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Teurer Freund, vorgestern habe ich mich mit meiner Frau gestritten. Der Streit ist eskaliert, weil ich mich nicht mehr im Griff hatte. Ihre Nase hat dabei ziemlich was abgekriegt, sie hat heftig geblutet. Sogar das Briefpapier ist beschmutzt worden. Heute habe ich starke Kopfschmerzen, so dass ich mit dem Theaterstück nicht weiterkomme. Beim Briefeschreiben beeinträchtigen sie mich jedoch nicht. Für das Theaterstück muss ich an Worten und Sätzen feilen, bei einem Brief ist das unnötig, und es genügt, ein paar hundert Schriftzeichen zu beherrschen, um munter draufloszuschreiben.

Wenn mir meine erste Frau früher Briefe schrieb, fehlten ihr immer viele Schriftzeichen. Dann malte sie stattdessen kleine Bildchen. Sie entschuldigte sich mit den Worten: »Kleiner Renner, ich bin ungebildet, ich kann nur malen, nicht schreiben.« Ich antwortete ihr: »Es stimmt nicht, dass du kein Niveau hast und ungebildet bist. Du drückst in Bildern aus, was dein Herz dir sagt. Du schenkst uns neue Schriftzeichen.« Sie gab zurück: »Ich möchte dir lieber einen Sohn schenken! Kleiner Renner, lass uns zusammen einen Sohn bekommen, bitte ...«

Teurer Freund, nachdem ich dem Flößer Plattschädel zugehört hatte, waren mir grässliche Befürchtungen gekommen. Mir war abwechselnd heiß und kalt geworden. Eine richtige Panik hatte mich gepackt, denn ich war zu dem Schluss gekommen, dass Kleiner Löwe, die diesen neurotischen Kindertick hat, meine Kaulquappen abgefüllt und sie irgendeinem verunstalteten Mädchen appliziert hatte.

In meinem Hirn geisterten Massen von Kaulquappen herum, die eine Eizelle belagerten, wie die Kaulquappen in unserem Teich am Dorfrand. Als dieser einmal kurz vor dem Austrocknen war, hatte ich welche beobachtet, die in dicken Trauben eine im Wasser aufgequollene Hefenudel belagert und daran gierig um die Wette gefressen hatten.

Dann wurde mir klar: Das arme Ding, das meine Nachkommenschaft austrug, war gar keine Fremde! Es war Chen Nases Tochter Augenbraue, die zweite Tochter meines alten Mitschülers und Freundes. In ihrer Gebärmutter wuchs jetzt mein Kind heran.

Ich eilte zum Froschzuchtzentrum. Viele Leute grüßten mich auf der Straße, aber ich erinnere mich nicht mehr, wer sie waren.

Durch den hell erleuchteten Spalt des sich automatisch öffnenden Tores hatte ich einen Augenblick die Ehrfurcht heischende Froschplastik im Blick. Ich spürte, wie ein Zittern durch meinen Körper ging. Ich glaubte, die kalte, schleimige Froschhaut zu spüren und einen Blick, der von schlechten Absichten zeugt.

Auf dem Platz vor dem kleinen Firmengebäude tanzten sechs Mädchen in bunten Kleidern und schwenkten Blumenkränze. Neben ihnen saß ein Mann auf einem Stuhl, der ein Schifferklavier auf dem Schoß hielt und darauf spielte. Die Tänzerinnen schienen etwas einzustudieren.

Alles sah so friedlich aus, die Sonne schien wunderschön, ein laues Lüftchen wehte, nichts schien vorgefallen zu sein. Vielleicht hatte ich mir ja alles nur eingebildet, die Phantasie war mit mir durchgegangen. Ich sollte mir lieber ein ruhiges Plätzchen suchen und in Ruhe nachdenken. Zum Beispiel über mein Theaterstück.

Mein Vater hatte mich gelehrt:

Im Normalfall ängstlich wie die Maus,

denn Vorsicht ist die wahre Tapferkeit!,

wenn’s drauf ankommt, ein Tiger,

denn am Mute hängt der Erfolg.

Des Weiteren lehrte er mich:

Hast Glück und nie Pech.

Kommt Unglück doch,

führt kein Weg dran vorbei.

Die Alten kennen viele Sinnsprüche. Während ich an Vaters Lehrsätze dachte, spürte ich, dass ich hungrig wurde.

Ich bin fünfundfünfzig. Vor meinem Vater und meinem großen Bruder wage ich nicht, mich alt zu nennen. Aber den Zenit meines Lebens habe ich lange überschritten, ich fahre mit zunehmender Geschwindigkeit bergab gen Westen, der untergehenden Sonne zu. Am Lebensabend angekommen. Ein vorzeitig in den Ruhestand Versetzter, der sich an seinem Heimatort auf dem Lande eine Wohnung gekauft hat und nun Erholung sucht. Eigentlich nichts, wovor man sich zu fürchten hat.

Während mir das durch den Kopf ging, verspürte ich noch größeren Hunger.

Ich ging in das kleine Restaurant mit Namen »Don Quijote de la Mancha«, das rechts neben dem Vorplatz des Niangniang-Tempels gelegen ist. Seit Kleiner Löwe angefangen hatte, auf der Froschfarm zu arbeiten, kam ich regelmäßig zum Essen hierher. Ich setzte mich an einen Tisch ans Fenster. Die Geschäfte des Restaurants liefen nicht gut, und der Fensterplatz war mehr oder weniger mein Stammplatz geworden. Der kleine dicke Ober kam an meinen Tisch:

»Mein Herr, immer wenn Sie sich an diesen Tisch setzen und der Stuhl Ihnen gegenüber frei bleibt, träume ich davon, dass ich eines Tages darauf sitze und Sie mir dann von der komplizierten Geburt Ihres Theaterstücks erzählen.«

Sein fettig glänzendes Gesicht lächelte gefällig, aber das wirkte auf mich wie eine Grimasse. Vielleicht war es nur Don Quijotes Diener Sancho Panza, der durch mein Hirn spukte. Ein wenig durchtrieben, mit Spaß daran, andere auf die Schippe zu nehmen, aber nie davor gefeit, sich selbst zum Gespött zu machen. Schwer zu sagen, ob man diesem Burschen wohlwollend oder ablehnend begegnen sollte.

Die schweren Tische im Lokal sind aus gebürsteter Linde, nicht mit Farbe gestrichen und nicht lackiert. Die Maserung des Holzes ist deutlich zu sehen, es gibt ein paar Brandspuren von Zigaretten. Regelmäßig schrieb ich an einem dieser Lindentische. Vielleicht würde dieser noch mal berühmt, ein Kulturgut, sollte mein Theaterstück ein großer Erfolg werden. Wenn die Leute sich dann an diesem Tisch niederließen, um ein Bier zu trinken, müssten sie zusätzlich eine Tischgebühr zahlen. Und mir gegenüber gesessen zu haben, wäre dann noch exklusiver, noch teurer ...

Tut mir leid! Literaten bilden sich immer etwas ein, um das Feuer ihrer schriftstellerischen Schaffenskraft wieder anzufachen.

