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Die feuchtkalte Abendluft auf dem Parkplatz ließ Kimball erschau­dern. Und Oliver trug nicht wenig zu seinem Unbehagen bei.

»Sie waren mir da drin nicht gerade eine große Hilfe.« Oliver be­mühte sich, eher enttäuscht als wütend zu klingen.

»Normalerweise arbeiten wir beide ganz gut zusammen. Sie müs­sen taktischer vorgehen als ich, Oliver, und ich respektiere das. Für Sie genügt es nicht, ein herausragender Kenner Thomas Jeffersons zu sein. Sie müssen sich bei den Leuten einschmeicheln, die die Schecks ausschreiben. Sie müssen sich mit dem National Historic Trust in Washington und mit den Nachkommen des Mannes gut stel­len. Ich habe bestimmt noch einige vergessen, deren Interessen Sie berücksichtigen müssen.«

»Die Leute und Handwerker, die in Monticello arbeiten«, ergänzte Oliver.

»Natürlich«, pflichtete Kimball bei. »Mir geht es einzig und allein darum, über Mulberry Row so viel herauszufinden, wie wir können, und Monticello architektonisch und landschaftlich so zu erhalten, wie es auf dem Höhepunkt der Jefferson-Ära entstand. Wobei ich natürlich meine Interpretation dieser Blütezeit zugrunde legen muß.«

»Dann hören Sie auf, unserem guten Sheriff Ihre Theorien zu un­terbreiten. Soll er doch selbst herausfinden, was es herauszufinden gibt. Ich will nicht, daß hier ein Affenzirkus entsteht, schon gar nicht vor den Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag. Wir müssen dafür sor­gen, daß kein Schatten auf die Feier fällt.« Er atmete ein und flüster­te: »Geld, Kimball, Geld. Die Medien werden sich am 13. April überschlagen, und die Beachtung wird ein Geschenk des Himmels sein für unsere Bemühungen, Monticello zu bewahren, zu unterhal­ten und auszubauen.«

»Ich weiß.«

»Dann äußern Sie bitte niemandem gegenüber auch nur ein Wort von weißen Männern, die in Sklavenhütten oder mit Sklavinnen ge­schlafen haben.Rauchvergiftung.« Oliver sprach die vier Silben aus, als verkünde er ein Todesurteil.

Kimball dachte nach. »In Ordnung, aber ich kann nicht umhin, Sheriff Shaw zu helfen.«

»Natürlich nicht«, näselte Oliver,»ich kenne Sie zu gut, als daß mir das nicht klar wäre. Ich bin optimistisch und denke, sobald der La­borbericht da ist, kehrt hier wieder Ruhe ein. Und wir können die Überreste in einem christlichen Begräbnis zur letzten Ruhe betten.«

Nachdem sie sich gute Nacht gesagt hatten, sprang Kimball in sei­nen Wagen. Er sah Olivers Rücklichtern nach, als er hinter ihm zu­rücksetzte und dann davonbrauste. Plötzlich wurde er ganz melan­cholisch. Es mochte eine Vorahnung sein oder auch die Besorgnis über seine Meinungsverschiedenheit mit Oliver, der ihn ohne weite­res feuern könnte. Außerdem brachte einen der Gedanke an Mord und Tod, egal, wie weit sie zurücklagen, wohl immer zum Grübeln. Das Böse kennt keine Zeit. Kimball schauderte erneut. Er schrieb es der unangenehmen klammen Kälte zu.

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