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Äste lagen auf der Weide wie ausgerissene Arme und Beine. Als Harry an ihrem Zaun entlangstreifte, roch sie das Harz, vermischt mit dem sumpfigen Erdgeruch. Sie hatte keine Zeit gehabt, die fünfzig Morgen Laubbaumbestand zu inspizieren. Sie konnte sich denken, daß ganze Bäume entwurzelt waren, denn als sie in der Nacht wach lag, wie hypnotisiert von der Gewalt des Sturmes, hatte sie in der Ferne das ächzende, wehe Splittern und Krachen der in den Tod stürzenden Bäume gehört. Nur gut, daß rings ums Haus keine Bäume entwurzelt und daß Scheune und Nebengebäude intakt geblieben waren.

»Ich hasse es, naß zu werden«, beschwerte sich Mrs. Murphy. Alle paar Schritte reckte sie die Pfoten in die Luft und schüttelte sie.

»Dann geh halt wieder rein, du Waschlappen.« Mrs. Murphys übertriebene Zimperlichkeit belustigte und reizte Tucker. Nichts konnte Tuckers Corgi-Laune so steigern wie eine vergnügte Planscherei im Bach, eine Tollerei im Schlamm oder, wenn sie wirklich Glück hatte, eine Suhlerei in was richtig Abgestorbe­nem. Und da sie kurze Beine hatte und somit nahe am Boden war, fühlte sie sich dazu berufen, sich schmutzig zu machen. Es wäre etwas anderes, wenn sie eine dänische Dogge wäre. Vieles wäre anders, wenn sie eine dänische Dogge wäre. Zum einen könnte sie Mrs. Murphy mit überlegener Würde einfach igno­rieren. Wie die Dinge lagen, würde das allerdings zur Folge haben, daß die Katze Tucker auf Zehenspitzen umrunden und ihr Ohrfeigen versetzen würde. Wäre es nicht spaßig zu beo­bachten, wie Mrs. Murphy das bei einer dänischen Dogge tat?

»Und wenn was Wichtiges passiert? Dann kann ich nicht weg.« Mrs. Murphy schüttelte Schlamm von ihrer Pfote auf Harrys Hosenbein.»Außerdem sehen drei Augenpaare mehr als eins.«

»Himmel, Arsch und Wolkenbruch.«

Hund und Katze blieben stehen und folgten Harrys Blick. Der Bach zwischen ihrer Farm und Foxden war über die Ufer getre­ten und hatte alles vor sich hergewälzt. Schlamm, Gras, Äste und ein alter Reifen, der vom Yellow Mountain heruntergespült worden sein mußte, waren in die Bäume entlang dem Ufer ge­kracht. Einiges von dem Zeug hatte sich verheddert, der Rest schoß in beängstigendem Tempo stromabwärts. Mrs. Murphys Augen weiteten sich. Das Tosen des Wassers machte ihr angst und bange.

Als Harry sich dem Bach nähern wollte, versank sie bis zu den Knöcheln in heimtückischem Matsch. Sie besann sich eines Besseren und gab's auf.

Der bleierne Himmel über ihr bot keine Hoffnung auf Wetter­besserung. Fluchend, die Füße kalt und naß, patschte Harry in die Scheune. Sie dachte an ihre Mutter, die zu sagen pflegte, daß alles sich ständig erneuert. »Du mußt erkennen, daß auch Zerstörung Erneuerung in sich birgt, Harry«, sagte sie immer.

Als Kind hatte Harry nicht begriffen, wovon ihre Mutter sprach. Grace Hepworth Minor war Bibliothekarin in der Stadt­bücherei gewesen, und Harry hatte ihre Äußerungen darauf zurückgeführt, daß sie zu viele tiefgründige Bücher gelesen hatte. Mit den Jahren wurde ihr immer klarer, wie klug ihre Mutter gewesen war. Ein Anblick wie dieser, anfangs so entmu­tigend, ließ auch an Neubeginn denken, an Befreiung von Über­flüssigem, an Kräftigung.

Wie bedauerte sie, daß ihre Mutter tot war, denn sie hätte gern über die emotionale Erneuerung in der Zerstörung gesprochen. Diese Erfahrung machte sie durch ihre Scheidung.

Tucker, der Mutters Schweigen und ihre nachdenkliche Miene auffielen, sagte:»DieMenschen denken zuviel.«

»Oder überhaupt nicht«, entgegnete die Katze frech.

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