»Gnädiger Herr«, der Ober machte einen angedeuteten Diener, ohne den Rücken zu beugen. »Guten Tag! Herzlich willkommen! Ich freue mich, dass Sie uns beehren! Meinem Namen nach der treue Diener des großen Ritters Don Quijote, werde ich Sie mit aller Herzlichkeit bewirten!«

Er sagte diesen Satz so, als hätte er ihn aus einer Liste mit noch neun weiteren Sätzen.

»Danke«, entgegnete ich, »das Gleiche wie immer: einen Salatteller Margarita, ein Rinderschmorfleisch im Tontopf à la Antonios junge Witwe, ein gezapftes Onkel-Marek-Starkbier.«

Er verschwand mit wackelndem Hinterteil, wie eine watschelnde fette Ente. Ich wartete auf mein Essen und schaute mir inzwischen die Einrichtung und den Wandschmuck an. An der Wand hingen eine von Rostflecken übersäte Rüstung und ein Spieß, ein kaputter Handschuh, der einem Duell wegen einer Ehrenstreitigkeit entstammte, Urkunden und Orden, die für unvergängliche Ruhmestaten und militärische Leistungen verliehen worden waren. Dann gab es noch einen ausgestopften Hirschkopf, zwei ausgestopfte Fasanen mit prächtigen Schwanzfedern und alte vergilbte Fotografien. Obwohl das mittelalterliche Europa an der Wand nur imitiert war, machte es Spaß, die Dekoration anzuschauen. Rechts neben der Eingangstür stand eine lebensgroße Bronze, ein weiblicher Akt. Ihre Brüste hatten mit der Zeit so viele Menschen berührt, dass sie golden glänzten, wie poliert.

Teurer Freund, ich habe beobachtet, dass alle, Männer wie Frauen, beim Betreten des Restaurants mit den Händen über ihre Brüste streichen, im Vorbeigehen sozusagen.

Auf dem Vorplatz des Niangniang-Tempels herrscht immer Gedränge. Es ist ein Schieben und Schubsen ohne Ende, und dazwischen ertönt Wang Lebers Marktgeschrei.

Seit kurzem gibt es ein neues Tempelspiel, das sich Das chinesische Einhorn bringt Kinder nennt. Angeblich sollen alte Traditionen wiederbelebt werden, aber im Grunde steckt dahinter, dass das städtische Kulturhaus ein paar Kunstschaffende angestellt hat, damit sie etwas auf die Beine stellen. Es ist nicht Fisch noch Fleisch, weder Orient noch Okzident, gibt aber fast fünfzig Leuten Arbeit. Deshalb ist es eine gute Sache.

Außerdem, Sugitani san, teile ich Ihre Meinung. Sie schrieben, Ihrer Ansicht nach sei die so genannte Tradition nichts anderes als das, was in früheren Zeiten Avantgarde war.

Ich sehe im Fernsehen immer viele Magazine dieser Art. Sie alle bilden einen bunten Reigen aus altem Brauchtum und moderner Lebensart, Reisen und Kultur: Stets verbreiten sie Enthusiasmus, auch für die westlichen Naturwissenschaften, eine fröhliche Stimmung und Geschäftstüchtigkeit.

Das ist genau das, was Sie immer bekümmert: Mancherorts herrscht Krieg, da sind die Menschen Kanonenfutter und sterben wie die Fliegen. Und mancherorts herrscht eitel Fröhlichkeit bei Wein, Weib und Gesang. Das ist unsere Welt. Wäre da ein Titan, der im Vergleich zu unserem Erdball groß wäre wie wir im Vergleich zu einem Fußball, und er säße da und sähe zu, wie die Erde ihn umkreist und mal Frieden, mal Kriege, mal rauschende Feste, mal Hungersnöte, mal Dürren, mal Flutkatastrophen vorbeiziehen, wüsste ich gern, was er dabei dächte.

Verzeihen Sie teurer Freund, ich schweife ab.

Der falsche Sancho Panza brachte mir ein Glas Eiswasser und einige Scheiben Brot, dazu ein Stück Butter und ein Tellerchen mit Olivenöl und Knoblauch als Dip für das Brot. Hier wird hervorragendes Brot gebacken. Jeder, der schon mal westliches Brot gegessen hat, wird mir zustimmen. Wenn man das Brot in den Dip oder die Butter stippt, ist es Genuss pur. Und dann erst die Gerichte, die anschließend serviert werden!

Sugitani san, Sie müssen hier einmal essen gehen! Ich garantiere Ihnen, dass Sie es genießen werden.

Außerdem gibt es in diesem Restaurant noch einen »Brauch«. Vielleicht ist »Regel« sogar das bessere Wort: Wenn der Wirt abends sein Lokal schließt, stellt er das Brot vom selben Tag – Baguettes, Brötchen, Roggenbrote, grobkörnige und Feinbrote – in einen großen Weidenkorb auf den Tisch an der Tür, damit die Gäste es nach Hause mitnehmen. Es gibt kein Hinweisschild, das dazu ermahnt, nur eins mitzunehmen, aber jeder Gast hält sich unwillkürlich daran. Da geht man dann: ein Baguette unter den Arm geklemmt oder vor der Brust, ein Kastenbrot, ein weiches Weißbrot oder ein knuspriges, man atmet den Duft ein, den Duft des Roggenkorns, des Weizens, der Sesamsaat, der Aprikosenkerne, den Hefeduft. Auch ich mache mich meist mit einem frischen Brot auf den Heimweg und bummele noch über den Vorplatz des Niangniang-Tempels.

Ich bin jedes Mal beschämt, denn ich weiß natürlich, dass ich den Luxus liebe. Ich bin mir bewusst, dass auf unserem Erdball ungezählte Menschen nicht einmal ein Hemd auf dem Leib besitzen, sich nicht sattessen können, dass es viele gibt, die vom Hungertod bedroht sind und gerade jetzt in dieser Minute um ihr Leben ringen.

Fräulein Margaritas gemischter Salat besteht aus grünem Salat, Tomaten und jungen Blättchen der Ackergänsedistel. Er schmeckt köstlich. Wer hat sich diesen westeuropäischen Namen, bei dem man unwillkürlich ins Träumen von Europa gerät, für den Salat ausgedacht? Natürlich mein Schulkamerad aus der Grundschule, der Sohn meiner Grundschullehrerin, Li Hand.

Wie ich Ihnen schon in meinen früheren Briefen erzählte, war Hand der Begabteste von uns. Eigentlich wäre er für die Schriftstellerei prädestiniert gewesen, doch schließlich bin ich dazu gekommen. Er hingegen wurde Arzt, ein sehr guter Arzt. Er hatte glänzende Zukunftsaussichten, kündigte aber, kehrte aufs Land zurück und machte dieses nicht westliche und nicht östliche, sagen wir, eurasische Restaurant auf. Schon dessen Name und auch die angebotenen Gerichte verraten, dass die Literatur einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf meinen Mitschüler hat. An so einem Ort wie unserem Dorf, wo Einheimisches bis zur Unkenntlichkeit mit Ausländischem vermengt wird, ist ein Restaurant »Don Quijote de la Mancha« an sich schon eine Tat, die dem Namensgeber alle Ehre macht.

