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Harry hielt das Bügeleisen in die Höhe und demonstrierte vor Mim Sanburne, Fair, Larry Johnson, Susan and Deputy Cooper, wie der Hieb ausgeführt worden sein könnte.

Larry untersuchte das Eisen. »Das könnte tatsächlich die dreieckige Einbuchtung verursacht haben.«

Mrs. Murphy und Pewter saßen dicht beieinander auf dem Küchen­tisch. Mrs. Murphy hätte zwar lieber Fellhaare gelassen, als es zu­zugeben - aber sie war gern in Katzengesellschaft. Das galt auch für Pewter, die allerdings in erster Linie auf dem Küchentisch lagerte, weil dort das Essen hingestellt wurde.

Tucker umrundete den Tisch.»War schlau von Mom, Big Marilyn Bescheid zu sagen.«

»Mim ist Vorsteherin des Restaurationsprojektes.« Mrs. Murphy sah auf ihre kleine Freundin hinunter.»Dann kann Mim es Oliver Zeve sagen, und Coop kann es Sheriff Shaw sagen. Ist 'ne erstklassi­ge Theorie.«

»Ich glaube, Sie haben die Lösung.« Larry reichte das Eisen an Mim weiter, die das Gewicht des Gerätes fühlte.

»Ein kräftiger Hieb geradeaus oder leicht nach oben. Die Leute ha­ben damals so viel körperliche Arbeit geleistet, da war Medley be­stimmt kräftig genug, jemandem einen tödlichen Schlag zu verset­zen. Wir wissen, daß sie jung war.« Mim reichte Miranda das Eisen.

»Die Form dieses Eisens war geeignet zum Bügeln von Spitzen und all dem verspielten Firlefanz, den man damals trug.«

»Darf ich mir das Eisen borgen, um es Rick zu zeigen? Wenn er es nicht mit eigenen Augen sieht, ist er skeptisch.« Cynthia Cooper streckte die Hände nach dem Eisen aus.

»Sicher.«

»Wie wir hören, leugnet Samson kategorisch, Kimball getötet zu haben, obwohl doch die Waffe in seinem Wagen war.« Es ärgerte Mim, daß Sheriff Shaw ihr nicht alles erzählte. Mim wollte immer über alle und alles Bescheid wissen, genau wie Miranda, wenn auch aus anderen Gründen.

»Er bleibt stur bei seiner Geschichte.« »Hat jemand Lulu besucht?« fragte Susan Tucker. »Ich denke, ich gehe heute abend zu ihr.«

»Ich bin bei ihr gewesen.« Mim sprach als erste Bürgerin von Cro­zet, die sie tatsächlich war. »Sie ist furchtbar aufgewühlt. Ihre Schwester ist von Mobile hergeflogen, um ihr beizustehen. Ihre größte Sorge ist, was die Leute sagen werden, aber ich habe ihr ver­sichert, daß sie keine Schuld trifft. Lassen Sie sie noch ein, zwei Tage in Ruhe, Susan, und gehen Sie dann zu ihr.«

»Sie liebt Shortbread«, erinnerte sich Mrs. Hogendobber. »Ich werd ihr welches backen.«

Die anderen hoben die Hände, und Miranda lachte. »Da werd ich wohl bis Ostern in der Küche stehen!«

»Ich gebe die Suche nach der Wahrheit über die Leiche in Hütte Nummer vier noch nicht auf.« Harry ging zur Anrichte, um Kaffee zu machen.

»Und ich denke, ich lese mir mal Dr. Thomas Walkers Papiere durch«, sagte Larry. »Er hat Peter Jefferson auf dem Totenbett beige­standen. Ein sehr vielseitiger Mann, dieser Thomas Walker aus Castle Hill. Vielleicht finde ich ja einen Hinweis, daß er einen Bein­bruch behandelt hat. Es gab noch einen anderen Arzt, aber sein Na­me will mir nicht einfallen.«

»Wir sind es Kimball schuldig.« Harry mahlte Kaffee, und es roch köstlich danach.

»Harry, du gibst wohl nie auf.« Fair ging ihr zur Hand, stellte Tas­sen und Untertassen hin. »Ich hoffe, ihr kommt der Sache bald auf die Spur, damit es endlich vorbei ist, aber ich bin erst mal heilfroh, daß Kimballs Mörder hinter Gittern ist. Das hatte mir Sorgen ge­macht.«

»Ist es denn möglich, daß Samson Coles kaltblütig einen Menschen ermorden konnte?« Mim schenkte sich halb Milch, halb Kaffee in ihre Tasse.

»Mrs. Sanburne, stinknormal aussehende Menschen können die ab­scheulichsten Verbrechen begehen«, erklärte Deputy Cooper, die es wissen mußte.

»Scheint so«, seufzte Mim.

»Glaubst du, daß es Samson war?« fragte Pewter.

Mrs. Murphy schnippte mit dem Schwanz.»Nein, aber jemand will uns glauben machen, daß er es war.« »Aber die Waffe war doch in seinem Wagen.« Tucker wollte gern glauben, daß der Schlamassel vorbei war.

Die Tigerkatze steckte eine Sekunde ihre rosa Zunge heraus.»Es ist noch nicht vorüber -Katzenintuition.«

Miranda fragte: »Ist Kimball noch an die Randolph-Papiere ge­kommen?«

»Herrje, das weiß ich nicht.« Harry zögerte einen Moment, dann ging sie zum Telefon und wählte.

»Hallo, Ansley. Entschuldige die Störung. Hat Kimball eigentlich noch eure Familienpapiere gelesen?« Sie lauschte. »Aha, danke. Entschuldige noch mal.« Sie legte den Hörer auf. »Nein.«

»Wir haben noch ein paar Anhaltspunkte, um Kimballs Nachfor­schungen zu rekonstruieren.« Mrs. H. bemühte sich um einen zuver­sichtlichen Ton. »Irgend etwas wird schon auftauchen.«

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