»Monsieur Vernet!« Erleichtert vernahm der Nachtmanager der Zürcher Depositenbank die Stimme seines Vorgesetzten am Telefon. »Wo stecken Sie denn? Die Polizei ist hier, alles wartet auf Sie!«
»Ich habe ein kleines Problem«, sagte Vernet. Seine Stimme klang nasal. »Ich brauche sofort Ihre Hilfe.«
Du hast mehr als ein kleines Problem, dachte der Nachtmanager. Die Polizei hatte die Bank völlig abgeriegelt, und der Capitaine war angeblich mit dem Durchsuchungsbefehl unterwegs.
»Was kann ich für Sie tun, Monsieur?«, fragte der Nachtmanager.
»Es geht um Geldtransporter Nummer drei. Ich muss wissen, wo er sich befindet.«
Der Manager ging verwundert den Lieferplan durch. »Das Fahrzeug steht hierbei uns. Unten in der Ladebucht.«
»Da steht es leider nicht mehr. Es wurde von den beiden polizeilich gesuchten Verdächtigen gestohlen.«
»Was? Wie sind die denn hinausgekommen?«
»Ich kann am Telefon nicht in die Einzelheiten gehen, aber die Situation hat sich leider in eine Richtung entwickelt, die unserer Bank gefährlich werden könnte.«
»Was soll ich tun, Monsieur?«
»Ich möchte, dass Sie den Transponder des Fahrzeugs aktivieren.«
Der Blick des Managers schweifte zur Kontrolltafel des LoJack-Systems an der anderen Wand. Wie die meisten für Werttransporte eingesetzten Fahrzeuge waren auch die Transporter dieser Bank mit einem ferngesteuerten Transponder ausgerüstet, der per Funksignal von der Bank aus aktiviert werden konnte. Nach einer Fahrzeugentführung hatte der Manager dieses System bislang nur ein einziges Mal benutzen müssen, und es hatte tadellos funktioniert – der Standort des Fahrzeugs und seine Bewegungskoordinaten waren einwandfrei an die Fahndungszentrale übertragen worden. Der Manager hatte allerdings den Eindruck, dass seinem Chef heute Nacht ein diskreteres Vorgehen lieber gewesen wäre. »Ich brauche Sie ja nicht darauf aufmerksam zu machen, Monsieur Vernet, dass durch die Aktivierung des Transponders automatisch auch die Polizeibehörden darüber informiert werden, dass wir ein Problem haben.«
Vernet schwieg ein paar Sekunden. »Ich weiß«, sagte er dann. »Tun Sie's trotzdem. Transporter Nummer drei. Sobald Sie den genauen Standort des Fahrzeugs haben, geben Sie ihn mir bitte sofort durch. Ich bleibe in der Leitung.«
»Jawohl, Monsieur. Habe verstanden.«
Vierzig Kilometer entfernt und dreißig Sekunden nach diesem Gespräch nahm ein winziges elektronisches Kästchen, das sich unter der Karosserie des Geldtransporters befand, leise summend den Betrieb auf.