75. KAPITEL

Als Aringarosa sein zweites Gespräch mit Bezu Fache beendet hatte, blitzte unter der gecharterten Maschine das Lichtermeer Monacos auf. Aringarosa griff wieder nach einer Tüte und erbrach sich.

Wenn nur endlich alles vorbei wäre.

Faches neuestem Lagebericht zufolge schien alles aus dem Ruder zu laufen; in dieser Nacht schien aber auch gar nichts nach Plan gegangen zu sein.

Was ist nur los? Wo hast du Silas hineinmanövriert? Wo hast du dich selbst hineinmanövriert!

Auf wackligen Beinen ging Aringarosa zum Cockpit. »Wir müssen unser Ziel ändern.«

Der Pilot blickte über die Schulter und lachte. »Das soll wohl ein Witz sein.«

»Nein. Ich muss so schnell wie möglich nach London.«

»Das ist ein Charterflug, kein Taxi.«

»Ich werde Sie natürlich großzügig dafür bezahlen«, sagte Aringarosa. »Wie viel verlangen Sie? London liegt nur eine knappe Flugstunde weiter nördlich, und den Kurs brauchen Sie auch kaum zu ändern, also … «

»Das ist keine Frage des Geldes. Das Problem liegt ganz woanders.«

»Ich biete Ihnen zehntausend Euro. Jetzt sofort.« Der Pilot drehte sich um und blickte Aringarosa verwundert an. »Wie viel? Sie als Priester laufen mit so viel Geld herum?«

Aringarosa holte aus seinem schwarzen Köfferchen in der Kabine ein Schriftstück und hielt es dem Piloten hin.

»Was ist das?«, wollte der Pilot wissen.

»Eine Inhaberobligation der Vatikanbank über zehntausend Euro.«

Der Pilot machte ein skeptisches Gesicht.

»Das ist so gut wie Bargeld.«

»Nur Bargeld ist Bargeld«, sagte der Pilot und winkte ab.

In Aringarosa stieg Verzweiflung auf. Halt suchend lehnte er sich gegen die Cockpittür. »Es geht um Leben und Tod. Ich muss unbedingt nach London. Sie müssen mir helfen.«

Der Pilot deutete auf Aringarosas goldenen Ring. »Sind die Brillanten echt?«

Aringarosa blickte auf seinen Bischofsring. »Davon kann ich mich unmöglich trennen.«

Der Pilot zuckte die Achseln und wandte sich wieder seinen Instrumenten zu.

Aringarosa betrachtete den Ring. Tiefe Trauer überkam ihn. Doch alles, wofür dieser Ring stand, war ihm ohnehin schon so gut wie abhanden gekommen. Zögernd streifte er den Ring vom Finger und legte ihn behutsam auf den Rahmen der Instrumententafel. Dann verließ er das Cockpit und ließ sich in seinen Sitz sinken.

Fünfzehn Sekunden später spürte er, wie die Maschine ein paar Grad nach Norden schwenkte.

Aringarosas Freude hielt sich in Grenzen.

Es hatte als Kampf für eine heilige Sache begonnen, als brillant eingefädelter Coup, jetzt fiel alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen … und ein Ende war noch nicht abzusehen.

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