Elionor, die hinter Arnau standen, wurden bleich. Arnau blickte suchend über das Meer von Waffen und Bannern. Die Geldwechsler hatten keine eigene Zunft.

»War das in unseren Plänen vorgesehen?«, fragte der Dominikanermönch Elionor inmitten des Lärms.

Elionor starrte verloren in die Menge. Ganz Barcelona stand hinter Arnau. Johlend schwenkten sie ihre Waffen. Und das alles wegen dieser kleinen Hexe.

Da entdeckte Arnau das Banner. Die Menge ließ ihn durch, während er zum Sammelpunkt der Bastaixos ging.

»War das in unseren Plänen vorgesehen?«, fragte der Mönch noch einmal. Die beiden gingen langsam hinter Arnau her. Elionor gab keine Antwort. »Sie werden unseren Ritter vernichten. Sie werden sein Land verwüsten, sein Gehöft zerstören, und dann …«

»Und dann was?«, blaffte Elionor, während sie nach vorn sah.

Ich werde meinen Bruder verlieren, dachte Joan. Vielleicht bleibt uns noch Zeit, etwas zu unternehmen. Das kann nicht gut gehen …

»Sprecht mit ihm«, bat er Elionor.

»Seid Ihr verrückt geworden?«

»Und wenn er der Ehe nicht zustimmt? Und wenn Felip de Ponts alles erzählt? Sprecht mit ihm, bevor sich das Heer in Marsch setzt. Tut es. Bei Gott, Elionor!«

»Bei Gott?« Nun sah Elionor Joan an. »Sprecht Ihr mit Eurem Gott, Mönch!«

Die beiden erreichten das Banner der Bastaixos. Dort erblickten sie Guillem, unbewaffnet, wie es sich für einen Sklaven gehörte.

Arnau sah Elionor mit gerunzelter Stirn an, als er sie bemerkte.

»Sie ist auch meine Ziehtochter«, rief sie.

Die Ratsherren gaben den Befehl zum Abmarsch und das Bürgerheer von Barcelona setzte sich in Bewegung. Die Banner von Sant Jordi und der Stadt zogen voran, gefolgt von den Bastaixos und den übrigen Zünften, dreitausend Mann gegen einen einzelnen Ritter. Auch Elionor und Joan befanden sich unter ihnen.

Auf halbem Wege wuchs das Bürgerheer von Barcelona um mehr als hundert Bauern von Arnaus Besitzungen an, die bereitwillig mit ihren Armbrüsten auszogen, um für den Mann zu kämpfen, der sich ihnen gegenüber so großzügig verhalten hatte. Arnau stellte fest, dass sich ihnen kein Adliger oder Ritter anschloss.

Gemeinsam mit den anderen Bastaixos schritt Arnau grimmig hinter dem Banner her. Joan versuchte zu beten, doch was ihm sonst so leicht über die Lippen ging, wurde nun zu einem wirren Gedankenwust. Weder er noch Elionor hatten damit gerechnet, dass Arnau das Bürgerheer der Stadt einberufen würde. Die Schritte der dreitausend Mann, die auszogen, um einer Bürgerin Barcelonas Gerechtigkeit und Genugtuung widerfahren zu lassen, dröhnten Joan in den Ohren. Viele von ihnen hatten ihre Töchter geküsst, bevor sie aufgebrochen waren. Mehr als einer hatte, bereits bewaffnet, beim Abschied das Kinn seiner Frau angehoben und zu ihr gesagt: »Barcelona verteidigt seine Bürger … vor allem seine Frauen.«

Sie werden das Land des unglücklichen Felip de Ponts verwüsten, als hätte er ihre eigenen Töchter entführt, dachte Joan. Sie werden ihm den Prozess machen und ihn hinrichten, doch vorher werden sie ihm Gelegenheit geben, zu reden … Joan sah Arnau an, der schweigend und mit finsterer Miene vorwärtsstapfte.

Gegen Abend erreichte das Heer den Besitz Felip de Ponts und hielt am Fuß des kleinen Hügels an, auf dem das Anwesen des Ritters stand. Bei diesem handelte es sich um einen schlichten Bauernhof ohne jegliche Verteidigungsanlage, abgesehen von dem üblichen Wehrturm, der sich an einer Seite des Hofes befand. Joan blickte zu dem Gehöft herüber. Dann wanderte sein Blick über das Heer, das auf die Befehle der Ratsherren wartete. Er sah Elionor an, die seinem Blick auswich. Dreitausend Mann, um ein einfaches Gehöft einzunehmen!

Plötzlich kam Leben in Joan, und er lief dorthin, wo Arnau und Guillem mit den Ratsherren und den übrigen Vornehmen der Stadt unter dem Banner von Sant Jordi zusammenstand und beratschlagte, was nun zu tun sei. Ihm wurde flau im Magen, als er feststellte, dass die große Mehrheit dafür plädierte, das Gehöft anzugreifen, ohne jegliche Vorankündigung und ohne Ponts die Möglichkeit zu lassen, sich dem Bürgerheer zu ergeben.

