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Sugitani san, lieber Freund, obwohl ich mich wegen dieser Froschfarm zunächst gesträubt hatte, war ich im Geheimen froh darüber, dass Kleiner Löwe sich Arbeit gesucht hatte. Vom Typ her bin ich nämlich ein Einzelgänger. Ich gehe gern allein in der Stadt bummeln, guck mir die Schaufenster und die Leute an und bin dabei mit meinen Erinnerungen beschäftigt. Wenn ich nicht an Vergangenes denke, versenke ich mich in die Sphären des Nichts.
Mit meiner Frau spazieren zu gehen, empfinde ich als Verpflichtung. Es quälte mich, wenn ich sie einmal nicht erfüllen konnte, trotzdem musste ich mich bei den pflichtgemäßen Spaziergängen verstellen und ihr den Fröhlichen vorspielen.
So dagegen hat sich alles zum Guten gewendet. Jetzt geht sie frühmorgens aus dem Haus zur Arbeit auf der Froschfarm. Sie fährt mit ihrem neuen Elektrofahrrad, das angeblich mein Cousin für sie gekauft hat. Ich sehe ihr durchs Fenster hinterher, wie sie gesittet auf ihrem Elektrofahrrad sitzt und den Weg am Fluss hinunterfährt, still vorwärts gleitend. Sobald sie aus meinem Blickfeld verschwunden ist, gehe ich auch.
Drei, vier Monate lang war ich täglich unterwegs und habe mir alle Viertel am Nordufer des Flusses angeschaut. Ich war im Wald, in den Baumschulen, bei den Gartenbauern, in verschiedenen Supermärkten und Tante-Emma-Läden, im Massagesalon, den die Blindenhilfe betreibt, im Fitness-Studio, beim Damenfriseur, in verschiedenen Apotheken, bei den Toto-Lotto-Annahmestellen, in Billigwarenhäusern, in Möbelläden, auf verschiedenen Bauernmärkten, wo die Bauern ihre Produkte direkt verkaufen, überall bin ich gewesen. Jedes Mal habe ich Fotos mit meiner Digitalkamera gemacht, wie ein Rüde, der jede Ecke markiert.
Ich bin auch durch die noch nicht für die Landwirtschaft erschlossenen Äcker gestromert, habe mir Baustellen angeschaut, auf denen im großen Stil gerodet und gebaggert wird. Auf einigen Baustellen waren die Hauptgebäude bereits fertiggestellt und kündeten schrill von der Versessenheit auf Neues. Bei manchen sah man nur riesige Baugruben, Stützen und Stahlträger. Ich erriet nicht, was daraus einmal werden sollte.
Nachdem ich mir das Nordufer gründlich angesehen hatte, verlegte ich mich aufs Südufer. Ich konnte die in schwindelnden Höhen mit ausgebreiteten Flügeln aufgehängte Schrägseilbrücke nehmen oder ein Bambusfloß, um an den etwa zehn Kilometer flussabwärts gelegenen Anleger der Familie Ai zu gelangen. Ich entschied mich immer für die Brücke, weil ich das für sicherer hielt.
Eines Tages beschloss ich, weil es auf der Brücke zu einer Karambolage gekommen war und der Verkehr sich staute, das Floß zu nehmen und meine Erinnerung an früher wieder aufleben zu lassen.
Den Staken betätigte ein Junge, der ein chinesisches Hemd mit Knotenknöpfen trug. Er sprach nur Mundart, benutzte jedoch ständig neumodische Wörter. Er hatte für sein Floß zwanzig Reisschalen starke Stangen aus Moso-Bambus zusammengefügt. Vorne hatte er einen holzgeschnitzten, bunt bemalten Drachenkopf angebracht und in der Mitte des Floßes zwei kleine Plastikschemel befestigt. Er händigte mir zwei Plastikbeutel aus, die ich mir über die Füße streifen sollte, damit Schuhe und Strümpfe trocken blieben.
Er lachte und erzählte, es kämen viele Städter, die würden Schuhe und Strümpfe lieber ausziehen. Die hübschen Frauen aus der Stadt steckten dann ihre nackten, zierlichen Füße ins Wasser, schneeweiß wie Salangidae-Stinte, und planschten damit herum. Daran habe er jedes Mal sehr viel Spaß.
