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Sugitani san! Eine große Freude habe ich zu verkünden!

Gestern vor Sonnenaufgang wurde mein Sohn geboren.

Weil meine Frau als Spät- und Erstgebärende zu den absoluten Risikofällen gehörte, hatte selbst die Chinesisch-Amerikanische Mutter-und-Kind-Klinik mit ihren angeblich in Amerika und England ausgebildeten Ärzten eine Aufnahme abgelehnt. Da dachten wir dann natürlich an Gugu. Alter Ingwer ist ja auch der schärfste. Meine Gattin vertraut ohnehin nur Gugu. Sie hat ihr bei unzähligen Geburten assistiert und weiß natürlich, wie souverän sie mit Komplikationen fertig wird.

Als Kleiner Löwe bei Backe und meinem kleinen Cousin in der Froschzuchtfirma Nachtschicht machte, setzten die Wehen ein. Man sollte, wenn es so weit ist, eigentlich zu Hause bleiben und sich schonen, aber starrsinnig, wie sie ist, hatte sie nicht hören wollen. Sie stolzierte hochschwanger über den Markt und präsentierte ihren Babybauch. Damit löste sie viele Diskussionen aus, und manch einer beneidete sie. Ihre Bekannten und Freunde riefen ihr schon von weitem zu: »Kleiner Löwe, tu dir das doch nicht an! Lauf schnell nach Hause und schon dich! Kaulquappe springt viel zu hart mit dir um.«

Aber sie sagte nur: »Da ist doch nichts dabei! Mit dem Kinderkriegen ist es wie mit den Melonen, wenn sie reif sind, plumpsen sie vom Gestänge. Wie viele Bauersfrauen haben ihre Kinder schon im Baumwollfeld oder im Gebüsch am Fluss ohne jede Komplikation zur Welt gebracht. Je mehr man sich in Watte packt, umso wahrscheinlicher gibt es Probleme.«

Ihre Ansichten decken sich in vielerlei Hinsicht mit den Erkenntnissen einiger unserer angesehenen Ärzte der Traditionellen Chinesischen Medizin.

Die Leute hörten, was sie sagte, alle pflichteten ihr bei, keiner fing Streit mit ihr an.

Als ich die Nachricht bekam, fuhr ich sofort zur Froschzuchtfirma.

Yuan Backe hatte meinen Cousin schon veranlasst, Gugu abzuholen. Sie trug einen weißen Arztkittel und einen großen Mundschutz. Ihr widerspenstiges Haar hatte sie unter eine weiße Haube gesteckt.

Ihr Gesicht war enthusiastisch, sie war aufgeregt. Sie kam mir vor wie ein edles Ross bei Turnierbeginn. Gugu wurde von einer weiß gekleideten jungen Dame in einen geheimen Kreißsaal geführt. Ich saß in Backes Büro und trank mit ihm schwarzen Tee.

In seinem Büro befand sich mitten im Raum ein Schreibtisch aus Bahia-Rosenholz, dahinter stand ein schwarzer echtlederner Chefsessel mit hoher Lehne. Auf dem Schreibtisch lagen etliche dicke Bücher. Darunter, kaum zu glauben, ein Buch, in dem als Lesezeichen eine kleine chinesische Nationalflagge steckte. Er wusste sofort, was mir durch den Kopf ging, und sagte ernsthaft: »Kumpel, auch als Verbrecher habe ich das Recht, ein Patriot zu sein.«

Sehr geübt bereitete er mir mit dem traditionellen Teebesteck in einem kleinen Kännchen einen besonderen Tee: »Das ist Dahongpao vom Berg Wuyishan. Es ist zwar nicht das allerfeinste Blatt, aber schon sehr, sehr gut. Wenn der Kreisvorsteher kommt, koche ich ihm immer diesen Tee. Aber dass ich ihn dir anbiete, beweist, dass ich noch Charakter habe.«

Er bemerkte, dass ich nicht bei der Sache war: »Keine Sorge! Ich mache die Arbeit. Und du verlässt dich auf mich. Friedlich und sicher läuft hier alles. Es kommt nie zu Fehlern oder Komplikationen! Wir wagen es nicht umsonst, deiner Tante kostbare Zeit zu stehlen, sie ist die Schutzgottheit von Nordost-Gaomiland. Wenn sie dabei ist, kann es nur nach diesen acht Schriftzeichen ausgehen:

母子平安,皆大歡喜

Mutter und Kind sind wohlauf, alle freuen sich riesig.«

Später schlief ich auf seinem großen Luxusledersofa ein. Ich träumte, dass meine Mutter und Renmei kämen. Mutter trug ein strahlendes, atlasseidenes Gewand und einen Krückstock mit einem Drachenkopfknauf, dem Erkennungszeichen der Unsterblichen. Renmei hatte eine wunderschöne rote Steppjacke an, dazu eine grüne Hose, sehr bäuerisch und bieder sah sie aus, aber auch ganz allerliebst. Auf dem linken Arm trug sie ein rotes Bündel. Aus dem Bündel konnte ich etwas gelbes Gestricktes hervorlugen sehen. Sie gingen beide auf dem Flur auf und ab, der Krückstock meiner Mutter pochte dabei gleichmäßig, aber nie hastig auf den Boden, trotzdem machte es mich nervös.

