Atemlos erreichte Sophie die großen hölzernen Türflügel des Salle des États, jenes Ausstellungsraums, der die Mona Lisa beherbergte. Bevor sie eintrat, schaute sie den Gang hinunter zu der ungefähr zwanzig Meter entfernten Stelle, an der die Leiche ihres Großvaters immer noch im Lichtkegel des mobilen Scheinwerfers lag.
Jäh und unvermutet machte sich ein machtvolles Gefühl der Reue in ihr breit, eine tiefe, von Schuldgefühlen durchsetzte Traurigkeit. Dieser Mann hatte sich in den vergangenen zehn Jahren sehr oft bemüht, die Kluft zu ihr zu überbrücken, doch Sophie war unerbittlich geblieben. Sie hatte seine Briefe und Päckchen ungeöffnet in einer Schublade verschwinden lassen und alle seine Versuch, sie zu sehen, abgeblockt. Er hat dich belogen! Hat scheußliche Geheimnisse gehütet! Was hättest du denn tun sollen!
Jetzt war er tot und sprach aus dem Jenseits zu ihr.
Die Mona Lisa.
Sophie ließ die hohen Türflügel aufschwingen. Einen Moment blieb sie auf der Schwelle stehen und verschaffte sich einen Überblick über die Weite des dahinter liegenden rechteckigen Saales. Auch er war in weiches rotes Licht getaucht. Der Salle des États war einer der wenigen Räume des Museums ohne Durchgang – eine Sackgasse und gleichseitig der einzige Raum, der von der Mitte der Grande Galerie abzweigte. Gegenüber der Flügeltür, dem einzigen Zugang zu diesem Saal, hing ein viereinhalb Meter breites, alles beherrschendes Gemälde von Sandro Botticelli. Auf der riesigen achteckigen Polsterbank in der Mitte des Saals pflegten Tausende ermüdeter Besucher die willkommene Gelegenheit zu nutzen, bei der Betrachtung des berühmtesten Kunstwerks im Louvre ein wenig die Beine auszustrecken.
Sophie bemerkte, dass ihr etwas fehlte. Ein UV-Strahler. Sie schaute den Gang hinunter, wo ihr Großvater im Scheinwerferlicht lag, von allerlei elektronischen Gerätschaften umgeben. Wenn er irgendwo hier im Salle des États etwas aufgeschrieben hatte, dann bestimmt mit dem Spezial-Marker.
Sophie holte tief Luft und lief zu dem gut ausgeleuchteten Tatort. Sie brachte es nicht über sich, die Leiche ihres Großvaters anzusehen, und konzentrierte sich ausschließlich auf das Tischchen mit den Geräten zur Spurensicherung, wo sie einen UV-Strahler von der Größe eines dicken Füllfederhalters entdeckte. Mit dem Leucht-Pen in der Tasche eilte sie den Gang zurück zu den offen stehenden Türen des Salle des États.
Sie wollte gerade über die Schwelle treten, als sie eilige Schritte hörte, die rasch näher kamen. Eine geisterhafte Gestalt tauchte aus dem rötlichen Zwielicht auf. Sophie wich entsetzt zurück.
»Da sind Sie ja«, sagte Langdon flüsternd in die Stille und blieb vor ihr stehen.