Li Hand hatte bereits einen Wohlstandsbauch angesetzt. Er, der immer schon untersetzt gewesen war, sah mit dem Bauch noch kleiner aus. Für gewöhnlich saß er in seinem Lokal abgeschieden in einer Ecke, in einiger Entfernung, aber mir gegenüber, so dass er mich sehen konnte.

Wir begrüßten uns gegenseitig nicht. Manchmal schrieb ich tief über den Tisch gebeugt irgendwelche unzusammenhängenden Impressionen, und er stand dabei, hinter dem Stuhl, den rechten Ellbogen auf die Lehne gestützt und die Wange in die Hand geschmiegt. In dieser Pose eines Müßiggängers verharrte er stets eine ganze Weile.

Der falsche Sancho Panza servierte mir meine Portion Rinderschmorfleisch im Tontopf à la Antonios junge Witwe und mein gezapftes Onkel-Marek-Starkbier. Ich hatte alles, was ich bestellt hatte, nahm einen Schluck Bier und aß einen Bissen von dem Rinderschmorfleisch. Ich kaute langsam und ließ es mir auf der Zunge zergehen.

Mein Blick fiel durch das Fenster. Ich sah, dass dort im helllichten Sonnenschein feierlich eine Göttergeschichte aufgeführt wurde. Die Musiker und Opernsänger spielten und sangen, dass die Erde bebte, und bahnten sich einen Weg durch das Menschengewühl. Dem Orchester folgte der Zug mit den Bannern, den Becken, den Baldachinschirmen, den Fächern, den Halbgöttern in fünffarbiger Kleidung. Die Schöne, die auf dem Fabelwesen Qilin ritt, hatte ein Gesicht, makellos wie ein Silberteller, und Augen wie zwei Sterne, in den Armen hielt sie einen molligen, rosig samtigen Säugling.

Jedes Mal, wenn ich die Babys bringende Niangniang sehe, möchte ich ihr Bild so gern mit dem von Gugu verknüpfen. Aber meine Tante kommt mir jetzt nur noch mit großem schwarzen Poncho in den Sinn, mit wirrem Haar, einem Lachen wie das Kreischen einer Eule, einem verschwommenen Blick und Worten, die alles ins Gegenteil verkehren. Dies zerstört meinen schönen Traum.

Nachdem die Ehrengarde der Kinder schenkenden Niangniang die Göttin im federnden Laufschritt eine Runde um den Tempelvorplatz begleitet hatte, stellten sich alle in der Mitte zu einer Formation auf. Die Musik und die Trommeln verstummten. Ein Würdenträger mit hoch aufragender Beamtenkappe, in einer zinnoberroten Amtsrobe, das Hu-Zepter der Beamten vor der Brust, ein Amtsschreiben in der Hand – man dachte unwillkürlich an den Eunuchen aus dem Computerspiel »Herrscher« –, verkündete mit lauter Stimme:

»Himmel und Erde bringen immerfort die fünf Getreidearten hervor. Sonne, Mond und Sterne nähren und mehren das Volk. Auf Geheiß des Jadekaisers bringt die Kinder schenkende Niangniang ein hübsches Kind zu euch auf die Erde nach Nordost-Gaomi herab. Sie hat angeordnet, dass es für Wang Liang, der reichlich gute Werke tut, und seine brave Gattin bestimmt ist, die jetzt vortreten und ihr Kind in Empfang nehmen sollen.«

Die sehnsüchtig auf ihre Schwangerschaft wartende Ehefrau nahm das hübsche Kind – es war ein Niwawa-Tonkind – entgegen.

Sugitani san, obwohl ich alle möglichen Mittel und Wege suchte, mich selbst zu beschwichtigen, blieb ich der Angsthase, der sich immerfort Sorgen macht.

Da ich mir inzwischen sicher war, dass Chen Augenbraue mein Kind austrug, konnte ich mich innerlich nicht beruhigen und fühlte mich in jeder Minute, jeder Sekunde wie ein Schwerverbrecher. Sie war doch Nases Tochter! Gugu und Kleiner Löwe hatten sie aufgezogen! Ich hatte ihr sogar mit meinem kleinen Finger, den ich ihr ins Mündchen schob, Milchpulver gefüttert. Sie war noch winziger gewesen als meine eigene Tochter!

Wenn Nase, Hand und Leber erführen, was sich nun zugetragen hatte? Ich könnte einpacken! Wir aus Gaomi sagen, ich könnte genauso gut in ein Hundefell kriechen. Denn niemals mehr könnte ich irgendjemandem unter die Augen treten. Ich hätte mein Gesicht für alle Zeit verloren.

Mir fielen die beiden Male ein, die ich Nase gesehen hatte, seitdem ich wieder nach Hause gezogen war.

Das erste Mal war im letzten Jahr eines frühen Abends gewesen, als es in dicken Flocken geschneit hatte. Kleiner Löwe hatte noch nicht begonnen, auf der Froschzuchtfarm zu arbeiten. Ich ging draußen mit ihr spazieren, und wir schauten den im hellen Licht tanzenden Schneeflocken am Rande des Tempelvorplatzes zu. Von weitem hörte man immer wieder Böller krachen. Der brenzlige Geruch wurde langsam stärker. Man konnte das neue Jahr schon riechen! Als mich meine Tochter aus Spanien auf dem Handy anrief und erzählte, sie sei mit ihrem Mann in Cervantes’ Geburtsort Alcalá, betrat ich gerade mit Kleiner Löwe an der Hand mein Lieblingsrestaurant »Don Quijote de la Mancha«. Das erzählte ich meiner Tochter, und ich hörte sie durch den Äther fröhlich lachen.

»Wie ist die Welt doch klein, Papa!«

Und die Kultur groß, finden Sie nicht auch, Sugitani san?

Anfangs wusste ich gar nicht, dass es sich bei dem Wirt des Restaurants um meinen alten Schulfreund Li Hand handelte, doch ich ahnte, dass er ein außergewöhnlicher Charakter war. Schon als wir das Lokal zum ersten Mal betraten, gefiel es uns auf Anhieb. Mir hatten es vor allem die massiven Tische und Stühle aus gebürsteter Linde angetan. Wären die Tischplatten mit blendend weiß gewaschenen Tischtüchern bedeckt gewesen, hätte es im Lokal sehr europäisch ausgesehen, aber Li Hand erklärte mir später: »In der Epoche des Don Quijote de la Mancha, das habe ich genau geprüft, hat man in den spanischen Gasthöfen auf dem Land keine Tischtücher benutzt. Genauso wenig«, konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen, »wie die spanischen Frauen damals Büstenhalter getragen haben.«

Sugitani san, ich möchte Ihnen reinen Wein einschenken, auch bei mir war es so, dass ich, sowie ich das Lokal betrat und die zwei blank gewienerten Brüste der Bronzestatue sah, meine Hand nicht stecken lassen konnte. Ich habe darübergestrichen. Nun ja, so offenbare ich Ihnen meine schmutzigen Gedanken, aber ich bin freimütig.

