24. KAPITEL

Silas betrachtete den langen massiven Schaft des Obelisken in Saint-Sulpice. Seine Nerven waren aufs Äußerste gespannt. Noch einmal vergewisserte er sich, ob er tatsächlich allein war. Dann kniete er vor dem Sockel des Obelisken nieder – nicht aus Frömmigkeit, sondern weil es unumgänglich war.

Der Schlussstein ist unter der Rosenlinie versteckt.

Am Sockel des Obelisken in Saint-Sulpice.

Alle vier Brüder hatten es übereinstimmend gesagt. Auf den Knien liegend ließ Silas die Hand über die Platten des Steinbodens gleiten. Nirgendwo fand sich eine Ritze oder eine Markierung, die auf eine herausnehmbare Platte hingedeutet hätte. Silas begann, an der Messingschiene entlang die Platten abzuklopfen. Ganz nahe am Obelisken klang es plötzlich merkwürdig hohl.

Ein Hohlraum unter den Bodenplatten!

Silas lächelte. Seine Opfer hatten ihn nicht belogen. Er stand auf. Sein Blick suchte den geweihten Kirchenraum nach etwas ab, womit er der Steinplatte zu Leibe rücken konnte.


Hoch oben auf der Empore unterdrückte Schwester Sandrine einen entsetzten Aufschrei. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Der mysteriöse Mönch vom Opus Dei hatte Saint-Sulpice zu einem ganz bestimmten Zweck aufgesucht.

Zu einem geheimen Zweck.

Du bist nicht die Einzige, die ein Geheimnis mit sich trägt, dachte sie.

Schwester Sandrine Bieil war nicht nur die Verweserin der Kirche. Sie war auch eine Wächterin. Und in dieser Nacht war das uralte Räderwerk in Gang gekommen. Das Eintreffen dieses Fremden am Fundament des Obelisken war ein Signal für die Bruderschaft.

Ein lautloses Alarmsignal.

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