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Samson Coles bestritt, die .38er je gesehen zu haben. John Löwe, sein Anwalt, der in seiner Laufbahn schon so manche Verteidigung übernommen hatte, konnte einen Lügner schon aus einem Kilometer Entfernung riechen. Er wußte, daß Samson log. Samson wollte dem Sheriff nur seinen Namen und seine Adresse sowie, in einem komi­schen Rückgriff auf seine Jugend, seine Kennummer beim Militär nennen. Als John Löwe zu seinem Mandanten kam, war Samson mürrisch, die Feindseligkeit in Person.

»Also noch einmal, Samson. Warum haben Sie gedroht, Ihre Frau zu töten?«

»Zum letztenmal, wir hatten Probleme, echte Probleme.«

»Das ist noch kein Grund, Ihre Frau umzubringen oder zu bedro­hen. Sie bezahlen mir einen Haufen Geld, Samson. Im Moment sieht es ausgesprochen schlecht für Sie aus. Der Bericht über die Pistole ist gekommen. Es ist die Waffe, mit der Kimball Haynes getötet wurde.« Hier log John - die Ergebnisse der ballistischen Untersu­chung waren noch nicht eingetroffen -, aber er hoffte, seinen Man­danten mit diesem theatralischen Coup in irgendeine Form von Ko­operation zu katapultieren. Es funktionierte.

»Nein!« Samson zitterte. »Ich habe die Pistole vorher nie im Leben gesehen. Ich schwöre es. John, ich schwöre es bei der Bibel! Als ich sagte, ich würde sie umbringen, habe ich das nicht ernst gemeint, ich wollte sie nicht erschießen. Sie hatte mich einfach auf hundertachtzig gebracht.«

»Mein Freund, Sie könnten auf dem elektrischen Stuhl landen. In unserem Staat gilt die Todesstrafe, und ich bin nicht von gestern. Erzählen Sie mir lieber genau, was passiert ist.«

Tränen schossen Samson in die Augen. Seine Stimme zitterte. »John, ich liebe Ansley Randolph. Ich habe Geld ausgegeben, um sie zu beeindrucken, kurzum, ich habe mich an Geldern vergriffen, die ich verwalte. Lucinda hat den Ordner gesehen. « Er unterbrach sich, weil er am ganzen Leibe zitterte. »Sie hat ihn tatsächlich Kimball Haynes gezeigt, als er da war, um die Familiengeschichte und - tagebücher zu lesen; Sie wissen doch, er suchte nach irgendeinem Hinweis auf den Mord in Monticello. Es gab natürlich keinen, aber ich habe Bücher aus den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts, die irgendeine Ururgroßmutter mütterlicherseits, Charlotte Graff, geführt hat. Kimball hat die minutiös detaillierte Buchführung gele­sen, und Lucinda meinte lachend, aus meinen Büchern könne sie nicht schlau werden, aber die von Granny Graff seien kristallklar gewesen. Und zum Beweis hat Lucinda Kimball meinen Ordner ge­zeigt. Er hat mit einem Blick gesehen, was ich gemacht habe. Ich habe doppelte Buchführung betrieben, Sie verstehen. Das ist die reine Wahrheit.«

»Samson. Sie genießen hohes Ansehen in Crozet. Für viele Leute wäre das ein mehr als hinreichendes Motiv, Kimball zu töten - um sich sowohl dieses Ansehen als auch Ihre Einkünfte zu bewahren. Antworten Sie mir: Haben Sie Kimball Haynes getötet?«

Die roten Wangen tränenüberströmt, sagte Samson flehentlich zu John: »Lieber verlöre ich meine Zulassung als mein Leben.«

John glaubte ihm.

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