Robert Langdon stand unter der hohen Kuppel des verlassenen Kapitelhauses und starrte in die Mündung von Leigh Teabings Revolver.
Sind Sie für oder gegen mich, Robert? Teabings Frage hallte in Langdons Kopf wider.
Eine vertretbare Antwort darauf gab es nicht. Sagte er ja, war Sophie aus dem Spiel, sagte er nein, hatte Teabing keine andere Wahl, als sie beide zu töten.
Langdons langjährige Erfahrung im Hörsaal hatte ihn zwar nicht darauf vorbereitet, wie man sich verhält, wenn man mit einer Waffe bedroht wird, aber er hatte gelernt, mit paradoxen Fragen fertig zu werden. Wenn eine Frage keine richtige Antwort zulässt, gibt es nur eine Lösung.
Die Grauzone zwischen ja und nein.
Stille.
Den Blick fest auf das Kryptex in seiner Hand geheftet, trat er ein paar Schritte nach hinten auf die freie Fläche des riesigen Saals. Neutraler Boden. Langdon spekulierte darauf, dass Teabing seine Konzentration auf das Kryptex als Zeichen der Bereitschaft zur Zusammenarbeit interpretierte. Der britische Gralsforscher rechnete offenbar damit, die Berührung des marmornen Kryptex werde Langdon die Erhabenheit und Einzigartigkeit des Inhalts spüren lassen und seine wissenschaftliche Neugier auf eine Weise herausfordern, dass er alles andere darüber vergaß. Langdon sollte erkennen, dass ein bedeutendes Stück Geschichte für immer verloren ging, wenn es ihm nicht gelang, das Kryptex zu öffnen.
Langdon sah Sophie wie erstarrt vor der vorgehaltenen Waffe stehen. Die Entschlüsselung des Passworts für das Kryptex bot die wohl einzige Chance, Sophies Leben zu retten. Wenn du den Wegweiser in die Hand bekommst, wird Teabing verhandeln müssen. Langdon zwang sich zur Konzentration. In tiefes Nachdenken versunken, ging er zu den großen Fenstern hinüber. Die astronomischen Abbildungen auf Newtons Grabmal gingen ihm durch den Kopf.
Such die Kugel, die auf dem Grab sollt' sein. Mit rosig Fleisch und samenschwerem Leib.
Den anderen den Rücken zugewandt, trat Langdon an die hohen Fenster und versuchte, deren Glasmalereien irgendeine Anregung zu entnehmen.
Es gab keine.
Du musst dich in Saunières Lage versetzen, ermahnte er sich und schaute hinaus in den College Garden. Was für eine Kugel müsste seiner Meinung nach auf Newtons Grab sein! Bilder von Sternen, Planeten und Kometen zogen vor Langdons geistigem Auge vorüber, während draußen der Regen rauschte. Saunière war kein Mann der Naturwissenschaften gewesen. Er war ein Mann, dem das Geschick der Menschen, die Kunst und die Geschichte am Herzen lagen. Das göttlich Weibliche … der Kelch … die Rose … die Verleugnung Maria Magdalenas … der Sturz der Göttinnen … der Heilige Gral …
In den Legenden tauchte die Gralserscheinung immer wieder in Gestalt einer herzlosen Verführerin auf, die im Zwielicht aufreizend vor ihrem Verfolger hertanzt und ihn flüsternd ins Ungewisse lockt, um sich unversehens in Nebelschwaden aufzulösen.
Langdon betrachtete das schaukelnde Geäst der Obstbäume im College Garden. Er spürte die Anwesenheit der verspielten Verführerin. Ihre Zeichen waren allgegenwärtig. Im feuchten Dunst fiel Langdons Blick auf die geisterhaften Silhouetten der ältesten Apfelbäume Englands und ihre feuchten, fünfblättrigen Blüten, schimmernd wie die Venus. Die Göttin hatte sich im Garten eingefunden, tanzte im Regen, sang die uralten Lieder und lugte spitzbübisch hinter den knorrigen, knospentragenden Ästen hervor – wie zum Zeichen für Langdon, dass die Frucht der Erkenntnis nur eine Armeslänge von ihm entfernt wuchs.
Zufrieden verfolgte Teabing von der anderen Seite des Saales, wie Langdon gleichsam unter einem Bann aus dem Fenster starrte.
