4

Am Neujahrstag im Jahr des Hundes wurde meine Tochter neun Tage alt. Bei uns ist es Brauch, den neunten Lebenstag prächtig zu feiern und alle Freunde und Verwandten einzuladen. Tags zuvor sagten wir Yuan Backe und Wuguan Bescheid, damit sie uns halfen, Tische und Hocker, Teekannen, Teeschalen, Reisschalen und Stäbchen bei den Nachbarn zusammenzuleihen. Grob überschlagen würden wir fünfzig Leute sein. In den beiden Seitengebäuden links und rechts unseres Haupthauses würden wir die Männer bewirten. Auf Mutters Kang im Westzimmer würden wir einen Tisch stellen und dort die Frauen bewirten. Die Gerichte stellte ich selber zusammen und trug sie in eine Liste ein. Es sollte für jeden Tisch acht Teller mit kalten Vorspeisen, acht heiß zu servierende Gerichte auf Platten und zum Abschluss eine Suppe geben.

Nachdem Backe die Liste durchgegangen war, gab er lachend zu bedenken: »Kumpel, so in diesem Stil ist das völlig unmöglich. Was du dir einlädst, ist eine Horde Bauern. Bauern futtern wie die Scheunendrescher. Mit dem bisschen Essen stopfen die sich gerade mal die Zahnzwischenräume. Hör auf mich! Lass den Firlefanz mit den vielen Gerichten und servier lieber Fleisch und Schnaps satt. Wenn das Fleisch und der Schnaps aufgetischt sind, rufst du zu Tisch. Ein gelungenes Festessen für Bauersleute funktioniert so und nicht anders. Bei einem feinen Essen, wie du dir das vorstellst, greifen sich die Bauern mit den Stäbchen einen Happen und schon ist alles weggeputzt. Hungrig und mit trockener Kehle warten die dann, was da kommen mag. Sollen die mit leerem Magen dasitzen? Wenn es so weit kommt, hast du dein Gesicht verloren.«

Ich gab zu, dass Backe Recht hatte, und ließ Wuguan auf dem Markt fünfundzwanzig Kilo durchwachsenes Schweinefleisch kaufen und zehn fette Bratpoularden, solche vier Kilogramm schweren Masthühner, wie wir sie hier mästen. Ich selber bestellte bei der Tofumeierei Wang Huan zwanzig Kilo Tofu und ließ Backe noch zehn große Köpfe Chinakohl, fünf Kilo Reisnudeln und zehn Liter Schnaps einkaufen. Meine Schwiegereltern schickten zweihundert Hühnereier.

Mein Schwiegervater kam vorbei, inspizierte, was ich vorbereitet hatte, und sagte zufrieden: »Das hast du gut gemacht, Schwiegersohn! Deine Familie ist immer dafür ausgelacht worden, dass ihr alle so geizig seid! Dass du dieses Mal großzügig bist und sich alle pappsatt essen werden, zeigt, dass du den Ruf deiner Familie ändern willst. Leute, die Großes leisten, brauchen Schneid!«

Als bereits die Hälfte der Gäste eingetroffen war, merkten wir, dass wir vergessen hatten, Zigaretten zu kaufen. Ich bat Wuguan, schnell Abhilfe zu schaffen. Er rannte zum Genossenschaftsladen, um welche zu besorgen. Nase und Galle hatten ihr Kind mitgebracht. Als sie zur Tür hereinkamen, trafen sie auf Wuguan. Der zeigte fröhlich mit dem Finger auf das Geschenk, das Nase in der Hand hielt: »Hättest du doch nicht kaufen müssen!«

Chen Nase hatte es in den letzten Jahren zu Reichtum gebracht. Er war im Dorf berühmt als einer, der jede Menge Geld auf der hohen Kante hat. Zuerst war er immer nach Shenzhen gefahren, hatte dort große Mengen digitaler Armbanduhren eingekauft – in den Siebzigern kam von Casio die erste digitale Armbanduhr auf den Markt – und sie an die Jugend verhökert, die verrückt danach war, mit der Mode zu gehen. Dann war er nach Jinan gefahren, wo er bei einem Bekannten, der Beziehungen zu einer Zigarettenfabrik hatte, zum Großhandelspreis Zigaretten einkaufte, die Wang Galle auf dem Markt weiterverkaufte.

