Die Testamentseröffnung traf Warren wie ein Knüppelschlag. Wesley hatte seinen Letzten Willen von der alten, renommierten Kanzlei Maki, Kleiser und Maki aufsetzen lassen. Das machte Warren nichts aus. Es wäre unschicklich gewesen, sein Testament vom eigenen Sohn aufsetzen zu lassen. Aber auf das hier war er nicht vorbereitet.
Eine Klausel im Testament seines Vaters lautete, daß kein Randolph einer nachfolgenden Generation erben durfte, wenn er eine Person heiratete, die auch nur zu einem Zwanzigstel afrikanischen Ursprungs war.
Ansley lachte. So was Absurdes. Ihre Söhne würden keine Frauen aus Uganda heiraten. Ihre Söhne würden auch keine Afroamerikanerinnen heiraten, Viertel-, Achtelnegerinnen, nichts dergleichen. Die Jungs wurden nicht nach St. Clement geschickt, um Freigeister zu werden, und bestimmt nicht, um Rassenmischung zu betreiben - zum Teufel mit den Gesetzen.
Warren, der aschfahl geworden war, als er die Klausel vernahm, stieß hervor: »Das ist rechtswidrig. Nach dem heutigen Gesetz ist das rechtswidrig.«
Der alte George Kleiser stapelte ordentlich seine Papiere. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Man könnte das Testament anfechten, aber wer wollte das tun? Lassen Sie es, wie es ist. Es war der ausdrückliche Wunsch Ihres Vaters.« Offensichtlich hielt George die Bedingung für akzeptabel, oder er verfocht die Theorie, daß man schlafende Hunde nicht wecken soll.
»Warren, du wirst doch deswegen nichts unternehmen? Ich meine, welches Interesse hättest du daran?«
Wie in Trance schüttelte Warren den Kopf. »Nein - aber, Ansley, wenn das bekannt wird, sind meine Chancen, in den Senat gewählt zu werden, gleich null.«
Georges Stentorstimme erfüllte den Raum. »Kein Wort von diesem, äh, Vorbehalt wird jemals aus diesem Raum nach außen dringen.«
»Was ist mit der Person, die das Testament aufgesetzt hat?« insistierte Warren.
Der verärgerte George ignorierte die Bemerkung mit Rücksicht auf Warrens kürzlich erlittenen Verlust. Er hatte Warren schon als Kind gekannt und wußte, daß der Mann mittleren Alters, den er hier vor sich hatte, nicht darauf vorbereitet war, die Verwaltung des großen, wenn auch schwindenden Vermögens der Familie zu übernehmen. »Unser Personal weiß, wie man mit heiklen Fragen umgeht, Warren. Fragen auf Leben und Tod.«
»Natürlich, natürlich, George - ich bin bloß vollkommen verdattert. Poppa hat nicht ein einziges Mal mit mir über so etwas gesprochen.«
»Er war eben ein feiner und kein aggressiver Rassist.« Ansley wollte das Thema wechseln und konnte nicht verstehen, warum Warren sich so aufregte.
»Und du, bist du etwa keine Rassistin?« blaffte Warren sie an.
»Nicht, solange wir nicht quer heiraten. Ich halte nichts von Rassenmischung. Davon abgesehen ist Mensch gleich Mensch.«
»Ansley, auch wenn du noch so wütend auf mich oder die Jungs bist - Menschen gehen sich nun mal ab und zu auf die Nerven -, du mußt mir versprechen, daß du nie, nie weitersagst, was du heute in diesem Zimmer gehört hast. Ich will meine Chancen nicht verlieren, weil Poppa diesen Rassenreinheitstick hatte.«
Ansley versprach zu schweigen.