Ich fragte: »Mama, kannst du dich ein Weilchen hinsetzen und ausruhen? Wenn ihr beide hier immer auf und ab geht, werden alle anderen nervös.«

Mutter setzte sich ein Weilchen auf das Sofa, rutschte dann aber hinunter auf den Boden, wo sie sich im Schneidersitz niederließ. Sie erklärte, wenn sie auf dem Sofa sitze, könne sie nicht atmen. Renmei war äußerst schüchtern, sie versteckte sich wie ein kleines Mädchen hinter dem Rücken meiner Mutter. Wenn ich zu ihr hinschaute, dreht sie jedes Mal schnell den Kopf weg. Ich sah, wie sie das gelbe Gestrickte aus dem Bündel hervorholte und ausbreitete. Es war ein handtellergroßes, handgestricktes Jäckchen.

»Renmei, hast du das für eine Babypuppe gestrickt?«

Sie wurde rot: »Ich habe es für das Kleine in meinem Bauch angefertigt.«

Jetzt erst bemerkte ich, dass ihr Bauch schon eine beachtliche Wölbung zeigte. Auch die Pigmentflecken in ihrem Gesicht deuteten auf eine Schwangerschaft hin.

Ich sagte noch: »Das Kind in deinem Bauch ist bestimmt nicht so klein.«

Sie errötete wieder: »Renner, sag Gugu bitte, sie soll mir erlauben, es zu bekommen.«

Mutter pochte geräuschvoll mit ihrem Stock auf den Boden: »Renmei, du bekommst es jetzt sofort. Ich passe auf, dass dir nichts geschieht. Der Krückstock der Beamtengattin schlägt nach oben den törichten Herrscher und nach unten den verräterischen Beamten. Wer mir in die Quere kommt, wird keines guten Todes sterben!«

Mutter rammte den Krückstock gegen die Wand und traf einen Mechanismus, der sofort eine Geheimtür öffnete. Vor uns lag ein taghell erleuchteter Raum mit einem ausladenden Operationstisch, der mit einem schneeweißen Laken überzogen war. Zu beiden Seiten standen je vier Schwestern in weißen Kitteln und mit Mundschutz. Gugu stand an Kopfende des Tisches, auch sie war am ganzen Körper akkurat gekleidet, die Hände steckten in OP-Handschuhen. Als Renmei eintrat, merkte sie sofort, was gespielt wurde, machte auf dem Absatz kehrt und rannte weg, aber Gugu packte sie doch. Sie weinte, weinte schrecklich, wie ein kleines, hilfloses Mädchen: »Renner, ich flehe dich an, weil wir schon so viele Jahre ein Ehepaar sind, immer zusammen waren, Renner, ich flehe dich an, rette mich!«

Mein Herz krampfte sich zusammen. Meine Augen wurden tränenfeucht ... Gugu machte nur eine Handbewegung. Da hatten die zweimal vier Krankenschwestern Renmei auch schon geschnappt und auf den OP-Tisch gehoben. Zwei, drei Handgriffe und sie hatten sie nackt ausgezogen. Dann sah ich, wie zwischen ihren Beinen eine kleine rosa Hand hervorkam, den kleinen Finger, den Ringfinger und den Daumen eingeknickt, den Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen gespreizt. Gugu und die Krankenschwestern lachten und konnten gar nicht wieder aufhören.

Gugu sagte: »Jetzt wird nicht länger gefackelt. Jetzt kommst du raus.«

Dann kam langsam das Baby. Als der Kopf draußen war, reckte es ihn wie ein argwöhnisches Tierchen, vorsichtig Ausschau haltend. Auf diese Gelegenheit hatte Gugu nur gewartet, sie packte es fest am Ohr und umfasste mit der anderen Hand seinen Schädel, dann zog sie mit äußerster Kraft: »Du kommst jetzt raus!«

Dann ertönte ein Geräusch, wie wenn man Popcorn in der Pfanne brät, und ein über und über mit Blut und Schleim bedeckter Säugling kam zum Vorschein, den Gugu mit einer Hand gepackt hielt ...

Ich schreckte hoch. Am ganzen Körper schweißnass und zitternd vor Kälte. Mein Cousin und Kleiner Löwe kamen zur Tür herein. Mein Kleiner Löwe hatte eine Mullwindel im Arm, aus der ein winziger Säugling herausschaute und mit feinem Stimmchen weinte. Mein Cousin flüsterte: »Renner, meinen allerherzlichsten Glückwunsch zur Geburt deines Sohnes.«

Dann brachte er uns mit dem Auto zu meinem Vater ins Dorf.