Ich habe sie auf dem Markt mit ihrem Bauchladen gesehen, einem zum Zigarettenverkaufen genial hergerichteten Kasten, den sie vor der Brust trug. Er sah geschlossen wie eine Truhe, geöffnet wie eine kleine Konsole aus und hatte nach oben zu öffnende Läden, in denen die Zigarettenpäckchen lagen. Unter dem Bauchladen war Galle mit einer auf Figur geschnittenen, blauweiß gemusterten Steppjacke bekleidet. Auf dem Rücken trug sie ihren bis obenhin fest in einen Babyponcho eingepackten, wohlgenährten Säugling, von dem nur Nasenspitze und Augen hervorlugten. Ob die Leute sie kannten oder nicht, jeder warf ihr einen neugierigen Blick zu. Die Leute aus dem Ort wussten, dass sie Nases Frau war und die Mutter des wohlgenährten Säuglings auf ihrem Rücken. Fremde aber hielten sie für die große Schwester des kleinen Säuglings Ohr, die Zigaretten verkaufen musste, ein armes, aber hübsches Kind. Eigentlich kauften die Leute bei ihr nur, weil sie sie bemitleideten.

Chen Nase war in eine eng anliegende, schweinslederne Jacke gekleidet, darunter trug er einen aus dickem Garn gestrickten Rollkragenpullover. Er hatte eine rote Gesichtsfarbe und ein Kinn, das zwar rasiert war, aber vor lauter Bartstoppeln immer noch schwarz aussah; dazu eine große Nase, graue Augen in tiefen Augenhöhlen und gelocktes Haar.

Wuguan sagte: »Der Großverdiener kommt.«

»Also ehrlich, das bin ich nicht, ich bin nur ein kleiner Händler!«

Yuan Backe darauf: »това рищ! Du weißt dich auf Chinesisch auszudrücken!«

Nase wedelte mit der Papiertragetasche, die er in der Hand hielt: »Schon wenn ich dich von Weitem seh, kriege ich es mit der Angst zu tun.«

»Was ist da drin? Zigaretten?«, fragte Backe. »Die Gäste werden schon unruhig, weil sie rauchen wollen.«

Nase holte ein Päckchen aus der Tüte und warf es Backe zu. Der fing es auf, riss das Packpapier ab, und es kamen vier Stangen Zigaretten, Marke Großer Hahn, zum Vorschein.

»Na, du haust ja ordentlich auf den Putz! Bist wohl gut im Geschäft, dass du so freigebig bist. Danke!«, erwiderte Backe.

»Backe mit seiner großen Klappe ...«, sagte Galle mit gedämpfter Stimme. »Du schaffst es mit deinem Gerede, dass sogar die Toten noch beginnen, Disco zu tanzen.«

»O je, Schwägerin! Entschuldige meine Unhöflichkeit! Hast wohl den Nase heute noch nicht an dich rangelassen, damit er dich mal richtig in den Arm nehmen kann?«

»Ich stopf dir gleich dein Schandmaul!« Galle fuchtelte wutentbrannt mit ihrer kleinen Hand.

»Mama, auf den Arm ...«

Aha. Es war gar nicht Galles Hand gewesen, die da zu fuchteln begonnen hatte, sondern die ihres Kindes, der kleinen Ohr, die schon fast ihre Größe hatte und lamentierte, weil sie auf den Arm wollte.

»Chen Ohr!« Ich beugte mich zu ihr herab: »Onkel nimmt dich jetzt auf den Arm!«

Kaum hatte ich sie hochgenommen, schrie sie wie am Spieß. Chen Nase ließ sich sein Kind reichen und klopfte ihm den Po: »Ohr, weine nicht! Du warst es doch, die den Onkel Volksbefreiungsarmeesoldat sehen wollte!«

Ohr streckte ihre Hand nach Galle aus.