Kleiner Löwe sagte sofort: »Hey, was machst du da?«

Ich nur: »Was beschwerst du dich? Das ist doch Kunst!«

Sie sagte scharf: »Was da so alles unter dem Deckmäntelchen der Kulturliebe läuft, will ich nicht wissen!«

Der falsche Sancho Panza kam lächelnd auf uns zu und machte wieder einen Diener, der keiner war: »Mein Herr, meine Dame! Ich freue mich, dass Sie uns beehren!« Er nahm uns die Mäntel, Schals und Mützen ab und geleitete uns zu einem Tisch in der Mitte des Restaurants. Auf den Tischen standen mit Wasser gefüllte Glasschalen mit weißen Schwimmkerzen. Wir mochten das nicht. Ich suchte mir einen Tisch am Fenster aus. Ein idealer Platz, denn man konnte den lustig wirbelnden Schneeflocken draußen zuschauen und hatte obendrein einen guten Blick über das gesamte Restaurant. An einem Tisch, der ganz hinten in der Ecke des Lokals am Fenster stand – meinem späteren Stammplatz – sahen wir einen in Zigarettenqualm gehüllten Mann sitzen.

Ich erkannte ihn an dem fehlenden Ringfinger seiner rechten Hand und an seiner großen Nase. Chen Nase, der immer so gutaussehend gewesen war, hatte nun eine Glatze. Das Haar am Hinterkopf fiel glatt herab, eine Frisur, wie sie Cervantes getragen haben mochte. Seine Haut war trocken, die Wangen eingefallen. Wahrscheinlich hatte er keine Backenzähne mehr. Mit drei Fingern seiner Rechten drückte er einen Zigarettenstummel an seinen Mund und versuchte, noch einmal daran zu ziehen. In der Luft hing der unangenehme Geruch des angebrannten Filters. Der Qualm kam in weißen Schwaden aus beiden Nasenlöchern und vernebelte seinen Blick. Er hatte den typischen Blick eines Penners. Ich traute mich nicht recht, ihn anzuschauen, konnte den Blick aber auch nicht abwenden.

Ich erinnerte mich an die Bronzestatue von Cervantes auf dem Campus der Pekinger Universität und verstand, warum sich Nase in diesem Restaurant aufhielt. Er war seltsam angezogen, weder Joppe noch Weste, um den Hals hatte er etwas Weißes gebunden, wohl ein Baumwolltuch. Ich sah, so meine ich, dass Nase einen Säbel am Körper trug. Tatsächlich, die Waffe lehnte an der Wand. Und ich entdeckte einen Eisenhandschuh, einen jämmerlichen Faustschild und eine in der Ecke aufgestellte Lanze. Ich meinte, zu seinen Füßen auch einen dreckigen, mageren Hund gesehen zu haben. Es stimmte, da war ein Hund, er war zwar dreckig, aber dünn war er nicht. Cervantes, so sagt man, fehlte an seiner Rechten auch ein Finger. Doch Tartsche und Lanze trug er nicht bei sich. Das tat Don Quijote. Nase sah aus wie Cervantes. Dabei wussten wir nicht, wie Cervantes ausgesehen hat, noch weniger konnten wir Don Quijote, der nie existiert hat, gesehen haben.

Sugitani san, halten Sie es damit, wie Sie wollen: Cervantes oder Don Quijote.

Ich war darüber tief bekümmert, dass mein alter Freund in eine so furchtbare Lage geraten war. Ich erzählte bereits, welch furchtbares Schicksal seine Töchter ereilt hatte. Ohr und Augenbraue waren bei uns in Gaomi immer die hübschesten Schwestern weit und breit gewesen. Nase war nicht rein chinesisch. Er hatte fremdländische Vorfahren, woher genau, wussten wir nicht. Deshalb waren die Gesichter seiner Töchter nicht flach, sondern hatten ausdrucksstarke Züge. Worte, mit denen in klassischen chinesischen Gedichten und Romanen Frauenschönheit beschrieben wird, greifen bei den beiden hübschen Schwestern nicht.

Sie waren wie Kamele in einer Herde Schafe, wie mandschurische Kraniche in einer Schar Hühner. Wären sie in wohlhabende Familien oder in einem reichen Land geboren worden, hätten sie alle Chancen gehabt. Selbst wenn sie weit weg in einer ärmlichen Familie zur Welt gekommen wären, hätten sie vielleicht, vom Schicksal plötzlich begünstigt, einen Edlen getroffen; und hätten sie dann nur einen einzigen Ton gesagt, hätte sich ihr Schicksal zum Guten gewendet, und sie hätten einem leuchtenden Stern am Himmel geglichen.

Die beiden waren zusammen fortgegangen, Richtung Süden, hatten sich alleine durchgeschlagen. Wahrscheinlich in der Hoffnung, doch noch eine Chance zu bekommen.

Ich hatte gehört, dass sie nach Dongli in der Provinz Kanton gegangen seien und dort in einer Plüschtierfabrik gearbeitet hätten. Dass der Fabrikbesitzer ein Ausländer gewesen sei. Ob ein echter Ausländer, kann man nicht mit Sicherheit sagen.

Was waren die zwei Schwestern hübsch und klug gewesen! In einer Umgebung, in der man dem Geld und dem Luxus frönt, hätte ihnen ihre Unberührtheit nichts bedeuten dürfen, dann wäre für sie alles einfach gewesen. Aber sie hatten ihre Arbeitskraft verkauft und waren in der Fertigung geblieben. Hatten im Schweiße ihres Angesichts brutale Ausbeutung ertragen. Zuletzt war in der Fabrik ein Feuer ausgebrochen, ganz China war über dieses Unglück schockiert. Die Ältere der beiden war verbrannt. Die Jüngere hatte schwere Brandverletzungen erlitten, die sie verunstalteten. Die große Schwester hatte die kleine mit ihrem Körper zu schützen versucht, als beide um ihr Leben gerannt waren. Wie schmerzlich! Wie traurig! Wie mitleiderregend! Es war der Beweis dafür, dass die beiden ihre Tugend nie verloren hatten! Dass sie brave Kinder geblieben waren! Kristallrein, wie geschliffene Jade ...

Verzeihung Sugitani san. Ich bin furchtbar ergriffen.

Nases Leben ist so voller Leid!

Ich finde, wenn er in diesem Lokal namens »Don Quijote de la Mancha« den schon lange verstorbenen Cervantes oder die frei erfundene Figur des Don Quijote spielt, ist er nicht besser als der zwergenwüchsige Türsteher im Pekinger »Paradise Bird Dance Club« oder der riesenwüchsige Türsteher in der »Wasserfallgrotte« Spa von Taizhou in Jiangsu. Da gibt es keinen Unterschied. Jedes Mal wird der eigene Körper vermarktet. Beim Zwerg ist es der Zwergenwuchs, beim Riesen der Riesenwuchs und bei Nase die überdimensionale Nase. Sie befinden sich alle in derselben tragischen Situation.

Sugitani san, ich erkannte Nase an jenem Abend sofort, obwohl ich ihn fast zwanzig Jahre nicht gesehen hatte! Ich gebe zu, ich könnte ihn hundert Jahre nicht gesehen haben, auch im Ausland würde ich ihn erkennen.

Natürlich hatte er uns ebenfalls erkannt, nicht nur wir ihn. Alte Freunde aus Kinderzeiten! Da braucht man nicht einmal Augen, man verlässt sich auf seine Ohren und erkennt sich am Seufzer und am Nieser, alles sichere Erkennungszeichen.

