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Yang, die Vorsitzende des Komitees zur Geburtenplanung in unserer Einheit, war aus Peking bei uns eingetroffen. Sie war die Tochter eines hohen, leitenden Militärs und hatte den Rang einer Generalmajorin. Ihr Name war mir ein Begriff, aber jetzt sollte ich ihr zum ersten Mal persönlich begegnen.
Die Führungskader unserer Kommune richteten ein Festmahl für sie aus. Sie schlug vor, mich und Renmei zum Essen dazu zu bitten.
Gugu suchte für diesen Anlass ein Paar ihrer Lederhalbschuhe heraus, die Renmei tragen sollte.
Das Festmahl fand in einem vornehmen Separee in der Mensa unserer Kommuneverwaltung statt.
»Renner, ich gehe besser nicht mit. Ich habe Angst, einer so hochrangigen Beamtin zu begegnen«, erklärte Renmei und fügte hinzu: »Außerdem ist es nichts Rühmenswertes, weshalb sie uns dabei haben möchte. Da können wir richtig Ärger bekommen, wenn sie alles wissen will.«
»Wozu die Angst? Nun komm schon, der Beamtengrad kann noch so hoch sein, die kochen auch nur mit Wasser«, sagte Gugu lachend zu Renmei.
Als wir zu Tisch traten, wollte die Vorsitzende Yang zwischen mir und Renmei sitzen. Sie drückte Renmei herzlich die Hand, während sie sprach: »Kleine Genossin Wang, ich möchte dir im Namen der Truppe unseren Dank aussprechen!«
Renmei war bewegt: »Chefin, ich habe einen Fehler begangen, ich mache Ihnen nur Umstände.«
Ich hatte solche Angst gehabt, dass Renmei etwas Ungehöriges sagen könnte. Ein Stein fiel mir vom Herzen, als sie so höflich und zurückhaltend antwortete.
Gugu erklärte: »Meine Schwiegertochter, die ich durch meinen Neffen habe, hat einen hohen Bewusstseinsstand, denn sie schätzt es nicht, schwanger zu sein, und sie achtet ihre Schwangerschaft nicht. Aus eigenem Antrieb kam sie zu mir, um das Kind abtreiben zu lassen. Aber weil ihre Gesundheit es nicht zuließ, hat es sich so lange verzögert.«
»Wan Herz, ich muss schon sagen! Jetzt muss ich dich kritisieren! Dein Neffe und die anderen Genossen verhalten sich völlig gedankenlos und überlassen fahrlässig alles dem Zufall«, erwiderte die Generalmajorin.
Ich nickte nur immer zustimmend mit dem Kopf.
Unser Kommuneparteisekretär erhob sich mit dem gefüllten Glas in der Hand: »Wir danken der Vorsitzenden Yang, dass sie zwischen ihren wichtigen Geschäften Zeit gefunden hat, zu uns zu kommen, um persönlich eine Prüfung vorzunehmen und uns Anweisungen zu erteilen.«
»Ich kenne eure Gegend«, antwortete sie, »denn mein Vater kämpfte hier als Partisan. Während der Schlacht am Kiaolai-Fluss schlug er sein Kommandohauptquartier in eurem Dorf auf. Deswegen ist mir hier alles sehr vertraut.«
»Meine Freude ist unbeschreiblich, Vorsitzende Yang, bitte richten Sie Ihrem alten Herrn Vater aus, dass wir uns nichts mehr wünschen, als ihn auf seiner nächsten Inspektionsreise hier bei uns empfangen zu dürfen.«
Meine Tante erhob nun ihr Glas: »Vorsitzende Yang, ich trinke auf Sie!«
Unser Kommuneparteisekretär fügte an: »Leiterin Wan ist die Tochter eines Märtyrers und Helden des Volkes. Schon in jungen Jahren beteiligte sie sich mit ihrem Vater an der Revolution.«
