5

Tau netzte das Gras, als Harry, Mrs. Murphy und Tucker an den Bahngleisen entlanggingen. Die Nacht war wieder ungewöhn­lich warm gewesen, und der Tag versprach genauso zu werden. Die schrägen Sonnenstrahlen tränkten Crozet in heitere Hoff­nung - so zumindest pflegte Harry über den Morgen zu denken.

Auf der Höhe des Bahnhofs kam ihr Mrs. Hogendobber mit kleinen Hanteln in den Fäusten entgegen.

»Morgen, Harry.«

»Morgen, Mrs. H.« Harry winkte, als die strebsame Gestalt vorüberkeuchte, bekleidet mit einem alten Pullover und einem Rock, der übers Knie reichte. Mrs. Hogendobber war der unum­stößlichen Ansicht, daß Frauen keine Hosen tragen sollten, aber Turnschuhe ließ sie gelten. Sogar ihre Schwester in Greenville, South Carolina, meinte, gegen Hosen sei nichts einzuwenden, Miranda aber erklärte, ihre gute Mutter habe ein Vermögen für Anstandsunterricht ausgegeben, ihre Würde als Dame zu be­wahren sei das wenigste, womit sie dieses elterliche Opfer ver­gelten könne.

Harry erreichte die Tür zum Postamt im selben Moment, als Rob Collier mit dem großen Postauto angetuckert kam. Äch­zend lud er die Postsäcke ab, beklagte sich bitter, daß der Klatsch im Hauptpostamt in Charlottesville dünn gesät sei, sprang wieder in den Wagen und raste davon.

Während Harry die Post sortierte, kam Boom Boom Craycroft hereingeschlendert. Ihrem Auftritt fehlte nur noch ein Fanfaren­stoß. Im Gegensatz zu Mrs. Hogendobber trug sie Hosen, vor­wiegend hautenge Jeans, und sie hatte eine Vorliebe für T- Shirts oder sonstige Oberteile, die den Blick auf ihren Busen lenkten. Sie war früh entwickelt gewesen, schon im sechsten Schuljahr. Die Jungen sagten jedesmal »Baboom, Baboom«, wenn sie vorübertänzelte. Mit den Jahren verkürzte sich das zu Boom Boom. Ob dieser Spitzname sie störte, war nicht zu er­kennen. Es schien sie jedenfalls zu freuen, daß ihre Vorzüge schon Legende waren.

Es schien sie nicht zu freuen, Harry zu sehen.

»Guten Morgen, Boom Boom.«

»Guten Morgen, Harry. Was für mich dabei?«

»Hab ich schon ins Fach gelegt. Wie kommt's, daß du schon so früh in der Stadt bist?«

»Ich stehe jetzt immer zeitig auf, um soviel Licht wie möglich mitzukriegen. Ich leide nämlich an jahreszeitlich bedingter Er­regungsstörung, und der Winter macht mich depressiv.«

Harry, seit langem vertraut mit Boom Booms endlosen Krankheitslisten, mit denen man mehrere medizinische Lehrbü­cher hätte füllen können, konnte sich nicht verkneifen zu sagen: »Aber Boom Boom, ich dachte, du hättest das überwunden, indem du Milchprodukte von deinem Speisezettel abgesetzt hast.«

»Nein, das war wegen meiner Schleimbeschwerden.«

»Ach so.« Harry dachte bei sich, wenn Boom Boom nur die Hälfte der lebhaft beschriebenen Gebrechen hätte, über die sie klagte, dann wäre sie tot. Harry hätte dagegen absolut nichts einzuwenden gehabt.

»Wir« - und hiermit meinte Boom Boom sich und Harrys Ex­Ehemann Fair - »waren gestern abend bei Mim. Little Marilyn und Fitz-Gilbert waren auch da, wir haben Pictionary gespielt. Du hättest sehen sollen, wie Mim sich ins Zeug gelegt hat. Sie muß immer gewinnen.«

