39

»Nein.« Sheriff Shaw schüttelte entschieden seinen kahl werdenden Kopf.

»Rick, sie haben ein vernünftiges Argument«, verteidigte Mim Harry und Mrs. Hogendobber. »Sie und Ihre Leute sind mit den Nachkommen von Thomas Jefferson und der Geschichte seiner Sklaven nicht vertraut. Die zwei kennen sich da aus.«

»Meine Abteilung wird einen Experten hinzuziehen.«

»Der Experte ist tot.« Mim preßte die Lippen fest zusammen.

»Ich werde Oliver Zeve bitten«, erklärte der frustrierte Sheriff.

»Ach, und was glauben Sie, wie lange das gutgeht? Außerdem lag ihm nicht besonders an diesem Fall, und er hat sich auch nicht so für Ahnenforschung interessiert wie Kimball. Harry und Mrs. Hogen­dobber haben ja schon mit Kimball zusammengearbeitet.«

»Fair Haristeen hat mich heute morgen angerufen und gesagt, die zwei gehören eingesperrt. Mit Ihnen sind es drei.« Er sah Mim fest an, doch sie gab nicht nach. »Außerdem hat er gesagt, daß das, was Kimball entdeckt hat, hier und heute für jemanden eine Bedrohung sein muß. Und Sie sind alle von dieser Monticello-Sache besessen.«

»Sie etwa nicht?« schoß Harry zurück.

»Hm - naja...« Rick Shaw schob die Hände in sein Lederkoppel. »Ich bin damit befaßt, aber nicht davon besessen. Jedenfalls, dies ist mein Job, und ich muß an die Gefahr für Sie denken, meine Damen.«

»Ich kann ja mit ihnen zusammenarbeiten«, erbot sich Cynthia Cooper fröhlich.

Er schlug sich mit seinem Hut auf den Schenkel. »Ihr Weiber haltet auch immer zusammen.«

Mim lachte. »Männer etwa nicht?«

»Ja, ich wette, Fair hat Ihnen in den Ohren gelegen, weil er glaubt, wir sind in Gefahr. Er ist ein Angsthase.«

»Er ist vernünftig und verantwortungsbewußt.« Rick kämpfte ge­gen den Drang an, noch ein Stück von Mrs. Hogendobbers Kuchen zu essen. Der Drang siegte. »Miranda, Sie sollten das professionell betreiben.«

»Oh, danke.« »Weiß jemand, ob es einen Trauergottesdienst für Kimball geben wird?« fragte Harry.

»Seine Eltern haben ihn zu sich nach Hartford, Connecticut, über­führen lassen. Sie wollen ihn dort begraben. Dabei fällt mir ein, Mrs. Sanburne, Oliver möchte, daß Sie ihm bei der Vorbereitung einer Gedenkfeier zur Hand gehen. Ich bezweifle, daß jemand bis Hartford fahren würde, und er sagte, er würde hier auch gern etwas veranstal­ten.«

»Natürlich. Ich bin sicher, Reverend Jones wird sich zur Verfügung stellen.«

»Nun?« Harrys Gedanken waren schon wieder beim Wesentlichen.

»Was, nun?«

»Sheriff, bitte.« Sie hörte sich an wie ein kluges, bettelndes Kind.

Rick sah zuerst Harry und Mrs. Hogendobber stumm an, dann Cyn­thia, die hoffnungsvoll grinste. »Weiber.« Sie hatten gewonnen. »Die Coles sind damit einverstanden, daß wir ihre Bibliothek einsehen, die Berrymans, Foglemans und Venables auch, und ich habe hier eine Liste mit Namen, die Kimball zusammengestellt hat. Mim, Sie sind die erste auf der Liste.«

»Wann möchten Sie anfangen?«

»Wie wär's mit heute, nach der Arbeit? Oh, und Mim, ich muß Mrs. Murphy und Tucker mitbringen, sonst müßte ich sie vorher nach Hause schaffen. Churchill wird doch nichts dagegen haben, oder?«

Churchill war Mims prächtiger englischer Setter, der schon viele Preise gewonnen hatte. »Nein.«

»Pewter muß auch mit«, erinnerte Miranda Harry an ihren Gast.

»Ellie Wood hat sich noch nicht von dem Vorfall mit dem Schwei­nebraten erholt. Dabei fällt mir ein, ich glaube, sie ist eine entfernte Verwandte von einem der Eppes von Poplar Forest. Francis, Pollys Sohn.«

Polly war der Spitzname von Maria, Thomas Jeffersons jüngster Tochter, die am 14. April 1804 starb, was ihren Vater in tiefe Trauer stürzte. Glücklicherweise lebte ihr Sohn Francis, geboren 1801, bis 1881, aber mit Jeffersons anderen Enkelkindern hatte er die Folgen von der posthumen finanziellen Katastrophe des Präsidenten zu tra­gen.

»Wir werden jeden Stein umdrehen«, gelobte Mrs. Hogendobber.

Загрузка...