Sollten wir nicht gleich auf ihn zugehen? Ihn ganz unkompliziert zu uns an den Tisch bitten und mit ihm zusammen essen ...

Kleiner Löwe und ich zögerten. Ich schaute absichtlich nicht direkt zu ihm hin. Ich war mir sicher, dass er, wie er jetzt den ausgestopften Hirsch an der Wand betrachtete, darüber nachdachte, nach vorn zu kommen und uns zu begrüßen.

Damals beim Fest des Herdgotts, als er zusammen mit seiner Tochter Ohr zu uns nach Hause gekommen war ... O, wie genau ich mich jetzt wieder daran erinnerte! Er, groß wie ein Baum, mit seiner robusten Schweinslederjacke, den großen Stößel in der erhobenen Hand, den er in unseren Wok mit den Neujahrsmaultaschen werfen wollte. Wüst, aufbrausend, gewalttätig, wie ein in Zorn geratener Bär.

Danach hatte ich ihn nie wieder gesehen. Ich war mir jetzt sicher, dass nicht nur ich mich an das Vorgefallene erinnerte, sondern auch er, und dass nicht nur wir von der überraschenden Begegnung so betroffen waren, sondern auch er. Wir haben ihn niemals gehasst. Wir bemitleideten ihn wegen seines Pechs, der laufenden Heimsuchungen.

Warum wir nicht sofort aufstanden, zu ihm gingen und ihn begrüßten? Nur weil wir nicht wussten, wie wir uns verhalten sollten, denn zweifellos standen wir uns wesentlich besser als er; wir sagen hier in Gaomi: Bei uns flutschte es besser. Wie verhalten sich Leute, denen es gut geht und die Geld haben, gegenüber ihren Freunden, denen es schlecht geht und die in Schwierigkeiten sind? Dafür braucht man Gespür und Takt!

Sugitani san, meiner schlechten Angewohnheit – dem Rauchen – fröne ich unverändert. In Amerika, in Europa und auch in Eurem Japan gibt es für Raucher inzwischen viele Einschränkungen. Man fühlt sich als Raucher ungehobelt, als hätte man schlechte Umgangsformen. Bei uns in Gaomi hat sich in Bezug auf das Rauchen noch nichts geändert.

Ich holte meine Zigaretten raus, nahm eine aus der Packung und zündete sie mir mit einem Streichholz an.

Ich liebe diesen schwachen Schwefelgeruch, der beim Entzünden der Streichhölzer entsteht.

Sugitani san, ich rauchte an jenem Tag Zigaretten Marke Gelbe Kranichpagode 1916, eine der teuersten Marken Chinas, angeblich kostete ein Päckchen sechshundert Yuan, das sind dreißig Yuan pro Zigarette. Weizen kostet bei uns 8 Groschen das Pfund. Also müsste man siebenunddreißigeinhalb Pfund Weizen verkaufen und bekäme dafür nur eine einzige Zigarette der Marke Gelbe Kranichpagode. Von so viel Mehl kann man fünfzehn große Brote backen und sich einen ganzen Monat lang damit ernähren. An einer Zigarette Marke Gelbe Kranichpagode zieht man ein paar Mal, und schon ist sie verglüht. Diese Zigaretten waren prachtvoll und teuer verpackt, jede einzelne am Filter vergoldet, dass ich an Euren Goldenen Pavillon-Tempel, den Kinkaku-ji, denken muss. Ob sich der Zigarettendesigner dort inspirieren ließ?

Ich bin mir immer bewusst, dass mein Vater es auf den Tod nicht ausstehen kann, wenn ich solche Zigaretten rauche. Er hatte damals, als ich sie ihm gezeigt hatte, kühl gesagt: »Du versündigst dich! Du setzt schlechte Ursachen!« Ich beeilte mich, ihm zu sagen, dass ich sie nicht selbst gekauft hätte, sondern dass Freunde sie mir geschenkt hätten. Vater sagte noch unzugänglicher: »Umso schlimmer! So ziehst du auch noch andere mit hinein.« Ich bereute, dass ich ihm den Preis der Zigaretten genannt hatte. Es beweist, dass ich ein oberflächlicher Gockel bin. Meine wahre Natur unterscheidet sich gar nicht von diesen Neureichen, die immer auf Markenjagd sind und sich alleweil mit ihren neuen Zweit- und Drittfrauen brüsten. Aber diese teuren Zigaretten konnte ich doch nicht wegwerfen, nur weil mein Vater mich kritisiert hatte. Hätte ich sie fortgeworfen, hätte ich mich doch noch mehr versündigt.

Diesen Zigaretten war ein besonderer Aromastoff zugesetzt, angezündet dufteten sie so intensiv, dass man sich davon wie trunken fühlte. Ich beobachtete, dass Chen Nase nicht mehr still saß und einige Mal hintereinander heftig niesen musste. Sein Blick wandte sich nun von dem ausgestopften Hirsch an der Wand ab und langsam uns zu.

Ich las in seinen Augen Zweifel, Befangenheit, Wankelmut. Dann sah ich einen Hoffnungsschimmer, Unersättlichkeit, sogar einen Anflug von Kaltblütigkeit. Dieses Gefühlsgemenge warf er mir mit seinem Blick entgegen.

»Herr!« Endlich stand er auf. Seinen Säbel wie einen Krückstock mit sich führend, kam er zu uns gehumpelt. Es war nur schummrig im Lokal, aber sein angespanntes Gesicht konnte ich trotzdem erkennen. Seine Mimik lässt sich schwer in Worte fassen. Der Blick war auf mein Gesicht gerichtet oder auf den Zigarettenqualm, der aus meinem Mund kam. Das blieb unklar. Ich beeilte mich aufzustehen. Der Stuhl kratzte geräuschvoll über den Boden. Kleiner Löwe erhob sich auch sofort.

Er stand vor mir, und ich streckte ihm eilig die Hand hin. Ich verstellte mich noch schnell und tat so, als hätte ich ihn zuvor gar nicht bemerkt und wäre jetzt freudig überrascht.

Nase reagierte nicht, wie ich es erwartet hatte, schon gar nicht schüttelte er mir die Hand. Er blieb in höflicher Entfernung und verbeugte sich tief. Er sprach, die Hand auf dem Knauf seines mit Rostflecken übersäten Degens, mit der Stimme eines Theaterschauspielers:

»Erlauchte Dame! Gnädiger Herr! Ich, Junker Don Quijote von der Mancha in Spanien, erweise Ihnen meine Ehrerbietung und aufrichtigen Respekt und stehe Ihnen rückhaltlos zu Diensten.«

»Hör auf, uns auf den Arm zu nehmen«, sagte ich, »und spiel nicht den Ahnungslosen, du Lauch! Ich bin Wan Zu, dein Schulfreund Renner, und sie ist Xiao Shizi ...«

»Gnädiger Herr! Vornehme Dame! Nichts Ehrenvolleres, Gerechteres und Heiligeres für einen Ritter, wie ich es bin, als kraft des Degens aufrichtig mit Herz und Hand den Frieden zu verteidigen ... «

»Kumpel, hör auf mit dem Theater!«

– Ja, ja, die Welt ist eine Bühne, und jeden Tag wird das gleiche Drama gespielt. –

»Gnädiger Herr! Gnädige Dame! Sollte es Ihnen gerade zu Pass kommen, mir eine von Ihren Zigaretten zu überlassen, möchte ich Euer Gnaden gern eine Kostprobe meiner Degenkunst geben.«

Ich holte sofort eine Zigarette raus, reichte sie ihm und gab ihm schnell Feuer. Er nahm einen tiefen Lungenzug. Die Glut an der Spitze leuchtete auf, die Zigarette brannte herunter. Er kniff die Augen zusammen, krauste sein Gesicht, nahm einen tiefen Zug, um dann langsam zu entspannen, während er den weißen Qualm in zwei Fahnen durch die Nasenlöcher ausstieß.