»Und? Hat sie gewonnen?«

»Wir haben sie gewinnen lassen. Sonst würde sie uns dieses Jahr beim Erntefest nicht an ihren Tisch einladen. Du weißt ja, wie sie ist. Sag mal, Little Marilyn und Fitz-Gilbert haben er­wähnt, sie hätten diesen Neuen getroffen ->göttlich< soll er aussehen, hat Marilyn gesagt -, und der ist nun dein Nachbar. Und er hat in Yale studiert. Was hat ein Yale-Absolvent hier zu suchen? Der Süden schickt seine Söhne nach Princeton, also muß er ein Yankee sein. Ich war mal mit einem Yale-Mann zusammen, von der Verbindung>Skull and Bones<. Schädel und Knochen, haha, die reine Ironie, denn beim Tanzen mit ihm hab ich mir doch wahrhaftig den Fußknöchel gebrochen.«

Harry fand es übertrieben, das als Ironie zu bezeichnen. In Wirklichkeit wollte Boom Boom sie ja nur wissen lassen, daß sie nicht nur einen Yale-Mann gekannt hatte, sondern einen »Skull and Bones«-Mann - nicht »Wolfs Head« oder eine der »geringeren« Geheimgesellschaften, sondern »Skull and Bo­nes«. In Yale angenommen zu werden war nach Harrys Mei­nung Ehre genug; gehörte man dazu noch einer Geheimgesell­schaft an, na großartig, doch tat man gut daran, darüber den Mund zu halten. Aber Boom Boom konnte ja nie den Mund halten.

Tucker gähnte hinter dem Schalter.»Murph, spring in den Postkarren.«

»Okay« Mrs. Murphy wackelte mit dem Hinterteil, nahm An­lauf und sprang von dem Schalter, von dem aus sie das verdeck­te Gefecht zwischen den Menschen belauscht hatte. Sie landete genau in der Mitte des Postkarrens, der nun mit metallisch klappernden Rädern durchs Hinterzimmer rollte. Tucker rannte bellend nebenher.

»He, ihr beiden.« Harry kicherte.

»Ich muß los, sonst komme ich zu spät zu meiner Low-Impact Aerobic-Stunde. Schönen Tag noch.« Mit diesem geheuchelten Wunsch ging Boom Boom hinaus.

Boom Boom zog die Männer an. Das war für Harry ein neuer Beweis dafür, daß die zwei Geschlechter Frauen nicht auf die­selbe Weise sahen. Vielleicht kamen Männer und Frauen von verschiedenen Planeten - das dachte Harry zumindest, wenn sie einen schlechten Tag hatte. Boom Boom hatte ein anziehendes Gesicht und ihre legendären Titten, aber Harry sah auch, daß sie eine Hypochonderin reinsten Wassers war. Immer, wenn sie Gefahr lief, eine nützliche Arbeit zu verrichten, gelang es ihr, sich eine furchtbare Krankheit zuzuziehen.

Susan Tucker hatte oft gebrummt, daß Boom Boom nie mit armen Männern bumsen würde. Nun hatte sie dieses Prinzip bei Fair Haristeen durchbrochen, und Harry wußte, daß Boom Boom es früher oder später satt haben würde, nicht immer, wenn sie Lust darauf hatte, neue Ohrringe, Reisen ins Ausland und neue Autos zu bekommen. Freilich hatte sie selbst genug Geld, um es mit vollen Händen ausgeben zu können, aber das machte längst nicht soviel Spaß, wie dafür zu sorgen, daß es jemand anderem durch die Finger rann. Sie würde warten, bis ein reicher Kerl in Sichtweite war, und Fair dann blitzschnell fallen lassen. Harry wäre gerne ein guter Mensch gewesen, der sich nicht diebisch auf diesen Moment freute. Aber ein so guter Mensch war sie nicht.

Dieser Traum von einer späten Rache wurde unterbrochen, als Mim Sanburne ins Postamt schritt. Angetan mit einem österrei­chischen Walkjanker, auf dem Kopf einen kecken Jägerhut mit einer Fasanenfeder, hätte sie aus Tirol kommen können. Ein erfreulicher Gedanke, denn das würde bedeuten, daß sie nach Tirol zurückfliegen würde.

»Harry«, grüßte Mim herrisch.

»Mrs. Sanburne.«

Mim hatte ein Schließfach mit einer niedrigen Nummer, eine weitere Bestätigung ihres Status, denn die Familie hatte dieses Fach, seit der Postdienst in Crozet eingerichtet wurde. Mim hatte beide Arme voll von Briefen und Hochglanzillustrierten, die sie auf den Schalter warf. »Ich höre, Sie haben einen gut­aussehenden Begleiter.«

»So?« lautete die erstaunte Entgegnung.