Genau wie ich es erhofft habe, dachte er. Er schwenkt auf meine Linie ein.
Seit einiger Zeit schon hatte Teabing vermutet, dass Langdon auf den Schlüssel zum Gral gestoßen war. Es war keineswegs ein Zufall, dass Leigh Teabing in jener Nacht zur Tat geschritten war, in der Langdon und Jacques Saunière zusammentreffen wollten. Beim Abhören der Gespräche des Museumsdirektors war Teabing zu der Überzeugung gelangt, dass Saunières Absicht, sich mit Langdon zu treffen, nur eines bedeuten konnte: Langdons unveröffentlichtes Manuskript hat einen Nerv der Prieuré getroffen. Teabing war sicher gewesen, dass der Großmeister Langdon dazu bewegen wollte, Stillschweigen zu wahren.
Aber die Wahrheit war schon lange genug verschwiegen worden.
Silas' Anschlag hatte zwei Ziele erreicht. Zum einen hatte er verhindert, dass Saunière mit Langdon zusammengetroffen war, zum anderen hatte er dafür gesorgt, dass Langdon in Paris greifbar blieb, falls Teabing ohne seine Hilfe mit dem Schlussstein nicht fertig wurde.
Das für Saunière tödliche Treffen mit Silas zu arrangieren war fast schon zu einfach gewesen. Teabing hatte nur auf der Klaviatur der schlimmsten Ängste Saunières zu spielen brauchen. Am gestrigen Nachmittag hatte er Silas den Auftrag erteilt, den Museumsdirektor anzurufen. Silas hatte Saunière am Telefon einen Priester in Gewissensnöten vorgespielt. »Monsieur Saunière, verzeihen Sie meine Ungeduld, aber ich muss Sie sofort sprechen. Ich habe soeben einem Mann die Beichte abgenommen, der sich dazu bekannt hat, Ihre Angehörigen ermordet zu haben. Gegen das Beichtgeheimnis zu verstoßen ist normalerweise undenkbar für mich, aber in diesem Fall werde ich mich darüber hinwegsetzen … «
Saunière hatte erschrocken, zugleich aber vorsichtig reagiert. »Meine Angehörigen sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der Bericht der Polizei war eindeutig.«
»Ganz recht, Ihre Angehörigen sind mit dem Wagen verunglückt. Doch der Mann hat mir anvertraut, dass er den Wagen von einer Brücke in den Fluss gedrängt hat.«
Saunière war verstummt.
»Monsieur Saunière, ich hätte mich niemals mit Ihnen in Verbindung gesetzt, hätte dieser Mann nicht eine Bemerkung gemacht, die mich nun um Ihre Sicherheit fürchten lässt.« Der Anrufer zögerte. »Auch Ihre Enkelin Sophie ist in Gefahr.«
Die Erwähnung Sophies hatte wie ein Zündfunke gewirkt. Saunière hatte Silas aufgefordert, unverzüglich zu ihm zu kommen, zum sichersten Ort, den der Museumsdirektor kannte – sein Büro im Louvre. Dann hatte er Sophie angerufen, um sie zu warnen. Die Verabredung mit Langdon war vergessen …
Während Teabing nun Langdon auf der anderen Seite des Saales beobachtete, hatte er das Gefühl, erfolgreich einen Keil zwischen Langdon und Sophie getrieben zu haben. Sophie gefiel sich in ihrer trotzigen Haltung, doch Langdon schien sich nach wie vor zu bemühen, das Passwort zu knacken.
Er hat begriffen, wie wichtig es ist, den Gral zu finden und aus seinem Gefängnis zu befreien.
»Für Sie wird er das Kryptex nicht öffnen«, sagte Sophie, als hätte sie Teabings Gedanken gelesen. »Selbst wenn er es könnte.«
Teabing richtete den Blick auf Sophie. Er war inzwischen sicher, dass er die Waffe benutzen musste. Sosehr ihm dieser Gedanke missfiel, wusste er doch, dass er keine Sekunde zögern würde, wenn es so weit war. Du hast ihr jede Chance gelassen, sich auf die richtige Seite zu schlagen. Und der Gral ist bedeutender als wir alle.
