Anmerkungen

1 Wenn man nach neuen Methoden entbinde, würden die Säuglinge windkrank Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) macht der immer bösartige Einfluss frischen Windes krank. Im Inneren Kanon des Gelben Kaisers heißt es z. B. »Durch den Wind entwickeln sich die hundert Krankheiten.« Eine Erkältung wird in China in der chinesischen Medizin viel ernster genommen als in der westlichen Medizin.

2 in den »Geschichten aus dem Gelehrtenwald« Der chinesische Buchtitel der Inoffiziellen Geschichte aus dem Gelehrtenwald lautet »Rulin Waishi«, das Buch ist ein sehr bekannter Roman von Wu Jingzi aus dem Jahr 1749, der Kritik an der Beamtenschicht und Oberschicht übt.

3 Soldaten der Achten Route-Armee des Liautung-Militärgebiets In Liaoning, Provinz an der Grenze zu Korea mit dem Hafen Dalian/Port Arthur.

4 Materialien zur Literatur und Geschichte, die die Politische Konsultativkonferenz auf Kreisebene regelmäßig herausgibt Die Politische Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (PKKCV) soll die Einwirkung auf die Meinungsbildung im Nationalen Volkskongress gestatten. Sie ist ein beratendes Gremium im Staatsapparat der Volksrepublik China, bestehend aus Mitgliedern der KPCH wie aus Nichtparteimitgliedern.

5 Dein Herr schickt dich, einen Hühnerfederbrief auszuliefern Hühnerfederbrief ist im alten China die Bezeichnung für einen Eilbrief.

6 Mensch gewordener Bodhisattva Guanyin ist eine wichtige Gottheit aus dem Lotussutra. Guanyin ist der chinesische Name des Bodhisattvas Avalokitesvara, der sich dem Weltgeschehen mit barmherzigem Mitleid ganz und absolut zuwendet. Diese wichtigste und populärste weibliche Gottheit Ostasiens verheißt in China vor allem auch Kindersegen.

7 ein ehrloser Betrüger wie Chen Shimei Der Fall Chen Shimei ist einer der überlieferten Fälle des berühmten Richters Bao Qingtian. Chen Shimei ist ein ehrloser Betrüger, der seine Ehe und Ehefrau verleugnete, nachdem er das Beamtenexamen bestanden hatte, und mit bestandenem Examen ohne sie in die Stadt ging, weil er auf gute Verbindungen bei Hofe aus war. Er wurde von Richter Bao zum Tode durch Enthaupten verurteilt.

8 als fluteten die Wasser den Jinshan-Tempel in Zhenjiang Die Leifeng-Pagode und der Jinshan-Tempel in Zhenjiang, Jiangsu, sind der Ort, an dem der Legende nach die Geschichte von der Weißen Schlange (許仙與白娘子) spielt. Die Legende erzählt eine Liebesgeschichte eines weißen Schlangendämons, der sich in eine schöne Frau verwandelt und sich in Xu Xin verliebt. Weil die Liebe zwischen Schlangengetier und Menschen nicht dem Willen des Himmels entspricht, führt der Mönch Fahai ein Heer von Amphibien und dämonischem Meeresgetier gegen die weiße Schlange ins Feld, als diese ihren Geliebten sucht, und flutet den ganzen Jinshan. Der Mönch Fahai vom Jinshan-Tempel hatte sie in den Leifeng-Turm eingesperrt, der dann einstürzte.

9 Feuerbestattungen In China und in ganz Ostasien ist es üblich, dass die Urne mit der Asche im Tempel einen Platz bekommt, an dem täglich Mönche für den Toten beten und die Angehörigen ihn immer besuchen können.

10 zur Revolution in Permanenz verpflichtet »Revolution in Permanenz« ist ein Ausspruch von Marx, aber er trifft das von Mao geforderte Jixu Geming. Auch die permanente Revolution Trotzkis meint etwas Ähnliches.

11 mach aus Gift Medizin, du kannst noch alles Unglück in Glück verwandeln Im chinesischen Geschichtsklassiker, dem Shiji des Sima Qian, Biographie des Guan Yan, heißt es: »Begegne Unglück mit guten Taten, dann kommt Glück.« 史记•管晏列传:其为政也,善因祸为福,转败为功. Schlechte Wirkungen, also schlechtes, sich manifestierendes Karma, schlechtes unglückliches Schicksal – einem solchen Vorkommnis begegnet man in China traditionell, indem man glückverheißende Taten folgen lässt, also Heirat, Geburt usw. Man glaubt, dass man damit das unglückliche Karma noch abwenden und ändern kann.