Dass eine Zigarette einem Menschen eine solche Entspannung und Behaglichkeit verschaffen kann! Obwohl ich selbst doch auch schon viele Jahre lang rauche, bin ich nicht besonders süchtig nach Zigaretten.

Er nahm noch einen Zug. Der Tabak war fast verbrannt. Bei diesen teuren Zigaretten war der Filter raffinierterweise besonders lang und die Tabakmenge pro Zigarette entsprechend gering; das beschwichtigt die wohlhabenden Raucher, die zu dieser Marke greifen und Angst vor dem Tod haben, das Rauchen aber trotzdem nicht lassen können.

Er hatte die Zigarette binnen dreier tiefer Lungenzüge bis zum Filter aufgeraucht. Ich reichte ihm direkt die ganze Packung. Furchtsam lugte er nach beiden Seiten und griff dann schnell zu, um sie in seinem Ärmel verschwinden zu lassen. Das Versprechen, uns eine Kostprobe seiner Schwertkunst zu geben, hatte er vergessen, und er ging nun ein Bein und den Degen nachziehend zur Tür, um das Lokal zu verlassen. An der Tür nahm er aus dem Weidenkorb noch ein französisches Baguette mit.

»Don Quijote! Hast du unseren Gästen wieder was abgeluchst!«, rief der dicke Sancho Panza ihm nach und kam mit zwei Glas schäumendem Starkbier auf uns zu. Durchs Fenster hatten wir den armen Tropf gut im Blick, wie er mit seinem rostigen Degen, seinem Hinkebein und einem ellenlangen Schatten über den Tempelplatz und in der Dunkelheit verschwand. Der kräftig gebaute Hund folgte ihm dicht auf den Fersen; der Mensch verkommen und völlig am Ende, sein Hund frohgemut und voller Elan.

»Lästiger Unglücksrabe!« Entschuldigend rügte ihn der falsche Sancho Panza und posaunte: »Hinter unserem Rücken macht der Sachen, die uns kompromittieren. Im Namen meines Chefs entschuldige ich mich hiermit bei Ihnen für die Unannehmlichkeiten. Ich hoffe, es hat Ihnen nichts ausgemacht, diesem heruntergekommenen Junker ein paar Zigaretten zu überlassen.« »Aber nicht doch! Sagen Sie so etwas nicht!« Ich konnte den Tonfall des Obers und seine Überheblichkeit nicht leiden, schließlich drehten wir keinen Film und waren auch nicht im Theater ...

»Haben Sie ihn hier angestellt?«

Der Ober antwortete: »Mein Herr, ich sage es Ihnen, wie es ist: Als wir den Laden hier aufmachten, bemitleidete mein Chef ihn und staffierte ihn so aus. Ich und er hatten am Eingang zu stehen und die Gäste anzulocken. Aber wir hatten nicht wenig Ärger mit ihm, er ist alkohol- und nikotinsüchtig. Wenn er getrunken hat, ist mit ihm nichts mehr anzufangen, und obendrein hat er noch diesen penetranten Köter immer dabei. Er ist unappetitlich, wäscht sich nicht von alleine. Ich dusche täglich zweimal. Wenn ich schon nicht gut aussehe, sollen andere wenigstens einen angenehmen Duft in der Nase haben, wenn sie mich sehen, und sich dadurch entspannt fühlen. Das gehört zum Berufsethos eines qualifizierten Obers. Aber dieser arme Tropf ist nicht nur ein paar Mal vom Regen völlig durchnässt hier erschienen, er hat sich auch nie gewaschen. Diesen abscheulichen Geruch konnten wir unseren Gästen nicht zumuten. Außerdem bettelte er entgegen den Anweisungen vom Chef hier ein öfter die Gäste um Geld an. So einen Lump hätte ich, wenn ich mein Chef wäre, längst mit dem Knüppel fortgejagt. Aber unser Chef, dieser Gutmensch, gibt ihm immer wieder eine Chance, sich zu bessern. Aber was macht so ein Lump? So sicher, wie ein Hund das Scheißefressen nicht lässt, wird auch der sich nicht ändern. Mein Chef hat ihm Geld gegeben, damit er nicht mehr wiederkommt. Aber er hat’s verquast und ist wieder angekommen. Wäre ich hier Chef, ich hätte die Polizei gerufen.« Der Dickwanst flüsterte jetzt: »Ich habe gehört, dass er ein Schulkamerad meines Chefs ist. Aber auch wenn man zusammen zur Schule gegangen ist, hat meiner Meinung nach alles seine Grenzen! Irgendwann haben sich die Gäste beim Chef beschwert, dass der Don Quijote unangenehm rieche und der Köter Flöhe habe. Da hat unser Chef jemanden eingestellt, der ihn einmal im Monat samt Hund zum Badehaus bringen muss. Beide werden gründlich geschrubbt. Das ist inzwischen zur Gewohnheit geworden. Er weiß diese Freundlichkeit nicht mal zu schätzen. Er schimpft, wenn es losgeht, selbst in der großen Wanne pöbelt er noch lauthals: ›Hand, du Dreckskerl, du nimmst einem Ritter die Würde‹.«

Sugitani san, an jenem Abend gingen Kleiner Löwe und ich deprimiert den Weg am Fluss zurück nach Hause. Das Wiedersehen mit Nase hatte uns schwer getroffen. Die Erinnerungen an früher zuzulassen war unerträglich.

In den vergangenen dreißig Jahren haben sich der Fluss und die Landschaft an seinen Ufern sehr verändert. Es gibt so viel Neues, das man sich nicht einmal hätte träumen lassen. Und vieles, worüber wir uns damals den Kopf zerbrachen, ist heute etwas, worüber man scherzt. Wir haben uns nicht darüber ausgetauscht, aber höchstwahrscheinlich dachten wir beide dasselbe.

Sugitani san, das zweite Mal, dass ich Chen Nase begegnete, war im Krankenhaus in der Wirtschaftssonderzone. Wir waren alle zusammen hingegangen, auch Li Hand und Wang Leber. Er war von einem Polizeiauto angefahren worden und verletzt. Der Fahrer des Polizeiwagens behauptete – und Augenzeugen, die an der Straße standen, bestätigten dies –, er sei vorschriftsmäßig die Straße entlanggefahren und Nase hätte sich vor das Auto auf die Straße gestürzt. Er hatte den Tod gesucht, anders kann man es nicht bezeichnen. Der Hund hatte sich mit ihm zusammen vor das Auto geworfen.