Ich zog Schuhe und Strümpfe aus und gab sie ihm. Er packte sie in einen Blechkasten und sagte mit einem Augenzwinkern: »Das kostet aber einen Yuan Lagergebühr!«
»Meinetwegen«, entgegnete ich. Dann warf er mir eine backsteinrote Weste zu: »Onkel, die müssen Sie überziehen, sonst behält mir mein Chef was vom Lohn ein.«
Als der Junge begann, das Floß mit dem Staken vom Steg abzustoßen, brüllten drei am Ufer hockende Flößer: »Plattschädel! Wenn das mal nicht schiefgeht! Den Kopp unter Wasser und ersaufen musst du!«
Geschickt schwang er den Staken: »Das wär schlimm. Wenn ich absaufe, muss euer Schwesterlein Witwe werden!«
Als das Floß ins Fahrtwasser kam, ging es wie der Wind stromabwärts. Ich zog meine Kamera hervor und machte von der großen Brücke ein Bild und zwei von der Uferlandschaft.
»Onkel, darf ich fragen, woher kommen Sie?«
»Was denkst du, woher ich komme?« Ich hatte in unserer Mundart geantwortet.
»Stammen Sie von hier?«
»Dein Vater ist wahrscheinlich mit mir zur Schule gegangen.« Ich besah mir seinen platten Hinterkopf und erinnerte mich, dass ich einen Klassenkameraden aus Tanjiacun mit dem Spitznamen Plattschädel gehabt hatte.
»Aber ich kenne Sie gar nicht. Sagen Sie mir mal, wo Sie wohnen!«
»Gib Acht, Junge! Pass auf deinen Staken auf!«, sagte ich zu ihm. »Wenn du mich nicht kennst, ist das nicht weiter schlimm. Es genügt, wenn ich deinen Vater und deine Mutter kenne!«
Der Junge ließ mit geübter Hand seinen Bambusstaken tanzen. Ab und zu schaute er zu mir herüber, er hätte mich gerne erkannt. Ich zog eine Zigarette hervor und steckte sie mir an. Er schnupperte und fragte: »Onkel, wenn ich mich nicht irre, rauchen Sie die Marke Chunghwa, die im weichen Päckchen, stimmt’s?«
Er hatte richtig geraten. Backe hatte meiner Frau die Zigaretten für mich mitgegeben. Sie hatte sie mir mit den Worten überreicht: »Geschäftsführer Yuan hat gesagt, ein hohes Tier habe sie ihm geschenkt, er rauche aber nur Eight Happiness und wechsele die Marke nicht.«
Ich zog eine Zigarette aus dem Päckchen, beugte mich vor und gab sie dem Jungen. Er bedankte sich, als er sie entgegennahm, dann stellte er sich in den Windschatten, zündete sie an und rauchte. Er sah geschmeichelt aus: »Onkel, wenn man sich solche Zigaretten leisten kann, gehört man nicht zu den gewöhnlichen Leuten.«
»Die hat mir ein Freund geschenkt.«
»Ich weiß, dass es geschenkte Zigaretten sind. Leute, die solche Zigaretten rauchen, kaufen sie doch nicht von ihrem eigenen Geld!«
Ich sagte belustigt: »Du kennst dich ja aus mit den vier Grundsätzlichkeiten!«
»Welche vier Grundsätzlichkeiten?«
»Zigaretten und Schnaps bekommt man grundsätzlich geschenkt. Vom Gehalt wird grundsätzlich nichts bezahlt. Die Gattin braucht grundsätzlich nicht da zu sein, und das vierte, das vierte Grundsätzliche, darauf komme ich gerade nicht. Jetzt hab ich’s. Nachts hat man grundsätzlich Albträume!«
»Das vierte stimmt nicht«, meinte er, »aber mir fällt das richtige auch nicht ein.«
»Ach, vergiss es«, sagte ich.
»Wenn Sie morgen wieder mein Floß nehmen, wird es mir eingefallen sein. Außerdem, Onkel«, entgegnete er, »weiß ich jetzt, wer Sie sind.«
»Du weißt, wer ich bin?«
»Sie sind bestimmt Onkel Unterlippe«, sagte er umständlich und lachte ein wenig verschämt: »Mein Vater sagt, Sie waren immer der Klassenbeste, der, der es von allen am meisten drauf hatte. Sie waren nicht nur der Stolz der ganzen Klasse, Sie sind jetzt der Stolz von ganz Nordost-Gaomi.«
»Er ist zweifelsohne der Fähigste«, sagte ich, »aber ich bin nicht er.«
»Onkel, erzürnen Sie sich deswegen bitte nicht!«, antwortete er gleich. »Sowie Sie sich hier niedersetzten, habe ich gewusst, dass Sie nicht zu den gewöhnlichen Menschen gehören.«
»Ach wirklich?«, lachte ich.