Meine Tante ergänzte: »Vorsitzende Yang, es ist wohl Schicksal, dass wir beide uns heute treffen! Mein Vater, der leitende Chefarzt des Untergrund-Krankenhauses der Achten Route-Armee, war ein Schüler von Henry Norman Bethune und hat Ihren Herrn Vater, den Vizebefehlshaber Yang, einst wegen einer Beinverletzung operiert.«
»Ach wirklich?« Die Vorsitzende Yang wurde aufgeregt. »Mein alter Herr hat vor kurzem begonnen, seine Memoiren zu schreiben. Er spricht darin immer wieder von einem Arzt namens Wan Liufu.«
»Das war mein Vater«, sagte meine Tante. »Nach seinem Opfertod lebte ich mit meiner Mutter zusammen zwei Jahre lang in den befreiten Gebieten im Osten der Halbinsel Kiautschou. Dort hatte ich eine Spielkameradin, ein Mädchen, das Yang Herz hieß.«
Die Vorsitzende Yang hielt die Hand meiner Tante umschlossen, vor Ergriffenheit schossen ihr heiße Tränen in die Augen: »Wan Herz! Bist du wirklich Wan Herz?«
»Die zwei roten Herzen Wan Herz und Yang Herz ... das hat Kommandant Zhang gesagt, nicht wahr?«, fragte meine Tante.
»Ja, das hat er gesagt.« Bei diesen Worten wischte sich die Vorsitzende Yang die Tränen aus den Augen. »Ich träume oft von dir. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ich dich hier wiedersehe.«
Gugu sagte: »Ich hatte gleich so ein Gefühl, du kamst mir irgendwie bekannt vor!«
Unser Kommuneparteisekretär erhob das Glas: »Kommt, lasst uns auf die Vorsitzenden Yang und Wan gemeinsam ein Glas Schnaps leeren!«
Gugu gab mir mit den Augen einen Wink, den ich sofort richtig verstand. Ich führte Renmei an der Hand zur Vorsitzenden Yang und sprach: »Vorsitzende Yang, ich bitte um Verzeihung, dass ich Ihnen wegen dieser Sache Umstände mache und Sie deswegen extra hierher zu uns die weite Reise machen.«
»Entschuldigen Sie, Vorsitzende Yang«, ergänzte Renmei mit einer Verbeugung. »Renner hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Es ist alles mein Fehler gewesen. Ich habe in das Kondom mit einer Nadel ein Loch gestochen, ich habe ihn getäuscht ...«
Die Vorsitzende horchte auf und musste dann laut lachen.
Ich wurde puterrot, mein Gesicht brannte wie glühende Kohle, dabei stieß ich Renmei in die Seite: »Mensch, red keinen Unsinn!«
Die Vorsitzende Yang nahm die Hand meiner Frau in die ihre und musterte Renmei von unten bis oben: »Kleine Genossin Wang, ich mag an dir, dass du so geradeheraus bist! Diesen Charakterzug hat deine Tante auch.«
»Ich kann mich doch nicht mit meiner Tante vergleichen! Meine Tante ist für die kommunistische Partei wie ihr abgerichteter, treuer Hund, der sofort in die Richtung beißt, in die sein Herr schwenkt.«
»Nun rede keinen Unsinn!«
»Mach ich doch gar nicht! Das ist doch ganz offensichtlich! Tante, selbst wenn die dich heißen, den Messerberg im Fegefeuer zu besteigen, würdest du es ohne Zögern tun. Genauso wie du nicht zaudern würdest, für sie in das unterweltliche Feuermeer zu springen.«
»Jetzt reicht’s aber! Genug der Worte über mich! Ich habe bisher noch lange nicht genug erreicht, ich muss mich weiter anstrengen.«