Mrs. Murphy sprang in dem Postbehälter herum, und Tucker schnappte von unten nach dem beweglichen Gebilde in dem Sackleinen.

»Mein Schwiegersohn Fitz-Gilbert sagt, er hat ihn erkannt, diesen Blair Bainbridge. Er ist ein Model. Er hat ihn inEsquire, GQ und so weiter gesehen. Ich meine, diese Models sind ein bißchen verquer, wenn Sie verstehen, was ich meine?«

»Nein, Mrs. Sanburne.«

»Ich will Sie nur beschützen, Harry. Diese hübschen Kerle heiraten Frauen, aber sie bevorzugen Männer, wenn ich so deut­lich werden muß.«

»Erstens, ich hab nichts mit ihm.«

Das war eine echte Enttäuschung für Mim. »Oh.«

»Zweitens, ich habe keine Ahnung von seinen sexuellen Vor­lieben, aber er scheint sehr nett zu sein, und vorerst nehme ich ihn einfach so, wie er ist. Drittens, ich habe gerade Urlaub von Männern.«

Mim fuchtelte mit ihrer Hand über dem Kopf herum, was sie als dramatische Geste empfand. »Das sagt jede Frau, bis sie dem nächsten Mann begegnet, und es wird einen nächsten geben. Männer sind wie Busse - einer kommt immer um die Ecke.«

»Ein interessanter Gedanke.« Harry lächelte.

Mim schaltete ihre Stimme auf die Tonlage »wichtige Infor­mation« um. »Wissen Sie, meine Liebe, Boom Boom wird Fair eines Tages satt haben. Wenn er zur Vernunft gekommen ist, nehmen Sie ihn zurück.«

Da jedermann seine Nase in jedermanns Angelegenheiten steckte, war Harry über diesen ungebetenen intimen Rat der Bürgermeistersgattin nicht gekränkt. »Das kann ich unmöglich tun.«

Ein wissendes Lächeln breitete sich auf dem sorgfältig ge­schminkten Gesicht aus. »Der Teufel, den man kennt, ist immer noch besser als der Teufel, den man nicht kennt.« Mit diesem weisen Ratschlag steuerte Mim auf die Tür zu, blieb stehen, machte kehrt, schnappte sich ihre Post und die Illustrierten vom Schalter und ging endgültig.

Harry verschränkte die Arme vor ihrem durchaus kräftigen Oberkörper und sah ihre Tiere an. »Mädels, die Menschen quat­schen verdammt blödes Zeug.«

Mrs. Murphy rief aus dem Postbehälter:»Mim ist eine dumme Pute. Was soll's? Schubs mich an.«

»Du hast es dir da drin ja richtig gemütlich gemacht.« Harry faßte den Postbehälter an der Ecke und rollte Mrs. Murphy be­schwingt durchs Postamt, während Tucker aufgeregt kläffte.

Susan stürmte durch die Hintertür herein, sah, wie sie herum­tollten, und setzte Tucker in einen zweiten Postkarren. »Wer schneller ist!«

Als sie schon fast außer Atem waren, hörten sie ein Kratzen an der Hintertür. Sie öffneten, und Pewter schlenderte herein. Darauf hievte Harry ächzend die graue Katze hoch, setzte sie zu Mrs. Murphy in den Karren und rollte beide Katzen zugleich. Sie stieß mit Susan und Tucker zusammen.

Pewter langte mißmutig nach oben und bekam mit den Pfoten die Ecke des Postkarrens zu fassen. Sie wollte gerade heraus­springen, als Mrs. Murphy gellte:»Bleib drin, du Angsthase.«

Als Antwort sprang Pewter auf die Tigerkatze; die zwei kul­lerten übereinander und miauten vor Vergnügen, als das Post­karrenwettrennen fortgesetzt wurde.

Susan untermalte das ganze mit Geräuscheffekten. »Umh!«

»He, laß uns hinten rausgehen und ein Wettrennen durch die kleine Straße machen«, forderte Harry sie heraus.

»Au ja!« antworteten die Tiere begeistert.

