14. KAPITEL

»Wo ist Langdon?«, fauchte Fache, als er die Einsatzzentrale betrat, und blies den letzten Rauch seiner Zigarette durch die Nasenlöcher.

»Immer noch auf dem Klo, Monsieur.« Leutnant Collet hatte bereits mit dieser Frage gerechnet.

»Der Mann braucht ja eine Ewigkeit«, murrte Fache.

Er betrachtete über Collets Schulter hinweg den roten Punkt. Collet konnte die Rädchen in Faches Gehirn surren hören. Sein Chef kämpfte mit dem Verlangen, zu den Toilettenräumen zu gehen und nachzusehen. Im Idealfall wurden einer überwachten Person Zeit und Bewegungsfreiheit in Hülle und Fülle gewährt, um den Verdächtigen in trügerischer Sicherheit zu wiegen. Langdon musste aus eigenen Stücken zurückkommen. Aber trotzdem – er war jetzt schon zehn Minuten fort.

Zu lange.

»Könnte er was gemerkt haben?«, wollte Fache wissen.

Collet schüttelte den Kopf. »Wir sehen immer noch kleine Bewegungen innerhalb der Herrentoilette, also muss der Sender noch am Mann sein. Wenn er den Knopf gefunden hätte, hätte er ihn weggeworfen und abzuhauen versucht.«

Fache sah auf die Uhr. »Also gut.« Dennoch schien ihm irgendetwas zu schaffen zu machen.

Collet spürte, dass sein Capitaine unter einer untypischen Spannung stand. Fache, der gewöhnlich auch unter Stress souverän und kühl handelte, schien heute Nacht gefühlsmäßig stark engagiert zu sein – als würde es sich um eine persönliche Angelegenheit handeln.

Kaum verwunderlich, dachte Collet. Fache braucht dringend einen Erfolg. In jüngster Zeit waren Faches aggressive Ermittlungstaktiken, sein Kleinkrieg mit mächtigen ausländischen Botschaften und seine maßlosen Budgetüberschreitungen für die Beschaffung modernster Technologien ins Kreuzfeuer der Kritik von Seiten seines vorgesetzten Ministeriums und der Medien geraten. Wenn ihm heute Nacht eine auf Hochtechnologie gestützte spektakuläre Verhaftung eines Amerikaners gelang, dürften seinen Kritikern auf absehbare Zeit der Wind aus den Segeln genommen und Faches Job noch für die paar Jahre gesichert sein, bis er sich mit einer großzügig bemessenen Pension in den Ruhestand zurückziehen konnte.

Und die Pension wird er brauchen, dachte Collet. Faches Begeisterung für die neuen Technologien hatte ihm nicht nur beruflich geschadet, sondern auch privat. Es wurde gemunkelt, Fache hätte vor ein paar Jahren sein gesamtes Vermögen in den Neuen Markt investiert und alles bis auf das letzte Hemd verloren. Und Fache ist ein Mann, der nur teure Hemden trägt.

Aber heute Nacht war noch genug Zeit. Sophie Neveus ungelegener Auftritt war zwar störend gewesen, aber letztlich belanglos. Sie hatte sich inzwischen verzogen. Und Fache hatte immer noch einige Asse im Ärmel. Als Nächstes würde er Langdon damit konfrontieren, dass das Opfer seinen Namen auf den Boden geschrieben hatte: P.S. Robert Langdon suchen. Die Reaktion des Amerikaners auf dieses kleine Detail würde bestimmt sehr aufschlussreich werden.

»Capitaine«, rief ein Beamter von der anderen Seite des Raumes herüber, »ich glaube, Sie sollten dieses Gespräch annehmen.« Mit besorgter Miene hielt er einen Telefonhörer hoch.

»Wer ist dran?«, wollte Fache wissen.

»Der Chef unserer Dechiffrierabteilung.«

»Was ist denn los?«

»Es geht um Sophie Neveu. Da stimmt was nicht.«

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