Nase wurde in hohem Bogen ins Gebüsch geschleudert, der Hund wurde unter den Rädern zermalmt. Nase erlitt an beiden Beinen einen Splitterbruch, Arme und Lendenwirbel waren ebenfalls verletzt und in Mitleidenschaft gezogen. Aber er war außer Lebensgefahr. Leber und Hirn des Hundes waren auf die Straße gespritzt, er hatte sich für seinen Herrn geopfert.

Li Hand hatte uns benachrichtigt, dass Nase verletzt worden sei. Er erklärte sofort, die Polizei treffe mit Sicherheit keine Schuld, aber sie habe sich bereit erklärt, für die Wiederherstellung von Nases Gesundheit, weil doch die Gelenke wieder zusammengefügt werden müssten, zehntausend Yuan zu zahlen. Zehntausend Yuan waren natürlich viel zu wenig. Ich verstand nun, dass Hand uns Schulfreunde zusammengetrommelt hatte, weil die OP-Kosten für Nase zusammenkommen mussten. Nase war in einem Krankensaal mit zwölf Betten untergebracht, sein Bett mit der Nummer Neun stand direkt am Fenster.

Wir hatten Mitte Mai, und der Duft des in voller Blüte stehenden, roten Magnolienbaums vor dem Fenster schwängerte die Luft. Obwohl im Krankenzimmer so viele Betten standen, war es sauber, und auch, wenn dieses Krankenhaus sich nicht mit den großen Kliniken in Peking oder Shanghai messen kann, war es, verglichen mit der Krankenstation von vor zwanzig Jahren, ein Riesenfortschritt.

Sugitani san, ich war zusammen mit meiner Mutter früher einmal eine Woche lang auf der Krankenstation der Kommune. Ich schlief vor ihrem Bett und versorgte sie. Die Krankenbetten waren voller Läuse, an den Wänden gab es Blutspuren und im Zimmer ganze Heerscharen von Fliegen. Wenn ich daran denke, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Nase hatte beide Beine und den rechten Arm eingegipst, er lag auf dem Rücken und konnte außer dem linken Arm nichts bewegen.

Als er uns kommen hörte, wandte er uns den Kopf zu.

Wang Leber brach mit seinem Lachen und Schimpfen das peinliche Schweigen: »Na du, Don Quijote, was stellst du für Sachen an? Ein Kampf mit dem bösen Riesengezücht? Hast du Windmühlen im Kopf? Oder musstest du dich mit dem Biskayer duellieren?

Hand sagte: »Bist du lebensmüde, dann lass es mich wissen! Es ist wirklich nicht nötig, im vollsten Galopp in Polizeiautos hineinzusprengen!

»Nase, du hast gar nicht mit uns gesprochen! Du kannst dich ganz schön verstellen«, sagte Kleiner Löwe. »Bedank dich bei Hand dafür, dass er dich verrückt gemacht hat!«

Hand sagte: »Du hältst ihn doch nicht wirklich für wahnsinnig? Er verstellt sich nur. Darin ist er ein unübertroffener Meister!«

Nase weinte plötzlich herzzerreißend. Sein zur Seite gewandtes Gesicht drehte er dabei noch mehr zur Seite. Seine Schultern zuckten und mit der Linken, die als einziges seiner Glieder beweglich geblieben war, kratzte er an der Wand.

Eine hochgewachsene, dünne Krankenschwester kam schnellen Schrittes ins Zimmer, sie musterte uns mit strengem Blick und schlug mit der Hand ein paar Mal kräftig gegen das Kopfende des Eisenbetts: »Nummer Neun, Schluss mit dem Geschrei!«

Er hörte augenblicklich auf zu weinen und drehte auch den Kopf wieder gerade. Aus trüben Augen schaute er uns an.

Die lange, dünne Schwester zeigte mit dem Finger auf die Blumen, die wir Chen Nase auf das Nachtschränkchen gestellt hatten. Angewidert schnaufte sie: »Die Klinik verbietet das Mitbringen von Blumen ins Krankenzimmer.«

Kleiner Löwe war aufgebracht: »Was sind das für Krankenhausregeln? Nicht mal in den großen Kliniken in Peking gibt es solche Vorschriften!«

Die Schwester überging den Einwand meiner Frau und fuhr Nase an: »Deine Familie hier sollte jetzt die Rechnung begleichen. Heute ist der letzte Tag.«

Ich war verärgert: »Was erlauben Sie sich? Was ist das für eine Einstellung?«

Sie verzog abschätzig den Mund: »Arbeitseinstellung.«

»Und wo bleibt Ihre humanitäre Gesinnung?«, meinte Leber.

Die Schwester entgegnete: »Ich gebe nur weiter, was man mir aufträgt. Wenn Ihnen eine humanitäre Gesinnung wichtig ist, dann bezahlen Sie jetzt die Rechnung. Ich kann mir vorstellen, dass unser Klinikdirektor jedem von Ihnen eine Tafel überreichen lässt mit den vier Schriftzeichen:

人道模範

Vorbild der Humanität.«

Leber wollte das Wortgefecht weiterführen, aber Hand hielt ihn davon ab.

Die Schwester zog wutschnaubend von dannen.

Wir schauten uns an und machten uns Gedanken. So schwer, wie Chen Nase verletzt war, würde die Rechnung unsere Erwartungen bestimmt noch übersteigen.

»Warum habt ihr mich hierher gebracht. Lasst mich sterben und mischt euch nicht ein! Hättest ihr mich gelassen, wo ich war, wäre ich doch längst tot. Und müsste hier nicht liegen und diese Erbärmlichkeit ertragen.«

»Wir waren das nicht, die dich gerettet haben«, sagte Leber, »die Polizei hat den Rettungswagen gerufen.«

»Ihr wart es nicht?«, fragte er verächtlich.

»Ja, was habt ihr dann hier zu schaffen? Mich bemitleiden? Mir Zuspruch geben? Da seid ihr an der falschen Stelle. Geht schnell und vergesst eure Blumen mit diesem scharfen Insektizidgeruch nicht – die verursachen mir Kopfschmerzen. Ihr wollt hier meine Rechnung bezahlen? Wozu? Ich bin der Junker Don Quijote. Meine engsten Freunde sind der König und die Königin. Das bisschen Geld wird aus der Staatskasse bezahlt. Ist doch klar. Und wenn König und Königin nicht zahlen, dann doch bestimmt nicht ihr! Meine beiden schönen Töchter, feengleich und immer schon vom Schicksal begünstigt! Sie sind doch längst in hohen Positionen als Landesmutter und Konkubine der Mächtigsten. Dieser Rechnungsbetrag ist so unbedeutend klein, solches Klimpergeld rinnt ihnen doch jederzeit durch die Finger. Da sollten sie diese lächerliche Summe nicht zahlen können?«

Sugitani san, wir begriffen natürlich jedes Wort genau! Er markierte nur den Irren. Sein Gehirn funktionierte kristallklar. Den Irren zu spielen wird mit der Zeit zur Gewohnheit. Man ist dann irgendwann zu dreißig Prozent verrückt. Als wir Li Hand ins Krankenhaus gefolgt waren, um Nase zu besuchen, war uns allen schon mulmig gewesen. Ein paar Blumensträuße, ein paar gute Worte, auch ein paar hundert Yuan, das alles wäre kein Problem gewesen, aber dass wir eine horrende Krankenhausrechnung zahlen sollten, war doch wohl ..., schließlich gehörte Nase nicht zur Familie, es gab keinerlei familiäre Bande. Außerdem waren da diese besonderen Lebensumstände, in denen er sich befand. Wenn er ganz normal gewesen wäre, wie jeder von uns ...