Die Ratsherren begannen den Zunftmeistern Befehle zu erteilen. Joan sah zu Elionor, die reglos zu dem Gehöft herüberstarrte. Dann trat er zu Arnau. Er wollte mit ihm reden, doch er konnte einfach nicht. Guillem, der neben ihm stand, sah ihn mit Verachtung im Blick an. Die Zunftmeister gaben die Befehle an ihre Soldaten weiter. Ringsum waren die Vorbereitungen zum Kampf zu hören. Fackeln wurden entzündet. Man hörte Schwerter klirren und das Geräusch, mit dem die Armbrüste gespannt wurden. Joan betrachtete das Gehöft und dann wieder das Heer. Dieses setzte sich nun in Bewegung. Es würde keine Zugeständnisse geben. Barcelona würde keine Gnade zeigen. Arnau ließ den Mönch stehen, um wie alle anderen zum Gehöft Felip de Ponts zu ziehen. Er hielt seinen Dolch fest umklammert. Ein erneuter Blick zu Elionor: Sie zeigte immer noch keine Regung.

»Nein!«, rief Joan, doch sein Bruder hatte ihm bereits den Rücken gekehrt.

Sein Schrei ging im Lärmen des Heeres unter. Vor dem Gehöft erschien eine Gestalt auf einem Pferd. Langsam kam ihnen Felip de Ponts entgegengeritten.

»Nehmt ihn fest!«, ordnete ein Ratsherr an.

»Nein!«, rief Joan. Alle wandten sich zu ihm um. Arnau sah ihn fragend an. »Ein Mann, der sich ergibt, darf nicht festgenommen werden.«

»Was soll das, Mönch?«, fragte einer der Ratsherren. »Willst du das Heer von Barcelona befehligen?«

Joan warf Arnau einen flehentlichen Blick zu.

»Ein Mann, der sich ergibt, darf nicht festgenommen werden«, erklärte er seinem Bruder noch einmal.

»Lasst ihn sich ergeben«, lenkte Arnau ein.

Felip de Ponts' erster Blick galt seinen Komplizen. Dann wandte er sich an die Männer unter dem Banner Sant Jordis, darunter auch Arnau und die Ratsherren der Stadt.

»Bürger von Barcelona!«, rief er laut genug, damit ihn das ganze Heer verstehen konnte. »Ich weiß, warum ihr heute hier seid, und ich weiß, dass ihr Gerechtigkeit für eine Mitbürgerin wollt. Hier bin ich. Ich bekenne mich der Vergehen schuldig, die man mir vorwirft, doch bevor ihr mich festnehmt und meinen Besitz zerstört, bitte ich euch um die Gelegenheit zu sprechen.«

»Sprecht«, gestand ihm einer der Ratsherren zu.

»Es ist wahr, dass ich Mar Estanyol gegen ihren Willen entführt und mich mit ihr vereint habe …« Ein Murmeln ging durch die Reihen des barcelonesischen Bürgerheers und hinderte Felip de Ponts am Weitersprechen. Arnau schloss seine Hände um die Armbrust. »Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, wohl wissend, welche Strafe auf dieses Vergehen steht. Ich habe es getan und ich würde es wieder tun, denn so groß war meine Liebe zu diesem Mädchen, so groß mein Kummer darüber, sie in ihrer Jugend dahinwelken zu sehen, ohne einen Ehemann an ihrer Seite, um mit ihm die Gaben zu genießen, die der Herrgott ihr gewährt hat, dass meine Gefühle meinen Verstand übermannten und ich mich eher wie ein liebestolles Tier als wie ein Ritter König Pedros verhielt.« Joan spürte die angespannte Aufmerksamkeit des Heeres und versuchte, dem Ritter in Gedanken die nächsten Worte einzugeben. »Als dieses Tier, das ich war, ergebe ich mich euch. Als Ritter, der ich wieder sein möchte, verpflichte ich mich, Mar zu heiraten und sie mein Leben lang zu lieben. Nun richtet über mich! Ich bin nicht bereit, einen Ehemann ihres Standes vorzuschlagen, wie es unsere Gesetze vorsehen. Bevor ich sie mit einem anderen sehe, nehme ich mir lieber eigenhändig das Leben.«

Felip de Ponts beendete seine Ansprache und wartete stolz auf seinem Pferd, einem Heer von dreitausend Mann trotzend, die schweigend dastanden und zu verstehen versuchten, was sie soeben gehört hatten.

»Gelobt sei der Herr!«, rief Joan.

Arnau sah ihn erstaunt an. Alle wandten sich dem Mönch zu, auch Elionor.

»Was soll das?«, fragte Arnau.