In diesem Moment wandte Langdon sich vom Fenster ab. »Das Grabmal … «, sagte er unvermittelt, und in seinen Augen glomm ein schwacher Hoffnungsfunke. »Ich glaube, ich weiß jetzt, an welcher Stelle an Newtons Grab ich nachsehen muss, um das Passwort zu finden.«
Teabings Herz setzte einen Schlag aus. »Wo? Sagen Sie es mir!«
»Nein, Robert!«, rief Sophie. Ihre Stimme überschlug sich beinahe vor Entsetzen. »Wollen Sie ihm etwa helfen? Das kann nicht sein!«
Langdon kam mit entschlossenen Schritten näher, das Kryptex in der rechten Hand. Sein Blick wurde hart. »Zuerst müssen Sie Sophie gehen lassen«, sagte er zu Teabing.
Teabings Optimismus geriet ins Wanken. »Robert, wir stehen ganz dicht vor der Lösung eines der größten Rätsel der Menschheit! Lassen Sie jetzt die Spielchen.«
»Das ist kein Spielchen. Lassen Sie Sophie laufen. Dann werde ich mir Ihnen zu Newtons Grabmal gehen, und wir öffnen gemeinsam das Kryptex.«
»Ich gehe nicht. Niemals!«, stieß Sophie zornig hervor. Ihre Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. »Das Kryptex wurde von meinem Großvater an mich übergeben. Es steht Ihnen nicht zu, es zu öffnen!«
Langdon blickte Sophie an. In seinen Augen spiegelte sich Angst. »Sophie, Sie sind in Gefahr! Ich versuche doch nur, Ihnen zu helfen!«
»Indem Sie das Geheimnis ans Licht zerren, zu dessen Schutz mein Großvater sein Leben gelassen hat? Robert, Saunière hat Ihnen vertraut. Ich habe Ihnen vertraut!«
Panik kroch in Langdons Blick. Teabing musste unwillkürlich lächeln. Langdons klägliches Bemühen um Ritterlichkeit war geradezu komisch. Da ist dieser Mann im Begriff, eines der größten Rätsel der Menschheitsgeschichte zu lösen, und ihm fällt nichts Besseres ein, als sich mit einer dummen Ziege zu streiten, die längst bewiesen hat, dass sie der Gralssuche nicht würdig ist.
»Bitte, Sophie«, flehte Langdon, »Sie müssen weg von hier!«
Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich gehen soll, müssen Sie mir das Kryptex mitgeben – oder es vernichten.«
»Was?«
»Robert, meinem Großvater wäre es lieber gewesen, sein Geheimnis für immer untergehen zu sehen, als es in den Händen seines Mörders zu wissen.« Ihre Augen schimmerten feucht, doch ihr Blick blieb fest. Sie sah Teabing an. »Erschießen Sie mich! Aber ich werde das Vermächtnis meines Großvaters niemals in Ihre schmutzigen Hände geben!«
Teabing legte auf Sophie an.
»Nein!«, rief Langdon und hielt das Kryptex hoch über den harten Steinfußboden. »Nehmen Sie die Waffe weg, Leigh, oder ich lasse es fallen.«
Teabing lachte auf. »Damit konnten Sie Rémy beeindrucken, aber mich nicht. Ich kenne Sie besser. Nun mal ehrlich, Robert. Sie behaupten zu wissen, an welcher Stelle des Grabmals Sie nachschauen müssen?«
»Ja.« Doch das unmerkliche Flackern in Langdons Blick war Teabing nicht entgangen. Langdon log. Es war ein verzweifelter Täuschungsversuch, um Sophie zu retten. Teabing empfand nur noch tiefe Verachtung für diesen Mann. Du bist ein einsamer Ritter inmitten von Kleingeistern. Dann musst du das Passwort eben allein knacken.
Langdon und Sophie waren für Teabing nur noch ein Klotz am Bein; eine Bedrohung für ihn und den Gral. Die beiden zu beseitigen, besonders Robert Langdon, war zwar eine unangenehme Aufgabe, doch Teabing würde sie erledigen. Es blieb nur noch die knifflige Aufgabe, Langdon dazu zu bewegen, das Kryptex abzusetzen, damit Teabing dieses Possenspiel ohne Risiko zu Ende bringen konnte.