Wie dem auch sei: Es war keineswegs so, dass wir kein Gerechtigkeitsgefühl besessen hätten, dass wir kein Mitleid gehabt hätten. Aber, Sugitani san, wir waren keine Helden, nur Mittelmaß ...

Wir schwebten nicht in solchen luftigen Höhen, dass wir für einen Sonderling, einen schrägen Vogel, bedenkenlos die Brieftasche zücken und uns verausgaben konnten. Deswegen kam uns seine wilde Rede sehr gelegen. Er gab uns damit die Möglichkeit, den Esel vor der Anhöhe zum Halten zu bringen und abzusteigen.

Wir blickten alle zu Li Hand hinüber, der uns mitgenommen hatte.

Der schüttelte den Kopf: »Nase, jetzt lass dich erst einmal gesund pflegen. Wo dich doch die Polizei angefahren hat! Wir werden Verantwortung übernehmen, das ist doch selbstverständlich. Und wenn es Probleme gibt, dann finden wir einen Weg ...« »Jetzt aber raus!«, entgegnete Chen Nase. »Wenn meine Hand die Lanze halten könnte, würde ich euch eure strohdummen Schädel damit abklopfen!«

Ja, was hätten wir denn tun sollen? Wenn wir da nicht gegangen wären, wann dann?

Wir nahmen also unseren pestizidverseuchten, schlecht riechenden Blumenstrauß und wollten gerade zur Tür hinaus, als die dünne Schwester einen Mann im Arztkittel hereinführte. Sie stellte ihn uns als den stellvertretenden Krankenhausdirektor, Leiter der Abteilung Finanzen und Controlling vor. Dann stellte sie uns dem Arzt als Verwandtschaft der Nummer Neun vor. Der Vizeabteilungsleiter kam sofort zur Sache und zeigte uns die Abrechnung, erklärte, die lebensrettenden Maßnahmen und die Medikamente machten zusammen bereits einen Betrag von mehr als zwanzigtausend Yuan aus. Und er wolle nur darauf hinweisen, dass dieser Betrag lediglich den Selbstkosten entspreche. Würde nach den üblichen Sätzen der Klinik abgerechnet, fiele die Rechnung natürlich um ein Vielfaches höher aus.

Während er uns dies vortrug, pöbelte Chen Nase laut: »Verpisst euch, ihr Halsabschneider, Geschäftemacher, Beutelschneider! Ihr Leichen fleddernden Maden. Und ihr da, hey! Ich kenne euch nicht, verschwindet!« Sein linker, heil gebliebener Arm fuchtelte wild, trommelte gegen die Wand! Suchte und fand eine Glasflasche, die er ins gegenüberliegende Bett warf, und traf den am Tropf hängenden alterschwachen Patienten.

»Verpisst euch alle! Dieses Krankenhaus habt ihr meiner Tochter zu verdanken. Ihr seid alles von meiner Tochter eingestellte Hilfskräfte! Wenn ich will, fliegt ihr sowieso morgen raus, und dann ist es aus mit eurer eisernen Reisschüssel!«

Stellen Sie sich vor, Sugitani san, als Nases Geschrei und Toberei auf dem Höhepunkt waren, kam eine schwarz gekleidete und verschleierte Frau ins Krankenzimmer.

Ich brauche es nicht zu sagen, teurer Freund, Sie erraten, wer es war. Richtig! Es war Nases Tochter Augenbraue, die dem Feuer in der Plüschtierfabrik entkommene und durch die Feuersbrunst verunstaltete Kleine.

Geräuschlos wie ein Spukgespenst kam sie hereingeweht. Kleid und Schleier ließen sie geheimnisvoll aussehen, wie aus einer anderen Welt, unheimlich.

Der Lärm verstummte. Als hätte man den Stecker gezogen. Selbst die stickige, warme Luft war urplötzlich kühl geworden. Ein Vogel, der auf der vor dem Fenster blühenden Magnolie saß, stieß einen langgezogenen zärtlichen Ruf aus.

Von ihrem Gesicht war nichts zu sehen und auch sonst kein bisschen Haut. Nur dass sie hochgewachsen und schmal gebaut war, konnte man erkennen: die Figur eines Mannequins! Wir wussten natürlich, dass es Augenbraue war. Ich und Kleiner Löwe erinnerten uns sofort an das kleine Wickelbaby von vor mehr als zwanzig Jahren.

Sie nickte uns zu, dann dem Vizedirektor: »Ich bin die Tochter. Was wir schuldig sind, bezahle ich!«

Sugitani san, in Peking habe ich einen Freund, er ist ein Spezialist für Verbrennungskrankheit und in der Pekinger Klinik 304 im Forschungszentrum für Schwerbrandverletzte und Plastische Chirurgie beschäftigt, außerdem ist er Mitglied der Forschungsgesellschaft für Schwerbrandverletzte. Er hat mir einmal berichtet, dass Verbrennungskranke seelisch stark traumatisiert sind, dass sie das Psychotrauma vielleicht noch stärker belastet als die körperliche Verletzung. Wenn sie zum ersten Mal ihr entstelltes Gesicht im Spiegel sehen, ist der Schock kaum auszuhalten. Verbrennungskranke brauchen sehr viel Mut, um weiterzuleben.

Finden Sie nicht auch, lieber Freund, dass der Mensch mit der Umgebung steht und fällt, in der er sich befindet? Besondere Umstände mögen dazu führen, dass Feiglinge plötzlich zu Helden werden, dass Verbrecher plötzlich gute Werke tun, dass Geizkragen mit zugeknöpften Taschen auf einen Schlag ihr gesamtes Geld verwetten. Augenbraues mutiges Auftreten und ihr Einstehen für ihren Vater sorgte bei uns für peinliche Betretenheit, und diese Peinlichkeit ließ unseren Sinn für Gerechtigkeit erwachen. Wahrer Gerechtigkeitssinn führt dazu, dass man anderen mit dem eigenen Geld hilft.

Zuerst war es Hand, dann auch wir anderen, die sprachen: »Augenbraue, du braves Mädchen, wir helfen dir bei der Rechnung für deinen Vater.«

Augenbraue entgegnete kühl: »Danke für eure Hilfsbereitschaft, aber unsere Schulden sind so hoch, die kann man niemandem zumuten.«

Nase schrie aus Leibeskräften: »Verschwinde! Du schwarz verhüllter Dämon, der sich erdreistet, sich als meine Tochter auszugeben. Meine eine Tochter macht ein Auslandsstudium in Spanien, ist dort in einen spanischen Prinzen verliebt, und beide planen ihre Hochzeit, meine andere Tochter ist in Italien und hat dort eine der ältesten Kellereien Europas gekauft, die einen köstlichen Wein herstellt, von dem sie ein ganzes Containerschiff voll auf den Weg nach China geschickt hat.«

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