Sophies Erleichterung währte nur kurz. »Robert, Sie müssen schleunigst von hier verschwinden! Wenn Fache … «
»Wo waren Sie denn?«
»Ich habe mir einen UV-Strahler besorgt«, flüsterte sie und hielt den Leucht-Pen hoch. »Wenn mein Großvater eine Botschaft für mich … «
»Sophie, hören Sie zu«, fiel Langdon ihr ins Wort. Der Blick seiner blauen Augen hielt sie fest, während er allmählich wieder zu Atem kam. »Die Buchstaben P.S. – sagen sie Ihnen irgendetwas?«
Aus Furcht, ihre Stimmen könnten den ganzen Gang hinunter zu hören sein, schob Sophie Robert in den Salle des États und schloss leise die riesige Flügeltür. »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass das meine Initialen für ›Prinzessin Sophie‹ sind.«
»Ich weiß, aber haben Sie die Buchstaben schon mal woanders gesehen? Hat Ihr Großvater sie jemals in einem, anderen Zusammenhang benutzt, nicht nur als Initialen für Sie? Als Monogramm vielleicht oder zur Zeichnung von Briefen oder persönlichen Gegenständen?«
Sophie war verblüfft. Woher konnte Robert das wissen? Sophie hatte die Initialen P.S. in der Tat schon einmal gesehen, als eine Art Monogramm. Es war am Tag vor ihrem neunten Geburtstag gewesen. Damals hatte sie heimlich im Haus herumgestöbert und ihr Geburtstagsgeschenk gesucht. Schon damals konnte sie Geheimniskrämerei nicht ertragen. Was hat Grand-père dieses Jahr für dich? Sie hatte Schränke und Schubladen durchwühlt. Hat er mir die Puppe gekauft, die ich so gern haben mochte? Wo kann er sie versteckt haben?
Nachdem Sophie im ganzen Haus nichts gefunden hatte, nahm sie all ihren Mut zusammen und stahl sich in Großvaters Schlafzimmer. Das Zimmer war für sie absolut tabu, aber der Großvater lag unten auf der Couch und hielt ein Nickerchen.
Und du willst dich ja nur mal schnell umsehen!
Auf Zehenspitzen schlich sie über den knarrenden Dielenboden zu seinem Kleiderschrank und schaute nach, ob hinter den Kleidungsstücken irgendetwas in den Fächern lag. Nichts. Sie schaute unter sein Bett. Wieder nichts. Dann nahm sie sich den Schreibtisch vor, Fach für Fach. Hier muss doch etwas für dich versteckt sein! Bei der vorletzten Schublade hatte sie noch immer nichts entdeckt, das nach einer Puppe aussah. Enttäuscht zog sie die letzte Lade auf. Schwarze Kleidungsstücke lagen darin, die sie noch nie an ihrem Großvater gesehen hatte. Sie wollte die Schublade schon wieder zuschieben, als hinten im Fach etwas glänzte. Es sah ein bisschen wie eine Uhrkette aus, aber Großvater trug so etwas doch nicht. Ihr Herz tat einen Sprung, als ihr klar wurde, was es war.
Ein Halsband!
Vorsichtig zog sie die Kette heraus. Zu ihrer Überraschung hing ein glänzender goldener Schlüssel daran. Schwer und sorgfältig poliert. Fasziniert hielt sie ihn hoch. Einen Schlüssel wie diesen hatte sie noch nie gesehen. Meistens waren Schlüssel flach und hatten einen zackigen Bart, aber dieser hier hatte einen dreieckigen Schaft mit vielen kleinen Vertiefungen. Der Griff war ein großes goldenes Kreuz, aber kein normales Kreuz, sondern eines mit gleich langen Balken, wie ein Pluszeichen. In die Mitte des Kreuzes war ein merkwürdiges Symbol graviert – zwei ineinander verschlungene Buchstaben in einem Rankenmuster.
Sie zog die Stirn kraus, als sie die Buchstaben las. »P.S.«, flüsterte sie. Was hat das zu bedeuten?
»Sophie?«, erklang die Stimme ihres Großvaters von der Tür.
Erschrocken fuhr sie herum. Der Schlüssel rutschte ihr aus der Hand und fiel klimpernd zu Boden. Betroffen starrte Sophie darauf, um nicht dem Großvater in die Augen sehen zu müssen. »Ich … ich habe mein Geburtstagsgeschenk gesucht«, sagte sie kläglich und ließ schuldbewusst den Kopf hangen.
Der Großvater schien eine Ewigkeit wortlos in der Tür zu stehen. Endlich seufzte er bekümmert. »Heb den Schlüssel auf, Kind.«
Sophie tat wie geheißen.