Das Dorf ist inzwischen ein Stadtrandbezirk. Früher hieß es in den amtlichen Bekanntmachungen immer: Unser Kreisvorsteher hat angeordnet ... Heute gehören wir zur Stadt und haben einen Bürgermeister. Es heißt jetzt: Unser Bürgermeister hat angeordnet, dieses Dorf bestehen zu lassen und als Kulturdenkmal zu erhalten. Erhalten wird ein Dorf mit Häusern im Stil der Zeit der Kulturrevolution. An den Mauern stehen noch in großen roten Zeichen die Parolen, zu sehen sind der Dorfvorsteher mit dem Revolutionspappschild, die Lautsprecher der Dorfparteizentrale, der Versammlungsort der Produktionsbrigade ...

Draußen graute bereits der Morgen, aber die Straße war menschenleer. Der Frühbus brachte eilig ein paar Fahrgäste fort, die verschlafen wie Gespenster auf ihren Plätzen saßen. Nur die Putzkolonne der Straßenreinigung war schon unterwegs, ein paar Vermummte, von denen nicht mehr als die Augen zu sehen waren, schwenkten ihre Besen und wirbelten dabei eine Menge Staub auf.

Ich wollte so gern das Gesicht meines Kindes sehen. Aber Kleiner Löwes feierliche Miene, feierlicher als die jeder anderen Wöchnerin, und ihr müdes und doch glückliches Lächeln hinderten mich daran, sie zu bedrängen. Um den Kopf hatte Kleiner Löwe ein weinrotes Tuch gebunden, ihre Lippen waren aufgerissen und trocken. Sie hielt den Säugling eng umschlungen, immer wieder senkte sie den Kopf, um ihn anzuschauen oder seinen Geruch einzusaugen.

Wir hatten alles, was wir für das Kind vorbereitet hatten, schon zu meinem Vater geschafft. Weil unsere Ziege gerade nicht zu finden war, hatte Vater von einem Bauern mit Namen Du bei uns im Dorf eine Portion Milch bestellt. Bauer Du hielt zwei Kühe, die jeden Tag fünfzig Liter Milch gaben. Vater bat ihn wiederholt, der Milch nichts hinzuzufügen. Bauer Du antwortete: »Gevatter, wenn du mir nie glauben willst, dann melk dir die Milch selber. Und gut ist’s.«

Mein Cousin hielt den Wagen vor dem Haushof meines Vaters. Der stand schon längere Zeit draußen und wartete auf unsere Ankunft. Mit ihm zusammen erwarteten uns noch zwei entfernte Schwägerinnen und ein paar junge Mädchen, wohl alles Frauen meines Neffen und andere, die im selben Haus wohnten. Meine zweite Schwägerin griff sich sofort das Kind, die jungen Frauen halfen meiner Frau aus dem Auto, stützten sie und brachten sie über den Hof ins Haus in ihr Wöchnerinnenzimmer. Es war schon alles vorbereitet.

Meine Schwägerin lüftete die Windel ein wenig, damit mein Vater seinen Enkel, den kleinen Spätankömmling, in Augenschein nehmen konnte. Vater sagte mit Tränen in den Augen immer nur: »Gut. Gut. Gut ... «

Ich selbst war auch zu Tränen gerührt, als ich den schwarzen Haarschopf und das rosige Gesichtchen sah. Großes Gefühlskino.

Treuer Freund, dieses Kind gibt mir meine Jugend zurück und schenkt mir Inspiration. Die Schwangerschaft und seine Geburt sind zwar komplizierter und verschlungener verlaufen als bei anderen Kindern, und es bedarf noch einiger Anstrengungen, um ihm den legitimen Status als mein Sohn zu verschaffen – eine heikle Angelegenheit. Und doch ist es schließlich so, wie meine Tante immer gesagt hat: »Ist das Kind erst durch das Ofenrohr, zählt es als Menschenleben, wird rechtmäßiger Bürger der Volksrepublik China und kommt in den Genuss aller Rechte und Leistungen für die Kinder hier bei uns. Wenn es Probleme gibt, sind wir, die wir es auf die Welt geholt haben, dafür verantwortlich. Denn wir geben ihm Liebe, nichts anderes.«

Sugitani san, morgen lege ich mir mein Manuskriptpapier ausgebreitet auf den Tisch und beginne in Höchstgeschwindigkeit damit, dieses schwer zu gebärende Theaterstück fertigzustellen. Der nächste Brief, den Sie von mir bekommen werden, wird das Theaterstück enthalten, ein wahrscheinlich für alle Zeiten unmöglich aufzuführendes Stück mit dem Titel:

Frösche

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