Harry öffnete die Hintertür. Sie und Susan hoben die Postbe­hälter vorsichtig über die Stufen, und bald sausten und jagten sie in dem schmalen Sträßchen hin und her. Market Shiflett sah sie, als er den Abfall hinaustrug, und feuerte sie an. Mrs. Ho­gendobber beschattete die Augen und blickte von ihren Kürbis­sen hoch. Lächelnd schüttelte sie den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit.

Am Ende waren die Frauen total erledigt. Langsam schoben sie die Behälter zum Postamt zurück.

»Wie kommt es, daß man solche Dinge vergißt, wenn man äl­ter wird?« fragte Susan.

»Keine Ahnung«, lachte Harry und betrachtete Mrs. Murphy und Pewter, wie sie zusammen in dem Behälter saßen.

»Ich frag mich, warum wir noch spielen?« dachte Susan laut.

»Weil wir erkannt haben, daß das Geheimnis der Jugendlich­keit die gehemmte Entwicklung ist.« Harry boxte Susan in die Schulter. »Ha!«

Der ganze lange Tag war voller Gelächter, Sonnenschein und guter Laune. Als Harry am Nachmittag den vorsintflutlichen Traktor anließ, kam Blair Bainbridge mit seinem Transporter vorgefahren und fragte, ob sie wohl zu ihm herüberkommen könnte, um ihm bei dem alten Friedhofszaun zu helfen.

Also tuckerte Harry die Straße entlang, Mrs. Murphy auf dem Schoß. Tucker fuhr bei Blair mit. Harry hob den eingefallenen Zaun an, während Blair ihn mit Betonklötzen stützte, bis er die Eckpfosten befestigen konnte. Es machte Spaß, mit Blair zu arbeiten. Harry fühlte sich den Menschen am nächsten, wenn sie mit ihnen arbeitete oder Spiele spielte. Blair scheute sich nicht, sich schmutzig zu machen, was sie erstaunlich fand, denn schließlich war er ein Stadtmensch. Vermutlich war er über sie gleichermaßen erstaunt. Sie gab ihm Ratschläge, wie er seinen Stall wiederherstellen, wie er die Boxen ausstatten und wie er Energiesparlampen aufhängen könne.

»Warum keine Glühbirnen?« fragte Blair. »Das sieht freundli­cher aus.«

»Und ist viel teurer. Warum unnötig Geld ausgeben?« Sie setzte ihre blaue Giants-Kappe wieder auf.

»Ich mag's aber gern, wenn's nett aussieht.«

»Hängen Sie die Sparleuchten hoch oben in den Dachfirst, und an den Boxen entlang installieren Sie normale Lampen mit Metallschirmen. Sonst werden Sie Glassplitter aus den Köpfen Ihrer Pferde klauben müssen. Das heißt, wenn Sie unbedingt Glühbirnen wollen.«

Blair wischte sich die Hände an seinen Jeans ab.

»Ich stelle mich wohl ziemlich blöd an.«

»Nein, Sie müssen einfach noch lernen, wie's auf dem Land zugeht. Ich würde mich in New York City auch nicht zurecht­finden.« Sie machte eine Pause. »Fitz-Gilbert Hamilton sagt, Sie sind Model?«

»Von Zeit zu Zeit.«

»Arbeitslos?«

Harrys Unkenntnis bezüglich seines Berufs amüsierte ihn und machte sie ihm irgendwie liebenswert. »Nicht direkt. Ich könnte zu Aufnahmen fliegen. Ich will bloß nicht mehr in New York leben und, nun ja, ich will diese Arbeit auch nicht mein ganzes Leben machen. Die Bezahlung ist super, aber es ist nicht das Richtige.«

Harry zuckte die Achseln. »Wer so aussieht wie Sie, soll ruhig Geld damit verdienen.«

Blair brüllte vor Lachen. Er war es nicht gewohnt, daß Frauen so offen zu ihm waren. Sie waren zu sehr damit befaßt, zu flir­ten und es darauf anzulegen, mit ihm zum nächsten großen ge­sellschaftlichen Ereignis zu gehen. »Harry, sind Sie immer so direkt?«

»Eigentlich schon.« Harry lächelte. »Und he, wenn Ihnen die Arbeit nicht gefällt, hoffe ich, daß Sie schnell etwas Besseres finden.«