Großvater trat ins Zimmer. »Sophie, du musst lernen, die Privatsphäre anderer Leute zu respektieren.« Er kniete sich vertrauensvoll zu ihr und nahm den Schlüssel an sich. »Das ist ein ganz besonderer Schlüssel. Du hättest ihn verlieren können … «
Der ruhige Tonfall ihres Großvaters machte Sophies schlechtes Gewissen nur noch quälender. »Es tut mir Leid, Grand-père, ich schäme mich so sehr.« Sie hielt inne. »Ich dachte, es wäre eine Halskette für mich zum Geburtstag.«
Der Großvater sah sie ein paar Sekunden an. »Sophie, ich sage es dir noch einmal, denn es ist sehr wichtig. Du musst dir mehr Respekt vor der Privatsphäre anderer Menschen angewöhnen.«
»Ja, Grand-père.«
»Wir werden uns ein andermal darüber unterhalten. Im Moment ist es wichtiger, dass du in unserem Garten das Unkraut jätest.«
Sophie lief hinaus, um ihren Gärtnerinnenpflichten nachzukommen.
Am nächsten Morgen bekam Sophie kein Geburtstagsgeschenk. Sie hatte auch keines erwartet, aber der Großvater hatte ihr den ganzen Tag lang nicht einmal gratuliert. Betrübt war sie an diesem Abend die Treppe hinaufgegangen, hatte ihr Schlafzimmer betreten … und da, auf dem Kopfkissen lag etwas! Eine Karte mit einem Rätsel darauf. Sie hatte das Rätsel noch nicht gelöst, da lächelte sie schon. Ich weiß, was das ist! Der Großvater hatte so etwas in den vergangenen Weihnachtstagen schon einmal gemacht. Das ist eine Schatzsuche.
Mir glühenden Wangen brütete Sophie über dem Rätsel, bis sie es gelöst hatte. Die Lösung verwies auf einen anderen Ort im Haus, wo die nächste Karte mit einem Rätsel auf sie wartete. Nachdem sie auch das gelöst hatte, ging es weiter zur nächsten Station. Sie eilte von einem Hinweis zum anderen durchs ganze Haus, bis sie zuletzt wieder in ihr eigenes Zimmer dirigiert wurde. Sie flitzte die Treppe hinauf, stürmte in ihr Zimmer und blieb wie angewurzelt stehen. Mitten im Zimmer stand ein chromblitzendes rotes Fahrrad mit einer Schleife am Lenker. Sophie hatte vor Entzücken lauthals gejubelt.
»Ich weiß, dass du dir eine Puppe gewünscht hast«, sagte der Großvater, der lächelnd in der Ecke stand, »aber ich glaube, das Fahrrad gefällt dir noch besser.«
Am nächsten Tag, als er ihr das Radfahren beibrachte, war er neben ihr her die Einfahrt hinuntergelaufen. Als Sophie auf den Rasen geriet und im dichten Gras das Gleichgewicht verlor, waren sie lachend übereinander auf die Wiese gekugelt.
»Grand-père«, sagte Sophie und umarmte ihn, »das mit dem Schlüssel tut mir Leid!«
»Ich weiß, meine Kleine, aber das ist schon vergeben. Ich kann dir einfach nicht böse sein. Großväter und Enkelinnen sind sich immer gut.«
Sophie wusste, dass es nicht angebracht war, aber sie konnte sich die Frage nicht verkneifen. »Großvater, ich habe einen so schönen Schlüssel noch nie gesehen. Was macht man denn damit auf?«
Der Großvater schwieg eine ganze Weile. Sophie merkte, dass er um die Antwort verlegen war. Großpapa lügt nie. »Das ist der Schlüssel für eine Kiste, in der ich geheime Sachen hüte«, sagte er schließlich.
»Ich kann geheime Sachen nicht leiden«, schmollte Sophie.