»Das Kind fremdelt«, sagte Nase und gab Ohr an Galle weiter, »dabei hat es gerade noch Radau gemacht, weil es den Onkel von der Volksbefreiungsarmee besuchen wollte.«

»Galle, komm mal!«, schrie Renmei und pochte gegen die geschnitzten Fensterläden. »Komm schnell!«

Galle verschwand mit Chen Ohr auf dem Arm zu Renmei. Wie ein Hund, der sich mit seinem übergroßen Spielzeug im Maul davonmacht, ein bisschen zum Lachen, ein bisschen Achtung gebietend. Sie machte so kleine, schnelle Schritte, dass sie wie ein flitzendes Tier in einem Comicstreifen aussah.

»So was Hübsches! Die Kleine sieht ja aus wie eine Babypuppe!«, sagte ich.

»Ist doch auch ein russisch-chinesischer Mischling! Keine Frage, dass sie hübsch ist!«, erklärte Backe mit vielsagendem Blick: »Nase, du bist ausdauernd! Wie ich so höre, gönnst du deiner Frau keine einzige Nacht Pause?«

Chen Nase erwiderte nur: »Halt den Rand, Backe!«

Yuan Backe parierte sofort: »Geh vorsichtig mit ihr um. Du willst doch noch einen Sohn von ihr!«

Nase trat Backe gegen das Schienbein: »Ich sage doch, halt dein Drecksmaul!«

Backe lachte: »Ich hör ja schon auf! Aber ich beneide euch beide! Da seid ihr jahrelang verheiratet und du hast immer noch jede Nacht deine Frau im Arm, knutschst und knuddelst sie. Da sieht man mal: Eine Liebesheirat ist doch was anderes als eine arrangierte.«

Nase meinte: »Jede Familie hat ihre eigenen Nöte und Sorgen! Einen Scheißdreck verstehst du!«

Ich klopfte auf Nases Bauchansatz: »Den Generalsbauch hast du auch schon! Dir geht’s gut!«

Nase meinte: »Nicht im Traum hätte ich gedacht, dass ich mal so ein Leben führen würde.«

»Das haben wir dem Vorsitzenden Hua Guofeng zu verdanken«, sagte Backe.

»Ich denke, wir haben es dem Vorsitzenden Mao zu danken. Wenn der alte Herr nicht aus eigenem Antrieb gestorben wäre, würde alles wie früher laufen«, erwiderte Nase.

Jetzt trafen wieder neue Gäste ein. Sie standen im Hof beieinander und hörten uns zu. Die zuerst angekommenen, die sich schon im Haus niedergelassen hatten, kamen wieder heraus, als sie merkten, dass draußen mehr los war.

Mein kleiner Cousin mütterlicherseits, Jinxiu, drängelte sich zu Nase durch und sagte, zu ihm aufblickend: »Großer Bruder Chen, bei uns im Dorf erzählen sie sagenhafte Geschichten über dich.«

Nase fischte ein Päckchen Zigaretten aus der Jackentasche, schnippte meinem kleinen Cousin eine zu und zündete sich selbst auch eine an. Dann schob er beide Hände in die schräg geschnittenen Taschen seiner Lederjacke und – was für ein cooler Typ! – sagte lässig: »Lass hören! Was erzählen die über mich?«

»Die sagen alle, du hättest nur zehn Yuan RMB bei dir gehabt, als du mit dem Flugzeug nach Shenzhen geflogen bist.« Mein kleiner Cousin kratzte sich am Hals. »Und du seist einfach hinter einer sowjetischen Delegation her spaziert. Sehr großspurig seist du gegangen. Das Flugplatzpersonal und die Stewardessen hätten angenommen, du gehörtest zu dieser Delegation, und hätten sich alle gleichzeitig vor dir verneigt und dir zugerufen: Хорошо! Хорошо! Gut! Gut! In Shenzhen angekommen, seist du der russischen Delegation in ein luxuriöses Hotel gefolgt, wo du drei Tage und Nächte lang bestens gegessen und getrunken hättest und man dir einen Haufen Geschenke gemacht habe. Die geschenkten Sachen hättest du auf der Straße verkauft. Zwanzig Digitaluhren hättest du dafür bekommen. Die hättest du hier wieder verkauft und so Geld gemacht. Das hättest du einige Mal hintereinander getan. So seist du zu deinem Wohlstand gekommen.«