Teabing senkte die Waffe. »Als Zeichen meines Vertrauens«, sagte er. »Und jetzt stellen Sie bitte das Kryptex hin. Wir müssen vernünftig miteinander reden.«
Langdon wusste, dass sein Täuschungsversuch gescheitert war.
Er sah die Entschlossenheit auf Teabings Gesicht. Der Moment der Wahrheit war gekommen. Sobald er das Kryptex auf den Boden stellte, würde Teabing ihn und Sophie töten …
Doch Langdon hatte seinen Entschluss schon vor ein paar Minuten gefasst, als er aus dem Fenster in den College Garden hinaus geschaut hatte.
Denn dort hatte er die Wahrheit gesehen. Direkt vor seinen Augen. Ganz unvermittelt. Er wusste nicht, woher die Erleuchtung plötzlich gekommen war, doch es war keine Sinnestäuschung gewesen.
Der Gral hat sich eine würdige Seele gesucht.
Er würde Sophie beschützen.
Er würde den Gral beschützen.
Doch nun stand er vor Teabing wie ein demütiger Untertan vor seinem Herrscher und beugte sich vor, um das Kryptex langsam auf dem Steinboden abzusetzen. Nur noch ein paar Zentimeter …
»Ja, Robert«, flüsterte Teabing und richtete den Revolver auf' ihn, »stellen Sie es brav hin.«
»Tut mir Leid, Leigh.«
In einer einzigen fließenden Bewegung richtete Langdon sich plötzlich auf und schleuderte das Kryptex mit weit ausholendem Schwung nach oben in die Gewölbekuppel des Kapitelhauses.
Mit ohrenbetäubendem Krachen löste sich der Schuss aus dem Medusa-Revolver. Teabing hatte nicht einmal den Druck seines Fingers am Abzug gespürt. Langdon hechtete instinktiv zur Seite, als das Geschoss dicht neben seinen Füßen auf den Boden schlug und mit hohlem Jaulen als Querschlager vom Stein abprallte. Ein Teil von Teabings Innerm wollte abermals feuern, ein anderer Teil jedoch war viel, viel stärker und zwang ihn, den Blick nach oben ins Gewölbe zu richten.
Der Schlussstein!
Die Zeit gerann zu einem Albtraum, der in Zeitlupe ablief. Teabings Welt schrumpfte auf das Kryptex, das durch die Luft zu schweben schien. Er verfolgte seine Bahn bis zum höchsten Punkt der Kurve, wo es einen winzigen Augenblick in der Luft stillzustehen schien, um dann herabzustürzen, dem Steinboden entgegen, wobei es sich um sich selbst drehte. Jeden Moment würde es aufschlagen und zerplatzen … und mit ihm alle Hoffnungen und Träume Sir Leigh Teabings.
Es darf nicht auf den Boden prallen!
Teabing ließ die Waffe fallen und warf sich nach vorn. Klappernd fielen die Krücken zu Boden. Die Arme und Hände nach vorn gerichtet, schnappte er das Kryptex aus der Luft, geriet jedoch ins Straucheln und schlug schwer zu Boden. Das Kryptex prallte auf den Steinboden. Ein Splittern, das durch Mark und Bein ging, war zu vernehmen.
Teabing stockte der Atem. Mit vorgestreckten Armen auf dem kalten Steinboden liegend, starrte er beschwörend auf den Marmorzylinder und hoffte wider alle Vernunft, die Glasphiole im Innern möge nicht zersprungen sein.
Essiggeruch breitete sich aus. Teabing fühlte eine kühle Flüssigkeit über seine Finger laufen. Eisiges Entsetzen überfiel ihn. NEIN! Teabing sah förmlich, wie der Papyrus im Innern des Kryptex vom Essig zu Brei verwandelt wurde.
Langdon, du verdammter Narr, was hast du getan? Das Geheimnis des Grals ist für immer verloren!
Teabing brach in unkontrolliertes Schluchzen aus. Der Gral war dahin, alles war zerstört. Er versuchte, das Kryptex auseinander zu zwängen, um wenigstens noch einen letzten Blick auf den in Auflösung begriffenen Wegweiser zu erhaschen. Er zerrte an den Enden des Steinzylinders. Zu seinem maßlosen Erstaunen glitt er widerstandslos auseinander.