»Ich weiß, mein Schatz, aber diese geheimen Sachen sind sehr wichtig. Eines Tages werden sie dir genauso am Herzen liegen wie mir.«
»Ich hab die Buchstaben auf dem Schlüssel gesehen. Und eine Blume.«
»Ja, das ist meine Lieblingsblume. Auf Französisch heißt sie fleur-de-lis. Sie wächst bei uns im Garten. Es sind die Lilien.«
»Die kenne ich! Das sind auch meine Lieblingsblumen!«
»Dann lass uns ein Geschäft miteinander machen.« Der Großvater hob die Brauen, wie er es immer tat, wenn er sie herausfordern wollte. »Wenn du nie wieder über den Schlüssel sprichst, weder mit mir noch mit jemand anderem, werde ich dir den Schlüssel eines Tages schenken.«
Sophie konnte es kaum glauben. »Wirklich?«
»Versprochen. Wenn die Zeit gekommen ist, gehört der Schlüssel dir. Es steht ja dein Name drauf.«
Sophie runzelte die Stirn. »Nein, der steht da nicht. Da steht P.S. drauf, aber das sind nicht meine Anfangsbuchstaben.«
Der Großvater blickte sich um, als wolle er sich vergewissern, dass niemand lauschte. »Also gut«, flüsterte er dann, »wenn du darauf bestehst, Sophie – P.S. ist ein Geheimcode für deine Initialen.«
Sophie riss die Augen auf. »Ich habe geheime Initialen?«
»Natürlich. Enkeltöchter haben immer geheime Initialen, die nur ihre Großpapas kennen.«
»Und was heißt P.S.?«
Der Großvater kitzelte sie. »Prinzessin Sophie.«
»Ich bin aber keine Prinzessin«, kicherte sie.
Er zwinkerte ihr zu. »Für mich schon.«
Von diesem Tag an hatten sie beide den Schlüssel nie wieder erwähnt. Und sie war Prinzessin Sophie geworden.
Sophie stand stumm im Sofie des Etats. Das Gefühl des Verlusts nagte in ihrem Innern.
»Die Initialen«, flüsterte Langdon mit einem merkwürdigen Blick. »Haben Sie die schon mal gesehen?«
Sophie hörte die Stimme ihres Großvaters flüsternd durch die Flure des Museums hallen. Sprich nie weder über diesen Schlüssel, weder mit mir noch mit jemand anderem. Sophie wusste, dass es falsch gewesen war, ihrem Großvater nicht zu verzeihen. Durfte sie sein Vertrauen ein zweites Mal enttäuschen? P.S. Robert Langdon suchen. Ihr Großvater wollte doch, dass Langdon ihr half.
»Ja, ich habe die Initialen schon einmal gesehen«, sagte sie und nickte. »Ich war damals noch sehr klein.«
»Und wo?«
Sophie zögerte. »Auf … etwas, das meinem Großvater sehr viel bedeutet hat.«
Langdon sah ihr eindringlich in die Augen. »Sophie, das ist jetzt sehr wichtig. Waren die Initialen irgendwie mit einem Symbol verbunden? Einem Liliensymbol vielleicht?«
Sophie trat vor Erstaunen einen Schritt zurück. »Aber … wie können Sie das wissen?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr Großvater einer Geheimgesellschaft angehörte. Einem sehr alten geheimen Orden.«
Sophie spürte einen Knoten im Magen. Seit zehn Jahren versuchte sie einen Zwischenfall aus dem Gedächtnis zu verbannen, der diese erschreckende Vermutung zur Gewissheit gemacht hatte. Damals war sie Zeugin von etwas Unvorstellbarem geworden. Etwas Unverzeichlichem.
»Die Lilie in Verbindung mit den Buchstaben P und S ist das offizielle Abzeichen dieser Bruderschaft. Ihr Wappen sozusagen«, sagte Langdon.
»Woher wissen Sie das?«, fragte Sophie und sandte ein Stoßgebet gen Himmel, Langdon möge ihr jetzt nicht erzählen, er selbst sei Mitglied dieser Bruderschaft.
»Ich habe Artikel über diese Organisation geschrieben«, sagte Langdon. Seine Stimme bebte vor Aufregung. »Die Erforschung der Symbole von Geheimgesellschaften ist eines meiner Fachgebiete. Sie nennen sich die Prieurè de Sion – die Bruderschaft von Sion. Sie haben ihren Sitz hier in Frankreich. Ihre Mitgliedschaft besteht aus einflussreichen Personen aus ganz Europa. Sie sind einer der ältesten bis heute existierenden Geheimbünde der Welt.«
Sophie hatte noch nie von dieser Vereinigung gehört.