Nase strich sich über seine große Nase: »Und was weiter?«

»Die Leute sagen, als du nach Jinan gekommen und dort durch die Straßen gebummelt seist, hättest du einen Alten getroffen, der weinend auf der großen Straße gestanden habe. Den hättest du gefragt: ›Großvater, was weinst du?‹ Der Alte habe gesagt: ›Ich bin nur ein Weilchen vor die Tür gegangen, finde aber nun den Weg nach Hause nicht mehr.‹ Du hättest den Alten nach Hause gebracht. Der Sohn des Alten sei der Vertriebsleiter der Zigarettenfabrik von Jinan gewesen und habe, als er sah, dass du ein gutes Herz besitzt, mit dir Freundschaft geschlossen. Deswegen besäßest du jetzt die Möglichkeit, zum Großhandelspreis Zigaretten einzukaufen.«

Nase lachte laut: »Kleiner, das sind doch Geschichten wie aus einem Roman! Ich erzähl dir, wie es sich tatsächlich zugetragen hat. Ich bin wirklich ein paar Mal mit dem Flugzeug geflogen. Aber immer mit Flugschein, und den habe ich mir gekauft. Und was die Zigarettenfabrik in Jinan angeht, kenne ich da wirklich ein paar Leute. Aber die Zigaretten, die sie mir verkaufen, sind so geringfügig billiger als der übliche Preis am Markt, dass ich so gut wie nichts an einem Päckchen verdiene.«

»Ist ja auch egal, wie du’s machst. Jedenfalls hast du es drauf und bist ein echter Könner!«, sagte mein kleiner Cousin mit Inbrunst. »Mein Vater sagt, ich soll dich bitten, bei dir in die Lehre gehen zu dürfen. Damit du mein Meister wirst.«

»Kleiner, der wirkliche Könner steht hier.« Chen Nase zeigte mit dem Finger auf Yuan Backe. »Er versteht sein Handwerk. Er beherrscht es, in den Sternen und Erdadern zu lesen, er kennt die Geschichte der letzten fünfhundert Jahre, und alle Ereignisse der kommenden fünfhundert Jahre kennt er auch, zumindest zur Hälfte. Ihn solltest du dir zum Meister wählen!«

»Der große Bruder Backe ist auch ein Könner«, sagte mein kleiner Cousin. »Er hat bei uns in Xiazhuang auf dem Markt einen Stand, wo er den Leuten nach dem I Ging wahrsagt, er wird dort ›Kleiner Heiler‹ genannt. Als die alte Henne meiner Tante weggelaufen war, zählte er an seinen zehn Fingern etwas ab und sagte dann den Lehrsatz her:

›Die Ente längs des Wassers läuft, das Huhn längs der Wiese läuft. Schaut im Nest nach.‹

Und tatsächlich fanden wir unsere Henne im Nest wieder.«

Nase warf ein: »Als ob er nur wahrsagen würde! Er hat noch viel mehr Kenntnisse und Fähigkeiten. Wenn er dich nur eine davon lehrt, hast du in diesem Leben ausgesorgt und kannst davon locker deinen Lebensunterhalt bestreiten.«

Jinxiu sagte: »Ich bitte dich: Sei mein Meister!«, und machte einen Kotau.

»Aber nicht doch. So viel Ehre gebührt mir nicht. Mit diesen Kenntnissen kann ich mich doch draußen gar nicht sehen lassen! Ich gehöre zu den Quacksalbern, die irgendwie ihr Geld verdienen müssen. Ich bin kein Fachmann. Du solltest dich an deinem großen Bruder orientieren. Du solltest in die Armee eintreten und Offizier werden, oder du machst die Aufnahmeprüfungen und gehst zur Uni. Nur wenn du dem breiten, strahlenden Weg folgst, wirst du wirklich Großes erreichen und kannst erstklassig werden.«

Yuan Backe zeigte auf sich und auf Chen Nase: »Wir beide gehen keiner würdigen, gut angesehenen Arbeit nach. Wir hatten keine Wahl, deswegen tun wir, was wir tun. Du dagegen bist ein junger Spund. Mach was anderes aus deinem Leben als wir!«

Mein kleiner Cousin aber beharrte: »Ihr seid die wahren Könner! Denn ihr habt richtig was drauf! In die Armee eintreten, auf die Universität gehen ist kein richtiges Können.«

»Ist gut, Kleiner! Ich merk schon, du hast was Konkretes vor und lässt dir nicht reinreden. Ist gut so. Wenn die Zeit reif ist, arbeiten wir zusammen!«

Ich fragte Wuguan: »Wo ist Wang Leber? Warum ist der nicht mitgekommen?«

Wuguan sagte: »Ach der, der ist bestimmt zur Krankenstation und steht dort Spalier.«

»Der ist wie vom Teufel besessen! Den bringen keine zehn Pferde davon ab«, meinte Nase.

