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Drei Tage nach der Beerdigung meiner Mutter feierten wir nach altem Brauch das Grabfest. Alle Verwandten und Freunde kamen. Wir verbrannten vor ihrem Grab Figürchen aus Papier, kleine Menschlein, Pferde, sogar einen papiernen Fernseher. Zehn Meter von Mutters Grab entfernt befand sich Renmeis. Darauf sprießte schon in frischem Grün das Unkraut.

Ein älteres Mitglied unserer Familie hatte mir gesagt, ich solle in die linke Hand eine Handvoll Reis, in die rechte eine Handvoll Hirse nehmen und so das Grab meiner Mutter mehrfach umrunden. Dreimal linksherum und dreimal rechtsherum. Dabei solle ich den Reis und die Hirse langsam über das Grab streuen und leise beten:

Eine Handvoll frischen Reis

und eine Handvoll Hirse

geb’ ich für die Toten hin,

damit sie es gut haben

und glücklich werden.

Meine Tochter folgte mir auf Schritt und Tritt und warf mit ihren kleinen Händen ebenfalls Hirse und Reis auf das Grab.

Gugu, wie immer schwer beschäftigt, kam direkt von der Arbeit, Xiao Shizi folgte ihr mit dem Arzttornister auf dem Rücken. Gugus Bein war noch nicht ganz ausgeheilt, deshalb hinkte sie ein wenig.

In den paar Monaten, in denen ich sie nicht gesehen hatte, schien sie merklich gealtert.

Sie kniete vor Mutters Grab nieder und begann sofort laut zu weinen. Niemals vorher hatten wir sie so weinen sehen, wir waren ganz erschüttert. Kleiner Löwe stand ehrerbietig mit tränenfeuchten Augen an ihrer Seite, derweil ein paar Frauen zu ihr traten, sie beruhigten und ihr hoch halfen. Aber sobald sie sie losließen, warf sich die Tante gleich wieder vor Mutters Grab nieder und weinte noch herzzerreißender. Die Frauen, die sich bereits beruhigt hatten und nicht mehr weinten, ließen sich von Gugus Weinen anstecken. Alle traten wieder zum Grab und begannen von neuem. Sie weinten, dass Himmel und Erde erzitterten.

Ich bückte mich und zog Gugu hoch, Kleiner Löwe flüsterte mir zu: »Lass sie weinen, sie hat die Tränen zu lange zurückgehalten.«

Ich fühlte mich getröstet, als ich Shizis Anteilnahme spürte.

Dann hatte Gugu sich ausgeweint.

Sie erhob sich und wischte ihre Tränen ab: »Kleiner Renner, Vorsitzende Yang hat mich angerufen. Du willst deinen Dienst quittieren und die Truppe verlassen?«

»Richtig, ich habe mein Entlassungsgesuch bereits eingereicht.«

»Vorsitzende Yang wünscht sich, dass ich dich umstimme«, sagte Gugu. »Sie hat mit den leitenden Kadern aus der Stabsabteilung bereits alles abgesprochen. Du wirst in die Abteilung Geburtenplanung versetzt und bist sodann ihr unterstellt. Das bedeutet eine vorzeitige Beförderung in den Rang eines Reservebataillonskommandeurs. Sie schätzt dich sehr.«

»Das macht keinen Sinn mehr. Da schaufele ich lieber Scheiße, als dass ich zur Geburtenplanung gehe.«

»Hier liegst du falsch. Die Geburtenplanung ist auch ein Teil der Parteiarbeit. Sie ist genauso wichtig.«

»Tante, Ihr ruft bitte die Vorsitzende Yang für mich an und bedankt Euch an meiner Stelle für die Fürsorglichkeit. Aber ich werde lieber meinen Dienst quittieren. Ich mag meinen alten Vater und mein kleines Kind nicht allein zu Hause lassen. Wir müssen ja schließlich weiter zurechtkommen.«

»Nun verdirb nicht gleich alles, sondern überleg erst einmal in Ruhe. Ob du es dir wirklich leisten kannst, die Truppe zu verlassen? Am besten bleibst du doch dabei. Die Arbeit an der Basis ist schwer. Schau dir die Vorsitzende Yang Herz und schau dir mich an. Wir arbeiten beide für die Geburtenplanung. Sie pflegt sich und frönt dem Müßiggang. Und ich? Ich wühle mich hier durch, blutverschmiert und tränenüberströmt. Manchmal frage ich mich wirklich, was aus mir geworden ist.«

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