»Kleine Genossin Wang«, wandte sich die Vorsitzende Yang wieder Renmei zu: »Wer von uns Frauen mag schon keine Kinder? Eins, zwei und auch drei, ja zehn Kinder zu bekommen, finden wir nicht zu viel. Die Partei und unser Staat lieben die Kinder. Schau dir den Vorsitzenden Mao und Premierminister Zhou Enlai an. Sie lächeln, sobald sie Kinder erblicken, übers ganze Gesicht. Ihre Kinderliebe kommt von Herzen. Warum machen wir denn immer nur Revolution? Am Ende doch deshalb, weil wir unseren Kindern ein glückliches Leben ermöglichen wollen. Unsere Kinder sind die Zukunft unseres Staates, sie sind der wahre Schatz unserer Republik! Aber wir haben Probleme bekommen. Wenn wir die Geburtenplanung nicht durchsetzen, werden unsere Kinder sehr wahrscheinlich nicht genug zu essen haben, nichts anzuziehen, keine Schule, keine Universität besuchen können. Deswegen muss die Geburtenplanung mit ihrer Unmenschlichkeit im Kleinen dazu beitragen, dass die Menschlichkeit im Großen entstehen kann. Du erträgst Schmerzen und Leid im Kleinen, bringst ein kleines Opfer, und das ist dein Beitrag und Geschenk an dein Vaterland!«
»Vorsitzende Yang, ich werde auf Sie hören«, erwiderte Renmei, »noch heute Abend lasse ich es machen.« Sie wandte sich Gugu zu: »Tante, nimm mir auch gleich die Gebärmutter mit heraus. Dann ist es gut.«
Die Vorsitzende horchte auf und musste lachen.
Alle Anwesenden an der Tafel lachten mit.
Die Vorsitzende Yang zeigte mit dem Finger auf mich: »Renner, welch entzückende Frau du hast! Das ist ja ganz erfrischend! Aber die Gebärmutter, die können wir nicht entfernen. Die müssen wir gut beschützen! Da bist du doch meiner Meinung, Leiterin Wan, nicht wahr?«
»Eine Powerfrau ist meine Schwiegertochter, die ich da von meinem Neffen habe! Wenn sie ihre OP überstanden und sich wieder erholt hat, werde ich sie in unsere Arbeitsgruppe der Geburtenplanung versetzen! Parteisekretär Wu, begrüße sie vor ihrer Ernennung schon mal! Sie wird mit uns zusammenarbeiten«, verkündete meine Tante.
»Aber natürlich!«, erwiderte der Kommuneparteisekretär. »Nur die Begabtesten versetzen wir in die Abteilung der Geburtenplaner! Wenn Genossin Wang Renmei mit ihrem persönlichen Beispiel die Leute überzeugt, wird sie ungeheuer viel bewegen.«
»Renner«, fragte mich die Vorsitzende Yang, »wie ist deine Position zurzeit?«
»Ich bekleide den Rang eines leitenden Offiziers und bin in der Kompanie verantwortlich für alles Gedruckte, für Stil und äußere Form.«
»Wie lange leitest du die Kompanie schon?«
»Seit dreieinhalb Jahren.«
»Dann kannst du doch in Kürze zum Vize-Bataillonskommandeur ernannt werden«, meinte sie, »und wenn du das bist, folgt dir die kleine Genossin Wang nach Peking.«
»Kann auch meine Tochter mit nach Peking ziehen?«, fragte Renmei mit vorsichtigem Stimmchen.
»Aber selbstverständlich!«, antwortete die Vorsitzende Yang.
»Ich habe aber gehört, dass es schwer ist, dem Mann nach Peking zu folgen, und dass man wegen einer Quote lange warten muss ...«
»Kümmere du dich anständig um deine Arbeit, wenn du wieder nach Haus kommst. Lass mich nur machen, ich werde das schon besorgen.«
»Das ist ja ganz toll! Wie wunderbar! Dann kann meine Tochter in Peking die Schule besuchen!« Renmei war an Händen und Füßen ganz zappelig geworden. »Meine Tochter wird Pekingerin!«
Die Vorsitzende Yang musterte Renmei wieder und wies meine Tante an: »Bereite die Operation gründlich vor! Alles muss sicher und ohne Komplikationen verlaufen.«
»Keine Sorge!«, sagte Gugu nur.