Langdon sprach jetzt schneller. »Einige der bedeutendsten Persönlichkeiten der Geschichte haben diesem Geheimorden angehört, Männer wie Sandro Botticelli, Sir Isaac Newton, Victor Hugo – und Leonardo da Vinci«, setzte er mit dem Eifer des Gelehrten hinzu.
Sophie schaute ihn ungläubig an. »Da Vinci war Mitglied einer Geheimgesellschaft?«
»Leonardo da Vinci hatte von 1510 bis 1519 das Amt des Großmeisters der Prieuré de Sion inne. Daher mag auch die Begeisterung Ihres Großvaters für die Werke Leonardos herrühren. Die beiden Männer verknüpft ein geschichtlich gewachsenes, brüderliches Band. Das passt auch perfekt zu ihrer Begeisterung für die Darstellung göttlicher Weiblichkeit, das Heidentum, weibliche Gottheiten und zu ihrer Geringschätzung der katholischen Kirche. Die Geschichte der Verehrung des Weiblichen durch die Prieuré de Sion ist sehr gut dokumentiert.«
»Wollen Sie damit sagen, dass dieser Geheimbund heidnischen Fruchtbarkeitskulten huldigt?«
»Dem heidnischen Fruchtbarkeitskult. Aber, und das ist noch bedeutsamer, sie gelten als die Bewahrer eines uralten Geheimnisses, das ihnen unermessliche Macht verschafft hat.«
In Langdons Augen war unerschütterliche Überzeugung abzulesen. Sophie blieb eher skeptisch. Ein heidnischer Geheimkult, und Leonardo da Vinci soll einst der Ordensgeneral gewesen sein? Wenn sich das nicht absurd und abwegig anhörte! Doch sosehr sie sich auch dagegen sträubte, ihre Erinnerung schweifte zehn Jahre in die Vergangenheit zu jener Nacht, in der sie ungewollt ihren Großvater bei etwas ertappt hatte, das sie immer noch nicht akzeptieren konnte. Wäre das vielleicht die Erklärung …?
»Die Identität der heutigen Mitglieder der Bruderschaft unterliegt strengster Geheimhaltung«, sagte Langdon. »Aber das Liliensymbol, das Sie als Kind gesehen haben, ist der Beweis. Es kann sich nur auf die Prieuré de Sion beziehen.«
Sophie begriff, dass Langdon weit mehr über ihren Großvater wusste, als sie sich bisher vorgestellt hatte. Dieser Amerikaner hatte ihr offenkundig noch vieles mitzuteilen, aber ebenso offenkundig war dies weder die Zeit noch der Ort dafür. »Robert, ich kann nicht zulassen, dass Sie gefasst werden«, sagte Sophie eindringlich. »Sie müssen sofort verschwinden! Wir können uns später ausführlich unterhalten.«
Langdon hörte Sophie wie von ferne. Flucht kam für ihn nicht in Frage. Er war bereits woanders, an einem Ort, wo uralte Geheimnisse aus dem Reich der Schatten an die Oberfläche durchzubrechen suchten.
Wie in Zeitlupe wandte er den Kopf und betrachtete im rötlichen Zwielicht die Mona Lisa.
Die fleur-de-lis … die Blume der Lisa … die Mona Lisa.
Alles stand in einem Zusammenhang. Es war eine lautlose Symphonie, in der die tiefsten Geheimnisse der Prieuré de Sion und Leonardo da Vincis zusammen erklangen.
Ein paar Kilometer weiter blickte der Fahrer eines Sattelschleppers fassungslos in den Lauf einer vorgehaltenen Pistole. Dann hörte er den Capitaine der Staatspolizei einen gutturalen Schrei ausstoßen und sah ihn wutentbrannt ein Stück Seife in die trüben Fluten der Seine schleudern.