»Natürlich! Ihre Stirn glänzt. Über Ihrem Kopf sieht man einen Glorienschein! Da weiß jeder sofort, dass Sie Ruhm und Geld besitzen.«
»Du hast nicht etwa von Yuan Backe das Gesichtlesen gelernt?«
»Sie kennen Onkel Backe?« Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn: »Bin ich ein Trottel! Ihr seid ja Klassenkameraden. Da kennt ihr euch natürlich. Obwohl Onkel Backe Ihnen das Wasser nicht reichen kann, hat er es auch drauf, keine Frage.«
»Aber dein Vater ist ebenfalls sehr fähig. Ich erinnere mich«, sagte ich, »dass er im Handstand eine ganze Runde um den Korbballplatz laufen konnte.«
»Wozu soll das gut sein?«, entgegnete er respektlos. »Arme und Beine fit, aber nix in der Birne. Sie und Onkel Backe dagegen gebrauchen Ihr Gehirn. Schon Mencius sagt doch: Die mit Köpfchen arbeiten, beherrschen die Menschen, und die mit ihrer Muskelkraft arbeiten, werden von anderen beherrscht.22«
»Du bist ein ähnlich guter Redner wie Wang Leber!«, lachte ich.
»Onkel Leber ist auch genial, aber er geht einen ganz anderen Weg als Ihr.« Er sah mich aus zusammengekniffenen Augen an: »Onkel Leber tut so, als sei er verrückt, und verdient sein Geld mit Umsicht.«
»Kann man mit den Tonkindern etwa Geld verdienen?«
»Onkel Leber verkauft keine Niwawa-Tonkinder, sondern Kunstwerke! Es gibt einen gültigen Marktpreis für Gold, für Kunstwerke gibt es das nicht! Natürlich hinkt der Vergleich mit Ihnen, Onkel Unterlippe. Onkel Backe ist wohl klüger als Onkel Leber, aber mit der Froschzucht allein kann er kein großes Geld verdienen.«
»Wenn die Farm nicht mit ihren Fröschen Geld verdient, womit dann?«
»Onkel, tun Sie nur so oder wissen Sie das wirklich nicht?«
»Ich weiß es wirklich nicht.«
»Onkel, Sie erlauben sich einen Spaß mit mir! Leute Ihres Kalibers haben doch alle ihre speziellen Methoden und Hintertürchen. Wenn einfache Leute wie ich das sogar schon mitgekriegt haben, wieso sollten Sie es nicht wissen?«
»Ich bin gerade mal ein paar Tage wieder hier. Ich weiß wirklich nicht Bescheid.«
Er sagte: »Gut, wenn Sie’s wirklich nicht wissen ... Sie gehören ja quasi zur Familie, aber ich werde Sie nur langweilen. Allenfalls taugt es dazu, Sie abzulenken.«
»Erzähl schon!«
»Onkel Backe benutzt die Froschzucht nur als Vorwand. Eigentlich verdient er Geld damit, dass er für andere Babys heranzieht.«
Ich ließ mir meine Überraschung nicht anmerken.
»Vornehm ausgedrückt hat er ein ›Leihmütterzentrum‹. Im Klartext heißt das: Er hat einen Trupp Frauen. Leute, die ein Baby wollen, können es bei ihm bestellen, und er wickelt für sie Schwangerschaft und Geburt ab.«
»Damit kann man Geschäfte machen? Das verletzt doch die Vorschriften der Politik der Geburtenplanung?«
»Onkel Unterlippe, in welcher Zeit leben Sie eigentlich? Sie führen die Politik der Geburtenplanung an? Wir befinden uns doch längst in der Phase der Zwangsgeldkinder von Reichen. Wenn die Ehefrau des Schrottsammlers Lao He das vierte Kind erwartet, werden sechshunderttausend RMB fällig. Einen Tag vor der Niederkunft kommt der Bußgeldbescheid, am nächsten Tag bringt Lao He einen Schlangenlederkoffer mit der geforderten Summe zum Komitee für Geburtenplanung. Dann gibt es noch die armen, verheimlichten, überzähligen Kinder. Zur Zeit der Volkskommunen waren die Beschränkungen und Kontrollen so streng, dass die Bauern, schon wenn sie auf den Markt wollten, eine Urlaubsbescheinigung brauchten. Wenn sie die Kommune und das Dorf verlassen wollten, brauchten sie immer einen Nachweis. Jetzt kann jeder fahren, wohin er will. Da fragt keiner mehr. Wenn man andernorts seine Steppdecken auffüllen, den Schirm reparieren, die Lederschuhe beim Schuster flicken lässt, wenn man auswärts Grüngemüse zum Markt bringt, unter der großen Brücke einen Stand aufstellt, kann man auch woanders Kinder kriegen; wie man will, so viele man will.
