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Die Eisblumen an den Fensterscheiben bildeten ein kristallenes Kaleidoskop. Die silbernen Kringel reflektierten das Licht der Lampe. Draußen war es stockfinster.

In Porthault-Bettwäsche und eine Daunensteppdecke geku­schelt, studierten Little Marilyn und Fitz-Gilbert ihre Weih­nachtslisten.

Little Marilyn hakte Carol Jones' Namen ab.

Fitz warf einen Blick auf ihre Liste. »Was hast du für Carol besorgt?«

»Den wunderbaren Fotoband, der zu einer Biographie einer Frau aus Montana zusammengestellt wurde. Was für ein Leben. Und die Fotos sind nur durch einen glücklichen Zufall erhalten geblieben.«

Fitz deutete auf einen Namen auf ihrer Liste.

»Streich den.«

Little Marilyn hatte die vorjährige Weihnachtsliste als Vorla­ge fotokopiert und vergessen, Ben Seiferts Namen zu streichen. Sie verzog das Gesicht.

Sie wandten sich wieder ihren Listen zu, und nach einer Weile unterbrach Little Marilyn ihren Mann. »Ben hatte Zugang zu unseren Geschäftsunterlagen.«

»Hmm« Fitz hörte nicht richtig hin.

»Hast du unsere Investitionen überprüft?«

»Ja.« Fitz war nicht sonderlich interessiert.

Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an.

»Autsch.« Er drehte sich zu ihr hin. »Was soll das?«

»Und? Unsere Investitionen?«

»Erstens, Ben war Banker, kein Börsenmakler. Er hätte mit unseren Anlagen kaum etwas anstellen können. Cabby hat unse­re Konten vorsichtshalber gründlich überprüft. Es ist alles in Ordnung.«

»Du konntest Ben nicht leiden, stimmt's?«

»Du etwa?« Fitz hob eine Augenbraue.

»Nein.«

»Warum fragst du mich dann, was du schon weißt?« »Komisch, wie man auf Menschen reagiert. Du konntest ihn nicht leiden. Ich konnte ihn nicht leiden. Trotzdem waren wir nett zu ihm.«

»Wir sind nett zu allen Leuten.« Fitz war überzeugt, daß das die Wahrheit war, obwohl seine Frau manchmal eine Imitation ihrer herrischen Mutter sein konnte. Sie nahmen sich wieder ihre Listen vor. Little Marilyn unterbrach ihn erneut. »Und wenn es Ben war, der dein Büro durchwühlt hat?«

Fitz gab es auf, sich weiter mit der Liste zu beschäftigen. »Wie kommst du bloß auf solche Ideen?«

»Ich weiß nicht. Ist mir einfach so durch den Kopf gegangen. Aber was könnte er von dir wollen? Es sei denn, er hat unsere Konten umgeleitet, aber du und Cabell sagt ja, es ist alles in Ordnung.«

»Ja. Es ist alles in Ordnung. Ich weiß nicht, wer mein Büro verwüstet hat. Rick Shaw hat keinen Hinweis, und da Computer und Fotokopierer unangetastet waren, betrachtet er es als einen Fall von willkürlichem Vandalismus. Höchstwahrscheinlich Jugendliche.«

»Wie in Earlysville, wo sie die Briefkästen mit Baseballschla­gern demoliert haben?«

»Wann war das?« Fitz' Augen weiteten sich gespannt.

»Liest du den>Kriminalreport< in der Sonntagszeitung nicht?« Er schüttelte den Kopf, und Little Marilyn fuhr fort: »Seit sechs, sieben Monaten fährt jemand nachmittags durch die Gegend und zertrümmert die Briefkästen mit Baseballschlägern.«

»Dir entgeht aber auch gar nichts, was, Schätzchen?« Fitz leg­te seinen Arm um sie.

Sie lächelte ihn an. »Sobald sich die Lage hier entspannt.«

»Du meinst, sobald das Chaos ein bißchen nachläßt?«

»Ja. Laß uns in den Homestead-Ferienclub fahren. Ich brauch ein bißchen Erholung von alledem. Und ich brauch Erholung von Mutter.«

»Amen.«

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