12 Eine Schnecke im Fingerabdruck Schnecke, im Chinesischen Dou, ist ein Hohlmaß. Wie im Westen das Hufeisen ist es ein Glücksbringer; Sinnbild für Yang, Stärke. Die Dou-Linien sehen wie »Schnecken-Kringel« im Fingerabdruck aus.

13 ein neues Schutz-Papier Dieses Schutz-Papier ist ein spezielles Grabpapier, das beim Gräberfest Qingming zum Schutz, wie ein Mantra, auf dem Grabhügel, zum Beispiel mit einem Stein beschwert, befestigt wird und dann Glück bringen soll.

14 Der Strom brodelte flussabwärts, ungerührt Tag wie Nacht 源泉混混, 不舍昼夜 ist ein Zitat aus Mencius, ICS Mengzi: 8.18/42/12: . 孟子曰:「原泉混混,不舍晝夜。盈科而後進,放乎四海,有本者如是,是之取爾。苟為無本,七八月之閒雨集,溝澮皆盈;其涸也,可立而待也。故聲聞過情,君子恥之。 »Mencius replied, ›There is a spring of water; how it gushes out! It rests not day nor night. It fills up every hole, and then advances, flowing onto the four seas. Such is water having a spring! It was this which he found in it to praise. But suppose that the water has no spring. In the seventh and eighth when the rain falls abundantly, the channels in the fields are all filled, but their being dried up again may be expected in a short time. So a superior man is ashamed of a reputation beyond his merits.‹«

15 wie ein sich vorbeischiebendes Ehrentor Das »Scheintor«, chinesisch Pailou oder Paifang, ist ein Ehrentor, ähnlich wie im Westen der Triumphbogen.

16 linker Hand den Niangniang-Tempel der großen Himmelsmutter Tianhou Tianhou ist der chinesische Name für Himmelsmutter. Tianhou-Tempel sind in China sehr weit verbreitet. Die Tempel der populären Muttergottheit versprechen Kindersegen, die Tianhou-Göttin ist hier in Shandong die große Muttergöttin vom Taishan, nämlich die Taishan Niangniang.

17 nennst du alsbald die vier Lokapalas Die Lokapalas sind die vier Großen Himmelskönige, die vier Weltenwächter nach dem buddhistischen Glauben. Riesige Statuen der Tianwang befinden sich traditionell im Eingangsbereich eines jeden Tempels und sind mächtige Schutzgottheiten.

18 Nüwa, die große Urahnin Die chinesische Schöpfergöttin des Menschengeschlechts. Sie und ihr »Ehemann« Fuhsi sollen die Ehe erfunden haben.

19 Verkörperungen der Niangniang Die lokale Muttergottheit vom Taishan in Shandong ist die Taishan Niangniang, sie ist eine alte Muttergottheit dieses heiligen Bergs. Hauptsächlich wird sie in folgenden drei Verkörperungen dargestellt: Taishan Niangniang, die Kinder spendende Niangniang und die Weitsicht spendende Niangniang. Neben diesen drei Verkörperungen der Niangniang in Shandong gibt es noch weitere Erscheinungsformen dieser lokalen Gottheit, die hier angeführt sind.

20 In meinem Herzen habe ich ein zaubermächtiges Horn In einem Gedichtvers von Li Shangyin heißt es:

Ich habe keinen bunten Phönix, auf dem ich dir jetzt entgegenflöge; dafür besitze ich ein zaubermächtiges Rhinozeroshorn in meinem Herzen, wodurch unsere Seelen immerfort verbunden sind.

Man glaubt in China, dass wahrhaft Liebende durch ihre Liebe eine Zaubermacht besitzen, sodass sie auch über große Entfernungen den anderen und seine Gefühle erspüren können.

21 der schlangenköpfige Mahoraga Eine gigantische Schlange, der Mahoraga (摩睺羅迦), eine Drachengottheit, ein Tianlong, also Himmelsdrache, der sein Karma durch Häutung positiv ändern kann.