Die Funktionäre setzen mit ihren Zweitfrauen jede Menge Kinder in die Welt. Da gibt es keinen Erklärungsbedarf. Nur kleine Beamte, die erstens kein Geld haben und zweitens keinen Mumm in den Knochen, trauen sich das nicht.«
»Wenn man dich reden hört, heißt das doch, dass die Politik der Geburtenplanung hier in China nur noch dem Namen nach existiert, tatsächlich aber gescheitert ist?«
»Nein«, entgegnete er, »das ist sie nicht, sie hat weiterhin ihren Sinn. Woher nähme man sonst die Grundlage für die Bußgeldbescheide?«
»Wenn das so ist, können die Leute ihre Kinder doch selbst bekommen. Wozu gehen sie zu Backes Leihmütteragentur?«
»Onkel, Sie sind wahrscheinlich so in Ihrem Beruf aufgegangen, dass alle anderen Entwicklungen auf der Welt an Ihnen vorbeigegangen sind.« Er lachte: »Ein Reicher besitzt zwar Geld, aber es sind nicht viele, die so beherzt – ein Mann, ein Wort – wie der Schrottsammler Lao He handeln. Die meisten werden mit wachsendem Reichtum immer geiziger. Wollen sie einen Sohn, denken sie zuerst an das Bußgeld, obwohl sie begütert sind. Eine Leihmutter ist günstig. Sie zu rechtfertigen ist einfach, man erfindet eine Geschichte und entgeht dem Zwangsgeld.
Außerdem ist der Großteil der Reichen in einem ähnlichen Alter wie Sie. Die Männer wollen sich neuen Herausforderungen stellen, es noch einmal wissen, aber ihre Frauen sind dafür dann meistens nicht mehr zu haben.«
»Also brauchen sie eine Zweitfrau.«
»Natürlich haben viele eine Zweitfrau, oder sogar noch eine dritte und vierte. Es gibt aber auch Männer, die ihre Frauen fürchten und keinen Ärger haben wollen. Das sind Backes Kunden.«
Mein Blick schweifte über das Ufer, über den Deich, ich sah in der Ferne das rosafarbene kleine Gebäude der Froschzuchtfarm und auch die goldgelben Ziegel des Niangniang-Tempels. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich erinnerte mich an einen Morgen, nur ein paar Tage war es her, an dem ich mit meiner Frau zu neuen Ufern der Liebe aufgebrochen war ...
»Onkel, Sie haben keinen Sohn, stimmt’s?«, fragte mich Plattschädels Sohn.
Ich antwortete nicht.
»Onkel, dass eine so herausragende Persönlichkeit wie Sie keinen Sohn hat, darf eigentlich nicht sein. Sie wissen doch, dass das laut Konfuzius ein Verbrechen ist und dass Mencius sagt:23 Es gibt drei Fälle von Pietätlosigkeit. Keinen Stammhalter zu haben, ist die größte ...«
... Endlich pinkeln, nachdem man die ganze Nacht eingehalten hatte. Ich fühlte mich angenehm erleichtert und wollte mir noch eine kleine Runde Schlaf gönnen. Kleiner Löwe kletterte jedoch auf meinen Schoß und setzte sich auf mich. Das war schon lange nicht mehr vorgekommen.