»Ich würde gern Pferde züchten.«

»Mr. Bainbridge, ein Ratschlag in drei Worten.Tun Sie 's nicht.« Er machte ein langes Gesicht. Sie beeilte sich hinzuzu­fügen: »Es verschlingt massenhaft Geld. Besser, Sie kaufen einjährige oder ältere Pferde und dressieren sie. Ehrlich. Wir können uns demnächst mal zusammensetzen und darüber reden. Ich muß nach Hause, bevor es dunkel wird. Muß noch den Düngerstreuer anstellen und einen Zaunpfosten rausziehen.«

»Sie haben mir geholfen - und jetzt helfe ich Ihnen.« Blair wußte nicht, daß ein Pferd dressieren bedeutete, das Tier zuzu­reiten und zu trainieren. Er hatte so viele Fragen gestellt, daß er beschloß, Harry eine Pause zu gönnen. Er würde ein andermal fragen, was der Ausdruck bedeutete.

Sie fuhren zu Harry nach Hause. Diesmal fuhr Mrs. Murphy bei Blair mit und Tucker bei Harry.

Mrs. Murphy, die auf dem Beifahrersitz saß, konzentrierte sich auf Blair. Ein anregender Duft, der von seinem Körper ausging, kräuselte sich um ihre Nase, eine Mischung aus natür­lichem Geruch, Eau de Cologne und Schweiß. Er lächelte beim Fahren. Was noch besser war, er sprach mit ihr wie mit einem intelligenten Wesen. Er sagte ihr, sie sei ein hübsches Kätzchen. Sie schnurrte. Er sagte, er sehe ihr an, daß sie eine Meisterin im Mäusefangen sei, und sobald er sich eingelebt habe, werde er sie bitten, ein, zwei Katzen für ihn zu finden. Es gebe nichts Traurigeres auf der Welt als einen Menschen ohne Katze. Sie unterlegte ihr Schnurren mit Glucksern.

Als sie in Harrys Zufahrt einbogen, war Mrs. Murphy über­zeugt davon, daß Blair vollkommen betört von ihr war. Dabei war es genau umgekehrt.

Die Arbeit am Zaunpfosten war nicht so einfach, wie sie ge­glaubt hatten, aber am Ende schafften sie es. Der Dünger konnte bis morgen warten, denn inzwischen war die Sonne unterge­gangen, und es schien kein Mond, in dessen Licht man hätte arbeiten können. Harry bat Blair in ihre Küche und kochte eine Kanne Jamaican-Blue-Kaffee.

»Harry«, zog Blair sie auf, »ich dachte, Sie sind so sparsam. Diese Marke kostet ein Vermögen.«

»Ich spare mein Geld für mein Vergnügen«, konterte Harry.

Während sie Kaffee tranken und die wenigen Plätzchen aßen, die Harry noch hatte, erzählte sie ihm von den MacGregors und den Jones, die Geschichte von Foxden, so wie sie sie kannte, und die Geschichte von Crozet, das nach Claudius Crozet be­nannt war, ebenfalls so wie sie sie kannte.

»Eins müssen Sie mir noch verraten.« Er beugte sich vor, sei­ne sanften haselnußbraunen Augen leuchteten auf. »Warum haben alle Farmen Fox im Namen? Lauter Füchse. Fox Covert, Fox Ridge, Fox Hollow, Red Fox, Gray Fox, Wily Fox, Fox Haven, Fox Ridge, Fox Run« - er holte Luft - »Foxcroft, Fox Hills, Foxfield, Fox...«

»Und Foxtrott.« ergänzte Harry.

»Ach was. Das haben Sie sich ausgedacht.«

»Stimmt.« Harry brach in Lachen aus, und Blair lachte mit ihr.

Um halb zehn brach er auf. Er pfiff während der ganzen Heimfahrt. Harry spülte das Geschirr und versuchte sich zu erinnern, wann sie sich zuletzt mit einem nagelneuen Bekannten so gut verstanden hatte.

Katze und Hund kuschelten sich aneinander und wünschten, die Menschen würden begreifen, was doch auf der Hand lag. Harry und Blair waren füreinander bestimmt. Die Tiere waren gespannt, wie lange es dauern würde, bis sie es merkten, und wer, wenn überhaupt, sich ihnen in den Weg stellen würde. Die Menschen machen immer aus allem einen solchen Schlamassel.

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