»Arnau …« Joan fasste seinen Bruder am Arm und erhob die Stimme, laut genug, damit ihn die Anwesenden hören konnten. »Dies ist nichts anderes als die Folge unserer eigenen Nachlässigkeit.« Arnau fuhr zusammen. »Jahrelang haben wir Mars Launen nachgegeben und unsere Pflichten gegenüber einer schönen, gesunden jungen Frau vernachlässigt, die bereits Kinder haben sollte, wie es ihre Bestimmung gewesen wäre. So will es das göttliche Gesetz, und es ist nicht an uns, seine Wege zu durchkreuzen.« Arnau wollte etwas erwidern, doch Joan brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ich fühle mich schuldig. Seit Jahren fühle ich mich schuldig, weil ich zu nachgiebig gegenüber einer launischen Frau gewesen bin, deren Leben in den Augen der heiligen katholischen Kirche sinnlos war. Dieser Ritter« – er deutete auf Felip de Ponts – »ist nichts anderes als die Hand Gottes. Der Herr hat ihn gesandt, um das zu tun, wozu wir nicht imstande waren. Ja, jahrelang habe ich mich schuldig gefühlt, wenn ich sah, wie die Schönheit und die Gesundheit dahinwelkten, die Gott diesem Mädchen schenkte, welches das Glück hatte, von einem gütigen Menschen wie dir aufgenommen zu werden. Ich will mich nicht auch noch am Tod eines Mannes schuldig fühlen, der unter Einsatz seines eigenen Lebens, das er uns heute anbietet, gekommen ist, um das zu einem guten Ende zu bringen, was durchzusetzen wir nicht fertigbrachten. Stimme der Heirat zu. Ich an deiner Stelle, wenn du meine Meinung hören willst, würde zustimmen.«

Arnau schwieg. Das ganze Heer wartete gespannt auf seine Antwort. Joan nutzte den Moment, um Elionor anzusehen. Er glaubte, ein stolzes Lächeln auf ihren Lippen zu erkennen.

»Willst du damit sagen, dass ich an alldem schuld bin?«, fragte Arnau Joan.

»Nein, Arnau, ich bin schuld. Ich hätte dich über die Vorschriften der Kirche und die göttliche Bestimmung in Kenntnis setzen müssen, doch das habe ich nicht getan … Und ich bereue es.«

Guillems Augen sprühten Funken.

»Was will das Mädchen?«, fragte Arnau Felip de Ponts.

»Ich bin ein Ritter König Pedros«, antwortete dieser, »und seine Gesetze – dieselben, die euch heute hierhergeführt haben – messen bei einer Heirat dem Willen der Frau keine Bedeutung bei.« Ein zustimmendes Raunen ging durch die Reihen des Heeres. »Ich, Felip de Ponts, katalanischer Ritter, biete Eurer Ziehtochter die Ehe an. Solltest du, Arnau Estanyol, Baron von Katalonien und Seekonsul von Barcelona, einer Heirat nicht zustimmen, so nehmt mich fest und richtet über mich. Stimmst du jedoch zu, so hat der Willen des Mädchens wenig Bedeutung.«

Erneut murmelte das Heer zustimmend zu den Worten des Ritters. So war das Gesetz, und alle hielten sich daran und verheirateten ihre Töchter unabhängig davon, was diese wollten.

»Es geht nicht darum, was sie will, Arnau«, flüsterte Joan ihm zu. »Es ist deine Pflicht. Finde dich damit ab. Niemand fragt seine Töchter nach ihrer Meinung. Es wird entschieden, was für sie am besten ist. Dieser Mann hat Mar entjungfert, da geht es nicht mehr darum, was das Mädchen will. Entweder sie heiratet ihn oder ihr Leben wird die Hölle sein. Die Entscheidung liegt bei dir, Arnau: ein weiterer Toter oder die göttliche Lösung für unsere Versäumnisse.«

Arnau sah zu seinen Freunden und Verwandten. Guillem starrte voller Wut zu dem Ritter herüber. Elionor, mit der er auf Befehl des Königs verheiratet war, hielt seinem Blick stand. Arnau sah sie fragend an. Elionor nickte. Zuletzt wandte er sich Joan zu.

»Es ist das Gesetz«, sagte dieser.

Arnau sah den Ritter an, dann die Soldaten. Diese hatten die Waffen gesenkt. Keiner dieser dreitausend Männer schien die Argumente Felip de Ponts infrage zu stellen, keiner dachte mehr an Krieg. Sie warteten auf Arnaus Entscheidung. So war das katalanische Gesetz. Was erreichte er, wenn er kämpfte, den Ritter tötete und Mar befreite? Was für ein Leben erwartete das Mädchen, nachdem man es entführt und geschändet hatte? Ein Kloster?

»Ich stimme zu.«

Für einen Moment herrschte Stille. Dann ging ein Raunen durch die Reihen der Soldaten, als Arnaus Entscheidung die Runde machte. Manche begrüßten laut seinen Entschluss, ein anderer jubelte. Weitere schlossen sich an, und schließlich brach das ganze Heer in Jubelrufe aus.

Joan und Elionor sahen sich erleichtert an.

Keine hundert Meter entfernt beobachtete die Frau, über deren Zukunft soeben beschlossen worden war, aus ihrem Gefängnis in Felip de Ponts Wehrturm die Menge, die sich am Fuß der kleinen Anhöhe drängte. Warum kamen sie nicht hinauf? Warum griffen sie nicht an? Was hatten sie mit diesem Unhold zu besprechen? Was riefen sie da?

»Arnau, was rufen deine Männer da?«

Загрузка...