»Onkel, wie die Dinge auch liegen mögen, Sie sollten einen Sohn bekommen. Das ist nicht nur Ihre Privatsache, ganz Nordost-Gaomi befürwortet es sehr. Onkel Backe bietet viele verschiedene Möglichkeiten an. Die Spitzenklasse ist Leihmutterschaft inklusive Sex. Eine gesunde unverheiratete Frau mit gesunden Genen und Universitätsabschluss. Mit ihr könnten Sie so lange zusammenleben, bis sie von Ihnen schwanger ist. Was die Kosten angeht, so ist das nicht gerade billig, ab zweihunderttausend RMB. Wenn Sie dann noch ein bisschen mehr für die Entwicklung Ihres Sohnes tun wollen, können Sie einen Zuschuss für stärkende Nahrungsergänzungsmittel bezahlen; und Sie können ihr auch zusätzliche Geldgeschenke machen. Natürlich besteht das Risiko, dass sich eine Liebesbeziehung entwickelt und dass dies die bestehende Ehe gefährdet. Damit wird die Tante sicherlich nicht einverstanden sein.«
... sie schien sehr erregt zu sein. Aber ihr Körper reagierte anders als sonst, nichts war wie immer. »Wie möchtest du es haben?« Im ersten Licht des grauenden Morgens funkelten ihre Augen über mir. Sie lachte geheimnisvoll: »Ich will dich ein bisschen quälen.« Dann nahm sie schnell ein schwarzes Tuch und band es mir um die Augen.
»Was machst du da?«
»Es ist verboten, das Tuch abzunehmen! Du hast dich das halbe Leben auf mir ausgetobt, nun revanchiere ich mich mal ein bisschen.«
»Du willst mich wohl kastrieren?«
Sie kicherte: »Aber nein, das wäre doch zu schade. Du sollst es jetzt mal so richtig genießen ...«
»Letztens war eine Frau bei Onkel Backe und hat Krach geschlagen«, erzählte der kleine Plattschädel: »Ihr Gatte hatte sich in die Leihmutter verliebt, während er mit ihr zusammenlebte. Und als der Sohn geboren war, hatte er die Ehefrau rausgeworfen. Deswegen wird Tante so was sicherlich nicht gutheißen.«
... Sie machte mich heiß, quälte mich mit ihren Händen, ich ließ mich fallen. Sie hatte mir wahrscheinlich etwas übergestülpt. Was hatte sie vor?
»Hey, was soll das? Muss das sein?«
Sie ignorierte mich.
»Onkel, wenn du nur den Sohn willst und die Chance ausschlägst, den Honig von wilden Blüten zu kosten, dann schlage ich dir eine sehr kostengünstige Methode vor. Das soll aber unter uns bleiben. Onkel Backe hat ein paar spottbillige Leihmütter, äußerlich ganz furchtbare Erscheinungen, aber ihre Hässlichkeit ist nicht angeboren. Sie gehörten ursprünglich zu den hübschesten Mädchen unseres Dorfes, zu den feinsten in Gaomi! Onkel, Ihnen ist doch bestimmt mal der große Fabrikbrand in der Stofftierfabrik zu Ohren gekommen. Damals sind fünf Mädchen aus Gaomi in den Flammen verbrannt. Drei andere Mädchen haben mit schwersten Brandverletzungen überlebt. Sie sind völlig verunstaltet und leben unter allerschwierigsten und traurigsten Umständen. Gutherzig, wie er ist, hat sich Backe ihrer angenommen, versorgt sie, ernährt sie, und er hat ihnen die Möglichkeit eröffnet, etwas Geld zu verdienen, damit sie im Alter nicht mittellos dastehen. Natürlich werden sie ohne Geschlechtsverkehr mit der Bechermethode befruchtet, um Leihmütter zu werden. Das heißt, Sie bringen nur Ihre kleinen Kaulquappen zu Onkel Backe, damit sie in die Gebärmutter eines der Mädchen gespritzt werden können. Wenn es dann soweit ist, kommen Sie Ihr Kind abholen. Das ist alles. Diese Leihmütter sind günstig, ein Junge kostet fünfzigtausend RMB, ein Mädchen dreißigtausend ...«
... Sie machte es so lange, bis ich aufschrie. Ich meinte in einen Abgrund zu stürzen. Sie deckte mich zu und verließ auf Zehenspitzen unser Schlafzimmer.
»Onkel, ich empfehle Ihnen ...«
»Spielst du für Backe den Zuhälter?«
»Onkel, dass Sie es übers Herz bringen, solche altmodischen Ausdrücke für das zu benutzen, was ich mache. Ein absolutes No-Go ist das!«, sagte Plattschädel lachend. »Ich arbeite für Onkel Backe im Außendienst. Ich bedanke mich schon mal bei Ihnen, Onkel Unterlippe, wenn ich mich Ihretwegen mit Onkel Backe in Verbindung setzen darf und Sie mir eine Provision in Aussicht stellen.« Er hielt das Floß an und holte sein Handy hervor.
Ich sagte: »Entschuldige, aber ich bin wirklich nicht Onkel Unterlippe und ich habe auch keinen Bedarf, euren Service in Anspruch zu nehmen.«