Backe erzählte geheimnisvoll: »Bei ihm zu Haus stimmt das Fengshui nicht. Das Haupttor befindet sich an der falschen Stelle, der Abort ist auch falsch gelegen. Ich habe schon vor vielen Jahren zu deinem Schwiegervater gesagt, er soll dringend seinen Hauseingang verlegen, und der Abort muss woanders hin. Und dass bei ihm zu Haus eine Geisteskrankheit auftreten wird, wenn er es nicht ernst nimmt. Dein Schwiegervater meinte, ich spräche einen Fluch über ihn aus, ergriff die Peitsche und wollte mir ein paar Hiebe überziehen. Und nun? Jetzt bewahrheitet sich, was ich damals gesagt habe! Schaut ihn an, wie er alle naselang, gebückt und am Stock, zur Krankenstation geht, dort stänkert und dickfellig allen im Weg ist. Wenn das keine Geisteskrankheit ist, was dann? Und erst Wang Leber! Ein Bauer durch und durch! Aber leistet sich bourgeoise Gedanken. Bildet sich ein, einer wie er könne sich in die mitesserübersäte Shizi verlieben. Und geht so darin auf, dass er wie ein Gespenst durch die Gegend huscht und völlig geistesabwesend ist. Das ist doch verrückt!«

Ich sagte nur: »Nun los, meine treuen Freunde! Wir wollen zu Tisch! Dem frechen Backe hören wir nicht mehr zu.«

Backe redete weiter: »Der Hof unseres Kommunebüros ist wegen seines schlechten Fengshuis genauso gefährdet. Seit Urzeiten sind bei uns in China die Haupttore der Amtssitze in den Präfekturen so gelegen, dass sie sich in Richtung Süden öffnen. Aber das Haupttor unserer Kommuneverwaltung geht nach Norden auf. Und dem Tor gegenüber befindet sich unser Schlachthof. Den ganzen Tag geht dort der Stahl blinkend hinein und kommt rot triefend wieder heraus. Bei diesem Gemetzel und Blutvergießen wird der Hauch des Todes auch bei uns Kommunegenossen Einzug halten. Ich bin hin zu unserer Amtsstube und habe mich erkundigt. Die hätten mich um ein Haar eingelocht, weil ich angeblich feudalistischen Aberglauben verbreiten würde. Und nun? Unser Parteisekretär Qin Tai Shan hat eine halbseitige Lähmung, sein kleiner Bruder Qin Shom ist unser Dorftrottel. Der neue Parteisekretär Qiu mit seinen zehn Mann hatte auf seiner Inspektionsreise in den Süden von Gaomi einen Verkehrsunfall. Mehrere Tote und Schwerverletzte gab es dabei zu beklagen. Es hat sie alle hinweggerafft, wie das Auslöschen einer Armee ... Das Fengshui lenkt die großen Zusammenhänge. Mit Härte ist ihm nicht beizukommen. Denn würden wir mit Härte reagieren, wenn wir es mit dem Kaiser zu tun bekämen? Bestimmt nicht! Und nebenbei, auch der Kaiser braucht ein gutes Fengshui.«

»Zu Tisch«, sagte ich wieder und knuffte Backe in die Seite. »Magister, das Fengshui ist wichtig, aber Essen und Schnaps sind genauso wichtig!«

Yuan Backe erwiderte nur: »Wenn die Kommuneverwaltung ihr Eingangstor nicht umbaut, wird es weiter zu Geisteskrankheiten kommen, und es wird ein Unglück geben. Wer’s nicht glaubt, kann abwarten und zusehen, was kommt.«

Загрузка...