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Sonntag morgen um halb sieben nieselte es leicht, kein strömender, aber ein steter Regen, der sich durchaus zu einem richtigen Wolken­bruch auswachsen könnte.

Gewöhnlich begrüßte Harry den Tag mit federnden Schritten, aber heute morgen schleppte sie sich zum Stall. Der Mord an Larry lastete schwer auf ihrem Herzen.

Sie mischte einen warmen Kleiebrei zusammen, das Sonntagsmahl für die Pferde, der zudem, wie sie glaubte, Koliken vorbeugte. Sie nahm pro Pferd eine Kelle Frischfutter, eine halbe Kelle Kleie und vermischte alles mit heißem Wasser und einer großen Handvoll Me­lasse. Sie verrührte den Brei und gab als extra Leckerbissen zwei geviertelte Äpfel hinzu. Das und so viel Timotheusheu wie Gin und Timothy fressen konnten, stimmte die Pferde gewöhnlich froh und Harry auch. Aber heute nicht.

Als sie mit den Pferden fertig war, stieg sie die Leiter zum Heubo­den hinauf und stellte Simon, dem Opossum, eine Tüte Marshmal­lows hin. Beim Hinunterklettern fiel ihr ein, daß sie auch gleich das Zaum- und Sattelzeug einfetten könnte, nachdem sie in den letzten Wochen, als alles drunter und drüber ging, die Stallarbeit vernachläs­sigt hatte. Sie hängte einen Zügel über einen Sattelhaken, ließ einen kleinen Eimer voll heißes Wasser laufen, nahm ein Naturschwämm­chen und ihre Murphy's Ölseife und fing an zu putzen.

Tucker und Mrs. Murphy, die Harrys Kummer spürten, saßen still neben ihr. Tucker legte sich schließlich hin, den Kopf zwischen den Pfoten.

Plötzlich fuhr ihr Kopf hoch.»Das ist der Geruch.«

»Was?« Mrs. Murphys Augen wurden groß wie Untertassen.

»Ja. Das waren keine Kreppsohlen, das war dieses Zeug hier, ich schwöre es.«

»Eagle 's Rest.« Die langen weißen Schnurrhaare der Katze zuckten vor und zurück, und sie legte die Ohren an.»Aber wieso?«

»Warren muß bei den Veruntreuungen die Hand im Spiel haben«, sagte Tucker.

»Oder es gibt eine Verbindung zwischen ihm und dem Mord in Monticello.« Mrs. Murphy blinzelte.»Aber welche?«

»Was machen wir jetzt?«

»Ich weiß nicht.« Die Stimme der Tigerkatze zitterte, vor Angst um Harry, nicht um sich selbst.

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