Nach Luft schnappend, spähte Teabing hinein. Bis auf ein paar feuchte Glasscherben war der Zylinder leer. Kein Papyrus, der sich in Essig auflöste …
Teabing drehte sich auf den Rücken und blickte zu Langdon hinauf. Sophie war an seine Seite getreten, den Revolver auf Teabing gerichtet.
Die fassungslosen Blicke Teabings richteten sich wieder auf das Kryptex. Jetzt erst sah er, dass die Einstellscheiben nicht mehr willkürlich gegeneinander verdreht waren, sondern dass zwischen den Markierungen ein Wort mit fünf Buchstaben stand.
APFEL
»Der Apfel, von dem Eva verbotenerweise gegessen hat«, sagte Langdon kühl, »was ihr den Zorn Gottes eintrug. Die Erbsünde. Das Symbol für den Untergang des göttlich Weiblichen.«
Teabing traf die Erkenntnis mit schmerzlicher Klarheit. Die Kugel, die man auf Newtons Grabmal vergeblich suchte, konnte nichts anderes sein als der rosige Apfel mit dem prallen Kerngehäuse, der Newton unter einem Apfelbaum auf den Kopf gefallen war und der ihm die Inspiration zu seinem Lebenswerk geliefert hatte.
Seines Werkes Frucht! Das rosige Fleisch mit dem samenschweren Leib!
»Robert!«, stieß Teabing überwältigt hervor, »Sie haben es geschafft, den Schlussstein zu öffnen! Aber wo haben Sie den Wegweiser?«
Langdon griff in die Brusttasche seines Tweedjacketts und zog vorsichtig ein dünnes, offensichtlich uraltes Papyrusröllchen hervor. Nur ein paar Armeslängen von Teabing entfernt rollte er es behutsam auseinander und betrachtete es eingehend. Nach einer Weile glitt ein wissendes Lächeln über seine Züge.
Er weiß es! Teabing war so begierig, an Langdons Wissen teilzuhaben, dass er am ganzen Leib zitterte. Die Erfüllung seines Lebenstraums war zum Greifen nahe. »Nun sagen Sie schon«, flüsterte er. »Bitte, Robert, ich flehe Sie an … sagen Sie mir, was da steht. Noch ist es nicht zu spät.«
Draußen auf dem Gang zum Kapitelhaus näherten sich rasche, schwere Schritte. Seelenruhig rollte Langdon den Papyrus zusammen und steckte ihn zurück in die Tasche.
»Nein!«, rief Teabing schrill und versuchte vergeblich, auf die Beine zu kommen.
Die Tür flog auf. Bezu Fache stürmte in die große Halle, gefolgt von einer Gruppe britischer Polizisten. Faches Blick huschte in die Runde. Als er Teabing hilflos auf dem Boden liegen sah, von Sophie in Schach gehalten, steckte er aufatmend die Waffe ins Holster zurück.
»Agentin Neveu«, wandte er sich dann ungewohnt leise an Sophie, »ich bin erleichtert, Sie und Monsieur Langdon wohlauf zu sehen. Aber Sie hätten meine Anweisung befolgen sollen, sich der Polizei zu stellen.«
Die britischen Polizisten verhafteten Teabing und legten ihm Handschellen an.
Sophie blickte Fache verwundert an. »Wie haben Sie uns aufgespürt?«
Der Capitaine deutete auf Teabing. »Er hat den Fehler gemacht, mit seinem Ausweis herumzufuchteln, um unkontrolliert in diese Kirche zu kommen. Die Wachleute haben im Polizeifunk gehört, dass nach ihm gefahndet wird.«
Teabing gebürdete sich wie ein Wahnsinniger. »Suchen Sie in Langdons Tasche!« rief er. »Der Wegweiser zum Heiligen Gral! Er ist in Langdons Tasche!« Doch keiner der Beamten reagierte auf diese offenkundig verrückten Äußerungen. Teabing richtete den Blick auf Langdon. »Verraten Sie mir, wo er versteckt ist, Robert. Bitte!«, flehte er.
»Den Gral wird nur finden, wer dessen würdig ist«, sagte Langdon. »Ihre eigenen Worte, Sir Leigh.«