22 Die mit Köpfchen arbeiten, beherrschen die Menschen ... Für das Mencius-Zitat vgl. Legge, V.IV.29.1. 故曰:或勞心,或勞力;‘勞心者治人,勞力者治於人 »Hence, there is the saying, ›Some labour with their minds, and some labour with their strength. Those who labour with their minds govern others; those who labour with their strength are governed by others.‹«

23 dass das laut Konfuzius ein Verbrechen ist und dass Mencius sagt Für das Mencius-Zitat vgl. Legge, 7.26/40/12. 孟子曰:「不孝有三,無後為大。舜不告而娶,為無後也,君子以為猶告也。 »Mencius said, ›There are three things which are unfilial, and to have no posterity is the greatest of them. Shun married without informing his parents because of this, lest he should have no posterity. Superior men consider that his doing so was the same as if he had informed them.‹«

24 damit ich um Almosen bitte, damit ihr durch Wohltaten positive Ursachen setzen könnt Wohltaten tun, gute Ursachen setzen ist ein grundlegender chinesischer Gedanke: Mit guten Ursachen, das können Gaben für den Tempel sein, das können gute Taten sein, das können Gelübde sein, dass zum Beispiel ein Tempel gespendet wird und damit böse Ursachen aufgewogen werden, das können Frömmigkeit und Geldgeschenke für den Gongde-Kasten (vgl. S. 284) sein, wird das große buddhistische Gesetz von Ursache und Wirkung, dass nämlich schlechte Taten schlechte Wirkungen heraufbeschwören, positiv beeinflusst.

25 Mann im schwarzen Sun-Yat-Sen-Anzug Der später als Mao-Anzug bekannte chinesische Anzug, den Sun Yat Sen in der Republikzeit Chinas bekannt gemacht hat.

26 die einundachtzig Prüfungen, die Tripitaka bestehen musste Tripitaka wird Xuan Zang genannt; der tangzeitliche Mönch und bedeutende Übersetzer lebte von 600–664. Als Pilger reiste er nach Indien, um die auf Sanskrit verfassten Sutren ins Chinesische zu übersetzen. Er ist sehr populär durch den volkstümlichen Roman Die Reise in den Westen, in dem er einer der Hauptprotagonisten ist.

27 nach den Säuglingsmilchskandalen Im Jahr 2008 gingen die Nachrichten über die Säuglingsmilchskandale in China um die Welt. Chinesische Säuglinge erlitten schwere Krankheiten und Schäden durch die Aufnahme schadhafter, industriell hergestellter Säuglingsmilch. Auch heute besteht unter Chinesen kein Vertrauen mehr in heimische Produkte.

28 Zhao Meirong schaut sich die Lampions an Hier hat Mo Yan auf die bekannte Maoqiang-Opernmelodie Zhao Meirong schaut sich die Lampions an einen anderen Liedtext gedichtet, so dass er wie das Opernlied gesungen werden kann. Man erkennt die bekannte Melodie unschwer wieder.

29 Wann hatten wir einen solchen Vollmond Zitiert nach einem Gedicht von Su Shi, welches in der chinesischen Öffentlichkeit durch eine Vertonung als Popsong sehr bekannt wurde.

30 Verfilmung der Oper »Gao Mengjiu« Gao Mengjiu, sein Mannesname ist Qingtian, ist ein sehr populärer, im Volk ungeheuer beliebter Kreismagistrat in Gaomi gewesen. Er wirkte in der Republik China, bevor die Kommunisten das Land regierten. Seine Gerechtigkeit und sein hartes Durchgreifen sind heute noch weit gerühmt. Er wurde auch bekannt, weil er mit zweierlei Schuhsohlen schlagen ließ, einer weichen für die weniger bösen, einer harten für die wirklichen Missetäter. Er wird seiner Gerechtigkeit wegen oft mit dem berühmten Richter Bao, Bao Qingtian, auch Bao Cheng, verglichen. Bao Cheng lebte im 11. Jahrhundert und war Richter unter der Sung Dynastie. Seine Gerechtigkeit, seine Unbestechlichkeit sind weit gerühmt. Er ist das Ideal des Richters und Streiters für Gerechtigkeit, viele Legenden ranken sich um seine Gestalt. Brecht verwendete die Figur des Richter Bao in seinem Kaukasischen Kreidekreis.

Загрузка...